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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1924
- Strukturtyp
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- 1924-07-23
- Erscheinungsdatum
- 23.07.1924
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- Deutsch
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9830dörlenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .V 171. 23. Juli 1924. manches Herzenswunsches zu verzichten. Auch Ihnen wird das Leben wahrhaftig nicht leicht gemacht; aber Sie sehen doch den Wieder aufstieg vor sich, vermögen wieder mit gesunden, sicheren Zahlen zu rechnen, können sich vor allem körperlich und geistig srci im freien Lande bewegen und haben Ihre wieder ganz sriedensmäßig pünktlichen und raschen Bezugs- und Zahlnugsmöglichkcitcn. Den Kol legen im besetzten Gebiet ist dies bessere Los leider nicht beschieden und uns im Saargcbiet erst recht nicht. Unserem Beznge vorn rechtsrheinischen Muttcrlande werden die größtmöglichen Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Eine neue hindernde Bestimmung jagt die andere. Bor knapp einem Jahre wurde uns gegen den Willen der Bevölkerung und unter dem Widerspruch unserer Landesver- trctung, die leider nur beratende, aber nicht beschließende Befugnis hat, also eigentlich machtlos ist, der französische Franken als allein gültige Währung aufgezwungen. Wir standen damals, als unser Markvermögen immer wertloser wurde und schließlich gleich null war, auf demselben Standpunkt wie Sie im Reiche bei der Einführung der Goldmark, nur mit dem Unterschied, daß, während die Goldmark sosort eine stabile Währung wurde, der Franken immer mehr zu sinken begann und uns wieder aus denselben Leidensweg brachte, den wir schon einmal mit der Mark durchgemacht haben. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich nicht alle unsere Schmerzen und Nöte aufzählen! Es würde zu weit führen und Sie ermüden. Wir versuchen durch einen von Zeit zu Zeit festgestcllten Multiplikator den Valutaverlusten nach Möglichkeit zu entgehen; allein es konimen doch sehr häufig große Spannungen vor von 20, 30 bis SO, sogar bis 100 Prozent in kurzen Zeiträumen. Denen nachzugehen gestatten uns unsere Wuchcrgesctzgebung, die Sonder- kommission und die Oberprcisprüfungskommission nicht. Sie stellen sich auf den Standpunkt: Das deutsche Buch ist zu teuer, die Verhältnisse des Saargebietes liegen nicht so, daß es sich die deutschen Bücherprcise leisten kann, und der Buchhandel im Saargebiet hat deshalb die Pflicht, die Preise niedriger zu stellen. Also gerade das, was uns ganz unmöglich ist, wird von uns verlangt. Unsere großen Sonderausgaben, die wir drüben im Saargebiet haben, werden nicht als solche anerkannt. Unsere Belieferung ist auch sehr schwierig. Wir sind selbstverständlich fast aus- schließlich aus den Bezug durch Kreuzbänder angewiesen. Selbst diese Kreuzbänder laufen vier bis fünf Tage, bis sie zu uns kommen. Postpakete dauern mindestens vier, süuf, sechs Wochen und Mehr. Außerdem geht von den Sendungen manches verloren, kommt ent weder gar nicht zu uns oder erst nach langen Verspätungen. Bahnsendungen sind überhaupt nicht möglich; denn die ganzen Bahn sendungen und der Frachtverkchr haben sich aus eine Linie verstockt, und da ist kein Durchkommcn, sodaß cs vorkam, daß Sendungen anderthalb Jahr unterwegs waren. Wir müssen uns mit dem Mnltiplikator nach dem augenblicklichen Frankenstande richten, und ist der günstiger geworden — das heißt sür den Franken —, so müssen wir natürlich mit unserem Multiplikator heruntergehen. So kam und kommt es häufig vor, daß wir Bücher, die wir viel höher bezahlt haben — etwa mit 1 zu 7, sogar l zu 8 (also sür eine Gold mark 8 Franken) —, nach kurzer Zeit bei günstigerem Stande des Frankens mit 1 zu 4 verkaufen mußten, also den ganzen Verlust dieser Spanne zu tragen haben. Das Gesetz gibt uns nicht die Handhabe, diese Verluste auszugleichcn oder uns zu ersparen. Am 10. Januar 1S2S geht das Saargebiet laut Versailler Vertrag an die Zollunion Frankreichs über. Von diesem Zeit punkte an sind wir überhaupt wirtschaftlich von unserem deutschen Vaterlande vollständig abgcschnitten. Nun besagt Wohl der fran zösische Zolltarif, daß gedruckte Bücher zollfrei sein sollen, wie cs ja bisher stets internationaler Brauch war: die. Bücher waren immer zollfrei. Aber es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß diese Bestimmungen eines Tages aus politischen Gründen für das Saar gebiet umgeändert werden und daß auch die deutschen Bücher unter Zoll fallen. Bilderbücher, Alben, Briefmarkenalben und derartige Bücher, auch Lehrmittel sind nicht zollsrei. Ich möchte unsere vielfachen Nöte und Wünsche dem Buchhandel und namentlich den Herren Verlegern ans Herz legen und möchte sie bitten, doch mit uns einig zu gehen, unsere Wünsche nach Möglichkeit zu erfüllen und uns in weitestgehendem Maße entgegenzukommen. Wir haben bei den mehrfachen Besprechungen in den letzten Tagen Wohl gemerkt, daß hier ein warmes Herz für uns schlägt und daß die Herren Verleger uns gern helfen wollen, wenn sie einen Weg finden. Aber der gute Wille muß auch zur Tat werden. Wir müssen Sic bitten, auch Ihre ausübenden Organe, Auslieferung und Expedition, daraus hinzuweisen, daß die Vergünstigungen, die Sie uns eventuell zuteil werden lassen können, auch durchgcführt werden. Ich möchte nur einige Punkte an geben. (Zuruse. — Vorsitzender: Geben Sie sie schristlich!) — Da es nicht gewünscht wird, werden wir uns erlauben, sie schristlich zu übergeben. -Lebhaftes Bravo!) Meine Damen und Herren, lassen Sic mich aber schließen mit einem kleinen Spruche, den ich schon einmal in Stuttgart unseren süddeutschen Verlegern und Kollegen zugerufen habe: Und trennt uns fremde Schranke , Und sremdes Flaggentuch, U Uns eint der deutsche Gedanke, Uns eint das deutsche Buch Und Kunst und deutsches Wissen Und deutsches Lied und Wort: Das Band wird nie zerrissen, Das bindet ewig fort! Aus deinem Schoß geboren, Aus deinem Haus verbannt, Gib nimmer uns verloren, Du liebes Vaterland! -Stürmisches Bravo und Händeklatschen.) Vorsitzender Hofrat vr. Arthur Meiner -Leipzig): Meine Damen und Herren, Sie haben die Klagen aus Deutschs Polen und aus dem Saargcbiet vernommen. Ich bin sicher, daß die Verleger tun werden, was in ihren Kräften steht, um den dorti gen Kollegen den Verknus deutscher Bücher zu erleichtern. Wegen der Einzelheiten finden ja morgen noch Verhandlungen mit dem Vertreter des Saargebiets statt, und wir werden dann das Nähere hören und verabreden. — So können wir Wohl auch diesen Punkt nunmehr verlassen? Am Ende unseres Geschäftsberichts sind die Todesfälle angegeben: die Namen all der lieben und verehrten Kollegen, die in diesem Jahre von uns gegangen sind. Unter ihnen will ich nur folgende Namen hervorhcben: Herr Sicgismund Theising in Münster i. W., Herr vr. Walter de Gruyter in Berlin, Herr Hugo Heller in Wien, Herr Hermann Lazarus in Berlin, Herr Adolf Schnitze in Münster, Herr Emil Opitz in Güstroiv, Herr Karl Koch in Nürnberg, Herr Geheimer Kommerzienrat vr. Oskar Beck in München, Herr Gustav Löfslcr in Riga, Herr Kommerzienrat Alfred Bonz in Stuttgart, Herr Hans von Weber in München. Ihnen sind noch anzuschlicßen Herr Hermann Ercdncr, der Leipziger Buchhändler, der aber zuletzt nicht mehr unser Mit glied war, nnd Herr vr. Georg hirzel, der vorigen Mittwoch plötzlich verschieden ist. Einen oder einige aus der Zahl der Genannten noch besonders hervorzuheben, weil sie in näheren Beziehungen zum Vorstande des Börsenvercins oder zu seinen Ausschüssen gestanden haben, möchte ich mir versagen, um nicht die anderen damit zurückzusctzen. Wir vermissen die verehrten Kollegen alle; aber ich bin sicher, daß Sie wie wir ihnen ein dankbares Andenken bewahren werden. Zum Zeichen dessen bitte ich Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben. -Geschieht.) — Ich danke Ihnen.
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