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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-07-23
- Erscheinungsdatum
- 23.07.1924
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
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> 171, 23. Juli 1924. RedaktiomUrr Teil. Lörfenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 9827 dazu schwierige juristische Feststellungen nötig sind; aber das wollen wir doch als ehrliebende Buchhändler erklären, und das sind wir den Männern schuldig, deren Bildnisse hier aus uns herabschauen, daß wir weit davon entsernt sind, die Händler niit Schinutzware und die Verfasser zweideutiger Anzeigen als unsere Kollegen zu betrachten. (Zustimmung.) Und nun noch ein kurzes Wort! In den Anzeigen des Börsenblattes machen sich in unangenehmer Weise auch immer wieder die Anzeigen französischer Literatur bemerkbar. Meine Herren, stellen Sie sich vor, daß deutsche Soldaten aus französischem Boden die gemeinen Schandtaten ungestraft begehen würden, die wir uns auf deutschem Boden von französischen Soldaten gefallen lassen müssen; glauben Sie, daß ein französischer Verleger es riskieren würde, deutsche Werke in einer solchen Menge, wie es hier mit fran zösischen Werken geschieht, dem französischen Publikum zu unterbreiten? Ich glaube, diese Frage stellen heißt sie beantworten, und ich kann das Sortiment nur herzlich bitten, die Anzeigen derjenigen Verleger, die glauben, sie könnten ohne die französische Literatur nicht auskommen, nicht zu beachten und die Herren lieber auf ihren Vorräten sitzen zu lassen. (Lebhaftes Bravo!) Etwas mehr deutsches Rückgrat! Das wünsche ich dem deutschen Buchhandel, auch auf die Gefahr hin, daß man uns mit dem beliebten Schlagwort »natio nalistisch« nennt. (Stürmisches Bravo und Händeklatschen.) Ernst Fischer (Hamburg): Meine sehr geehrten Damen nnd Herren! Ihr Beifall, den Sie Herrn Schnabel gespendet haben, hat gezeigt, daß man über den Geschmack in bezug auf die Schönheit eines Gesichtes geteilter Meinung sein kann. Der Verband Evangelischer Buchhändler ist allerdings nicht mit Herrn Schnabel der Meinung, daß das Gesicht des Börsenblattes in der letzten Zeit sich verschön! hätte. Herr Or. Ruprecht hat Ihnen in beredten Worten vorhin das wahre Gesicht des Börsenblattes bzw. seiner An zeigen gezeigt. Das Gesicht des Börsenblattes hat zwei Seiten: die eine Seite sind die Anzeigen, die andere Seite ist der redaktio nelle Teil, und diese beiden Seiten des Gesichtes unseres Börsenblattes sehen einander ost durchaus nicht ähnlich. Im Anzeigenteil wird sehr ost dem, was im redaktionellen Teil gesagt bzw. zwischen den Zeilen gesagt wird, ins Gesicht geschlagen. Wir haben uns einmal den Spaß gemacht, ein Bilderbuch zusammenzukleben, das die Anzeigen zeigt, die wir in den letzten Monaten als solche be merkt haben, die nicht in das Börsenblatt gehörten, und wem es Spaß macht, dem stelle ich dieses Bilderbuch gern zur Versügung. Wir haben in den letzten Wochen des großen KönigsbergerS Immanuel Kant gedacht, nnd da ist mir ein Wort von ihm ins Gedächtnis gekommen: »Alles Gute, das nicht auf die sittliche, gute Gesinnung geprüst ist, ist nichts als Schein nnd schimmerndes Elend.« Meine Damen und Herren, ich habe zwar schon graue Haare — ich habe schon fünf Jahrzehnte ans dem Rücken—. aber ich stehe Mitten in der Jugend drin, und ich sehe unsere Jugend und sehe die große Gefahr, in der sich unsere Jugend befindet. (Sehr rich tig !) Ich habe oft, wenn ich morgens das Börsenblatt in die Hand bekam, erst Seiten herausnehmen müssen, bevor ich es wagte, das Börsenblatt an meine jungen Damen und jungen Herren im Geschäft weiterzugeben. (Lebhafte Zustimmung, — Ruse: Na! na!) — Meine Damen und Herren, nennen Sie mich, wie Sie wollen; schelten Sie mich einen prüden Bananscn; schelten Sie mich eng herzig und beschränkt! Wenn Sie je einmal die traurigen Folgen der jetzt so beliebten Nacktkultur gesehen hätten, dann würden Sic vielleicht anders denken. Aber diese Nacktkultur tritt ja nicht nur in den Schulen, nicht nur aus Tanzböden, nicht nur in den Ferienlagern und sonst wo auf, sondern auch im gedruckten Wort und im Bild und wer weiß wo. Meine Damen und Herren, gibt es etwas Schöneres als den menschlichen Körper, das Ebenbild Gottes, das aus der Hand des Schöpfers hervorgegangcn ist, und cs ist — ich gebe cs gern zu — ein schöner Idealismus, dem Kult dieser Schönheit und Freude an: Ebenbilde Gottes zu dienen. Mer es gibt einen zwicsältigen Dienst; es gibt auch einen Dienst aus schnöder Gewinnsucht, aus schnöder Sucht, durch die Erotik Geld zu verdienen, und diejenigen, die diese Gewinnsucht in bezug auf diesen Kult der Schönheit haben, hat Herr vr. Ruprecht eben niit beredten Worten abgelehnt und ge kennzeichnet. Wir, die wir in der Jugendbewegung stehen, die wir uns verantwortlich wissen für unsere deutsche Jugend, für unser dentsches Volk — denn aus unserer Jugend soll sich ja doch unser deutsches Volk wieder aufbaucn —, wir sind oft mit tief erschüttertem Herzen vor der Tatsache gestanden, daß — Gott sci's geklagt, ich muß es sagen — der Buchhandel eine ungeheuer schwere Verant wortung aus sich lädt durch die Art und Weise der Verbreitung solcher Literatur und Kunst (Sehr richtig!), und, meine Damen und Herren, ich will heute nichts weiter, als Ihnen, als ein Vertreter der Jugend selbst mit grauen Haaren, diese Verantwortung ins Gewissen schieben. (Bravo!) Und nun lassen Sie mich schließen mit den Worten unseres allqeliebten Wilhelm Raabe: Ans Werk, ans Werk, niit Herz und Hand, Zu kaum das Haus, das Vaterland! O bietet die Herzen, o bietet die Hand, Daß sich hebe der Herd im Vaterland! Ans Werk, ans Werk! Es ist Gottes Will', Weh' dem, der dem Ruse nicht folgen will! (Lange anhaltendes stürmisches Bravo und Händeklatschen.) Fritz Schnabel (Prien): Ich möchte nur einen Irrtum richtigstellen, der dem Herrn Vorredner untergelaufen ist. Sie haben mich nämlich nicht ganz verstanden. Es ist selbstverständlich, daß ich, der ich der Jugendbewegung nahestehe, dabei bin, wenn es heißt, die Rechte der Jugend zu vertreten. 'Es ist also selbstredend, daß auch ich den beiden Vorrednern mit ganzer Seele zu- stinimc. (Lebhaftes Bravo.) Meine Damen und Herren, was ich vorhin sagen wollte, das bedeutete: »Sehen Sie sich das typo graphische Gesicht des Börsenblattes an!«. Meine Mahnung wandte sich an die Verleger. Das typographische Gesicht des Börsen blattes hat sich gewandelt. Wir sind der langweiligen Anzeigen müde. Wir wollen ein anderes Gesicht haben; wir wollen gepackt werden durch die Werbung. Ich habe zur Werbung gesprochen. Uber den sittlichen Inhalt des Börsenblattes zu urteilen, dazu bin ich nicht befugt, und ich möchte es auch hier einmal ganz klar aussprcchen, daß es furchtbar schwer ist, den Zensor zu spielen für das, was im Börsenblatt veröffentlicht werden darf oder nicht. Wenn der Ausschuß für das Börsenblatt sich die Inserate vorlegen läßt und alles ausschließt, was ihm bedenklich erscheint, brauchen wir uns den Kopf nicht zu zerbrechen. Aber wer da glaubt, daß die deutsche Jugend von irgendeinem Inserat, von einem Buche, das die niederen Instinkte auskitzelt, verdorben werden könnte, der kennt die deutsche Jugend nicht. (Händeklatschen. — Rufe: Oho!) — Meine Herren, Sie urteilen so gern über die deutsche Jugend; ja, kennen Sie sie denn? Nein! Sie würden anders urteilen! Sind Sie denn einmal dabei gewesen, wenn junge Menschen zusammenkommen, frisch, fröhlich und frei von allen niederen Instinkten? Lassen Sie ruhig den Ausschuß sül das Börsenblattseine Pflicht tun; ich glaube, dann ist die Jugend geschützt und das Alter auch. (Lebhaftes Händeklatschen.) Heinrich Boysen (Hamburg): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich will nicht von dem sittlichen oder unsittlichen Buche sprechen, sondern ich möchte Sie mit etwas bekannt machen, was wir in Hamburg vor zwei Jahren eingerichtet haben. Wir haben in Hamburg von der Detaillistenkämmer aus den Kamps gegen die Feindbundware ausgenommen. Wir haben damals Pla kate verbreitet, die lauteten: »Kaust keine Feindbundwaren!« und an dieses Wort: »Kaust keine Feindbundwaren!« möchte ich alle die jenigen Herren erinnern, die es für nötig halten, uns mit den Übersetzungen von Büchern unserer Feinde zu beehren. (Sehr richtig!) VSrsrnblatt s. den Deutschen Buchhandel. 81. Jahrgang. 1279
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