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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.06.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.06.1889
- Sprache
- Deutsch
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18890605
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Amtlicher Teil. 2943 ^ 129, 5. Juni 1889. bnchhandcl ist im Laufe der letzten Jahre so vielfach in Anspruch genommen und in Unruhe versetzt worden, daß sich jetzt vielfach die Stimmung geltend macht: ach, wir sind des Treibens müde; es führt ja am Ende doch zu nichts, wir möchten einmal Ruhe haben . Aber, meine Herren, diese Verleger täuschen sich; die Frage, die uns beschäftigt, ist schon seit einem halben Jahrhundert ans der Tagesordnung. Sie ist nur immer akuter geworden durch die Verhältnisse, und sie wird nicht verschwinden, wird immer wiedcrkehren, bis sie gelöst, bis die unseren Sortimentsbuchhandel durchseuchende Rabattkrankheit ihr unheilvolles Werk vollbracht oder in irgend einer Weise geheilt oder doch wesentlich gebessert ist. Ehe das geschieht, werden wir keine Ruhe haben. Als ich mich für die vorjährige Einweihungsrede in diesem Hause vorbereitete, habe ich mich in der Geschichte des Buchhandels — allerdings nicht so tief zurück, wie unser hochverehrter Kollege Herr IW. Kirchhofs aber doch in den letzten fünfzig Jahren - umgesehen. Ich habe bemerkt, daß diese Frage immer mit "elementarer Gewalt wieder auftanchtc. Ein Anlauf wurde gemacht, er mißglückte, die Verleger glaubten Ruhe zu haben; aber nach einigen Jahren kamen die Krankheitscrscheinnngen stärker wieder zum Vorschein und nötigten den Börsenverein, sich wieder mit der Frage zu beschäftigen. Deshalb, meine Herren, glaube ich auch, daß diejenigen Verleger nicht recht habe», welche denken: wenn die Sache jetzt und besonders durch eine Ucberrnmpelnng, ans der Welt geschafft würde; —- aber der Ausdruck ist vielleicht nicht richtig, ich will sagen: in dieser Schnelligkeit ans der Welt geschafft würde — so würden sie Ruhe bekommen. Meine Herren, ich glaube das nicht; ich glaube, wie gesagt, daß die Unruhe nicht aufhört, bis entweder die Krankheit geheilt ist, oder aber der Provinzial-Sortimentsbnchhandcl seine lange Agonie beendet haben wird. Meine Herren, dann werden neue Gebilde kommen; der deutsche Buchhandel wird ja deshalb nicht nntergehen Aber ob diese neuen Gebilde, welche dann mit Naturnotwendigkeit kommen müssen, zum Heile des deutschen Buchhandels sind, das möchte ich bestreiten (Sehr wahr!) Meine Herren, nach meiner festen Ucberzcngnng, für die ich lebe und sterbe, ist diese gegenwärtige Organisation des deutschen Buchhandels die' allerbeste zu seinem eigenen Heile und zum Heil unserer Littcratnr. (Bravo!) Wir würden ungemein verlieren an Bedeutung nach allen Richtungen hin, wenn diese Organisation vernichtet und an deren Stelle jener Buchhandel auftretcn würde, den wir in Frankreich und England kennen. (Bravo!) Deshalb meine Bestrebungen in dieser Richtung, welche nie ermatten werden, so lange mir meine Kräfte bleiben. (Anhaltender Beifall.) Meine langjährigen Mitarbeiter und Freunde hier am Vorstandstische dürfen mir glauben, daß es mir halt au- gekvmmcn ist, nachdem ich jahrelang so oft an ihrer Seite und in ihrem Namen und Sinne gesprochen habe, heuw gegen sic zu sprechen. Es war nicht zu umgehen. Es war eine Notwendigkeit. Ich war es der Sache schuldig. Ich bin dabei der Ueberzeügnng, daß sic durchaus in bester Absicht gehandelt haben. (Bravo!) Bei jedem einzelnen von ihnen ist es ausgeschlossen, daß er nicht glaubte richtig und zum Heile des Ganzen vorzugehen. Diese Ueberzeügnng hat mich keinen Augenblick verlassen, und ich halte darauf, ihr hier einen feierlichen Ausdruck zu geben. Aber, meine Herren, meine früheren VorstandSkvllcgen haben sich schwer geirrt, und wenn sic, wie ich höre, für den Beweis der Satzungsmäßigkeit des von ihnen bcfchrittene» Weges ein paar Gutachten bcigebracht habe»; sie werden dadurch in niemandem die Ueberzeügnng wankend machen, daß in der That der Weg, den sie eingeschlagen haben, nicht der richtige ist. Ich bitte also meine ver ehrten früheren Kollegen, mir das, was ich ihnen heute notgedrungen sagen mußte, nicht zu verübeln und besonders über zeugt zu sein, daß ich immer fortfahrcn werde, ihre Personen aufs höchste zu schätzen. (Langanhaltendcr Beifall.) Vorsitzender Herr Parey: Meine hochverehrten Herren! Ich knüpfe an an die letzten Worte des Vorredners, und spreche vor der Versammlung folgendes aus: Es ist dem Vorstand im Laufe dieses grauenvollen Jahres nichts an Widerwärtigkeiten erspart worden. Mündlich, in Briefen mit Namensnnterschrift, und in anonymen Briefen, denen gegenüber man nur noch die Empfindung des Ekels haben konnte, ist der Vorstand angegriffen worden. Aber, meine Herren, das bitterste, was dem Vorstand begegnet ist, ist doch diese Stunde, in der mein Vorgänger uns — allerdings mit der Zugabe, er sei überzeugt, daß wir nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben — in solcher Weise angriff. Meine verehrten Herren, ich konstatiere zunächst sachlich, gegenüber den Ausführungen des Herrn Kröner, daß der Vorstand nicht von sich ans den Versuch gemacht hat, einen Einheitsrabatt von 5 Prozent einzuführen, sondern daß er dazu ver anlaßt war durch einen Antrag von 15 Vereinen, und der Vorstand ist auch heute noch überzeugt, daß, wenn er jenen Versuch nicht gemacht hätte, man ihm die bittersten Vorwürfe gemacht haben würde. Und, meine hochverehrten Herren, ich nehme für den Vorstand in Anspruch, mehr wie jeder von Ihnen für die Reduzierung des Rabatts gerade in der Pro vinz gearbeitet zu haben. Ich habe, meine'Herren, bis zum 3. Mai für Ihr Interesse gearbeitet, solange wie ein Faden an mir war, und jetzt, nachdem wir pflichtmäßig den Beschluß gefaßt haben, der uns zwingt zu sagen: die Fortsetzung dieses Weges ist unmöglich, jetzt tritt die Versammlung uns in dieser Weise entgegen! — Meine Herren, was ist denn der Grund, warum wir sagen: bis hierher und nicht weiter? Meine Herren, ich bedauere, daß ich die Ohnmacht der Maßregeln jetzt offen vor der Hauptversammlung erörtern muß; aber ich wälze die Verantwortung ans diejenigen, welche mich dazu zwingen. (Sehr richtig! Bravo!) Meine Herren, die Maßregel 1., die dem Vorstand zur Verfügung steht, um ein Mitglied oder Nichtmitglied zur Unterwerfung zu zwingen, ist die Entziehung des Börsenblatts. Nun, meine Herren, Sie werden doch nicht im Ernst glauben, daß die Herren Mayer L Müller nicht regelmäßig wie früher ihr Börsenblatt morgens auf dem Pulte finden? Wir haben 900 Nichtmitglieder als Abonnenten des Börsenblattes, und haben auch so viele Mitglieder, welche anderer Meinung sind, daß auch voransznsetzen ist, selbst Mitglieder werden der gesperrten Firma das Börsenblatt znkommen lassen. Nummer 2 fordert Ausschließung von der Freiheit im Börsenblatt zu inserieren. Meine Herren, Sie haben gesehen, daß die Firma Mayer L Müller sich einfach eine Offerten- und Dcsidcratenliste druckt und dieselbe verbreitet. Meine Herren, je größer die Zahl der gesperrten Firmen wird, um so leichter ist dieses Verfahren, denn dann wird man ein Kollektivverfahren einrichten. (Sehr richtig!) Meine Herren, wenn in Berlin eine feste Koalition gegen den Börsenverein sich bildet, so muß ich Ihnen leider prophezeien, daß man ein Berliner Börsenblatt machen wird, dem die Inserate reichlich genug zufließen werden, und Sie werden es erleben, daß dieses Börsenblatt überall mit derselben Aufmerksamkeit gelesen wird wie das Leipziger. Ich komme zur dritten Maßregel: Entziehung des Rechtes selbständig oder durch Kommissionär' an der Bnch- hündlerbörse abzurcchnen. Meine Herren, ich will Ihnen zur Erläuterung der Wirksamkeit dieser Maßregel nur eines berichten. Ich bekam von einem Mitglied des Leipziger Kommissionärvcreins — dessen sämtliche Mitglieder, ich muß das hier aussprechen, mit der musterhaftesten Peinlichkeit, soweit der Vorstand es beobachten konnte, seinen Satzungen betreffs der
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