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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1889
- Strukturtyp
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- 1889-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1889
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- Deutsch
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zudem ja auch Schriftsteller, er erinnere nur an die heutige Tischkarte, und mancher Schriftsteller sei auch Buchhändler (letztere Beweisführung wurde seitens der Anwesenden mit nicht zu ver kennendem Jubel aufgenommen). Sei» Grundsatz sei aber »snum auigus«, er wisse für seine Person, das; die Werke des Schrift stellers im Buchhandel eine gute Heimstätte finden, dafür danke er den Verlegern, und daß sie erst durch den Buchhandel die weiteste Verbreitung finden, dafür gebühre der Dank den Sorti mentern. Einen Vorwurf müsse er aber heute dem Gcsumtbuch- haudcl und den Fcstgenosscn insbesondere machen, nämlich, daß sie vergessen haben, ein Jubelfest zu feiern, das dreizehnjährige Be stehen der Firma Bonz L Comp. Er Halle es für seine Pflicht, heute hieran zu erinern und gestatte sich, nachträglich noch den poetischen Gruß, de» er der Finna aus diesem Anlaß im Mai gesandt, zu wiederholen. Das launige Gedicht schloß mit nach folgenden Versen: »Mich! jeder erreicht zwar als Scheffel Des Erfolges gerütteltes Maß; Wir andern nehmen den Löffel Und trinken aus kleinerem Glas. Nicht jeder poetische Zieler Trifft ins Schwarze so sicher und gut Wie im bayrischen Lande der Stieler Mit seinen »drei Busch'n» am Hut. Doch wer auch im schlichten Gewände Einhcrgcht, im schwärzlichen Rock, Ter schoß mit dem Bonz im Verbände Zum mindesten nicht eine» Bock. Drum laß ich vom Maiwind zuwchcn Mir ciickn gereimten Erguß Zum drcizehnjähr'gcn Bestehen Entbiet' ich der Firma den Gruß. Wird sic fünfundzwanzig erstreben, Zählt einmal sic fünfzig der Jahr', Bring' ich — Hab' ich dann noch das Leben, . Vielleicht einen besseren dar.» Heute könne er sich nicht versagen, die anwesenden Autoren auszufordcrn, miteinzustimmen in ein Hoch auf die Firma Bonz L Conlp. im speziellen und aus alle Verleger und Sortimenter überhaupt, was auch seitens der Anwesenden freudig geschah. Herr Egon Werlitz gestand hierauf zu, daß dieses Jubi läum vou ihm allerdings übersehen worden sei, die Dreizehn sei aber eine fatale Zahl, die ersten dreizehn Jahre eine kritische Zeit; er bitte seinen Vorredner sehr, weitere zwölf Jahre hinzu- zugeben; er hoffe dann auf ein frohes Wiedersehen zum fünf- undzwanzigjährigen. Herr Detloff-Basel bat nun um das Wort: auch er habe noch etwas aus dem Herze», versicherte er, män habe heute an Kaiser und König gedacht, und da sei ihm ein dritter eingefallen, der als mächtige Stütze des Reiches gelte; meine er auch nicht die Person des eisernen Kanzlers, so sei dessen Name wohl heut zutage gleichbedeutend mit jedem Bahnbrecher auf irgend welchem Gebiete, und so wünsche er, daß dem Buchhandel sein Bis marck noch recht lange erhalten bleibe; er trinke auf das Wohl des Bismarck im Buchhandel, des Herrn Kommerzienrat Kröner. Daß dieser Trinkspruch mit allgemeiner Begeisterung ausgenommen wurde, läßt sich wohl denken, und das nachfolgende Tafellied, bezw. »Stuttgarter Graphisches AusstcÜungslicd« gab diese» Jubel in besonders nachdrücklicher Weise kund. Als hierauf von einem Ende der Tafel der Name Witter aus Kommando stürmisch gerufen wurde, da konnte sich der greise humorbcgabte Mann nicht länger zurückhalten und nun entwickelte er in fröhlichfließenden Worten eine Beredsamkeit, die sich durch die Feder nicht wiedergeben läßt, man muß sie selbst vernommen haben, diese Eingebungen des Augenblickes, um sie recht zu wür digen. Die Ausführungen des Redners gipfelten in den Worten Huttens, (er hatte kurz vor seiner Reise nach Stuttgart der Einweihung des Hutten-Sickingen-Denkmales beigewohnt): »Es ist eine Freude, jetzt zu leben.« Und wie er auf der Ebernburg an der denkwürdigen Feier sich erlabt habe, so sei auch hier in Stuttgart ein Bild vor seinen Augen erstanden in der graphi schen Ausstellung, die Macht der Einheit in der Vielheit und auch sein Herz freue sich daran und stets würden die diesjährigen Tage in Stuttgart in seiner Erinnerung fortleben. Er weihe sein Glas der Hauptstadt Schwabens, Stuttgart. Jubelnde Zurufe folgten diesen schwungvollen, von Begeisterung getragenen Worten. Einer, der bis jetzt geschwiegen und doch stets ein mit Rech) beliebter Wortführer ist, wurde nun auch durch stürmisches Ver langen wie beim Vorredner aus Kommando« zum Brechen des Schweigens gebracht, Herr Petters, der nun wohl oder übel auch seinem Schicksal verfallen war und sich mit herausfordern dem Humor darein ergab. Er wußte mit kurzen, aber desto zündenderen Worten sein Hoch »auf die deutschen Frauen« zur Geltung zn bringen. Die »Lieferungen« waren inzwischen fast alle ausgegeben und Herr Egon Werlitz nahm, nachdem das zweite Tafellied ebenfalls unter allseitiger froher Beteiligung gesungen mar, Ver anlassung, den Dichtern der beiden Festlieder den herzlichsten Dank auszusprechen, welchem von allen Anwesenden freudig bei gepflichtet wurde; zum zweiten gedachte aber der Vorsitzende eines alten regelmäßigen Besuchers der süddeutschen Buchhändler- messe, der diesmal durch Krankheit verhindert war, seinem Her zenswunsch, ihr beizuwohnen, zu folgen, des Herrn W. Meck in Konstanz. Im Namen der Versammlung ließ der Festaus schuß ein freundliches Begrüßungstelegramm an den Fernge bliebenen abgehen. Noch einmal erhob sich Herr Petters und beichtete, daß er, da er nun doch einmal als Festdichter verraten worden sei, noch andere Berse im Busen hege, nämlich die zur Ostermesse in Leipzig bereits vorgetragenen, die er gern hier wiederholen würde, wenn sie zum Besten eines wohlthätigen Zweckes honoriert werden würden. Auf dringende allseitige Zusage hörte man nun jene Flut möglicher und unmöglicher Reime, die üür eitlem so humorbegnadeten Kopfe, wie der des Herrn Petters ist, ent fließen können. Sie haben ihren Zweck erfüllt; denn die alsbald veranstaltete Sammlung trug über 170 Mark ein, die aus die Unterstützungs-Vereine in Stuttgart, Berlin und Leipzig verteilt wurden. Eine nachträglich folgende Subskription auf dieses »Meßgedichl« war gleichfalls vom besten Erfolg gekrönt, und so konnte Herr Petters die Ueberzeugung mit von der Tafel neh men, daß er's zum Besten der Notleidenden wieder einmal gut gemacht habe. Mittlerweile war die späte Nachmittagsslunde angebrochen und die Gäste zerstreuten sich teils zu kurzer Rast in ihre Behausungen, teils wurde von kleineren Gruppen in mancher Weinstube und manchem Cafs dem Festmahl eine be schauliche Betrachtung gewidmet. Die Sorgen des Vergnügungsausschusses schwanden immer mehr, als abends zur festgesetzten Stunde nach Berg zu Leuzes Jnselhotel immer mehr und mehr Festteilnehmer und vor allem auch der Jungbuchhandel Stuttgarts zogen, uni an der programm mäßigen italienischen Nacht sich zu erfreuen. Der Neckar war tags zuvor über seine Ufer getreten und noch am Morgen zwei felte man, ob Garten und Hotel überhaupt ohne Nachensahrt zugänglich seien; der gelbe Fluß zog sich aber im Laufe des Tages in sein Bett zurück, und da der Regen während der Nach mittagsstunden aushörte »Dienst zu thun«, ließ es sich auch auf den Gartenterrassen des Hotels behaglich sitzen und plaudern. Oben im Saale aber schwirrten die Geigen und klangen die Trompeten im rhytmischen Takt und lockten vor allem das junge Volk zum fröhlichen Reigen. Die Polonaise, welche die Reihe der Tänze eröffnete, zog sich vom Saal hinunter aus die Ter rasse und in den Garten, durch dessen dichtes Laubwerk die bunten Schnüre papierner Leuchten zogen, und es lag für die dahinschreitenden Paare wohl ein eigentümlicher Zauber darin, statt
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