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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1889
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1889
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- Deutsch
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Tafcllicd heißt, und die lange Reihe der Tafel wurde schließlich voll besetzt. Eine sehr angeregte Stimmung herrschte während des ganze» Abends, und Mitternacht war längst vorüber, als die letzten Gäste ihrem Obdach zuzogen. Negeuschauernd brach der große Morgen au; im Saale des Bürgermuscums nahmen die Generalversammlungen des Süd deutschen und Württembergischen Buchhändlervercius ihren Ver lauf, worüber diese Blätter schon berichteten. Nach Abwicklung der Geschäfte traf mau sich in der »Graphischen Ausstellung«, die, 4vie ja wohl bekannt, aus Anlaß des fUnfnndzwanzigjährigen Re- gierungs-Jubilänms König Karls in dem gewaltigen Bau der Gewerbehalle veranstaltet worden ist. Unter fachmännischer Füh rung wurden die einzelnen Kojen, Maschinen und Pavillons einer möglichst kurze», aber systematischen Besichtigung unterzogen, die »Zeitvcrhältnisse« ließen eben ein langes Verweilen in dem Ausstellungsräume nicht zu, und als ein Trompetenstoß durch die weite Halle gellte, folgten alle seinem Ruse und stiegen hin unter in den Keller, um nach gethancr Arbeit sich zu stärken und zu neuer Thnt zu rüsten. Es ist ein «nächtiger, allerdings etwas gedrückter Raum, dort unten, geziert mit wohlgemeinten und ge reimten Wand- und Deckensprüchen; die Musik, die die Trinker erfreuen sollte, dröhnte gewaltig durch die Halle. Seinem Herzen, bezw. seiner Zunge freien Laus lassen konnte man daher nur unter Aufwendung aller Stimmmittel, und wenn die echten Bier weisen erklangen, hielt man sich eben mehr an das »Bayrische« und mancher begrüßte im stillen die Minuten, so lang des Basses Grundgewalt erdröhnte, um desto ungestörter dem Zweck des Da seins zu entsprechen. Inzwischen war die Stunde gekommen, da man den Weg zu kräftigeren Genüssen gehen mußte, und wo am Morgen die Reihen parlamentarischer Stühle den Saal füllten, prangten jetzt lange wcißgedeckte Tafeln aufmunternd zu neuer That. Es mag wohl mancher für den ersten Augenblick ungehalten gewesen sein, als er auf seinem Teller ein in wohlbekanntes Cirkularformat zu- sammengefaltetes Batt liegen sah mit den« stereotypen Ausdruck: »Wichtige Novitäten! Nicht für den Papierkorb!« Sollte man nicht einmal hier sein wohlverdientes Mittagscsscn sich schmecken lassen dürfen, ohne an die allwöchentliche Flut aller möglichen und un möglichen Aussonderungen »zu recht thätigcr Verwendung« erinnert zu werden? Desto freudiger aber erhellte sich das Antlitz des Lesers, und immer schmunzelnder wurde sein Ausdruck, als er »Louis Büchners*) ausgewählte Werke« angezeigt fand, »in 9 Lieferungen, erste schmackhafte Ausgabe mit weißen und roten Illustrationen.« Wir können es uns nicht versagen, den Hauptinhalt der treffend charakterisierten Lieferungen aufzuführen, und so mögen sich die Leser nachträglich noch, wenn auch in Gedanken, daran ergötzen. nur Lieferung 1. 2. 3. 4. 6. Das Huhn und dessen historischer Beruf zur Suppe. Eine an Henri IV. anknüpfende Zeitbetrachtnng. Der Bodensee und seine Naturwunder. Abth. 1: Der Felchen. Eine Abhandlung nach holländischen Tunke-Quellen mit Drake-Knollen. Abth. 2, »Der Gangfisch« erscheint erst im nächsten Jahre. Der Ochse im Gemüsegarten. Ein social-poli tisches Entre-Filet. Mit Supplement: »Unsere Frühjahrsgemüse.- »Val an Vent.« Zerstreute Erinnerungen aus dem Hühnerleben. Nach dem Französischen. Die Leber der Gans, deren Pflege und gewinn reiche Vergrößerung. Eine gastronomische Ter- rincnstudie mit Geläe. Der deutsche Wald und seine Bewohner. Band I, Abt. I, Lief. 1. Das Reh in seinen vielseitigen Beziehungen zur Küche. — Mit zwei Beilagen: *) Namc.des^Gaslwirts. a) Der Salat. b) Das Compot. (Lies. II, »Das Wildschwein,« noch unter der Presse.) Lieferung 7. Aus der Eiszeit. Kühle Betrachtungen über die trotz 25 Grad Hitze vor dem Zahltage so häufig vorkommenden Krankheitserscheinungen »Klaoios innckarnenbalis ot portrnonalis.« „ 8. Die Jubiläumstorte. Patriotische Teigstndie. Ein Rückblick auf die graphischen Leistungen der letzten 25 Jahre. „ 9. Variatüo äolsotat. Vermischte Studien über Obst, Käse, Butter und Sonstiges. Diese typographisch elegant ausgestattete, sehr »geschmack volle« Tischkarte mit nachträglichen Zusätzen, ein Werk des Herrn Galler (Fa. SülzeLGaller), rief allgemeine Begeisterung hervor, und die anwesenden Herren Buchhändler und Autoren thcsten ihr möglichstes für den Absatz von »Büchners o.usgewählten Werken . Die Verlangzettel für die »Illustrationen« (Weine) wurden sehr fleißig verwendet, und so war die Fcststimmung nun von allen« Anfang an eine sehr animierte, zumal die Schlay'schc Regimcnts- kapelle ein gediegenes Programin ausgestellt hatte und es ai« Ohrenschmaus auch nicht fehlte. Die Reihe der Taselreden eröffnete der Vorsitzende des Süddeutschen Buchhändler-Vereins, Herr Egon Wcrlitz. Be zugnehmend auf das in de» nächsten Tagen stattfindende fünf undzwanzigjährige Regierungsjubiläum König Karls, das in Stuttgarts Mauern auch den deutschen Kaiser finden werde, der als Friedensfürst für Deutschland, ja fast für ganz Europa in dieser Eigenschaft als Schutz- und Schirmherr vor allem des Buchhandels zu betrachten sei, fordere er aus, das erste Glas dem Deutschen Kaiser Wilhelm II. und dean Württembergi schen Landesherrn König Karl zu bringen. Die Ver sammlung stimmte begeistert ein in das Hoch, mit dem der Redner seinen Toast schloß, und sang stehend den ersten Vers der von der Kapelle intonierten Königshymne. Als zweiter Redner begrüßte Herr Prechter-Stuttgart im Namen des Vergnüguugsausschusses die zahlreich Erschienenen und freute sich, dieses Jahr besonders für die auswärtigen Gäste in der Graphischen Ausstellung einen Anziehungspunkt zu sehen, die auch in dieser Beziehung ihren Zweck nicht verfehlt habe. Das Festkomitee habe sich, da es sehr spät zusammcngetreten sei, alle Mühe gegeben, zumal keine »Leipziger Luft« hier wehe, für »gute Lust« zu sorgen, und bitte, sich die gute Laune trotz des schlechten Wetters nicht verderben lassen zu «vollen, welche Bitte auch von sämtlichen Gästen, wie die späteren Stunden zeigten, treulich erfüllt wurde. Bald nachdem ward Herrn Adolf Bonz das Wort zu teil, der ausführte, daß, wenn Buchhändler beisammen sind, sie doch «vohl zuerst an die denken sollten, welche die Bücher schreiben. Ohne Autor gäbe es kein Buch, ohne Buch keinen Buchhändler, und er betrachte cs daher als Pflicht, vor allen der Autoren zu gedenken, und leere deshalb sein Glas auf die Autoren «in all gemeinen und im besonderen auf die, welche das Fest mit ihrer Gegenwart verschönten. Das ausgebrachte Hoch fand in der Versammlung freudigen und lauten Wiederhall. Den Wahlspruch »Viribus unitis« nahm hierauf Herr Paul Nesf als Grundthema seiner Rede. Diese kurzen, aber bedeu tungsvollen Worte habe auch der süddeutsche Buchhandel stets vor Augen gehabt, und daß dem so sei, habe er heute morgen erst bewiesen durch die einstimmig gefaßte Resolution gegen die Berliner Gelüste zu Uebergriffen. Sein Hoch gelte daher dem Süddeutschen Buchhändler-Verein. Diesem Toast wurde allseitig freudig zugestimmt. Nun erhob sich Herr Paul Lang-Ludwigsburg: Herr Bonz habe einen Trinkspruch apf die Autoren ausgebracht! Die Schriftsteller seien fleißig in ihrem Beruf; «nie cs aber jeder sein' muß, wie die Buchhändler auch; und so werde die Geistesarbeit auch fernerhin gut gedeihen. Unter den Buchhändlern gebe es
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