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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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zählte man 2275, 18K7: 2459; gegenwärtig sind dieselben aber angewachsen aus die horrende Summe von rund 5200! Und da es vielleicht auch manchen Buchhändler interessiren dürste, so will ich bei dieser Gelegenheit noch erwähnen, daß im Jahre 1589 in Deutschland 362 Schriften erschienen sind, worunter allerdings sehr viele, von denen sich nicht viel Rühmcnswerthes würde sagen lasten. Dann wuchs die weitere Production von Büchern nur langsam, denn 1714 weist die Bibliographie nur 628 Schriften auf; 1750 nur etwas über 1000 Schriften, die bei den damals existirenden Verlagsbuchhandlungen und verlegenden Buch druckern erschienen waren; dann aber 1780 schon 2115, 1814 über 2500, 1816 gegen 3000, 1822 über 4000, 1827 über 5000, 1840 schon 7900, und 1876 hatte die Zahl der erschienenen Schriften bereits die sehr bedeutende Summe von 13,356 erreicht! Wie ganz gewaltig also die Concnrrenz im Buchhandel sowohl in Betreff der entstandenen Firmen als auch der gedruckten Bücher, Zeitschriften und Broschüren gewachsen ist, ersieht man aus vor stehenden Angaben. Es sind aber nicht allein der Sortimentsbuch handlungen zu viele geworden, sondern auch die Verleger haben sich zu massenhaft vermehrt, und leider entstehen noch immer zahl reiche neue Etablissements beider Geschäftsbräuchen. Die Zahl der jetzigen Sortimentsbuchhändler und was darum und daran hängt, ist viel zu groß. Jetzt pfuscht fast ein Jeder in den Buchhandel und nimmt den armen Sortimentern das Brot weg, ja wird sogar noch unterstützt durch so manchen College» selbst, der, angeblich um der Colportage mit schlechten Romanen und dergl. cntgegenzutreten und den Geschmack des Publikums auf bessere Literaturerzeugnisse durch eigene Anschauung hinzuleiten, sich überall aus dem Lande und in kleinen Städten an Apotheker, Lehrer, Pastoren, Oekonomen, Buchbinder, Förster, Schneider rc. rc. schriftlich wendet und diesen Herren Commissionslager von Büchern anbietct und resp. übergibt, dabei aber auch die betreffenden Personen mit fast allen buchhändlerischen Verhältnissen (die doch jeder verständige Buchhändler zu verschweigen pflegt), bekannt macht, wodurch denn nach und nach eine Menge kleinerer Sortimenter an Orten ent stehen, die eigentlich gar keinen Buchhändler ernähren können, an Orten, wohin bisher aber dennoch schon das etwa daselbst vorhan dene, für Literatur empfängliche Publicum mit Büchern von Sortimentsbuchhandlungen aus den benachbarten größeren Städten versehen worden ist; jedenfalls auch wohl nicht mit so schlechten Schriften, wie die betreffenden Herren Kollegen vermeinen, denen es ja eigentlich auch nur darum zu thun ist, aus jede Weise Geschäfte zu machen, sei es auch auf Kosten der College», denen aus solche Weise das Brot genommen wird. Die Anzahl der Buchhandlungen ist also, wie schon gesagt, viel zu groß, und sie steht gar nicht im Verhältniß mehr zu dem eigentlichen Lese- und namentlich dem Kausbedürfnisse unseres heutigen Publikums, welches wohl alles Mögliche leihen möchte, um es theils zu lesen, oder für etwaige augenblickliche Zwecke (z. B. Polterabendbücher bei bevorstehenden Polterabenden, oder Gratu lationsbücher bei Geburtstagen, Hochzeiten ic. rc.) zu benutzen, das aber ja nicht Geld für ein zu kaufendes Buch ausgeben will! Es macht cs gerade so, wie die Buchhändler selbst, die auch nichts für sich kaufen, wenn einmal eine Schrift, die den Buchhandel oder das buchhändlerische Leben und Treiben betrifft, erscheint, welche Be hauptung die betreffenden Verleger uns bestätigen werden. Vor 40 bis 50 Jahren, wo die llebersüllung im Buchhandel noch nicht so groß war wie jetzt, da war der Buchhändlerstand noch ein geachteter, geehrter, und der Buchhändler nannte sich damals gern, und konnte sich auch mit Stolz einst so nennen, den Träger der Literatur. Damals kamen Gelehrte und Bücherfreunde gern in die Geschästslocale der Buchhändler, ließen sich daselbst oft stundenlang nieder, besahen die neu angekommenen Werke, tauschten ihre Gedanken und Meinungen über die neu erschienenen Schriften aus rc. — In diesen früheren Zeiten, da hatte der Sortimenter auch noch seine stehenden Kunden, d. h. ein bestimmtes, sehr gut und nur bei ihm kaufendes Publicum, und das bestand, außer den öffentlichen Bibliotheken, hauptsächlich aus Gymnasiallehrern, den verschiedensten Beamten, Elementarlehrern und Pastoren, welchen säst allen der Verkehr mit den damaligen intelligenten Sortiments buchhändlern ein liebgewordenes und nothwendiges Bedürsniß war. Unser heutiges Publicum aber kennt kaum noch dem Namen nach stehende Kundschaft bei einem Buchhändler; es läuft bald hierhin, bald dorthin, oder aber cs schreibt nach Berlin, Hamburg, Leipzig u. s. w., um sich von daher Bücher kommen zu lassen, geht am lieb sten aber zu einem Schleuder«, wo es spottbillig kaufen kann, und doch da bisweilen recht arg betrogen wird, indem man ihm alte Auslagen, die oftmals schon ganz werthlos geworden sind, anfhängt, oder aber defekte Bücher, bei denen das Fehlende gar nicht mehr geliefert werden kann, mit «»schmuggelt. — Gibt es aber ja unter den älteren Leuten, und vielleicht auch hin und wieder noch unter den jüngeren, solche Persönlichkeiten, die ständige Bücherabnchmer sein könnten und würden, dann wird der Sortimenter auf dieselben jetzt auch gar nicht mehr soviel rechnen können, denn sie haben sich nach und nach das Bücherkaufen abgewöhnen müssen und be gnügen sich jetzt nur, wenn sie überhaupt noch literarische Bedürf nisse haben, mit der Benutzung einer öffentlichen Bibliothek, oder, falls sie Kinder in die Schule schicken, mit dem Leihen und Durch lesen der von diesen Kindern aus den Schülerbibliotheken ent nommenen Bücher; allenfalls laufen sie sich noch einen kleinen Haus-, seltener schon einen etwas größeren Volkskalender, oder einen Kalender ihres speciellen Faches; allerhöchstenfalls aber halten sie sich auch noch eine Fachzeitschrift, — denn sämmtliche Lebensbedürfnisse sind ja in erschreckender Weise im Preise gestiegen und das Gehalt will nicht mehr zur Anschaffung von solchen Luxusartikeln, als welche Bücher doch nun einmal jetzt angesehen werden müssen, aus reichen. — Es ist auch eine feststehende Thatsache, daß das so genannte gebildete Publicum heute weit weniger Bücher liest, als es früher der Fall war. Wo soll es auch nur die Zeit dazu her nehmen?! — Da existiren schon seit Jahren in den meisten Städten und Städtchen Deutschlands (ja bisweilen sogar aus Dörfern) Hunderte von Vereinen und Gesellschaften. Kann da wohl Jemand, welcher Mitglied eines oder mehrerer solcher Vereine ist und seine Mußestunden daselbst verbringt, noch Zeit erübrigen, neben seiner sonstigen täglichen und pflichtmäßigen Beschäftigung, die er etwa hat, ein Buch zu lesen?! Zieht man ferner in Erwägung, welche Masse von Zeitungen und Journalen jetzt erscheinen, daß die klein sten Städte säst alle schon ihr Wochen- oder Tageblatt besitzen, daß für jeden Stand, für jedes Gewerbe schon Zeitschriften erscheinen; so kann sich der Bücher verlegende und verkaufende Buchhändler eigentlich gar nicht mehr wundern, wenn z. B. gewöhnliche Bürgers leute, die etwa das Wochenblatt ihres Wohnortes halten und dazu vielleicht auch noch ein Blatt ihres Faches, irgend welches Buch nicht mehr kaufen mögen; sie haben einfach keine Zeit übrig, ein solches auch zu lesen oder zu benutzen; ihr Wochenblatt bringt ihnen ja ohnedies die neuesten und sie interessirenden Nachrichten, und das etwaige Fachblatt alles das Uebrige, was sie sonst noch etwa gebrauchen oder wissen möchten. Und nun gar erst die größeren und ganz großen politischen Zeitungen, die täglich ein- oder zweimal erscheinen, welchen unend lichen Schaden thun diese, meist durch die Post bezogenen, nicht dem Buchhändler?! — Bei der Politik allein sind solche schon seit Jahren nicht mehr stehen geblieben, haben vielniehr in alle Fächer übcr- gegrissen und bringen jetzt Romane und Novellen, Reisebeschreibun-
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