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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1924
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- 1924-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1924
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163, 14. Juli 1924. Redaktioneller Teil. «vrseurlatt f. ». Lisch». Buchhandel. 9t97 man hofft dann die I960 Mitglieder -voll zn haben. Wi'r wollen nicht immer mit Deutschland vergleichen; das wird uns wieder als Ilberhcbung ausgclcgt, aber es ist noch gar nicht lange her (Zahlen werden nicht genau genannt, wir glauben aber, bah es noch im Jahre 1923 war), das; diese amerikanische Buchhändlerverein'igung ungefähr so viele Mitglieder hatte wie die niederländische Buchhänölcrgescll- schaft. Vor dem Kriege waren wir dabei, unser privates Wirtschafts leben zu amerikanisieren, nach dem Kriege wurde die öfjentliche Wirt schaft amerikanisiert; mit anderen Worten: die alten Ideale, wie sie zum Beispiel in dem Ausdruck: »Ehrbarer Kaufmann'«, wie in Ham burg eine handelskammerähnliche Einrichtung heute noch heißt, fest gelegt sind, wurden mit dem Umsturz und schon lange vorher zum alten Eisen geworfen. Was tut man in Amerika? Genau das Gegenteil: man bemüht sich mit der ganzen amerikanischen Tatkraft, die Ideale in das Ge- schästsleben hincinzubringen, also europäischer zu werde«. Man muß daher die genannte geringe Zahl der amerikanischen Veremsmitglieder wägen und nicht zählen. Bei uns ist cs beinahe zwangsweise, daß jeder Buchhändler der Vereinigung angehört: drüben stellt die Mitgliedschaft eine Auswahl der Beste» dar. Man muß sich deshalb nicht Mildern, welche Fülle von Gegenständen, von Berufs- und Bildungsfragen, Erzichungsaufgaben usw. auf dieser Tagung in Vorträgen, Reden und Gegenrede» zum Vorschein kamen: manches für uns schon lange Erreichte, manches bei uns schon wieder Verlorene, vieles aber von beispiellosem Eifer zur Hebung des Buch händlerberufs jedem Freunde idealer Berussaufsassung aus der Seele gesprochen. Ludlisüers' ^Veeklz berichten in ihrer Eiche Mai-Nnmmer aus 190 Seiten von der Tagung und geben wieder, wie früher, eine Gruppen aufnahme, die 69 em lang ist und ungefähr 259 Personen darstellt, von denen 49—45 v. H. weiblich sind. Wie schon manchmal erwähnt, spielen die Frauen.im amerikanischen Buchhandel eine führende und glückliche Nolle, indem sie ebeir die Trägerinnen des Idealismus send. Biele Einzelheiten der Tagung wicdcrzügebeu, würde zu weit führen. Einzelne Gegenstände, die zur Besprechung kamen, seien kurz erwähnt. Wie überall, gi'bt es auch Gegensätze zwischen Verlegern und Buch händlern. Der Vcrlcgerbil'nd hatte auf der Convention die Buch händler zu einer Aufführung von: »1üe Mracle«, von Max Rein hardt, eingeladen, und dies wird als Krönung eines Verständigungs- Willens z'lvilschcn den Ge sei lisch asten angesehen; wie die Buchhändler sagen, nach langem Kampf ein Zugeständnis der Gleichberechtigung ihrer Vereinigung. Ten Verlegern wird zu starke Verlagstätigkeit vorgeworsen und der Spvnch erwähnt: »Lener Looks ancl dotier« (Weniger, aber bessere Bücher). Die Buchhändler selbst geben die dem amerikanischen Buchwesen wenig schmeichelhafte Erklärung, daß kein Buch der schönen Literatur (Liction) erscheine, das nicht nach vier Wochen vollkommen vergessen sei. Ein Verlagsreisendcr, die dort vollkommen unentbehrlich sind, der ein Buch anbietet, das 3—4 Wochen alt ist, erhält zur Antwort: Haben Sie nichts Neues? Diesen Zustand erklärte jüngst ein holländischer Beurteiler dahin, daß die Amerikaner ihre Buchreklame so überspannt hätten, daß darunter! die Güte des Buches leide; man hat eben weniger gute Literatur durch ungeheure Werbung in den Verkehr gebracht, den Geschmack fcstgclcgt und verhindert, daß bessere Bücher herauskommen. Von der amerikanischen Reklame fiel auf der Buchhändlerversammlung die Kennzeichnung: Co freigebig wie die von Unterzeug, so geschickt wie! die von Zahnpasta und so schön wie die von Gesichtspuder. Für Schwärmer einer Amerikanisicrung unserer Werbung ein war nendes Beispiel. Ein Verlagshaus hatte der Lcscivclt durch un mittelbaren Bezug (ein sogenanntes lUail orcker llouse) ein gangbares Buch: Das Leben Christi, für § 1.48 in 19 999 Stücken angeboten, während das Buch bisher im gewöhnlichen Buchhandel 3.69 kostete. Man sieht, man hört überall die gleichen Beschwerden, von Frank reich las man ähnliche Stimmen. Ter Buchhandel wird auch drüben sein Bestes tun, unlauteren Wettbewerb abzuschütteln. Gleichzeitig gab es in New Aork drei besondere Buchausstellungen, eine in der großen Halle der New Aorker öffentlichen Bücherei; dort konnte man b'n Werdegang der Buchkunst von Gutenberg an und noch die frühere Mönchskunst bewundern. Eine Ausstellung, wie wir sic ständig im Leipziger Buchmuseum in vorbildlicher Art besitzen, was nicht oft genug betont werden kann, da immer noch viele Buchhändler Leipzig verlassen, ohne sich in der Zeitzer Straße zur geschichtlichen Vertiefung ^ der Auffassung ihres Lebensbcrufs an regen zu lassen. Auch über Seebücher wurde gesprochen, da man sich in Amerika jetzt als seefahrendes Volk fühlt, aus diese amerikanische Einstellung auf das Meer kommen wir an anderer Stelle zurück. Auls der Tagung wurde auch berichtet, daß im vergangenen Jahr Amerika 269 neue Buchlädcn erhielt, gegen 75 neue im Jahr vorher, über Errichtung von Buchhandlungen und deren Firmierung wurde viel gesprochen; denn man ist drüben darin nicht so nüchtern wie wir. Die meisten Buchläden haben poetische Namen, wie wir sie einst unseren Gast- wirtschaftc'N' gaben, und der neue Buchhändler sinnt so eifrig über einen besonderen Namen nach, wie der Schriftsteller über den Namen seines neuesten Büches. Der Buchladen soll den Platz des Wohnzim mers einnehmcn, sagt man; jeder soll wie ein Familienbesuch sich kn einem wohnlich eingerichteten Empfangs- und Leseraum wohlfühlen. Das ist großzügig gedacht, kann aber genau wie bei uns nur dann aus ge führt werden, wenn der Groß stadtladen dazu Platz hat. Ein Geistlicher hielt einen schönen Vortrag über den Einfluß von Büchern auf die Gemeinschaft, dabei sprach er auch über den Be rufs Idealismus des Buchhandels. Bier dem Unterschied zwischen! Ge schäft und Berns sagte er treffend: »Der Berufs mann, will er fernem Beruf Treue halten, kann kein Geldmacher sein, er muß immer um jedes Opfer ein Diener der Allgemeinheit bleiben-. Dies sind keine leeren Worte; die ganzen Unterhandlungen dieser Tagung zeigen, daß der amerikanische Buchhändler tatsächlich diesen Be rn fsge ist ersaßt hat, ihn weitertragen und so dem Idealismus, ohne den die Welt tot und leer wäre, zum Siege verhelfen wird. Sch. Am Grabe Klopstocks. — Die Feier am Grabe Klopstocks zu Ottensen bei Hamburg gestaltete sich überaus eindrucksvoll. Die drei Gräber unter der mächtigen alten Linde, die Klopstocks Neste und die Gebeine Metas und der Wiudcmc bergen, waren mit sommer lichen Blumen und Rauken von Eichenlaub geschmückt. Unterm Rauschen der Linde setzten Chöre Klopstockscher Lieder ein. Pastor Reuter von der Christiauskirchc, in deren Friedhof das Grab liegt, hielt eine festlich gestimmte Ansprache, die den Dichter als Deutschen, als Er neuerer uufcrer Sprache, als Bringer und Singer eines erhöhten Lebensgcsiihls pries. Sodann wurden von den Behörden Hamburgs und Altonas sowie von der Universität Kränze am Grabe nieder gelegt. Namens der Hamburger Literarischen Gesellschaft charakteri sierte Lr. Paul Th. Hoffmann den Sänger des Messias als den ersten deutschen Künstler, der wieder die Persönlichkeit dem Werk verpflichtete und die Würde der Menschheit den Berufenen der Kunst in die Hände legte. Mädchen streuten Kornblumen, deren Blau der Dichter besonders liebte, auf das Grab, indessen mächtiges Glocken- gcläute die Feier würdig ausklingen ließ. Tolstoi auf dem bolschewistischen Inder. — Der Moskauer Lemn- klub war kürzlich zu einer Sitzung versammelt, um über Tolstoi zu Gericht zu sitzen. Die Witwe Lenins waltete ihres Amtes als öffent licher Anllägcr, nährend Lunatscharffy die Verteidigung führte. Er unterlag jedoch dem Ankläger, da die Richter auf »schuldig« erkannten. In der Urteilsbegründung wurde der Angeklagte Tolstoi schuldig befunden, tu seinen Schriften bürgerliche Ideen verbreitet zu haben. Tie nach dieser Richtung gefährlichsten Werbe, »Anna Kareniua« und »Auscrftehuug«, werden von Rechts wegen cingeftampft, und aus der Stam'pfmassc soll das Papier gewonnen werden, um die Werke Lenins, Siuowjews und Bnkarins zu drucken. Eine Statistik der Geschästsaussichten. — Da es noch nicht ge lungen ist, die amtlichen Stellen zu veranlassen, eine offizielle Statistik der G e s ch ä f t s a u f s i ch t e n herauszubringen, so hat sich der Zcutralverbaud des deutschen Großhandels entschlossen, in zwei Listen die unter Geschäftsaufficht stehenden Firmen zusammenzu fassen, soweit sie ihm auf Grund seiner Ermittlungen bisher bekannt geworden sind. Die neue zweite Liste enthält etwa 879 Firmen aus allen Zweigen der Wirtschaft, während die erste Liste rund 499 Firmen umfaßte. Die Listen sind beim Zcntralverband des deut schen Großhandels, Berlin W. 8, Budapcster Straße 21, für 1 Mark je Stück erhältlich. Aufruf von Notgeld. — Der Neichsfinanzmiuister hat am 7. Juli das w e r t b e st ä n d i g e (auf Goldmark lautende) Notgeld, dessen Aussteller im Lande Württemberg ihren Sitz haben, mit Wirkung vom 1. August 1924 aufgerufen. Die Einlösungsfrist dieses Notgeldes läuft bis einschließlich 31. August 1924. Ausgenommen von diesem Aufruf bleibt das wertbeständige Notgeld der Deutschen Reichsbahn. — Desgleichen ist das auf Papier mark lautende und das 1235
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