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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1924
- Strukturtyp
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- 1924-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1924
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- Deutsch
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9494Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 163, 14, Juli 1924, lichen Besuchen, insbesondere in die Häuser von GörreS, dem Gründer der »Historisch-Politischen Blätter-, Aretin, dem da maligen Borstand der Bayerischen Hof- und Staatsbibliothek, und Ignaz von Döllinger, dem großen Gelehrten, mit. Seine eigentliche Ausbildung genoß er in dem von seinem Bruder, dem sympathischen und trotz seiner 84 Jahre immer noch geistig regen und körperlich rüstigen Ludwig Nosenthal, gegründeten Anti quariat, dann noch bei Carlcbach in Heidelberg und Bielefeld in Karlsruhe. Nachdem er 1872 bei seinem Bruder als Teilhaber eingetretcn war, machte er 1877 feine erste, höchst erfolgreiche Einkaufsrcise nach Mitteldeutschland, von der er Schätze mit nach Hanse brachte, deren Aufzählung man heute versucht wäre als »Antiquarlatein- zu bezeichnen. Im Jahre 1878 unternahm er seine erste Reise nach Paris, und sein dortiger, beinahe ein Jahr währender Aufenthalt war von ausschlaggebender Bedeutung für seine spätere Laufbahn, Seine von da ab alljährlich mehr mals dahin erfolgenden Reifen bereicherten seine Kenntnisse und vertieften sein Wissen im Verkehr mit bedeutenden Gelehrten, und es gelang ihm sehr rasch, lohnende Verbindungen mit den größeren öffentlichen Bibliotheken und bedeutenden Sammlern anznknllpfen. In seine Pariser Zeit fallen die allsonntäglichen Privatkurse des Direktors der Libllviktzqu« nationale Leopold De- ltsle, die nicht nur freundschaftliche Beziehungen zu diesem be rühmten Gelehrten hervorriefen, sondern auch den Grund zu Jacques Nosenthals umfassenden Kenntnissen der Mittelalter- lichen Handschriften legten. Seine Dankbarkeit bewies er durch bedeutende Schenkungen an die Livlioüröqus Hationals, In die Anfänge seines Pariser Aufenthaltes fällt auch die Zusammenstellung einer Bibliothek, die alles Wichtige über den Sonnenkönig Ludwig xiv, umfaßte, mit deren Beschaffung Lud wig n, von Bayern sein Haus beauftragt hatte. Zahlreiche Telegramme des unglücklichen Königs ließen den jungen Anti quar bei Tage und bei Nacht nicht zur Ruhe kommen. In Frank reich gelang es ihm, an verborgener Stelle eine große Anzahl eigenhändiger literarischer Niederschriften Friedrichs des Großen zu entdecken, die dieser zur Prüfung an Voltaire gesandt hatte. Der Besitzer, ein richtiger Chauvinist, wollte sie anfänglich einem Deutschen nur erst dann überlassen, wenn Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgegeben sei. Es gereicht der unermüdlichen Ausdauer Jacques Rosenthals zur Ehre, daß es ihm schließlich doch gelang, diesen Schatz für Kaiser Wilhelm II, in uneigen nütziger Weise zu erwerben, wofür er mit dem Roten Adlerorden ausgezeichnet wurde. Besonders gute Beziehungen Pflegte er mit der Berliner Königlichen Bibliothek, In ebenso selbstloser Weise verschaffte er ihr das von ihm erworbene »Lv-mgoli-lrium krumonss«, eine karo lingische Handschrift, mit hervorragenden Miniaturen geziert. Da die Bibliothek außerstande war, diesen Schatz käuflich zu erwerben, veranstaltete er eine Sammlung, an deren Spitze er selbst eine größere Summe zeichnete. In überraschend kurzer Zeit gelang es ihm, den nötigen Betrag aufzubringen und der Bibliothek das Manuskript zu überreichen. Bei der Eröffnung des neuen Hauses wurde er von der Berliner Bibliothek in be sonderer Weise geehrt und stiftete zu dieser Gelegenheit einen von Gutenberg gedruckten Donat, der als »Donat Jacques Nosenthal« in der Literatur bekannt ist. Das sind nur einige Streiflichter, die beweisen, daß der wahre Antiquar über dem Gelderwerb nicht die Liebe' zur Wis senschaft vergißt und nicht vergessen darf. Wenn wir eingangs auf die Bedeutung Jacques Rosenthals für das deutsche Antiquariat hingcwicsen haben, dann müssen wir der bislang von ihm veröffentlichten 80 Kataloge gedenken, die ausnahmslos Musterbeispiele vorzüglich bearbeiteter Anti quariatsverzeichnisse sind. Mit feinen »InvunsbulL h-xoZrapiiicL- (Katalog XXIV und xv), die bereits Ende vorigen Jahrhunderts erschienen und die heute noch ein wertvolles bibliographisches Nachschlagewerk bilden, hat er für die Jnkunabelkatalogisierung vorbildlich gewirkt. In seinen Katalogen l-XVl—vxx »Illu strierte Bücher des 15, bis 19, Jahrhunderts«, 1914 erschienen, finden wir eine Reichhaltigkeit wertvoller Holzschnittwerky^deS 15, und 16, Jahrhunderts, wie sie von anderer Seite noch nicht geboten ward. Der vor kurzem veröffentlichte Katalog 80 »In kunabeln in gotischen Einbänden« dürfte in bezug auf den Ori ginalband des 15, Jahrhunderts und die dazu verwendeten Stempel dem Antiquariat neue Wege weisen. Ohne Übertrei bung kann man Wohl sagen, daß das, was er an Handschriften und Inkunabeln im Laufe der Jahre znsammengebracht hat, un erreicht dasteht. Die persönlichen Beziehungen zu diesen beiden Gebieten führten ihn naturnotwendiger Weise dazu, in dieser Hinsicht auch berlegerisch tätig zu sein. So entstand auf seine Anregung der von Dietrich Reichling bearbeitete »Appendix« zu Hain und Co- pinger, der sehr viel bisher unbekanntes Jnkunabelmaterial, vielfach seinem Lager entnommen, verzeichnet. Einer der besten Kenner frühfranzösischer Miniaturmalerei, der ihm freundschaft lich verbundene Graf Paul Durrteu, schrieb ihm den Text zu dem unter seiner Aufsicht publizierten »IZoccsvs cks »amob«, einem mit vielen Tafeln gezierten Prachtwcrk, Der gelehrte ungarische Graf Apponyi gab in seinem Verlag die leider vergriffene Biblio graphie »Hungarica, Ungarn betreffende im Auslande gedruckte Bücher und Flugschriften« heraus. Die von ihm selbst unter Mitwirkung von Fachgelehrten veröffentlichte Zeitschrift »Bei träge zur Forschung« wurden bedauerlicherweise durch den Krieg unterbrochen. Wir entbieten dem Jubilar unsere herzlichsten Glückwünsche, Möge es ihm noch viele Jahre vergönnt sein, sich in ungetrübter Gesundheit dem ihm liebgewordenen, für ihn so erfolgreichen Berufe zu widmen! E, H. Das Wilhelm von Scholz-Buch. Eine Aus- wähl seiner Werke. Walter Hädecke Verlag, Stuttgart. 300 Seilen. Halbleinenband 3.60 M. Ladenpreis. Buchhändler-Ausgabe mit faksimil. Widmungsblatt Halb leinen 1.50 M. na. Ter alternde, mit «der Zeit etwas griesgrämig gewordene Gott fried Keller hat irgendwo einmal geschrieben: »Im Grunde ist es doch eine trübselige Sache, den Lenten zu sagen, was gut ist, wenu sie es nicht selbst eiusehen«. Das mag für seine Person, der »den Falken« erkannte, der das Schöne und Wertvolle in den Dichtungen anderer wohl zu beurteilen und zu genießen wußte, richtig sein — die Allgemeinheit und der Buchhandel in erster Linie werden kaum mit dem Ausspruch einverstanden sein. Wir Buchhändler wissen am besten, wie schwer und langsam das wirklich Gute und Dauernde sich Bahn bricht; wir werden sogar zweifelhaft, wenn ein Buchersolg sich gar zu schnell und heftig einstcllt — er pflegt n'icht von Tauer zu sein. Deshalb haben wir die Kritik und die bnchhändlerischc Reklame nötig, um unserer etwas trägen und schwer empfänglichen Leserwclt einen Dichter, der allseitiger Beachtung würdig ist, wieder und immer wieder vorzuführen. Wilhelm Naabe wurde 70 Jahre alt, ehe sein Ruhm liber seine treue Gemeinde hinansdrang, ehe tausend andere Leser den Hungerpastor, die Wunder und das Grauen von Abu Telfan kennen lernten. In neuerer Zeit warten die Kritiker und Verleger schon ans den fnnszig'stcn Geburtstag ein'es Dichters, wm ihm eine größere Lesergemeinde zu schassen. Und das ist auch richtig. Es ist bitter für den schaffenden Dichter, wenn er bis zum sechzigsten oder siebzigsten Lebensjahre warten soll, ehe er allgemeine Anerkennung findet. Am 15. Juli wird Wilhelm von Scholz 50 Jahre alt. Da mag cs wohl gestattet sein, den Dichter, der doch wahrlich nicht irgend wer ist, anch^m dieser Stelle zu begrüßen. Die literarische Welt wird den Tag feiern und die Stadt Konstanz den Dichter, den sie zn ihren Mitbürgern rechnet, durch größere Festlichkeiten ehren. Wir wollen uns an das halten, was sein Verleger zum Jubeltag bietet. — Wer ist Wilhelm von Scholz? Äußerlich genommen der Sohn des ehe maligen preußischen Staatsministers, der anfangs beim Militär bleiben wollte, dann aber Philosophie studierte, viel auf Reisen war, seit Jahren den Posten des ersten Dramaturgen und Regisseurs am Hoftheater in Stuttgart versieht, im übrigen aber sich in Seeheim bei Konstanz seiner Dichtung widmet. Der uns vorliegende Auswahl band gibt ein ausgezeichnetes Bild seines gesamten poetischen Schaf fens, das sein Verleger zu gleicher Zeit in einer fiinfbändigcn Gesamt ausgabe — Preis gebunden zu Mk. 37.50, Mk. 50.— und Mk. 100. vorlegt. Der Auswahlband bietet reichliche Proben seines lyrischen, dramatischen, dramaturgischen und erzählenden Könnens. Von der Lyrik, an Rilke und Dehmcl anklingend, ging er aus. Eine mystische,
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