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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1924
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- 1924-07-14
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- 14.07.1924
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L492dörsenblarr f. d. Dtschrr. vuchhanveU Redaktioneller Teil. X- 163, 14. Juli 1924. Zur Wirtschaftslage. Von vr. Gerhard Menz. Alle Anzeichen deuten daraufhin, daß an irgendwelche Er leichterung in der allgemeinen Lage noch nicht zu denken ist. Das hängt naturgemäß in erster Linie mit der politischen Entwicklung zusammen. In Frankreich sind starke Mäste an der Arbeit, eine allzu rasche Bereinigung der internationalen Lage zu verhindern. Man will von den alten Forderungen retten, so viel irgend möglich ist. Vermutlich wird man dort nötigenfalls auch vor den gewagtesten Gewaltkuren nicht zurllckschrecken, um seinen Willen durchzusetzen. Hier hat man also auf Überraschungen jederzeit gefaßt zu sein, obwohl selbst im Lager Poincarss die Notwendigkeit einer Liquidierung der bisherigen Politik erkannt sein dürfte. Auch in England gibt cs Kreise, die an einer übereilten Lösung kein Interesse haben. Die jetzt vorbereitete Wendung entscheidet unter anderem auch über das Schicksal des Pfunds und des Dollars und die Vor machtstellung des einen oder des anderen in der Weltfinanz. Grund genug sür England, sehr vorsichtig zu sein. Für Amerika hängt, wie schon oft gesagt, alles vom Ausfall der Präsidentenwahl ab. Daß darin gerade diesmal alles ungewisser denn je ist, hält die Entwicklung sehr auf, obwohl das zunehmende ernst hafte Interesse Amerikas an der Wiederaufrichtung Europas unverkennbar ist, da jede Partei die davon erwartete Belebung des amerikanischen Wirtschaftslebens möglichst sofort nach der Wahl als Beweis für die Richtigkeit ihres Programms und zur Sicherung ihres Sieges braucht. Für die augenblicklich in Washington regierende republikanische Partei kommt noch hinzu, daß die amerikanischen Mitarbeiter am Sachverständigen-Gut« achten zu ihren Mitgliedern gehören und in ihren Reihen eine beträchtliche Rolle spielen. General Dawes selbst ist bekanntlich von den Republikanern als Kandidat sür die Vizepräsidentschaft aufgestelt worden. Erlebte das Gutachten jetzt schon einen deut lichen Mißerfolg, so würde das die Wahlaussichten der Republi kaner zweifelsohne stark beeinträchtigen. Das wird man von Washington aus also unbedingt zu verhindern suchen. Für die end gültige Stellungnahme Amerikas, auch nach der Wahl, ist damit aber noch nicht alles entschieden. Hier sprechen noch andere Dinge mit. Namentlich die Frage der internationalen Schulden macht große Schwierigkeiten. Das ist im ganzen für uns keine erfreuliche Lage. Es heißt sehr, die Zähne zusammenzubeißen und Nerven zu behalten. Die Krise wird sich bis in den Herbst hinziehen. Auch wäre es verfehlt, von der Durchführung des Sachverständigen-Gutachtens die Er lösung zu erwarten. Es bringt uns vorwärts, heraus aus der jetzigen völlig unhaltbaren Lage. Es bringt uns aber auch die Jnkraftsetznngdes Urteils von Versailles. Das darf nicht ver gessen werden. Die Hoffnung kann nur sein, daß sich die völlige Unsinnigkeit des Versailler Spruchs sofort erweist, sobald mit seiner Durchführung ernst zu machen versucht wird. Insofern mag uns das Sachverständigen-Gutachten schließlich doch die Befreiung bringen. Allein dazu braucht es in jedem Fall Zeit, vielleicht sehr viel Zeit. Nach den Berichten der preußischen Handelskammern war die Wirtschaftslage im Juni gekennzeichnet durch eine weitgehende Veräußerung von Warenbeständen und eine f ü h l- bare Senkung der Preise, womit eine Erleichterung auf dem Geldmarkt Hand in Hand ging. Das Abstoßen von Waren hat in der Tat beträchtlichen Umfang angenommen und teilweise bereits zur Verschleuderung großer Werte geführt. Eine fühlbare Erleichterung bedeutet aber auch das nicht, da vielfach die nötige Kaufkraft zur Aufnahme der angebotenen Vorräte fehlt und die Liquidation zu weichenden Preisen sogar noch weitere Kaufkraft vernichtet. Daß die Senkung der Preise zu einer gewissen Milderung der Spannung auf dem Geldmarkt führen muß, ist leicht verständlich. Wird die glqAblcibende Wa renmenge mit niedrigeren Preisen ausgezeichnet, so stellt sich natürlich das Verhältnis zur gegcnüberstchendcn Geldmenge, auch wenn sich diese nicht verändert, günstiger. Eine wirkliche Besserung der Lage, eine Heilung der Krankheitsursache ist das aber noch nicht. Das Bild wird erst wahrhaft anders werden, wenn das Verhältnis zwischen Erzeugung und Verzehr sich bessert, wenn durch vermehrtes Sparen und gesteigerte Wirt schaftlichkeit die Neubildung von Kapital gesichert wird. Auch Auslandskredite, von denen so gern gesprochen und so viel er hofft wird, können das mangelnde Betriebskapital nur sehr be grenzt und sehr bedingterweise ersetzen. Sie sind überhaupt nur wertvoll, wenn sie zur Förderung der Erzeugung und der Ausfuhr verwandt werden. Werden sie im Inlands verzehrt, so sind sic geradezu von übel, weil dadurch unsere Lage nur noch verschlimmert wird. Auslandskredite müssen zurückgezahlt werden; das ist in der Hauptsache nur durch Überschüsse unserer Erzeugung möglich. Auf deren Hebung kommt also alles an. Dazu wollen wir uns mittels des Kredits gern die Sparkapita lien anderer dienstbar machen. Doch das bcsreit uns niemals davon, daß wkr auch selber sparen müssen. Wie sollen wir aber sparen können und Überschüsse erzielen, wenn jetzt z. B. teil weise die Steuerlasten bis zu 25?L vom Umsatz ausmachen? Welche Wirtschaft kann Zinssätze bis zu und mehr im Jahr ertragen und dabei noch etwas verdienen? Wie soll eine solche Belastung in dem verarmten Deutschland gerade herausgewirt- schaftet werden? Hier stimmt noch sehr vieles bei uns nicht. Warenabstoß, Preisabbau und dergl. sind vorläufig nur Krisen- symptvme. Besserung ist das noch nicht. Streben vpr allem nach Verbesserung und höchstmöglicher Steigerung der Wirt schaftlichkeit muß das höhere Ziel bleiben. Das erreicht man auch nicht lediglich etwa durch Verlängerung der Arbeitszeit; wichtiger ist die Steigerung der Arbeitsleistung unter gleichzei tiger Senkung der Unkosten. Dabei können und sollten die öffentlichen Betriebe und die staatlichen Verwaltungen als erste mit gutem Beispiel borangehen. Vorläufig glaubt unsere Burcaukratie in Reich, Staat und Gemeinden die Forderung nach kaufmännischem Denken schon voll erfüllt zu haben, wenn sie nur nichts mehr »umsonst- tut und sich alles vielmehr »richtig«, d. h. möglichst gut bezahlen läßt. Das ist aber nicht der Weis heit letzter Schluß, sondern im Grunde doch nur wieder bureau- kratisicrte kaufmännische Einstellung. Der Ivahre Kaufmann strebt, um sich die Zufriedenheit seiner Kundschaft zu sichern und Wirklich und für die Dauer ein gutes Geschäft zu machen, nach billigsten Preisen bei höchster Leistung. Die »richtigen- Prcise sollen den öffentlichen Betrieben, vor allem Bahn und Post, gern gegönnt sein, vorausgesetzt nur, daß sie zugleich höchste Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit im Auge behalten und als vornehmstes Ziel betrachten. Sie werden selbst davon den größten Vorteil haben. Auch um deswillen müssen die öffentlichen Verkehrsbetriebe vor allem ihre Leistungsfähigkeit auf den höchsten Grad der Vollendung zu bringen suchen, weil nur so die Beschleunigung der Umsätze erreicht werden kann, die erste Voraussetzung der Wirtschaftlichkeit für uns ist. Je rascher und leichter Angebot und Nachfrage miteinander in Ver bindung kommen, je schneller die Waren in die Hände ihrer Be zieher gelangen, desto mehr wird gespart. Jede Verzögerung auf den Verkehrswege» bedeutet heute mehr denn je Zinsber- lust, den wir uns nicht leisten können. Den Hauplanstoß für die jüngsten Fortschritte der Preissenkung hat natürlich die 2v"/»ige Kohlenpreis« Herabsetzung gegeben, die sich allerdings Wohl in diesem Augenblick noch nicht im vollen Umfang ausgcwirkt haben wird. Zu berücksichtigen bei der Wertung des Ausmaßes der Preis senkung ist nach Ansicht der Frankfurter Zeitung außerdem aber auch die Tatsache, daß die Weltmarktpreise zum Teil weiter gestiegen sind, fodatz z. B. der amerikanische Index der Frankfurter Zeitung für den letzten Monat eine Steigerung um 3,5"d anfwcist. Die relative Senkung des deutschen Preis niveaus gegenüber den Weltmarktpreisen ist also tatsächlich eine etwas stärkere als die absolute Senkung des deutschen Preis- durchschnitts. Das ist, sofern die Weltmarktpreise nicht wieder die entgegengesetzte Richtung einschlagcn, für die Festigung un serer Preisvcrhältnisse nicht ungünstig. Der vom Weltmarkt ausgehende Druck wird dadurch erleichtert. Das Ende des Preis abbaus wird damit für uns freilich noch nicht ohne weiteres er reicht sein, da wir ja, um ausführcn zu können, beträchtlich unter dem Weltstand werden bleiben müssen. Die Entwicklung des .Gcsamtindcx und der Gruppen-Jndices der Frankfurter Zeitung zeigt die folgende Tabelle:
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