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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1911
- Strukturtyp
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- 1911-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1911
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- Deutsch
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fast nie, außer im erzieherischen Verkehr mit seinen Lehr lingen, kam geflissentlich ein herbes Urteil über seine Lippen, und selbst wenn er, .was oft genug vorkam, aufgeregt und zornig wurde, gebot ihm seine Selbstzucht eine Grenze, nicht zu reden von dem Humor, der immer und immer seinem harten Wort einen mildernden Beigeschmack zu geben wußte. In seinen Urteilen über Menschen und Dinge konnte allerdings Hertz im Vollgefühl seiner geistigen Überlegenheit oft hart, ja wohl auch ungerecht sein, aber niemals war er dies aus Laune, Vorurteil oder Neid. Und auch dann wußte er seinem Urteil einen abschwächenden Ausdruck zu geben. So konnte man ihm nicht gram werden, wenn er nach guter Berliner Art einen ihm unsympathischen Kollegen oder Schriftsteller mit jenem Titel belegte, den Wilhelm Vollmer mit ckobLnvss pocksx übersetzte. Auch der Ehrentitel Jochen Pesel sowie Haselant wurde nicht selten ver liehen, und sein Lieblingsausdruck Bimbim, wahrscheinlich höchst eigenhändig erfunden und natürlich gar nichts besagend, wurde von ihm wie von seinem Sohn Hans und Ferdinand Springer mit Vorliebe gebraucht. Wer einen etwas geringen Eindruck, gleichviel welcher Art, machte, war unvermeidlich ein Bimbim. iFortsehung folgt.) Hermann Loescher in Turin. Zum fünfzigjährigen Geschäftsjubiläum. Unter den zahlreichen Buchhandlungen des Auslandes, die unternehmungsfreudige deutsche Pioniere unseres Standes über nommen oder gegründet haben, nimmt die Firma Hermann Loescher in Turin einen hervorragenden Platz ein. Am heutigen Tage blickt sie auf ein volles halbes Jahrhundert zurück, in dem sie in treuer Kulturarbeit den Wissenschaften gedient hat. Der Lebensgang Hermann Loeschers bietet ein treffliches Beispiel, wie deutsches Wissen, deutscher Fleiß und deutsche Gründlichkeit sich im Ausland durchzusetzen und Erfolge zu erringen verstehen. Hermann Loescher, am 16. Juli 1831 in Lindenau bei Leipzig geboren, erlernte den Buchhandel bei Immanuel Müller in Leipzig. Nach verschiedenen in Deutschland und Österreich (Wien und Prag) zugebrachten Wanderjahren kehrte er 1857 nach Leipzig zurück, um die Stellung des ersten Sortimenters bei Fleischer einzunehmen. Ein Komittent Fleischers war Gustav Hahmann in Turin. Als nach dessen Tode die kleine Buchhandlung von den in Deutschland wohnenden Erben veräußert werden sollte, bewarb sich Loescher auf den Rat Fleischers, der volles Vertrauen zu seiner Rechtlichkeit und Tüchtigkeit hatte, um das Geschäft. Gerade an seinem 30. Geburtstag, am 15. Juli 1861, konnte Loescher das nach Hahmanns Tode etwas zurückgekommene Turiner Geschäft über nehmen. Da er selbst unbemittelt war, übernahm Fleischer die Garantie für die zu zahlenden Beträge. Diesen edlen Freund schaftsdienst hat Loescher bis zu seinem Lebensende mit aufrich tiger Dankbarkeit gelohnt und ihn als den Grundstein seines Glückes und späteren Wohlstandes anerkannt. Loeschers klarer Geschäftsblick, sein Fleiß, sein organisatorisches Talent, seine soliden Grundsätze brachten das Sortimentsgeschäft, dem er die Firma seines Namens gab, bald in Aufschwung und zu großer Ausdehnung. Turin, damals die Hauptstadt Italiens, Residenz, Sitz des Parlaments, war ein geeigneter Boden für den vorwärts strebenden Verbreiter deutscher Literatur. Bald fanden sich die bedeutendsten Männer jener bewegten Zeit, die hervor ragendsten Gelehrten des jungen Königreichs in der deutschen Buchhandlung als häufige Besucher ein, denn Loescher verstand es ganz vorzüglich, die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien zu wecken. Es ist ein Hauptverdienst Loeschers, durch die von ihm in Italien eingeführten Verlags artikel großer deutscher Häuser, wie Justus Perthes (Atlanten von Stieler, Berghaus, Menke, Spruner, Kämpen in italienischer Übersetzung), B. G. Teubner (Uibliotbses. seriptorum xrrrso. st row.), B. Tauchnitz, Weidmann, Carl Gerold usw., ganz wesentlich zur Ver breitung der wissenschaftlichen deutschen Literatur in Italien beige tragen zu haben. Die Königliche Familie, viele Bibliotheken, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. die Akademie der Wissenschaften, Universitäten usw. gehörten zu seinen Hauptkunden. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er zum Hofbuchhändler ernannt und erhielt hohe Ordens auszeichnungen. Neben dem Vertrieb italienischer Literatur und der Ein führung guter ausländischer Geisteswerke richtete Loescher seine Tätigkeit auch auf die Lieferung italienischen Verlags und anti quarischer Werke nach allen Ländern. Es gibt wohl nur wenige größere Buchhandlungen und wissenschaftliche Institute außerhalb Italiens, die Loeschers Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit in der Herbeischaffung oft schwer aufzutreibender Werke nicht erprobt und anerkannt hätten. Die Verlegung der italienischen Regierung nach Florenz (1865), später nach Rom (1870) veranlaßte Loescher, dort Zweig- geschäfte zu errichten, denen er bis zu seinem Tode (22. Nov. 1892) als Sozius angehörte und die sich von Anfang an des gleichen großen Ansehens rühmen durften, dessen der Name Loescher sich in ganz Italien erfreute. Das am 1. Juni 1865 in Florenz gegründete Geschäft blüht noch heute in Form einer Kommanditgesellschaft unter der Firma Succ. B. Seeber, Indrsris. IlltsruLrionals, Kgl. Hofbuchhandlung, während das im Dezember 1870 in Rom errichtete Geschäft Loescher L Co. unter der tatkräftigen Leitung seines jetzigen Allein inhabers Herrn Walter Regenberg, der, wie besonders hervor gehoben sei, auch Verleger des Deutschen Archäologischen In stituts und des Deutschen Historischen Instituts in Rom ist, sich eines großen internationalen Rufes erfreut. Seit dem Jahre 1887, nachdem er sein blühendes Turiner Sortimentsgeschäft seinem langjährigen Mitarbeiter und Pro kuristen Carl Clausen abgetreten hatte, unter dessen Nachfolger das Geschäft leider sehr zurückgegangen und wiederholt in Konkurs geraten ist, widmete sich Loescher nur noch seinem Verlage. Gleich nachdem er durch sein lebhaftes Sortiment festen Grund unter den Füßen fühlte, hatte er Mitte der sechziger Jahre angefangen, zu verlegen, und hat darin Vorzügliches geleistet; er war bestrebt, nur gute Bücher in würdiger Ausstattung, viel fach reich illustriert, auf den Markt zu bringen, und hatte die geschäftliche Genugtuung, seine Schulbücher für Gymnasien und Lyzeen in fast allen Lehrstätten Italiens eingeführt zu sehen. Die Anfänge des Verlags Loescher fallen in die Zeit, in der die Liebe zu den klassischen Studien wiedererwachte und sich die Unterrichtsmethode und ihr Ziel änderte. Loescher nutzte die Be strebungen der Zeit aus und trug auf diese Weise viel zum Aufleben des Studiums des Griechischen und Lateinischen inJtalien bei. Belege dafür sind eine große Reihe von Lehr- und Unterrichts büchern seines Verlags auf dem Gebiete der klassischen Philo logie. Aus reiner Liebe zur Wissenschaft gab Loescher oft Werke heraus, von denen er keinen materiellen Nutzen haben konnte, nur der Wunsch war maßgebend, zur Verkeilung der Bildung in Italien beizutragen. Sein im Jahre 1887 nach über zwanzigjähriger Verlagstätigkeit herausgegebener Katalog gibt Zeugnis von der Vielseitigkeit seines Verlags, auf den heute leider nicht im einzelnen eingegangen werden kann. Nicht unerwähnt darf aber bleiben, daß Loescher auch die (schon seit mehreren Jahren) eingegangene »LiblioxraLa. Italiang.« auf seine Kosten weiter erscheinen ließ und sie in ihren Grundlagen derart festigte, daß sie gegenwärtig als Organ der ^.esociarüons äslls. Inbraria. Italiaaa berechtigtes Ansehen genießt. Das von ihm gegründete 6iorvaIs Ltorieo äslla b-sttsratura It.s.lig.08. hat seiner Verlagstätigkeit nach seinem Tode folgende rühmenden Worte gewidmet: »Das Talent, mit dem H. Loescher sich als Verleger hervortat, verdient als ein ganz vorzügliches be zeichnet zu werden. Neben einer ungewöhnlichen Begabung, be gleitet von Ordnungs- und Genauigkeitssinn, besaß er einen be sonderen Takt in der Wahl seiner Publikationen. Vorsichtig in der Entscheidung und im Vertrag beobachtete er ihn jedoch aufs gewissenhafteste. Als in dem jungen Reiche seine Firma auf tauchte, fehlte es vor allem an guten höheren Schulbüchern. Er hat jedenfalls viel dazu beigetragen, unfern Unterricht zu verbessern, besonders durch die reichliche Verbreitung klassischer Schulbücher, die in Deutschland eingeführt waren. Daraus ent stand nicht nur die Quelle seines eigenen Erfolges, sondern auch ein Segen für die Schulen des neuen Königreichs. Das Schaffen des Verlegers hielt gleichen Schritt mit der 1078
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