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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1911
- Strukturtyp
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- 1911-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1911
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- Deutsch
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4808 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 89. 19. April 1911. Privilegiums an Senefelder bestreiten sie die Neuheit der Erfin dung; der Steindruck sei, wie die im Besitze des Kustos der Albertina, Adam v. Bartsch, befindlichen Proben beweisen, schon »vor ungefähr zwölf Jahren in Paris gemacht worden«; sie erbieten sich selbst zur Herstellung von Steindrucken usw. (Meder, Die Lithographie, Wien 1903). Senefelders Recht fertigungsschrift vom 31. März sucht diese Behauptung zu wider legen, doch dauert es immerhin noch über ein Jahr, bis er das vom 28. Januar 1803 datierte Privilegium auf zehn Jahre am 18. Mai zugestellt erhält, nachdem er am I. Dezember 1802 »die verschlossene Zeichnung seiner neuersundenen Druckpressen samt der Beschreibung seiner Manipulationsart« bei der niederöster reichischen Landesregierung überreicht hat. Am 20. Juli 1803 kündigt Senefelder in der »Wiener Zeitung« (Nr. 612, S. 2897) das ihm bewilligte Privilegium an. »Ich habe schon mehrere Arbeiten von dieser meiner Erfindung ge liefert und war so glücklich, den einstimmigen Beyfall aller Kenner damit zu erhalten; da ich nun schon einige Pressen dieser Art fertiggestellt habe und dadurch in Stand gesetzt bin, mehrere Bestellungen in meiner chemischen Druckerey annehmen, und größere Werke selbst verlegen zu können, so gebe ich hievon einem verehrungswürdigen Publicum hiemit die öffentliche Nach richt. Ich werde mit dem Drucke der Musicalien, geringerer Gattungen von Bildern, Anfangsgründen der Zeichenkunst, Tabellen, Wechselbriefe, Anweisungen, Frachtbriefe, Preiscurrente und andern derley kleinern Druckarbeiten den Anfang nehmen, nachher in das weite dieser Erfindung offen stehende Feld des Kunst- und Fabrikationsfaches übergehen, und stäts diese Fort schritte zur Wissenschaft der Künstler, Kunstliebhaber und Fabri kanten öffentlich bekannt machen, um sie zur Unterstützung meiner gemeinnützigen Erfindung einzuladen « Senefelder errichtete seine »k. k. privil. chemische Druckerey« in der Josefstadt, Kaisergasse Nr. 5, und begann seine Verlags- tätigkeit mit der Herausgabe einer Reihe von Musikalien, darunter Ouvertüren zu Mozarts »Titus«, »6o8l fza tutt-e«, »Die Hochzeit des Figaro« usw., Haydns »Winzertanz« und »Der Winter« aus den »vier Jahreszeiten« usw. Das im Anhänge zur Ankündigung vom 20. Juli mitgeteilte Verlagsverzeichnis zählt 21 bereits ge druckte Musikstücke auf. Nach Ferchl, »Übersicht der Jnkunabeln- Sammlung der Lithographie« (Oberbayr. Archiv 1856, XVI 152) wäre der erste in Wien hergestellte Steindruck ein »Wiener Studenten-Marsch«, ein einseitig bedrucktes Blatt, das um 1802 der Eingabe an die Landesregierung als Probe beigelegt wurde. Das erste Verlagsstück der priv. chem. Druckerei war eine Kom position von Fr. Gleißner »8ix Duos pour ckeux l'lütes« (Sene felder, Lehrbuch S. 83, 87). Die neuerrichtete Anstalt Senefelders hatte mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Musikverlag konnte mit seinen etwas primitiven Produkten gegen die rein und zierlich aus geführten Erzeugnisse des Wiener Notenstichs nicht konkurrieren; im ersten Monat des Bestandes der Druckerei hat der Vertrieb der Musikalien 10 Gulden 48 Kreuzer, im zweiten gar nur 1 Gulden 36 Kreuzer abgeworfen. An ein gedeihliches Fortkommen der Druckerei in der von Senefelder gemachten Anlage war trotz weiterer Versuche auf dem Gebiete des Musikverlages (siehe die Ankündigung in der »Wiener Zeitung« 1804, Nr. 7 S. 311, »Niederlage in dem Gewölbe des Herrn Franz Grund, priv. Antiquar«) nicht zu denken. Da kam Senefelder auf seine bereits im Jahre 1801 in London patentierte Idee der Verwendung des Steindrucks für gewerbliche Zwecke, insbesondere für den Kattun druck zurück. Der Hofagent Josef Hartl v. Luchsenstein, ein un- eigennütziger Förderer edler Bestrebungen, der schon früher Senefelders Erfindung in wohlwollender Weise finanzierte, hatte hierfür die große Maschinenspinnerei und Weberei Thorntons in Pottendorf ins Auge gefaßt. Trotzdem die Proben der Sene- felderschen Druckart mittels geätzter Walzen allgemeinen Beifall fanden, wollte die Anwendung der Lithographie für den Katlundruck doch nicht ins richtige Gleis kommen, trotz des wohlwollenden Interesses Hartls, der die Absicht hatte, auf Grund eines be sonderen Privilegiums eine Fabrik für den Kattundruck zu errichten und Senefelder als Direktor anzustellen. Hartl, der etwa 20 000 Gulden in das Senefeldersche Unternehmen gesteckt hatte, zog sich allmählich zurück; die Druckerei setzte ihren Verlag von Musikalien, Geschäftssormularen usw. unter der Leitung Sene felders und Gleißners mit wechselndem Erfolg fort. Ende 1804 war das Unternehmen an einem toten Punkte angelangt. Sene felder war gezwungen, sich nach einem Geldmann umzusehen, der den unkaufmännisch geleiteten Betrieb zu einem lebens fähigen Dasein verhelfen sollte. Ein solcher war jedoch in den unruhigen Kriegszeiten von 1805 schwer zu finden. Sene felder entschloß sich daher, sein mühevoll erlangtes Privi legium zu verkaufen. Ein Käufer fand sich in der Person des Sekretärs des Hofagenten Hartl, Siegmund Anton Steiner, der zusammen mit einem gewissen Rochus Kraszniczky (nicht Granitzky, wie er bei Wurzbach 34. Bd. S. 105 genannt wird) das Privilegium gegen eine Entschädigung von 600 Gulden über nahm. Von dieser bescheidenen Ablösungssumme bekam jedoch Senefelder nur einen geringen Betrag. Die Gesellschafter mußten sich nämlich zu einer abschlagsweisen Rückzahlung der Vorschüsse Hartls verpflichten; andrerseits wurde von dem auf Senefelder entfallenden Teil eine ohne sein Wissen von Gleißner ausgenommene Schuld in Abzug gebracht, so daß Senefelder im ganzen fünfzig Gulden erhielt. Seine fünfjährige Tätigkeit in Wien hatte Senefelder fast an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht. »In allen diesen namenlosen Hetzereien, in dieser fast endlosen Kette von Mißgeschick, Verdruß und Widerborstigkeit, im eigentlichen Ringkampf ums Dasein bewährte sich Senefelder als ein Mann von unerschöpflicher Geduld und Ausdauer, beseelt und getragen von dem redlichsten Streben für seine Kunst und deren ver bündeten Förderer; mitten in dem fast unlösbar scheinenden Wirrwarr arbeitete er an neuen Problemen, verbesserte sein Material und seine Maschinen und ersann immer wieder frische druck, für den sich Herr v. Hartl noch immer interessierte. Sene felder verwendete auch seinen ganzen Scharfsinn auf den Neubau der Maschinen, der ihm gelang. Aber auch jetzt trat das alte Ver hängnis dazwischen in Gestalt eines treulosen Werkmeisters, der Senefelders Maschine abzeichnete und verkaufte, so daß dieselbe von mehreren Seiten nachgeahmt werden konnte. Überdies verhinderte Napoleons Kontinentalsperre den Gebrauch der eng lischen Baumwollengarne. Damit erreichte jedes Privilegium sein Ende, und Senefelders mühevolles, dornenreiches Tagewerk in Wien war geschlossen, obwohl jetzt die Gebrüder Faber alles aufboten, den unentbehrlichen Senefelder für ihre Fabrik zu St. Pölten zu gewinnen.« (Holland in der Allgem. Deutsch. Biographie, 34. Bd. S. 14.) In der Zeit zwischen dem Verkauf seines Privilegiums und seiner Rückkehr nach München im Oktober 1806 war Senefelder, um wenigstens ein kleines Einkommen zu haben, gezwungen, gegen eine kärgliche Entlohnung Steinzeichnungen für die Druckerei zu liefern. Meist gravierte er die Titelblätter zu den von der Druckerei herausgegebenen Musikstücken. S. A. Steiner nahm mit besonderer Rührigkeit die Neu gestaltung und den weiteren Ausbau seiner Anstalt in Angriff. Der Musikverlag nahm einen bedeutenden Aufschwung; am Ende des Jahres 1806 wurde schon die Verlagsnummer 647 gezählt. Steiner beschäftigte tüchtige Zeichner und Graveure, wie Karl Müller, I. Dopler, I. F- v. Schönfeld u. a., mit der Absicht, neben dem Musik- und Merkantildruck auch den Kunstverlag zu pflegen. Ende 1805 wurde eine Publikation in Angriff genommen, die wohl zu den hervorragendsten Leistungen der ersten Periode der Wiener Lithographie gehört. Es ist dies die »Vollständige bildliche Darstellung der gesamten löblichen uniformierten Bürgerschaft der k. auch k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien nach dem neuesten Kostüme«. Das die Adresse »Im Verlage der Chemischen Druckerey am Graben im Paternostergassel« tragende Kostüm werk enthält einen Prospekt mit Inhaltsverzeichnis, drei Seiten Widmung an Stephan Edlen v on Wohlleben, Bürgermeister und Chef sämtlicher Bürgergarden von Wien, Titelblatt mit dem Porträt Wohllebens, um das drei Putten einen Blumenkranz winden, end- lich 39 Uniformbilder, Abbildungen der Chargen in ganzer Figur. Die Blätter sind fast durchgehends nach Vorlagen I. Doplers von Karl Müller mit der Feder auf Stein gezeichnet. Senefelder hatte mit der Herstellung des Uniformwerkes nichts zu tun. Die Bemerkung von Kann in der Zeitschrift für Bücherfreunde III, 193 (»1-it.lw^rLpüioa«), daß dieses Werk von Senefelder bei seiner Ver-
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