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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1911
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- Deutsch
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8468 DörsenilE s. d. Itschn. Vuch?»nd-I. Nichtamtlicher Teil. .1k 167, 21. Juli 1911. Max Niemeyer. Mitten aus einem noch arbeitsfreudigen Alter hat vor kurzem der Tod einen Mann abgerufen, dessen Name als Ver leger auf dem Gebiete der deutschen und romanischen Literatur wissenschaft in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland, sondern überall, wo deutsche Wissenschaft gepflegt wird, be kannt geworden ist. Am 17. Juni ist nach längerem Leiden in Halle a. S. vr. Max Niemeyer, Inhaber der Lippertschen Buchhandlung und der Firma seines Namens, gestorben. Ganz in dem von ihm erwählten Beruf aufgehend, die Ideale seines Standes hochhaltend, hat der Verstorbene mit eiserner Energie, mit nie ermüdender Arbeitskraft und Zähigkeit die unter seinem Namen gegründete Firma aus kleinen Anfängen zu hohem Ruf und Ansehen gebracht. Max Niemeyer entstammt einer alten Hallischen Patriziersamilie. Er wurde als Sohn des bedeutenden Pädagogen Hermann Agathon Niemeyer am 2. Juni 1841 in Halle a/S. geboren. Sein Großvater war der berühmte Kanzler der Universität Halle und Direktor der Franckeschen Stiftungen. In den Franckeschen Stiftungen verlebte Niemeyer eine schöne Kinder zeit, doch brachte der allzu frühe Tod seines Vaters dem Elf jährigen ein rasches Ende der sorglosen Kindheit. Eine ernste Natur, die das Leben nicht leicht nahm, glaubte er einen Teil der mütterlichen Sorgen aus seine Schultern nehmen zu müssen. Er entsagte, als er die Schule verließ, seinem Herzenswünsche, dem Studium der Geschichte, und trat als Lehrling in die Buchhandlung des Waisen hauses ein, um der Mutter möglichst bald eine Stütze sein zu können. Mit schlichter Bescheidenheit schreibt er in seinen Aufzeichnungen über seine Schulzeit und diesen Entschluß: »Auf der Schule bin ich langsam vorwärts gekommen. Für die Formen der alten Sprachen hatte ich wenig übrig, nur in der Geschichte und im Deutschen war ich einer der Besten und Ersten. Mit Liebe und Verehrung gedenke ich der Lehrer, deren Unterricht ich in diesen Fächern genoß, besonders des alten Daniel; er war ein gott begnadeter Lehrer. In Prima wurde mir eröffnet, daß ich zu dumm zum Studium sei. Mein eigener Schwager Nasemann war es, der cs mir .schonend beibrachte'. Ich wollte Geschichte studieren, wurde ober Buchhändler. Als ich später mich etabliert hatte und Demuth (ein guter Freund der Familie) fragte, wer mich denn für zu dumm erklärt habe, meinte er nur, man hätte eben nicht ahnen können, daß ich mich so entwickeln würde. Der Kluge er wußte recht gut, daß aus dem Durchschnitt die besten Männer für das Leben hervorgehen. Ich kam in die Buchhandlung des Waisenhauses zu Bertram in die Lehre. In ihm leinte ich wenn nicht den genialen Geschäftsmann, so doch den großzügigen kennen. Er wurde nach mancher Seite hin mein Vorbild.» Im Jahre 1864 rief ihn der frühere mecklenburgische Gesandte in Paris Oertling, ein alter Schüler des Kanzlers Niemeyer, seines Großvaters, nach Paris. Er hatte diesem versprochen, für die Zukunft eines der Enkel sorgen zu wollen. Oertling war Millionär und bewohnte ein altes Schloß in der Faubourg St. Honors. Dort brachte Niemeyer die Zeit von Neujahr 1864 bis Ostern 1865 zu. Er hatte nur wenig Beschäftigung in der Kaiserlichen Druckerei. In der ihm reichlich bleibenden Mußezeit interessierte er sich nebenher für die verschiedenen Regierungssysteme, las deutsche Bücher, wie -Werthers Leiden» und den -Faust«, den er immer bei sich trug und beinahe auswendig wußte. Sonst bummelte er im Lande umher und lernte die Bevölkerung gründlich kennen. Er sah und hörte immer mehr, was ihn interessierte, doch lernte er in seiner eigentlichen Stellung in der Druckerei wenig. In seinen Aufzeichnungen schreibt er über seinen Pariser Aufenthalt: »Ostern (1865) hatte der alte Herr (Oertling) wohl genug von mir. Er wußte nicht recht, wie er mir eine Zukunft gründen solle, was er doch meiner Mutter zu gesagt .hatte. Eines Tages meinte er, es wäre besser, ich sollte nach Haufe fahren und erst meiner Dienstpflicht ge nügen und dann wiederkommen. Der Diener erhielt also Befehl, mich nach dem Bahnhof zu bringen und mich mit Billet und allem Nötigen zu versehen. Dem widersetzte ich mich. Ich ging sofort, um eine Rettung zu suchen, und fand eine solche bei Klincksieck. Dieser alte Urgermane srug mich, ob ich ein Sahn des ,Religionsbuch- Niemeyer' sei. .Nein', antwortete ich, .aber ein Enkel'. — .Schön, dann bleiben Sie bei mir. Nach dem Buche bin ich unterrichtet worden.' So ging das Wort in Erfüllung: ,Der Segen der Eltern baut den Kindern Häuser.' Klincksieck war ein großartiger Sortimenter von un geheurem Wissen und großer Arbeitskraft. Im Grunde tat er alle Arbeit, wir Gehilfen waren nicht viel mehr als Schreiber. Trotzdem habe ich viel von und bei ihm gelernt. Dabei war er grob wie Bohnenstroh.« — — Im Jahre 1866 verließ Niemeyer diese Stellung und ging im Mai nach Hause, wo seine jüngste Schwester an der Schwindsucht erkrankt war. Er wollte jedoch nicht auf der Bärenhaut liegen, trat in Erfurt beim Ersatz des 31. Regiments ein, kam jedoch nicht mehr ins Feld und ließ sich im Herbst nach Halle zu dem 86. Regiment versetzen. Im September 1867 ging er nach London, um bei Nutt eine Gehilfenstelle anzutreten. »Mein alter Meno Haas», schreibt er, »erst mein Chef, dann mein aufrichtiger, guter Freund, hat mich in die Geheimnisse des Buchhandels eingeweiht. Er war nicht nur ein vortrefflicher Mensch, sondern auch ein Buch händler und Lehrer, wie es nicht viele gibt und ge geben hat.« Niemeyer wohnte in London bei einem Schulinspektor, mit dem ec Theater, Parke und Museen besuchte. — Im Oktober des Jahres 1869 kehrte er seiner Mutter zu liebe nach Halle zurück und kaufte durch Bertram die Lippertsche Buchhandlung für 6000 Taler. »Es war ein Reinsall erster Güte», sagt er über diesen Kauf, »Schulden und die leeren vier Wände, das war das Objekt. Mit nahezu der ganzen Kaufsumme wurden die elfteren bezahlt.« Bei Ausbruch des Krieges von 1870 ging seine Kund schaft zum großen Teil ins Feld. Er hatte nichts zu tun. Da gab ihm ein guter Freund, dessen Vater mit dem seinen gemeinsam das Pädagogium der Stiftungen besucht hatte, den Gedanken ein, ein Musikgeschäft zu gründen. »Ich war so tollkühn», sagte er in seinen Aufzeich nungen, »auf den Plan einzugehen, obgleich ich keine Note kannte. Mein Freund borgte mir das Geld und machte mir zum Leihinstitut den Katalog. Das Ding ging. Die Damen kamen, und die Herren folgten. Im September 1871 verlobte ich mich mit Anna, der Tochter des Predigers Eyßenhardt in Berlin. Es war für mich das große Los. Wenn ich in diesem Leben zu etwas gekommen bin, so hat sie großen Teil daran.« Als nach dem Friedensschluß 1871 bald aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens sich neues Blühen geltend machte, gewann Niemeyer nach und nach an Boden, und sein Geschäft wuchs, langsam, aber stetig, vr. Trautmann (einer seiner Autoren), den er in den ersten Jahren seiner selbständigen Geschäftsleitung kennen gelernt hatte, brachte
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