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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.08.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-08-29
- Erscheinungsdatum
- 29.08.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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9656 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 200. 29. August 1911. Sk. Zum Begriff »Wandergewerbe«. Urteil des Sächsischen Oberlandesgerichts. (Nachdruck verboten.) — Eine interessante Ent scheidung in Sachen der Besteuerung der Gewerbebetriebe im Umher ziehen sällte am LS. August der Strassenat des sächs. Oberlandes- gerichts. Der Inhaber einer Dresdener Kunstanstalt, Petzold, läßt durch Provisionsagenten Aufträge aus Vergrößerungen von Photographien sammeln, ohne mit diesen Agenten ein sestes Engagements-Verhältnis einzugehen. Unter anderen vermittelte auch ein gewisser Jungnickel in Neu-Reichenberg des öfteren Austräge für Petzvld, ohne diese Tätigkeit als ein zigen oder Haupt-Erwerbszweig zu betreiben. Da nun Jung- Nickel nicht im Besitze eines Wandergewerbescheins war und die Glauchauer Bezirkssteuer-Einnahme der Ansicht war, daß hier ein Wandergewerbebetrieb im Umherziehen vorliege, veranlaßte sie die Bestrafung Petzolds wegen Steuerhinterziehung zu 10 ^il Geld strafe. (Er hatte nämlich in der Glauchauer Gegend einige Auf träge gesammelt.) Auf die beantragte richterliche Entscheidung hin sprachen sowohl das Schöffen- wie das Landgericht als Berufungsinstanz den Angeklagten frei und erklärten, daß im konkreten Falle weder ein Ausstichen von Warenbestellungen noch ein Feilbieten von Ware in Frage käme. Die Bezirkssteuer- einnahme sucht diesen Freispruch im Revisionswege beim Ober- landesgericht an; es handle sich doch um das Ausstichen einer Warenbestellung. Jede angepriesene bewegliche Sache müsse als »Ware« bezeichnet werden. Deshalb müßten auch die Hand lungen des Angeklagten oder seiner Vertreter als Handelsgeschäfte bezeichnet werden. Der Strassenat verwarf das Rechts mittel unter Übernahme der Kosten aus die Staatskasse und er- klärte, daß es sich im gegebenen Falle nur um das Ausstichen einer Feststellung sür eine spätere künstlerische Leistung handele. Zeitschpiften-Ltatistik. — Nach einer Statistik des Inter nationalen Instituts sür Bibliographie betrug die Zahl der Zeit schriften im Jahre 1908: in Frankreich 8910, in Deutschland 8050, in England 4329, in Italien 3068, in Belgien 2023, in Rußland ISKI, in Spanien 1350, in der Schweiz 4332 und in den Nieder landen 1402. Dabei war die Zunahme der letzte» Jahre eine ungeheure. In Frankreich z. B. erschienen IS40 I, 4780 24, 1790 360, I82S 490, 4866 4S40, 4872 2024, 4892 5600, 4898 6447, 1904 8270, 4908 8940. Der 11. Deutsche Archivtag findet in Verbindung mit der Hauptversammlung der Gesamtvereine deutscher Geschichts- und Altertumsvereine am 3. und 4. September in Graz statt. Sprechen werden der Professor vr. Redlich.Wien über staatliches Archivwesen in Österreich, der Geheime Rat vr. Zimmermann. Wolsenbüttel über das Thema »Was sollen Archive sammeln« der Geheime Rat vr. Grotesend . Schwerin über »Neue Archiv, bauten in Norddeutschland, und der Staatsarchivar vr. Thiel- Graz über das Grazer Statthaltereiarchiv. Meistgelesene Bücher in Italien. — Im Lande der Sonne hat man aus den Volksbüchereien eine Statistik darüber auf- genommen, welche Autoren vom italienischen Volke am meisten gelesen werden. Es stehen in erster Linie die Werke von Jules Verne, Zola, de Amicis. Es folgen ihnen Rovetta, Barrili, Dumas Vater, Victor Hugo, Tolstoi, Bourget, d'Annunzio, Sienkiewicz, Salvators Farin», Ohnet, Walter Scott, Giovanni Verga, Elisabeth Werner, Neera, Balzac, Fogazzaro, Alphonse Daudet. Von deutschen Erzählern ist dabei einzig und allein Elisabeth Werner vertreten! Von dramatischen Werken wurden die Schauspiele Cavallottis, Rostands »Cyrano« und »Aiglon«, Ibsens »Hedda Gabler« und »Gespenster«, d'Annunzios »Tochter des Jorio« am meisten begehrt. Von wissenschaftlichen Werken kommen Reuleaux' »Die großen Entdeckungen«, Flammarions Bücher, »Das Kapital« von Karl Marx und Lioingstones »Afrika« in Betracht. (Liter. Echo.) Musikalicn-AuSftcllung in Quedlinburg. — Aus Anlaß der anfangs Oktober stattfindenden Versammlung des Orga- nisten- und Kantoren.Vereins der Provinz Sachsen wird in Quedlinburg eine Ausstellung von Noten und Musik-Literatur veranstaltet werden. Herr Buchhändler Paul Deter gibt in heutiger Nummer (Vermischte Anzeigen) bekannt, welche Musi- kalten und Bücher besonders erwünscht sind. Lehrmiitel-AuSslelkung in Gnesen. — Verleger von Lehr mitteln haben Gelegenheit, ihre Erzeugnisse in Gnesen einer großen Zahl von Lehrern vorzusühren. Wir verweisen aus die Aufforderung von Otto Pabst in Gnesen unter den vermischten Anzeigen. Personalnachrichten. Hofrat Professor Or. Anton »chönbach ff. — Der Pro- fessor der deutschen Sprache und Literatur an der Grazer Uni versität, Hofrat Di-. Anton Schönbach ist am 25. August abends in Schruns im Montafoner Tale (Vorarlberg), wo er in der Sommerfrische weilte, gestorben. Anton Schönbach war am 29. Mai 1848 zu Rumburg geboren. Nachdem er seine Studien, die sich vorwiegend auf das germanistische Gebiet bezogen, be endet hatte, habilitierte er sich im Jahre 1872 als Privatdozent für ältere deutsche Literaturgeschichte in Wien und wurde im Jahre 1873 außerordentlicher, im Jahre 1876 ordentlicher Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Universität zu Graz. Er wirkte an der dortigen Universität demnach 38 Jahre. Mit Hofrat Schönbach ist eine Zierde der Grazer Universität dahin gegangen, ein Mann, der wie selten einer die wichtigsten Tugenden des Hochschulprofessors in feiner Person vereinigte. Er war ein Forscher von unermüdlichem Fleiß, ein Redner von mitreißendem Schwung, ein ausgezeichneter Lehrer. Er gehörte zu jener alten, leider aussterbenden Schule der Gelehrten, die nicht ihr Fach als einziges Heiligtum betrachten, sondern gründliches Wissen auf allen Gebieten besitzen. Schönbach war wie als Germanist gleich beschlagen in den ver schiedensten Zweigen der Naturwissenschaften, der Mathematik, der reinen Philosophie, vor allem der Religionswissenschaft. Sein Spezialgebiet aber war die Literatur unserer deutschen Vergangenheit. Von seinen Werken seien genannt: »Uber die Marienklagen« (l874), »Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften« (10 Bände, 1885 bis 1908), Walter von der Vogel weide« (1910), »Otfriedstudien« (1891 bis 1895), »Anfänge des deutschen Minnesanges« (1898), »Das Christentum in der altdeutschen Heldendichtung« (1897), »Beiträge zur Erklärung altdeutscher Dichterwerke« (1900), »Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters« (1909). Mit scharfem Blicke verfolgte er auch die Entwicklung der modernen Literatur; ein kleines Heft, »Die humoristische Prosa im 19. Jahrhundert«, zeigt sein feines Ver ständnis und seine unbefangene Freude an den Schöpfungen der epischen Meister neuerer Zeit. Die hohe Auffassung, die er von der Bedeutung aller literarischen Tätigkeit einer Nation hegte, tritt in seiner Schrift »Über Lesen und Bildung« (1907) zutage. In diesem stattlichen Buche schließen sich eine Reihe von kritischen Aussätzen, die die wesentlichen Erscheinungen der Weltliteratur ins Auge fassen, zu einer Art moderner Literaturgeschichte zu sammen. Sprechsaal. Vorsicht! Vor einem Büchermarder, der am letzten Sonnabend in Görlitz als Dekorationsmaler aufgetreten ist, sei hiermit gewarnt! Er verlangte Preisangabe folgender Bücher (z. Teil fingierte Titel!): Burg, Holz- und Marmormalerei, Wenzel, Handbuch der Malerei, Kloock, Vorlagen für Dekorationsmalerei. Nach diesen oder ähnlichen Werken dürfte in den nächsten Tagen auch in anderen Städten gefragt werden; dann versäume man ja nicht, während der Feststellung der Titel auf diesen Lang finger im Laden aufzupassen! Es hat sich gezeigt, daß er bei dieser Gelegenheit Bücher — besonders solche kunstgeschichtlichen Inhalts — mitgehen hieß, die er dann anderweitig zum Kauf anbot. Der Verdächtige ist etwa 1.70 bis 1.76 m groß, hat schmales Gesicht, trägt hellgrauen Anzug und spricht zuweilen etwas bayerischen Dialekt. Man veranlasse eventuell seine Festnahme unter Hinweis auf die bei der Kriminalpolizei in Görlitz erfolgte Anzeige. k.
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