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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.06.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-06-28
- Erscheinungsdatum
- 28.06.1923
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- Deutsch
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148, 28. Juni 1923. Redaktioneller Teil- vvrsenvlatt f. d. Htlchn. Vucyhandel. Exporteuren wird die Nachricht interessant sein, das; eine erstinstanzliche Entscheidung eines Berliner Gerichts seine höhere soll nicht angerufen werden) ausspricht, daß die Fracht kosten einer Kiste, welche verlorengegangen ist, sowie auch alle jene Spesen, die mit der Suche nach dieser Sendung verbunden waren, von dem Betrag gekürzt werden dürfen, welcher versichert war. Da diese Kosten und Spesen bei überseeischen Kisten 107» ausmachen können, ist entsprechende Vorsicht geboten. Der Direktor der bekannten Schriftgießerei H. Berthold in Berlin, I)r. Zolles, einer der bekanntesten Berliner Biblio philen und Herausgeber bibliophiler Veröffentlichungen, ist im Begriff, nach jahrelanger Sammelarbeit eine Bibliographie des deutschen Schriftgietzereigewerbes unter dem Namen »Die Deutsche Schriftgießerei, eine gewerbliche Bibliographie« her auszugeben, die von der bekannten Offizin von Jacob Hegncr in Helleran in Walbaum-Antiqua ausgeführt wird und bereit Auflage auf 500 mit der Hand numerierte Exemplare beschränkt ist. Es ist dem Verfasser, der schon so manches Opfer für die Bibliophilie und speziell für die Berliner Bibliophilenabende gebracht hat, zu glaubon, daß er bei dem sehr niedrigen Preis von Mark 15.— (Grundzahl) nur die Unkosten für Papier, Druck und Einband decken will, während alle andern Ausgaben von ihm selbst getragen werden. Reminiszenzen von der Kantate-Versamm lung. Gehobenen Herzens ist man diesmal heimgekehrt. Der Weg der Einigung scheint gefunden zu sein. Man hat das Ge fühl, daß der Optimismus dieses Mal nicht eine solche Ent täuschung erleben wird wie vor zwei Jahren. Die Versammlung des Bürsenvereins, die zwei des Vcrlegervereins, die der Orts- Vereine und sicher die der Gilde standen unter dem Einfluß der überragenden Persönlichkeit des Führers des Sortiments. Es war immer ein Aufatmen, wenn zwischen den oft recht lang weiligen Reden anderer dieser das Wort ergriff. Auch dort, wo kühle Kritik es verbot, dessen Ausführungen zu folgen, blieb es ein ästhetisches Vergnügen, einer Dialektik, einem geschickten Ab wägen von pro und contra, einer ausgesprochenen Rednergabe zu lauschen. Es ist fast zu bedauern, daß Herr Nitschmanin ohnedies immer als Führer des Sortiments die Majorität hinter sich hat. Recht interessant wäre es, könnte festgestellt werden, ob er auf Grund seiner Anlagen durchdringcn könnte, wäre er der Führer der verlegerischen Minorität. In dieser ist es deren Vorsitzender, der durch seine Knappheit und Treffsicherheit (der Engländer sagt ganz hübsch »to ids point«) inmitten des unendlichen Wort geplätschers seinen kurzen Ausführungen Gewicht verleihen kann. Erstaunlich war auch, wie immer, die Widerstandskraft und die gleichblcibende Liebenswürdigkeit, mit welcher der erste Vorsteher des Börsenvereins vom Morgen bis in die Nacht die schwierigen Verhandlungen leitete. Weniger erfreulich waren die langen Erzählungen des Wiener Vertreters (diesmal fehlte der Herr, der sonst feit Jahren die Wiener Lokalschmerzen vertritt) und vor allein seine deplozierien Angriffe gegen die Außenhandels- Nebenstellen, die in dem Wunsche baldigster Abschaffung gipfelten. Niemals während der ganzen Verhandlungsdauer erhielt ein Redner längeren und lauteren Beifall als dieser, als er diesen Wunsch aussprach. Dieser Beifall ertönte hauptsächlich aus dem Flügel der Sortimenter. Daß im Verlegcrvercin sich eine Majori tät für die Abschaffung der Ausfuhr-Kontrolle finden würde, ist ja ohnedies in höchstem Matze unwahrscheinlich. Das Sorti ment wollte offenbar zeigen, wie recht derjenige hat, der das System der'Kurial-Abstimmung befürwortet (wie ja auch schon im vorigen Jahr der Lieferungszwang eines Freiexemplars an die Deutsche Bücherei durch die Verleger eine so be- geistert« Zustimmung des Sortiments gefunden hat, die ebenfalls Wasser auf die Mühle der Kurialabstimmungs- sreunde war). Ich habe mich manchmal gefragt, was ich mit meinem schwerwissenschaftlichen Verlage tun würde, wenn die Kontrolle durch die Archenhandelsnebenstellen aufhören würde, und glaube, daß mir nur eines übrig bliebe, nämlich ein großes Inserat im Börsenblatt: Von heute an liefere ich meine Verlagswerke, die erschienenen und die künftig erscheinen den, nur noch zum Auslandpreis, gleichviel, ob für Inland oder nicht. Natürlich würde dann kein einziges Exemplar in Deutsch land mehr verkauft werden können. Die deutsche Wissenschaft wäre, da auch andere Verleger nicht anders handeln könnten, noch schneller dem Ruin zugeführt, aber — die unbeschränkte Verbrei tung deutscher Bücher unter deren Papierpreis und unter dem Lo sungswort »Deutsche Kultur im Auslande« wäre gerettet. Ge wiß, ich bin der Letzte, der die Praxis der Außenhandelsneben stellen, die besonders in letzter Zeit sich in psjns verwandelt hat, verteidigt. Es ist z. B. ein Unding, daß sie große und größere Firmen ängstlich zu kontrollieren versuchen — als ob diese nicht viel besser dadurch beaufsichtigt find, daß deren Inhaber sich nicht in die Hände ihrer Angestellten geben können —, weiter, daß wegen jedes einmal im Lause des Jahres nicht belegten Kreuz bandscheines Strafen verhängt und Drohschreiben versandt wer den. Aber warum vereinigt sich in solchen Fällen nicht lieber der Buchhandel zu einer Eingabe an das Ministerium, als daß nun gleich der Wunsch der Abschaffung der ganzen Institution er schallt? Im übrigen gibt die Errichtung der Außenhandels kontrolle in Österreich Gelegenheit zu reizendem Rätselraten. Zu Kantate verlas der Vertreter der Leipziger Stelle ein eben einge- trosfenes Telegramm, daß Österreich die Errichtung der Kon trolle ablehnt. Einige Tage später liest man im Börsenblatt, daß sie errichtet ist. Und jetzt ist wieder das Gegenteil der Fall. Die Ost er meß-Versammlungen aller buchhändle rischen Organisationen standen übrigens unter dem Signum von Personalfragen, die in einer bisher im Buchhandel ungebräuch lichen Weise die Verhandlungen über Dinge Überwegen. Nicht nur war es das Pro und Contra der Aufnahme des Führers des Sortiments in den Vorstand des Börsenvereins, die immer und immer wieder auch dessen persönliche Qualitäten berührte — nein, auch Diskussionen über die persönlichen Eigenschaften einer Reihe anderer prominenter Buchhändler wurden ausgiebig gepflegt. Es steht zu hoffen, daß, nachdem jetzt die Stürme ausgctobt haben, zu der alten guten Praxis der objektiven Behandlung der uns beschäf tigenden Fragen zurückgekehrt wird. Meine treuesten Freunde*). Von Arno Keilitz (Braunschweig). Ich bin während dreier Lustren Berufstätigkeit immerhin in der Belt herumgekommcn — und welcher Journalist von echtem Schrot und Korn wäre es wohl nicht? —, habe gekrönte Häupter vo» Ange sicht zu Angesicht geschaut und bin weltberühmten Dichtern und Den kern zu Füßen gesessen, habe unzählig- Bekanntschaften geschlossen, aber nur wenig, herzlich wenig wahrhafte Freunde gesunden. Zwei getreue Freunde entriß mir die mörderische Feindkugrl im gigantischen Völkerringen: der liebe alte dichtende Gemeinrat mit dem ewig sungen Herzen machte sich bald nach dem unglücklichen Weltkrieg aus dem Staube, zu einer Zeit, da mich ein bitteres Schicksal hinter englischem Stacheldraht am Kanal schmachten ließ und ich infolgedessen schweren Herzens darauf verzichten mußte, meinem väterlichen Freund, dem gemütvollen »Thüringer Wandersmann«, ans seiner letzten Wande rung das Ehrengeleit zu geben; und nun habe ich — Isst not least! — abermals einen gute» Freund opfern müssen . . . Ter RcichSpost- ministcr hat uns endgültig getrennt — infolge der horrenden Porto- erhöhung! Allein, ich bin dennoch guten Muts. Ich habe mich wieder ans meine lieben alten stillen Freunde besonnen, die in militärischer Strammheit sein säuberlich in Reih und Glied meiner geduldig war ten, in deren erlesener Gesellschaft ich — ach, wie oft! — so er habene Stunden, ja sogar ganze Rächte hindurch verweilen durste. Ich ösfne meinen Bücherschrank, streichle zärtlich über die, freilich derb mitgenommenen Bücherrückcn, wähle, je nach Stimmung, eine» der dort versammelten ehrwürdigen Herren ans — und habe so einen angenehmen Gesellschafter, einen geistreichen Plauderer ohne Falsch und Fehle, einen ganzen Mensche» ohne jedwede Launenhaftigkeit; denn eine gewisse Launenhaftigkeit muß man sonst selbst bei dem besten Freunde mit in Kauf nehmen. ») Obige Skizze steht Interessenten in Sonderabdruckcn zur Ver- Wendung für Propaganbazivecke (insbesondere zum Abdruck in der Lokalpresse I) zur Verfügung. Wir bitten, davon möglichst weitgehen den Gebrauch zu machen. Pressestelle des B.-B. 881
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