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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1923
- Strukturtyp
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- 1923-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1923
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- Deutsch
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x° 141, 20. Juni 1923. RedattioneUer Teil. die Kunstblätter der allgemeinen Verteuerung nur unzureichend gefolgt mären, andererseits Las Fundament dieser Hochkonjunktur nicht durch den wirklichen Bedarf gebildet wurde, sondern die zerrüttete Mark- Währung, die Flucht vor der Mark und der Wunsch, sie tunlichst schnell in wcrtsteigernde Ware umzutauschen, der Anlaß war. Es ist leicht erklärlich, daß 'dieses Wettlaufen nach Ware in Verbindung mit dem Marksturz, der katastrophal Ende August v. I. auf der Leipziger Herbst messe in Erscheinung trat, das Tempo der Verteuerung und damit unfern wirtschaftlichen Niedergang beschleunigte. In dieser Zeit der Scheinblüte deutscher Wirtschaft nahm der Ausverkauf nachdem Ausland und die Verwirtschaf - tungder Vermögen bedrohlichen Umfang an und erzeugte bei Vielen ein ganz falsches Bild unserer wirtschaftlichen Lage. Die Ge fahr, trotz lebhaften Absatzes einen andauernden Substanzverlust zu erleiden, wuchs beständig, und in Verleger- wie in Sortimenterkreisen mangelte es an sachlicher Einstellung auf das Problem der Preis bildung, dessen Lösung allein den Weg weisen konnte, auf dem dem bereits fühlbaren Kapitalschwund entgegenzutretcn war, und der die Möglichkeit bot, den Unternehmern die noch vorhandenen Betriebs mittel zu erhalten und Neuanschaffungen vorzunehmen. Der Vorstand der Vereinigung de? Kunstverleger darf mit Genug tuung feststellen, daß sein Vorschlag, die jeweilige Anpassung der Verkaufspreise an die Geldentwertung und die dadurch bewirkte Verteuerung der Herstellungst- und Betriebskosten durch das Grund- und Schlüsselzahlsystem sicherzustellen, von der zu diesem Zweck nach Leipzig «unberufenen außerordentlichen Hauptversammlung vom 26. August 1922 angenommen wurde und zur Durchführung gelangt ist. Das Verdienst, für den Kunsthandel den einzig möglichen Weg der Ab hilfe zuerst gewiesen und beschritten zu haben, dürfen wir für uns in Anspruch nehmen. Vielleicht war auch unser Entschluß für den Börsen verein der Deutschen Buchhändler nichl ohne Bedeutung, das neue Preisfestsetzungsverfahren durch den in Königsberg am 8. September 1922 gefaßten Beschluß seinen Mitgliedern ebenfalls zu empfehlen. Die neue Maßnahme wurde unseren Mitgliedern durch Merk blatt Nr. 13 vom 7. September 1922 mit entsprechender Erläuterung bekanntgegeben. Als Richtpreise wurden Grundrichtpreisc festgesetzt, aus denen sich durch Vervielfachung mit der jeweiligen Schlüsselzahl die Ladenrichtpreise errechneten. Die neue Einrichtung wurde allseitig mit Freuden begrüßt und als "eine Erlösung aus den Wirren der zer rütteten Markwährung empfunden. Im großen uns ganzen haben sich die in das neue Verfahren gesetzten Hoffnungen erfüllt. Es hat sich in der Tat zu einem Palladium des gesamten Kunsthandels gestaltet, dessen schützende Wirkung Verlag und' Sortiment vor dem wirtschaft lichen Zusammenbruch bewahren kann, wenn beide sich die unerschütter liche Anwendung der jeweils von den satzungsgemäßen Instanzen der Vereinigung der Kunstverleger veröffentlichten Schlüsselzahlen zur Pflicht machen. Nicht immer gefielen die vom Vorstand und Beirat festgesetzten Schlüsselzahlen allen unseren Mitgliedern. Eine Furcht vor der hohen Zahl trotz geringeren Wertes bewirkte manchmal wider- willige Gefolgschaft einzelner Firmen. Wir warnen, die Gefolgschaft aufzugcben, denn die Ansetzung einer zu niedrigen Schlüsselzahl würde für die einzelnen Firmen über kurz oder lang eine finanzielle Schädi gung herbeiführen, die sich spätestens in dem Augenblick auswirken würde, in dem der betreffende Verleger verkaufte Blätter wieder neu Herstellen wollte. Daß die Anwendung einer niedrigeren Schlüsselzahl, als die Vereinigung nach genauen Berechnungen für angemessen er achtet, eine Schädigung der Mitglieder bedeuten muß, die sich treu an die Beschlüsse der Vereinigung halten, braucht kaum besonders, erwähnt zu werden. Wir bitten die Mitglieder dringend, mit uns für die Durchführung dieses Systems zu wirken. Das System kann nur bei einmütiger Handhabung durch alle Mitglieder Erfolg haben. Im In teresse jedes einzelnen liegt es daher, uns in unserm Bestreben, das System durchznführen, zu unterstützen. Es bedarf keines besonderen Hinweises, daß das Schlüsselzahl system, an sich ein vorzüglicher Gradmesser für den jeweiligen Stand der Verteuerung, kein Allheilmittel bedeutet und keinesfalls eine Ge sundung unserer Wirtschaftslage herbciführen kann. Erst wenn die ge waltsamen Einwirkungen von außen aufhören, Deutschland eine feste tragbare Schuldsumme in Rechnung zu stellen vermag — die Voraus setzungen fiir eine wirkliche Stabilisierung der Mark und die damit wahrscheinlich sich verknüpfende Einführung einer neuen »wertbeständi gen« Währung —, wird der Weg zur Gesundung unseres Wirtschafts lebens frei werden. Trotz der Flut der steigenden Materialpreise und der uns erdrückenden Unkosten an Miete, Steuern, Eisenbahnfahrten und -Frachten, Porti, Licht, Heizung und Gehältern glauben die meisten noch an den trügerischen Scheinwert der Papiermark, während uns 'der Goldankaufspreis der Rcichsbank darüber belehrt, daß eine alte Gold mark mit etwa 7000 Papiermark, um Mitte Mai herum, also etwa mit -dem 7000sachen des Friedensstandes zu bewerten ist. Wenn man nun berücksichtigt, daß die Teuerung der im graphischen Kunstdruckgewerbe benötigten Materialien und bezahlten Löhne sowie der Betriebskosten des Verlegers das 7000sache der Friedenspreise überholt oder zum mindesten erreicht hat, dagegen die Ladenpreise der Kunstblätter durch? schnittlich nur eine 2100fache Verteuerung, bei Karbenlichtdruckcn sogar noch eine geringere, erfahren haben, so wird man nur mit großer Be unruhigung in die Zukunft blicken können. Wir stehen vor dem Di lemma: entsprechende Anpassung unserer Ladenpreise an die Entwer tung der Papiermark gegenüber der Goldmark und damit die Gefahr der Absatzerdrosselung — oder aber beim Gewährenlassen die Schwäcknug der Substanz des Verlagsvermögens oder Unmöglichkeit der Aufrcchterhaltung der Betriebe im alten Umfange. Auch die Sta bilisierung der Mark wird dieses Problem nicht sofort lösen. Nur ein langer dornenvoller Weg kann aufwärts zur Gesundung führen. Seine Etappen heißen Einsuhrminderung, Ausfuhrsteigcrung, Mehrarbeit, be schränkte Lebenshaltung und Abbau des Beamtenapparats. Wird die Negierung, das Unternehmertum und die Arbeiterschaft diesen Weg nicht freiwillig zum Wohl des Vaterlandes gehen, so wird er zwangs läufig durch eintretende Arbeitslosigkeit der Massen beschnitten werden. Auch der Kunstverlag muß diesen Notwendigkeiten Rechnung tragen. Er darf es aber nicht blindlings einem Schlagwort zuliebe tun. Ein Gewerbe, das mit Rücksicht auf die mangelnde Kaufkraft seiner Ab nehmer so knapp kalkuliert, kann natürlich nur bei Wertsteigerung der Währung, nicht bei gleichbleibenden Werten abbauen. Auch auf die Zahlungsbedingungen konnte die weitere Zuspitzung der wirtschaftlichen Lage nicht ohne Einfluß bleiben. Die zeitweilig fast von Tag zu Tag fortschreitende Entwertung der Mark bewirkte für den Gläubiger eine dauernd zunehmende Verkleinerung der geschuldeten Summe, ein Verlust, der in den Preis nicht einkalku- licrt war und nicht einkalkuliert werden konnte. Gegen böswillige verspätete Zahlung war alle Schärfe der Abwehr geboten. Denn die Unmoral unerhörten Schuldncrwuchers 'darf zwischen Kaufleuten nicht aufkommen. Wir haben deshalb unsere Mitglieder darauf hingcwiesen, daß sie durch ausdrückliche Erklärung bei Abgabe des Angebots den Ab nehmer verpflichten können, die infolge Zielüberschlreitung eintretende Entwertung des fälligen Betrags durch Nachzahlung zu vergüten. Inzwischen ist auch 'die Rechtsprechung auf dem Wege der Bekämpfung des Schuldnerwuchers gefolgt. Prozesse, mit denen derartige durch Ver zug entstandene Geldentwertungsschäden geltend gemacht werden, dürf ten auch ohne vorhergehende Verpflichtung des Schuldners zur Scha- densersatzleistung Erfolg haben, sofern ein eingetretener Schaden nach gewiesen iverden kann. Einen erfreulichen Erfolg hat uns das letzte Geschäftsjahr auf dem Gebiete der L u x u s st e u e r beschicken. Wie wir bereits in unserm letzten Geschäftsbericht Mitteilen konnten, hatte der Reichstag gewünscht, 'daß bis zum 1. Oktober 1922 die Bestimmungen über die Abgrenzung der luxussteuerpflichtigen Gegenstände im Sinne einer völligen Um arbeitung, Vereinfachung und Einschränkung des Umfangs der luxus- steuerpflichtigen Gegenstände neu gefaßt werden sollten. In längeren Verhandlungen im Ncichsfinanz- und Neichswirtsclaftsmini- sterium ist diese Aufgabe unter Mitwirkung von Sachverständigen aus dem Kreise unserer Vereinigung gelöst worden. Mit eingehender Ein gabe an die Fachministerien der Länder und Mitglieder des Neichsrats haben wir unter freundlicher Mitwirkung des Spitzenverbandes', des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, unsere Auffassung nachsrück- lichst unterstützt. Der Erfolg war, daß mit dem 1. Oktober 1922 die Luxussteuer für weite Gebiete des Kunstverlags ausgehoben wurde. Nur noch sogenannte Luxusdrucke blieben luxussteuerpflichtig. Die Be steuerung der Vorzugsdrucke wurde, auch soweit sie bisher beim Klein händler fällig wurde, dem Hersteller (Verleger) gemäß § 15 Ums.St.G. aufcrlegt. Mit gutachtlicher Stellungnahme zu den neuen Bestimmun gen, die wir in einem Merkblatt und in den Fachzeitschriften sofort unfern Mitgliedern zur Kenntnis brachten, konnten wir für eine ein heitliche Auffassung der neuen Anordnungen Sorge tragen, die, soviel wir wissen, keinem Widerspruch der Finanzämter begegnet ist und uns daher die Genugtuung gibt, in gerechter Abwägung der Wünscke des Gesetzgebers und des Fachs das Nichtige getroffen zu haben. Ist mit dieser Neuordnung auch unser letztes Ziel, die Kunst von dem Stempel, ein »Luxus« zu sein, freizumachen, noch nicht erreicht, so ist doch ein großer Schritt auf diesem Wege zum Segen des Kunst verlags und Kunsthandels getan. Denn wir wissen nicht, wie der Kunstverlag bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage die Steuer noch sollte tragen können. Ein wichtiger Regulator für unsere innere wirtschaftliche Zerrüt tung ist auch im letzten Geschäftsjahr die A u ß e n h a n d> e l s k o n - 839
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