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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1871
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- Erscheinungsdatum
- 15.11.1871
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- Deutsch
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3758 Nichtamtlicher Theil. 264, 15. November. Klage, jedoch mehr aus Moll, als der streitbare Augsburger. „Ich bin mit denen beiden letzten Messen nicht sonderlich zufrieden ge wesen; jeder will auf Geld handeln, so daß man nicht genug Geld auftreiben kann; es kommt so schrecklich viel heraus, und doch will man Alles auf dem Lager haben." Das Einfachste wäre da freilich, daß man das Unbrauchbare remittirte, aber der feste Bezrrg ist noch vorherrschend, und was auf die langen Meßmemoriale und die kleinen Verlangzettel ausgeliesert wird, das in Natur zurückkehren sehen zu müssen glaubt der Verleger nicht. Denkt man aber doch remittiren zu sollen, so vergißt man meist nicht besondere Entschul digung. Der Danziger Wedel weiß, — 1777 — daß er durch zu starkes Nehmen bei Weidmann's Erben und Reich arg in die Schuld gelaufen ist, und diese Schuld abzutragen, erscheint nicht eben leicht. Seit drei Jahren muß Wedel einen Zoll von vier Thalern auf den Cenlner bezahlen, und trotzdem ist er, wegen Herrn Nicolai, ge zwungen, mit den Berlinern egale Preise zu halten. „Wenn ich auch die 25 rechnen will, so stehen diese nicht davor, was mir auf dem Lager liegen bleibt, ohnedem, daß die großen Handlungen jetzt Fabriguen werden, so wird auch manches schlechte Buch aus gut Papier gedruckt." Auch Bücher von Weidmann's Erben und Reich sind vor dem Schicksal, Ladenhüter zu werden, nicht sicher. Also hat Herr Wedel Einiges zum Remittiren ausgesetzt. Herr Ferstl in Graz aber schreibt einige Jahre später: „Es hat mir leid genug gethan, daß ich Ihnen Verschiedenes remittiren mußte. Was ich selbst begehre, werde ich Ihnen niemals zurückschicken." Für junge Geschäfte ist das sich steigernde Zurückweisen des Tauschverkehrs und der vorherrschende Bezug in feste Rechnung, während das a-Conditions-Wescn noch in den ersten Anfängen steht, lästig genug. Es erscheint daher in deren Interesse, mit vieler Hochachtung an die hervorragenden Leipziger Firmen heran zu tre ten, und zu sehen, ob nicht vielleicht Höflichkeit und gute Ver sprechungen zum gewünschten Ziele führen. Aber der alte Reich kannte die Welt schon lange genug, um auf die Worte jugendlicher Heißsporne nicht allzuviel zu geben. Hatte er auf den Brief seines Neffen, der einen Freund zu geneigter Rechnungseröffnung empfahl, am Rande nur die Bemerkung gemacht: „Vom Verlag 25^/o, hallst jähriger Credit, Sortiment nichts ", so durften junge Firmen, die ohne solch gewichtige Empfehlung vor Reich traten, ihre Hoffnun gen recht niedrig spannen. Unter den Briefen, welche der Firma zukamen, finden sich einige, die zu dieser Frage von Interesse sind. Sie kommen von der akademischen Buchhandlung in Mannheim und sollen hier im Auszuge gegeben werden. Am 13. Juli 1785 schreibt der Mannheimer Folgendes: „Zum erstenmal haben wir nun einen Catalog unseres Sortiments drucken lassen und gute Aussicht zu einem starken Absatz, wenn anderst nicht Mangel an zu vielen und vorzüglich guten Schriften die Liebhaber wegen Nrchlbefriedigung mißmuthig macht. Euer HochE. Verlag ist einer der ganz unentbehrlichen, zu einem ordentlichen Sortiment wenigstens, und wir wün- Geld zur Messe alles zu bezahlen, fällt Anfängern, wie wir sind, all- zuhärl. Wäre es Euer HE- zur Unterstützung eines Ihres Zutrauens nicht unwürdigen Anfängers, gefällig, unseres Verlags dagegen sich zu bedienen, so würden wir es Ihnen Dank wissen, wenn Sie uns einsweilen unter dieser VedingniS zu übersenden die Gewogenheit hätten, was auf beifolgen der Liste ausgezeichnet ist. „Wir gestehen mit Aufrichtigkeit, daß wir kaum zu hoffen wagen, un fern Wunsch befriedigt zu sehen. Euer HochEdlen werden uns indessen unsere Bitte nicht übelnehmen. Ein Jahr später wird es uns hoffentlich weit leichter sein, baar zu befriedigen, wenn cS mit Büchern nicht geichehen Gel^, das wir beständig dazu verwenden müssen." Reich's Antwort lautete ablehnend, jedoch in artiger und auf munternder Weise. Und am 12. September 1785 schrieb dann der Mannheimer wieder: .Nicht unerwartet war uns Euer H. E. Antwort vom 3. August; wenn die uns das unangenehme, das sonst auf nicht Befriedigung folgt, wenig nur empfinden lässet. Wir fühlen Ihre Weigerungs-Gründe und dachten sie uns schon, ehe wir unsre Bitte wagten, aber wir wußten damals so wenig als jetzt ein ander Mittel, den besten, meistgesuchtesten Verlag izt gleich aufs Lager zu bringen, ohne die vielleicht keiner Handlung vortheil- haff'en, einem Anfänger aber allzusehr drückende Verbindlichkeit der baaren Zahlung auf uns zu laden. Daß Change-Rechnung Euer HochE. nicht k. ..I.,.,. .... nur^.inr. das ^ie in uns setzen, und wir es zu schätzen lassen." Neben dem Verkehr mit den deutschen Geschäftsgenossen, der sich in ebeneren Bahnen bewegt und den Briefpacketen wenig Abwech selung verleiht, tritt der buntere Verkehr mit dem ausländischen Buch handel amnuthend in den Vordergrund. Dort die landläufigen Kla gen über Unbilligkeit der Verleger, Schleuderei der Sortimenter, trübselige Aussichten in die Zukunft und viel Kleinkram, der auch in mancherlei geschäftlichen Vorschlägen seinen Ausdruck findet. Der Eine wünscht mittelst gedruckten Circulars vom l. December einige Bücher in neue Rechnung, weil er mit Anfang des folgenden Jahres eine Inventur vornehmen und alles zugleich cinräumen möchte. Gin Anderer bittet, bei Auszahlung der beorderten Beträge, doch den Geschäftsfreunden zu melden, daß sie in Zukunft bei Uebersendung der Bücher jeder einen förmlichen lesbaren Conto anstatt der kleinen leicht zu verlierenden Zcttelchen beilegen möchten; noch besser wäre es, wenn selbe die Specification bei Uebcrgabe der Bcischlüsse dem Commisfionär übergäben, damit der auswärtige Commiltent von vorn herein sähe, was er zu gewärtigen hat. Ein Dritter schreit nach De- sccten, die nicht bei ihm eingetroffen sind, er führt Beschwerde über unvollständig gelieferte Cremplare. Und wie dann ein Bedienter der Firma schüchtern antwortet, die fehlenden Bogen möchten wol doch im Ballen gewesen sein, da begehrt der Geschäftsfreund grob auf und sendet des Dieners Zettel an Herrn Reich; er mag sich von Nieman dem Lügen strafen lassen, am wenigsten von einem Bediente». Anders der Verkehr mit dem Ausland. Dem, der die Brief- packete der Firma durchstöberte, war cs stets ein besonderer Genuß, die Schreiben durchzusehsn, die dem alten Reich aus der Fremde zu- gmgen. Denn er schöpfte daraus das behagende Bewußtsein, daß die mannichfach verschlungenen Fäden der Handlung, die in deutschem Verlag Hervorragendes leistete und als Commissionsgeschäft ebenfalls nicht unbeträchtlich gewesen sein muß, auch da in Reich's Händen sicher ruhten, wo es den internationalen Verkehr zu fördern galt. Freilich, auch damals begann für den deutschen Buchhandel die Fremde nicht gleich hinter den letzten Schlagbäumcn der vielen deut schen Vaterländer. Die vordere Schweiz fand sich regelmäßig zu den Messen ein, sandte ihre Memoriale und vekgaß nicht die Verpflichtun gen der Zahlwoche; auch der Südostcn Europas steht mit Leipzig in regelmäßigem Verkehr, wenn diesen nicht irgend welcher Zwischenfall unliebsam unterbricht. Dann kommt es wohl vor, daß man, wie Herr Genselmayr in Hermannstadt, nicht wagt, eine Geldsendung nach Leipzig zu bewirken. Denn die ausgebrochene Rebellion lastet nicht bloß auf dem Negotio, sie macht auch die Wege unsicher und den In halt der Postwagen für Räuber doppelt verlockend. Doch sofort, nachdem mit Gefangennahme der zwei Hanptspitzbuben die Ruhe wiedergekehrt ist, gehen 43 Dukaten an Weidmann's Erben und Reich ab; eine Bücherbestellung ist beigcfügt. Und wie in Hermannstadt Herr Genselmayr, so haben die Herren Börner L Co. in Brody er freuliche Verwendung für deutsche Literatur. Aus den Ostsecprovinzen gehen von dem Rigaer Hartknoch, der
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