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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1911
- Strukturtyp
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- 1911-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1911
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- Deutsch
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100S4 »«yrnbl-m s. d. Dtschn. vllchhanbN. Mchtamtlicher Teil. 20S, S. September 1S11. Schulbankfrage angenommen, was schon der Umstand beweist, daß sie eine ganze Literatur gezeitigt hat. Es gibt heute eine Unzahl Systeme, und Pädagogen und Mediziner von Ruf haben an der Lösung dieser Aufgabe gearbeitet. Kein Geringerer als Geheimrat von Esmarch hat Anschauungs tafeln und eine Subsellien-Modellsammlung herausgegeben, die wir als maßgebend ansehen dlirfen. Eine große Anzahl von Fabriken betreibt die Anfertigung als Spezialität und kaum haben irgendwo die Stadt- vätcr den Bau einer neuen Schule beschlossen, so erscheinen auch schon die Vertreter der Schulbankfabriken mit ihren Angeboten auf dem Plans. Die Aufträge werden gewöhn lich von der Bauleitung vergeben, und es handelt sich naturgemäß um recht erhebliche Summen, wenn man be denkt, daß eine einfache zweisitzige Bank je nach Ausführung 25 bis 35 ^ kostet. Hier muß der ortsansässige Sorti menter eingreifen und den Auftrag zu erhalten suchen. Das Schulbankgeschäft ist nun kein eigentliches Geschäft für den Zwischenhandel, denn wenn man sich in einer Branche seitens des Produzenten bemüht, den Wiederverkäufer aus zuschalten, so ist das hier der Fall. Es wird sür uns, wenigstens vorläufig, ein Provistonsgeschäft sein, aber zu weilen bei der Höhe des Objekts ein sehr anständiges. Uns sind manche Abschlüsse recht ansehnlicher Art innerhalb des Buch- und Lehrmittelhandels bekannt. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß verschiedene Fabriken auch Lizenzen vergeben, d. h. das Recht der An fertigung ihrer patentierten Schulmöbel an ortsansässige Firmen gegen Zahlung einer gewissen Gebühr abtreten. Sie gehorchen damit mehr der Not, nicht dem eigenen Triebe, weil eben die Gemeinde die Anfertigung am Orte zur Be dingung macht. — Ist das Kind von der Schule aus an eine bequeme und einwandfreie Sitzgelegenheit gewöhnt, so wird es, oder die einsichtsvollen Eltern, diese zu Hause nicht misten wollen. Deshalb finden wir auch im Lehrmittel handel ein lebhaftes Geschäft in Kinder- und Hauspulten, die heute in keiner besseren Familie fehlen sollten. Das falsche Sitzen des Kindes zu Hause, wenn es der gewohnten Aufsicht ledig ist, war schon oft die Ursache von früher Kurz sichtigkeit, Rückgratsverkrümmungen und anderen Schäden mehr. Wir sind überzeugt, daß besonders zur Weihnachts zeit manches Kinderpult durch das Sortiment verkauft werden könnte, wenn das Publikum Gelegenheit hätte, ein Muster zu sehen. Ein solches ins Schaufenster gestellt und mit Jugendlektüre belegt, wird eine originelle Abwechslung bringen. Zur »Schulhygiene» gehört besonders auch das Turnen; weniger die Übungen an Geräten, sondern mehr die volks tümlichen Übungen und die Bewegungsspiele. Wir wissen alle aus der reichen Literatur, welchen Aufschwung bei uns in den letzten Jahren der Sport genommen und wie er neuerdings auch Eingang in die Armee gesunden hat. Besonders die Schule aber hat seit dem diesjährigen Erlaß des preußischen Kultusministeriums über das Turnen, in dem mehr Turnstunden als wie bisher vorgeschrieben werden, einen erstaunlichen Konsum an Turn- und Spielgeräten, der meistens durch den Lehrmittelhandel gedeckt wird, heroor- gerufen. Wir meinen, daß es höchste Zeit war, auch offiziell daran zu denken, bei unseren Jungen und Mädels nicht über der Ausbildung des Geistes allzusehr den Körper zu vernachlässigen. »Usos Sana io corpore savo». Kommen wir nun zu den eigentlichen Lehrmitteln der Anthropologie und Hygiene, so unterscheiden wir drei Gruppen: 1. natürliche Präparate; 2. künstliche Modelle und Apparate; 3. Wandtafeln und Abbildungen. Die natürlichen Präparate zerfallen in Knochen präparate in trockenem, montiertem Zustande, im Gegen satz zu den neuerdings in den Handel gekommenen Knocheupräparaten in Flüssigkeiten; ferner in Präparate einzelner Organe, also Leichenpräparate, die nur in Flüssigkeiten konserviert zu haben sind. Zu den mon tierten Knocheupräparaten rechnen wir vollständige Skelette, Schädel, einzelne Extremitäten und aparte Teile. Der Um satz in dieser merkwürdigen Ware ist bedeutender, als der Laie gemeinhin annimmt. Die Nachfrage ist auch größer als das Angebot, so daß das Inland allein den Bedarf nicht decken kann und zum Teil auf die Einfuhr angewiesen ist. Besonders produktiv sind in dieser Beziehung die ost europäischen Staaten, obwohl in einigen Ländern die Aus fuhr dieser »betulichen Artikel» verboten ist. Erhielt man noch vor ca. 10 Jahren ein gutes Skelett sür 100 so wird heute ein bedeutend höherer Preis angelegt und für besonders schöne Exemplare, besonders sür Abnormitäten, gern das Doppelte gezahlt. Ein gut mazeriertes, entfettetes, gebleichtes und sauber gefaßtes Skelett ist ein Kunststück, das nicht jeder Präparator imstande ist zu liefern. Jedes Naturalien kabinett einer höheren Schule Hat wohl heute seinen Knochenmann, jede mittlere Schule mindestens einen Schädel, jede Volksschule einige Extremitäten oder Wirbel. In Mädchenschulen werden mit Vorliebe Nachahmungen aus Papiermache gekauft, die vom Nichtkenner ihrer künstlerischen Ausführung wegen sür echt gehalten werden können, aber natürlich den Reiz der Originalität vermissen lassen. Als Knochenpräparate in Flüssigkeiten mögen die sogenannten »Ilatura <iocst»-Präpa- rate Erwähnung finden, die nach einem patentierten Verfahren des Professors Spalteholz behandelt werden und die Knochen bis in die feinsten Strukturen erkennbar, wie mit Röntgen strahlen durchleuchtet erscheinen lassen. Über den Wert dieser Präparate für die Schule sind die Meinungen geteilt. Nicht in die allgemeinbildende Schule gehören aber aus ästhetischen Gründen die in Flüssigkeiten konservierten Präparate ein zelner Organe, also die Leichenpräparate, die wir nur der Vollständigkeit halber erwähnen. Sie können ohne weiteres durch gute Modelle ersetzt werden, und es erstrecken sich die Lieserungen von Leichenpräparaten seitens des Lehrmittel handels auch mit wenig Ausnahmen nur ans Fachinstitute und Mediziner. Dagegen hat sich der Handel in anthropologischen Mo dellen in erfreulicher Weise entwickelt. Gelernt haben wir entschieden, was die Herstellung anlangt, von den Franzosen, die Hervorragendes in derartigen Modellen geleistet haben und noch leisten. Das verwendete Material ist Wachs, Gips und neuerdings Papiermache Die deutsche Schule be dient sich seit langem derartiger Hilfsmittel, allgemeinen Eingang fanden sie aber erst vor zirka 40 Jahren, als Professor Bock in Leipzig, der bekannte Verfasser des Buches »vom gesunden und kranken Menschen» Gipsmodelle der wichtigsten Organe des menschlichen Körpers in den Verkehr brachte. Sie haben eine geraume Zeit die Alleinherrschaft gesührt, bis ihnen in den Papiermachs- Modellen beachtenswerte Konkurrenten entstanden. Technisch ausgedrückt, sind die Wachs- und Gipsmodelle weicher in der Form, aber weniger widerstandsfähig, die letzteren be sonders auch schwer an Gewicht. Man findet sie heute noch vorwiegend in Hochschulen und wendet diese Art der Ver vielfältigung gewöhnlich dann an, wenn es sich um eine nicht zu große Anzahl handelt. Die »Papiermaches» haben sich aber heute unbestritten die Schule erobert, denn sie er füllen die Anforderungen, die der Schulmann an sie hin sichtlich der Haltbarkeit, Naturtreue und des Preises stellt. Auge — Ohr — Haut — Kehlkopf — Herz in 3-, 5-, lOsacher Vergrößerung gehören zum eisernen Bestände jeder Schule, wenn möglich noch ein Torso, der dem Schüler die Wesamtlage der Organe veranschaulicht.
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