S. Fischer, Verlag, Berlin S> Wi. k"b-» «b-° E. v. Keyserling: Wellen Roman. Getestet 3 ÄRarl, in deinen 4 ÄUarl Wellen sind die verändernden Kräfte in dem Leben, das wir durchschwimmen. Wir werden erfaßt und gehoben, ergriffen und in die Tiefe gezerrt; wenig bleibt für uns zu tun. — Doralice, Gräfin Köhne-Jasky, kam aus einem harmlos vegetativen Mädchendasein plötzlich, ohne Wunsch und Willen, an die Seite ihres schon gealterten Gemahls. Das ist wie selbstverständlich, bis das nieerwünschte Band bleiern drückt. Da kommt Hans Grill ins Schloß, um sie zu malen, und die jungen Leute verlieben sich ineinander. Doralice verläßt den Grafen; sie heiraten in England, haben gereist und sind nun in einem Fischerhaus am Meer, nur für einander zu sein, zu ruhen. Doch die Vergangenheit läßt Doralice nicht. Jede Nacht bringt ihr im Traum ihr früheres Leben. Dann ruft auch der Tag die Erinnerung: in die Nähe ihres Hauses sind Bekannte gezogen, die Familie des Barons Buttlär mit zwei jungen Töchtern. Leidenschaften erheben sich und drohen alle zu verstricken. Der Bräutigam einer der Schwestern umwirbt geblendet die schöne seltsame Frau. Doralice, scheinbar mehr und mehr von ihrem Mann entfernt, dessen fast brutale Liebessicherheit und ein unumschränktes Gewähren jeglicher Freiheit sie verletzen, ist verwirrt und bereit, als eine verzweifelte Tat des jungen Mädchens sie zur Wirklichkeit zwingt. Erschreckt, verschüchtert sucht sie Geborgenheit bei ihrem Mann, die ihr zu werden scheint. Doch er ertrinkt im Sturm ans nächtlichem Fischfang. So verläuft das Leben Doralicens, unerwartet im Aufstieg wie im Niederfall. Dahinter steht, ein dunkler, bedeutungsvoller Prospekt, das Meer. Nicht beherrschend, aber mit den Geschehnissen engst verknüpft, auch selbst die Handlung treibend oder retardierend, gewaltig und unverständig. — An der edlen Kunst, mit der dies erzählt wird, ist uns fast nichts mehr fremd und , unbekannt; es ist die gleiche, ein wenig traurige Anmut des Stils, der selbe farbiger Kreiden auf den Bildern, die nämliche Unfehlbarkeit ,m Zeichnen adeliger Charaktere; nur daß sie von der Wärme des jetzt im Zemth stehenden Gestrrns schwer und süß geworden ist in einer köstlichen Reife.