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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1911
- Strukturtyp
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- 1911-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1911
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- Deutsch
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10378 BSrI-nblatt f. d. Dtschn. B»chh»nd-l. Nichtamtlicher Teil. Pik 214, 14. September IS1I. Verbreitung der vorhandenen Literatur betrieb, an der nach weisbar eher eine Überproduktion vorhanden als ein Mangel war. Die von privater Hand reichlich gegebenen Mittel wären dem Kampf gegen den Schund direkt, d. h. dem Vertriebe zugefloffen und nicht in der Produktion fest gelegt worden. Wie heute die Dinge liegen, ist an dem bestehenden Zustande nichts mehr zu ändern. Wohl aber kann der Buchhandel sich rühren und zusammenschließen, um seinen Erzeugnissen den Weg zu bahnen dadurch, daß er gemeinsam mit den Vorkämpfern gegen den Schund marschiert und sich nicht aus der Kolonne herausdrängen läßt. Er selbst kann Prospekte in Gestalt von Merkblättern verteilen soviel wie er will und dadurch der guten Literatur den Weg bereiten. Und ebenso wie die treibenden Kräfte, die das Merkblatt ins Leben gerufen, kann er sich die Unterstützung der Behörden, namentlich hier in Leipzig verschaffen. Er wird ihnen um so willkommener sein, weil er die zur Verteilung kommenden Drucksachen selbst Herstellen und die Kosten nicht dem Stadt säckel aufbürden wird. Das Verzeichnis guter Jugendschriften würde dann ganz anders aussehen und es würden nicht nur diejenigen Eltern gute Ratschläge für die Auswahl der Lektüre ihrer Kinder bekommen, die nur einen Groschen da für anlegen können, sondern auch solche, die imstande sind, ein größeres Werk zu kaufen. Den oben erwähnten Kollek tionen, die uns mit ihrer einseitigen Empfehlung überrascht haben, bleibt dabei noch genügend Spielraum. Es wird aber verhütet, daß ihr Vertrieb auf Kosten der anderen geschieht und der Anschein erweckt wird, als habe hier der Buchhandel versagt. Überhaupt dürste sich empfehlen, die Bewegung gegen die Schundliteratur heute genauer als je zu verfolgen. Denn schon wieder taucht ein neuer Gedanke auf, nämlich der des »Schulgeschenkes». Es wird geplant, einem jeden Schulkinde alljährlich ein Buch zu »schenken«, um die Freude am Eigenbesttz zu wecken. Dis Beschaffung der Mittel sollen Staat und Gemeinde im Bunde mit der öffentlichen Wohltätigkeit übernehmen. Wird der Gedanke, der theoretisch sehr verheißungsvoll erscheint, praktisch aber ebenso anfechtbar ist, verwirklicht, dann werden alljähr lich in Deutschland für fünf Millionen Mark Bücher bei einem Durchschnittswert von so H für jedes ein zelne an die Schulkinder und Fortbildungsschüler verschenkt werden und zwar zu dem ausgesprochenen Zwecke, die Schundliteratur aus den Familien zu verdrängen. Hoffen wir, daß die Auswahl dann auf breiterer Basis getroffen wird und auch der reguläre Verlag zu seinem Rechte kommt, hier in Leipzig auch der Leipziger Verleger l Seine Bedeu tung im Wirtschaftsleben unserer Stadt ist groß genug, um eine Rücksichtnahme in dieser Beziehung nur allzu berechtigt erscheinen zu lassen. Die Leipziger Stadtbibliothek, oder, wie sie bis zum Jahre 1836 genannt wurde, Ratsbibliothek, konnte im ver gangenen Monat ihr zweihundertjähriges Jubiläum begehen: am 4. August 1711 wurde sie feierlich eröffnet und stand fortan der Bürgerschaft zur Benutzung frei. Ihre Anfänge gehen freilich viel weiter zurück: den eigentlichen Grundstock bildet eine Stiftung Dietrich von Buckensdorfs, Lehrers des geistlichen Rechts an der Leipziger Juristenfakultät, der 42 kostbare Handschriften aus dem Gebiete des.Kanonischen Rechts 1463 dem Rat übergab. Eine zweite Stiftung machte ISI6 vr. Peter Freytag mit 253 meist juristischen Büchern; die dritte, größte Stiftung endlich ist die des Oberhof- advokatcn Huldreich Groß, der seine umfängliche Bibliothek und sein ganzes Vermögen der Stadt hinterließ. Zwar der Benutzung war die junge Sammlung damit noch nicht er schlossen, sie lagerte »überm Rathaus»; erst 1683 wurde sie im ersten Stock des Zeughauses, des zweiten Flügels des Gewandhauses am alten Neumarkt (der jetzigen Universitäts straße), untergebracht. Jetzt wurden auch gesonderte Biblio theksrechnungen geführt und die Sammlung planmäßig er weitert. Die neuerschienenen Bücher wurden in den Messen wie außer den Messen bei Leipziger und auswärtigen Buch händlern gekauft. Georg Weidmann, Joh. Friedrich Gle- ditsch in Leipzig, Birkner aus Jena und Jasson van Waes- berghe aus Amsterdam scheinen nach den Rechnungen die Hauptlieferanten gewesen zu sein; auch einem von Fall zu Fall abgezogenen Buchhändlerrabatt begegnen wir. Auf den alljährlich in Leipzig abgehaltenen Bücher auktionen wurden ebenfalls reiche Bestände erworben, und auch auf dem Wege der Schenkung kam die Bibliothek zu manchem Schatze. Angegliedert war der Bücherei eine reiche Sammlung von „Kuriositäten", Münzen und Gemmen, Ge mälden und anderen Kunstwerken, astronomischen und phy sikalischen Instrumenten, Naturalien und Präparaten; die kostbaren orientalischen Handschriften aus dem Nachlasse des Nürnberger Professors Wagenseil galten ebenso als Kuriosa wie die ägyptische Mumie, die 1692 für 250 Taler ange kauft wurde. „Gemeinnützig gemacht", d. h. der öffentlichen Benutzung zugängig gemacht, wurden die neuen Bibliothekräume im Zeughaus, bestehend aus Atrium und eigentlichem Büchersaal, erst 1711, und zwar zweimal wöchentlich, — mit Ausnahme der Messen — Mittwoch und Sonnabend von 2 bis 4 Uhr. Die eigenen Mittel der Bibliothek betrugen 200 bis 300 Taler. 1720 erschien auf Kosten der Bibliothekskaffe bei Bernhard Christoph Breitkopf ein Schriftchen, das Proben einer syrischen Handschrift der Bibliothek nebst lateinischer Über setzung mitteille, also ein eigenes Verlagsunternehmen, das zugleich eine Probe der Leistungsfähigkeit der neuerrichteten Breitkopfschen Druckerei darstellt, die für den Leipziger Buchdruck bald vorbildlich werden sollte. Exemplare dieses Druckes wurden bei Büchereinkäufen in Zahlung gegeben. Die Manuskriptensammlung wurde, oft durch Vermittlung des Professors Joh. Burkhard Menckes, des Schwiegersohnes des Buchhändlers Gleditsch, um viele Kostbarkeiten bereichert. Der Vorsteher der Bibliothek, der sein Amt ehrenamtlich verwaltete, war ein Ratsherr; der Unterbibliothekar erhielt 50 Taler Jahresgehalt. 1720 wurde Mascov, der Schöpfer der deutschen Geschichtschreibung, seit 1716 Mitglied des Rates, Leiter der Bibliothek. Seiner Initiative verdankt sie bedeutende Verbesserungen und Erweiterungen. Er er warb viele Kostbarkeiten, u. a. die Perle der Handschriftsn- sammlung, die mit neun altniederländischen Miniaturen ge schmückte altfranzösische Übersetzung des Valerius Maximus, und ließ die reichen Sammlungen systematisch katalogisieren. 1742—55 wurde im alten Gewandhaus der Riesensaal, der durch zwei Stockwerke reicht und noch jetzt die Bibliothek beherbergt, für 50 000 Taler gebaut; sein Hauptschmuck war das große, dreitorige schmiedeeiserne Gitter, ein Meisterwerk Leipziger Schlosserkunst, das jetzt leider zum größten Teil durch eine eingezogene Wand verdeckt wird. Aus die Zeiten des Glanzes folgen Zeiten des Nieder ganges, zumal als die Stürme des Siebenjährigen Krieges über Leipzig brausten. Einzelne Teile der Kuriositäten sammlung wurden veräußert, um Mittel zur Vermehrung der eigentlichen Bibliothek zu gewinnen; mit den in Leipzig um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstehenden Prioat- sammlungen, den »Raritätenkabinetten», wie der Richterschen, konnte die städtische Sammlung ohnehin nicht wetteifern. Doch auch in diesen trüben Zeiten find wertvolle Er werbungen für die Bibliothek zu buchen: 1758 fiel ihr die Kreysigsche Sammlung zur sächsischen Geschichte, 1778 die
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