218, IS. September 1911. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 10 k 7 s Judas Roman von L. v. Strauß u. Torney Mit Amschlagzeichnung von Otto Soltau geh. M. 6.—; geb. M. 7.50 Mit seltner Kraft und Eindringlichkeit versenkt sich diese merkwürdige Frau in die Vergangen heit und stellt Menschen aus der Zeit der deutschen Bauernhörigkeit Ende des 18. Jahr hunderts Plastisch vor uns hin, als lebten wir mit ihnen. Anter die trotzigen Dörfler führt sie uns und zeigt uns den Los des west fälischen Großbauern. Mit grandioser Kraft ist der Tod des Bauern geschildert, der in der Trunkenheit verunglückt, und nun tritt sein jüngerer Bruder für die Witwe und die un mündigen Kinder ein. An eigenes Glück nicht denkend, nur bedacht, den Erben ihren Besitz zu erhalten und zu mehren, entgeht er doch nicht der Verleumdung und dem Verdacht, zu begehren seines Bruders Weib, Knecht, Magd und alles was sein war. Aber stolz und un berührt, im Bewußtsein seiner Rechtschaffen heit, kämpft er gegen Verleumdung und Bos heit, gegen das Stigma, ein Judas zu sein, an, und als er erliegt in aufreibenden Kämpfen, da fällt er wie ein Leld. Mit Wucht ist dieser Mannescharakter gestaltet, kraftvoll ge zeichnet die ganze Amwelt und vor allen Dingen das Zeitbild. Aus deutscher Seele heraus ist dieser Roman geschaffen und bestimmt, in der nur spärlich Blüte treibenden historischen Belle tristik unserer Tage einen Ehrenplatz einzunehmen. Odhos Bilder aus den Kreisen der Familie Arlet von Franz Nabl Mit Amschlagzeichnung von Karl Köster 2 Bds. Geh. M. 10.-; geb. M. 12.— Franz Nabl ist ein Erzähler von Saft und Kraft, ein rustikaler Gestalter, der mit Wald und Jagd Bescheid weiß, der Bäume bis ins innerste Wurzelwesen erkennt, ohne ihnen die Rinde abzuschälen. Er hat insofern ein ganz eigenes Gesicht, als er, Österreicher von Ge burt, vielleicht der einzige seiner dichtenden Landsleute ist, der seine Kunst an dem Vor bilde Zolas geschult hat. Gar nichts von der Spielerigkeit der Wiener haftet diesem Provinz österreicher an; wuchtend ist sein Schritt, aber es ist trotzdem nichts Lautes in ihm. Seine Faust, die zu gestalten weiß wie wenige, kann sich öffnen, und die Finger tasten leise über die Seelen der Menschen. Dieser Johannes Arlet, der wie ein Gott gefürchtet auf seinem Los hoch oben im Gebirge lebt, der die Seelen zerbricht und der doch im tiefsten Innern die Sehnsucht hat, besiegt zu werden, ist eine ganz einzigartige Schöpfung. Mit bewundernswerter Zartheit ist die Frau gezeichnet, die bestimmend in das Leben dieses gewaltigen Mannes ein- tritt. Es ist hier nicht der Ort, auf alle Einzelheiten der Dichtung einzugehen, aber wer diese Bände, die so wenig Süßigkeit und so viel Lerbheit enthalten, genießt, wie ein Kunst werk genossen werden »>uß, der wird den Dichter lieb gewinnen. Bis zum Erscheinungstage liefern wir, falls auf den Zetteln der Beilage bestellt, bar mit 40^ (Einbände 20"/„>, später mit 3314"/«-