I05S8 SSrI-ilb,»,, I. d. Dtschn. «uchh»ndkl. Künftig erscheinende Bücher. 217, 18. September 1911. S. Fischer, Verlag, Berlin T) Wir versandten soeben Prospekt über Zakob Schaffner: DerBote Gottes Roman. Geheftet 4 Mark, in Leinen 5 Mark Der „Bote Gottes" stellt eine Entwicklung aus zerstörten und drastischen Zuständen in einen organischen, hoffnungsvollen und fruchtbaren Zustand dar. Die Handlung besteht darin, daß, kurz nach dem Westfälischen Frieden, ein entgleister schweize rischer Gelegenheitsschulmeister die innere Berufung erhält, ein zerstörtes Dorf zu restaurieren, und daß er der Berufung gehorcht und die Mission erfüllt. Er ist ein Besessener der spekulativen Güte; im Gegensatz zu ihm lebt in dem zu restaurierenden Dorf ein Besessener der reinen Güte, ein Bauer mit zwölf Kindern, der in seinem Zustand nicht weiter kommt. Der Schweizer bringt eine ganze Reihe durch den Krieg und durch eigenen Mißwachs entwurzelte Existenzen zusammen, eine Menagerie von Typen und Charakteren: vier verwaiste Nittermädchen, drei städtische Amgetriebene und Tagediebe, zwei zänkische Bauernlümmel, ein verlorenes Schuster-Ehepaar, drei offenbare Buschklepper, den übermütigen Bauern mit seiner Witwerschaft und seinen zwölf Kindern, und zuletzt das Mädchen Christine, das des Bauern ewige Barmherzigkeit nicht aushält und ihm aus dem Dienst und aus der unerklärten Liebe läuft. Die Liebe erklärt sich schließlich, und aus dem Dienst wird ein Vergnügen Gottes. Andere Schicksale sind hineinverwoben, Schwärmerei, Himmelssehnsucht und Erdenschwere. Durch alle Situationen läuft der führende rote Faden des Boten Gottes. Aus der menschlichen Armut und der menschlichen Verheißung erwächst ein neuer Morgen jener mutigen Würde, die uns nach allen Niederlagen einzig ansteht und die immer unser Heil enthält. Nachdem der Bote Gottes, sich selber läuternd, durch eine Reihe unerschrockener und fröhlicher Situationen gelaufen ist, nimmt er in der ersten Frühe jenes neuen Morgens seine Selbstaufhebung vor: er verschwindet und überläßt den auszerstreuten Samen des Friedens und der höheren Gesittung der Liebe von Sonne, Wind und Regen. Schaffner bewährt in seinem Buche gleicherweise die Freude am Chaos, die auf dem Humor beruht, wie seine von Werk zu Werk wachsende Tendenz und Kraft zur Ordnung. Es ist soviel Historisches darin wie poetische Gegenwart: ein Buch voll des tatkräftigen Optimismus, voll Gestaltung, Ahnung und Gewißheit.