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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-09-18
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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10574 Börsenblatt f. v. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 217, 18. September 1S11. Unterschlagung im Amt. — Der Zeitschr. f. Dtschl. Buchdr. wird aus Thüringen geschrieben: Großes Aufsehen erregt das plötzliche Verschwinden des Buchbinders und Kaufmanns Richard Jntrau zu Stotternheim bei Erfurt, der daselbst ein Buchdruckerei- und Buchbindergeschäft betrieb. Später gliederte er diesem ein Filialgeschäft in Erfurt an, das er zugleich als Bankgeschäft ein richtete. Als Bankier, im Besitz eines Automobils, führte er ein nobles Dasein. Von seiner Flucht kehrte er nach kurzer Zeit frei willig zurück und wurde in Erfurt verhaftet und dem Amtsgerichts- gefängnis Großrudestedt zugeführt. Als Rechnungsführer der Gemeinde Stotternheim, die er immer zu täuschen wußte, soll er bedeutende Summen unterschlagen haben. — Wie weiter berichtet wird, hat sich der Inhaftierte im Untersuchungsgefängnis erhängt. Internationale Ausstellung graphischer Künste in Madrid. — Wie un von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, ist das Zustandekommen der in Nr. 208 erwähnten Jnternatio- nalen Ausstellung für graphische Künste in Madrid noch nicht als gesichert anzusehen, da bisher weder das Reglement für die Ausstellung entworfen, noch sonst Weiteres in dieser Sache seitens der leitenden Persönlichkeiten geschehen ist. Graphische Ausstellung. — Das Graphische Kabinett in Berlin 15) bringt in der neuen Ausstellung graphische Arbeiten von Käthe Kollwitz, Adolf Schinnerer, Otto Fischer, Hans Thoma, Hermann Struck und Waller Klemm, sowie eine Kollektion des Mainzer Malerinnen-Vereins. Eintritt frei. Die diesjährige Tagung der Deutschen tropenmedizini schen Gesellschaft findet vom 18. bis 20. September in Dresden statt. Die Sitzungen werden im Künstlerhause abgehalten, während der Begrüßungsabend am 17. September auf dem Terrain der Hygiene.Ausstellung im »Roten Saal« des Ausstellungspalastes um 8 Uhr abends stattfindet. Sprechsaal. So kann's nicht weiter gehen! <Vgl. Nr. SV8 u. L1S d. Bl.> Wenn ein Mann von den Erfahrungen des Herrn Emil Behrend in Wiesbaden Reformen vorschlägt, so darf man über zeugt sein, daß er ihre praktische Durchführung wohl erwogen hat. Den Zielen, die er verfolgt, stimmen gewiß alle zu, die ein Handinhandgehen von Verlag und Sortiment für die Voraus- setzung eines erfolgreichen Arbeitens halten. Vor allem ist der Ansicht des Herrn Behrend beizupflichten, daß nicht jedem Be liebigen, der sich Buchhändler nennt, freistehen darf, aus den Einrichtungen des Börsenvereins Nutzen zu ziehen, ohne daß er als Mitglied zu deren Erhaltungskosten beiträgt. Was dem Sortiment an Rabattvorteilen vom Verlag gewährt wird, dient in vielen Fällen nicht sowohl einer Stärkung des Sortiments- buchhandels, als dazu, die Begehrlichkeit Außenstehender zu wecken, die die hohen Spesen des Sortimenters nicht kennen und den nach ihrer Meinung verlockenden Rabatt wahrscheinlich für Reingewinn halten. Solche Firmen tragen nicht zur Förde- rung des Verlages bei; sie zehren aber an dem Nutzen, der dem fleißigen Sortimenter zufallen sollte; sie mindern seine Ein- nahmen und untergraben seine Leistungsfähigkeit. Gerade jetzt gibt die Nachricht vom Tode eines unglücklichen Kollegen, der dieser Tage mit seinen Angehörigen freiwillig aus dem Leben geschieden, triftigen Grund zu Betrachtungen über die Schwierig, leiten, mit denen der Sortimentsbuchhandel zu kämpfen hat, unter denen aber indirekt auch der Verlagsbuchhandel leidet. Ein leicht gangbarer Weg, den Sortimentsbuchhandel zu fördern, dürfte auch der sein, daß der Verlag mehr als es in letzter Zeit der Fall gewesen, das Publikum auf den Sortiments buchhandel als normale Bezugsquelle für Bücher hinweist und die direkte Lieferung an das Publikum nur als Notbehelf und nur unter Portoberechnung anbietet. Ich weiß, daß es Fälle gibt, in denen der Verleger nicht um hin kann, direkt zu liefern, z. B. wenn der Bewohner eines Ortes ohne Buchhandlung schneller Zusendung eines Buches be darf. Dann wird aber der Verleger mit Fug und Recht Porto berechnen können. Vor einer Reihe von Jahren bot mir einer meiner Sorti- mentskunden ein Buch zum Verlag an, dessen voraussichtliche Abnehmer, hauptsächlich Landwirte, ihm bekannt waren. Diesen sandte ich direkt eine Voranzeige, daß sie das Buch durch ihre nächste Buchhandlung für 1 ^ 50 nötigenfalls aber auch gegen Voreinsendung von 1 60 H von mir beziehen könnten. Der unmittelbare Erfolg war der, daß innerhalb weniger Tage etwa 130 Stück durch den Sortimentsbuchhandel und ungefähr ebenso- viel bei mir direkt bestellt wurden. Der Hälfte dieser Besteller kam es also gar nicht darauf an, ob sie einen Portozuschlag zu dem in jeder Buchhandlung gültigen Ladenpreis zu zahlen hatten. Mit dem Anbieten direkter Lieferung zu Vorzugspreisen ans Publikum untergräbt der Verlag die Leistungsfähigkeit des Sortiments und schadet damit indirekt sich selbst. Oder hat die Arbeit, die der Sortimenter mit Auskünften aus seinen Katalogen, aus seinen in der Praxis erworbenen Kenntnissen dem Publikum erteilt, keinen Wert für den Verleger? Wenn Herr Behrend in seinem oben zitierten Aussatz die Schaffung eines wöchentlich erscheinenden Auszuges aus dem Börsenblatt zur Versendung als Vertriebsmittel empfiehlt, so glaub.e ich, daß er durch die Eigenart der hochangesehenen Sortiments firma, deren Besitzer er früher gewesen, zu Schlüssen gelangt ist, die nicht den Erfahrungen aller Sortimenter entsprechen. Daß eine große Zahl der Kunden der Frommannschen Hof buchhandlung in Jena geneigt sein würde, eine solche wöchentliche — sagen wir: Literaturzeitung regelmäßig durchzusehen und das aus ihr herauszusuchen, was jedem von ihnen von Interesse ist, bezweifle ich nicht. Aber nicht jeder Sortimenter hat einen Kundenkreis, der sich hauptsächlich aus Lehrern und Studierenden einer Universität oder doch in der Mehrzahl aus akademisch Ge bildeten zusammensetzt. Und wir schicken doch Ansichtssendungen auch an Angehörige anderer Stände und müßten, wenn jene auf hören sollten, wohl auch dem Fabrikanten, Kaufmann, Architekten, Landwirt, Forstbeamten, Offizier u. a. m. das Literaturanzeige- blatt zugehen lassen. Alle diese werden in ihm eine Menge Lesestoff finden, der ihnen gar kein Interesse bietet, und es ist deshalb zu befürchten, daß sie, durch die regelmäßig wöchentlich wieder kehrende Zusendung ermüdet, das Blatt schließlich unbeachtet bei seite legen werden. Und ich hege die Besorgnis, daß selbst akademisch Gebildete — man denke nur z. B. an vielbeschäftigte Aerzte oder Juristen — nicht Zeit finden werden, den mannig fachen Stoff der Literaturzeitung regelmäßig nach den Büchern zu durchsuchen, deren Ankauf für sie etwa in Betracht kommen könnte. Wollen wir mit Aussicht auf Erreichung des Zweckes, zum Kauf von Büchern anzuregen, in Ankündigungen allmählich einen Ersatz der kostspieligen und oft fruchtlosen unverlangten Ansichts sendungen schaffen, so werden es Einzelanzeigen sein müssen, die je nach dem Jnteressenkreis der einzelnen Adressaten vom Sorti menter auszuwählen sind. Andernfalls würde des letzteren Tätig keit bei der Verbreitung der Literaturzeitung eine fast rein mechanische werden, und seine individuelle Arbeit, wie sie bei der Zusammenstellung von Ansichtssendungen zum Ausdruck gelangt, die Berücksichtigung des Berufes, der Liebhabereien, überhaupt der Lebensverhältnisse der einzelnen Kunden, würde in den Hinter grund treten, wenn nicht ganz aufhören. Da der Aufsatz, den ich unter der Überschrift »Plan eines wohlfeilen Vertriebsmittels zum Nutzen von Verlag und Sorti ment« im Börsenblatt Nr. 226 vom 29. September 1909 ver öffentlicht habe, in mehrfacher Hinsicht dasselbe Ziel erstrebt, das Herr Behrend erreichen will, so glaube ich, meine damaligen Aus führungen und die in derselben Nummer des Börsenblattes ab- gedruckten Beurteilungen, die ihnen von sachverständigen in der Praxis des Berufes stehenden Buchhändlern zu teil wurden, jetzt in Erinnerung bringen zu dürfen. Auch ich weiß, daß meine Vorschläge verbesserungsfähig sind, aber in Verbindung mit den von Herrn Emil Behrend gegebenen Anregungen können sie doch vielleicht dazu beitragen, einen Weg zu schaffen, der aus dem jetzigen Dilemma heraushilft. Leipzig, am 15. September 1911. Paul Beyer.
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