Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19230602
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192306020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19230602
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-06
- Tag1923-06-02
- Monat1923-06
- Jahr1923
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V 12«, 2, Juni 1923. Redaktioneller Teil. Lache möchlc ich wenigstens zu einigen Punkten kritisch Stellung nehmen, was dadurch erleichtert wird, daß diese Buchführung für den Fachmann nichts Neuartiges enthält. Bei dieser Buchführung befinden sich di« Außenstände und Ver bindlichkeiten vollkommen außerhalb der Buchführung, der Rech nungsverkehr findet in der doppelten Buchführung nur in Form der geleisteten Zahlungen seinen buchhalterischen Ausdruck. Bereits in meinem Leitfaden S. 77 (Verlag des Börsenvereins, Leipzig I9l9) habe ich ausgeführt, daß somit jede Kontrolle über den Kreditver kehr im Sinne der doppelten Buchhaltung fehlt, die losen Kunden konten oder die zurückgelegten Lieferantenrechnungen können nicht gut als Handelsbücher im Sinne des K 43, Abs. 2 HGB. gelten bei dieser Art der Verbuchung. Ich gebe aber gern zu, daß seit 1919 sich die praktischen Verhältnisse derart gewandelt haben, daß meine damaligen Bedenken heute nicht mehr entscheidende Bedeu tung besitzen. Wir haben heute meist weniger eine» Rechnungsver kehr als «inen »verzögerten Barverkehr«, und meist dürsten die Rech nungsgeschäfte durch Zahlungen erledigt sein, bevor sie bei einer anderen Art der buchhalterischen Behandlung znr Verbuchung ge langen. Nicht befreunden kann ich mich damit, daß die Postscheckein nahmen als Einnahmen der Kasse behandelt und sofort ausgebucht werden, da sie nicht durch die Kasse gegangen sind. Ich weiß nicht, ob'Lanzenberger vielleicht unbewußt in dem alten Glauben befangen ist, daß jedes Geschäft irgendwie einmal in der Kasse erscheinen müsse. .Es wäre gewiß einfacher, wenn das Postscheckkonto, ebenso auch die Bag- und das Bankkonto eine selbständige buchhalterische Stel lung besäßen, ihr Verkehr also überhaupt nicht durch die Kasse ginge. Dabei würde es sich auch gewiß empfehlen, sür di« Kasse und das Postscheckkonto, vielleicht mich für die »Bag« und die Bank be sondere Grundbücher mit entsprechender Spaltenteilung zu führen und nur ihre Monatssummen in das Journal-Hauptbuch zu über nehmen. Es hätte dieses den Vorteil, daß bei größeren Betrieben die Arbeit leichter verteilt werden kann, ferner genügte sodann im Journal-Hauptbuch ein gemeinsames Konto »Greifbare Bestände«, Bare Mittel« oder kurz »Gelder«, wodurch das Buch an Handlich keit nur gewinnen kann. Außerdem würden im Journal-Hauptbuch statt jetzt 6—7 Doppelseiten nur etwa Ul Zeilen benutzt sür den ein zelnen Monat. Wenig schön finde ich die Zusammenlegung des Unkostenkontos mit dem Gewinnkonto. Die Sollseite enthält jetzt die Handlungs- Unkosten und die Verluste, die rechnerisch aus der Rücknahme von Büchern entstehen, die Habenseite die einzelnen Gewinne aus dem Absatz und die rückvergüteten Unkosten, alles Dinge, welche nicht zusammengehören. Praktisch würde beim Jahresabschluß die Ver lust. und Gewinnrechnung nur eine einzige Zahl ergeben, nämlich den Warengewinn vermindert um Unkosten, höchstens daß die heute ziemlich belanglosen Abschreibungen gesondert austreten. Damit sinkt aber die Verlust- und Gewinnrechnung praktisch zu vollkomme, ner Bedeutungslosigkeit herab, sodaß von der doppelten Buchfüh- rung nicht viel übrig bleibt als die doppelte Arbeit. Die Trennung des Privatkontos in ein Privatkonto und ein Haushaltskonto ist Geschmacksache. Sie stammt Wohl aus den Firmen, in denen in starkem Maße Waren zum Verbrauch im Haushalt entnommen wm- den. Tatsächlich dürft« Wohl ein guter Teil des Privatkontos auch sür den Haushalt Verwendung finden. Den Hauptpunkt der Lanzenbergerschen Buchführung bildet aber das Warenkonto, das als reines Bestandkonto geführt werden soll dadurch, daß die Einnahmen in Einstandspreis und Gewinn zerlegt werden; auch hierauf habe ich bereits in meinem Leitfaden S. 72 u. ff. hingewiesen. Daß das doppelte Auszeichncn aller Bü cher, die Zerlegung aller Einnahmen ein« wesentlich« Mehrarbeit bedeutet, bedarf keines Beweises; ob diese Mehrarbeit sich verlohnt, hängt nicht nur von dem Umfang der Mehrarbeit ab, sondern vor allem auch von der Bedeutung, die man den hier zu gewinnenden Erkenntnissen beimißt. In normalen Zeiten war es für den Inhaber von großer Bedeutung, sofort zu wissen, wie sein Geschäft wenig stens am letzten Monatsschluß stand, was er bis dahin verdient halte, wie sich die Gewinne auf die einzelnen Monate verteilten »sw., heute sind das mit größter Vorsicht zu genießende Ziffern, Zahlen kann man dies schon nicht mehr nennen. Ich möchte dieses an einem Beispiel verdeutlichen. Wenn früher ein Angestellter sich sein Gehalt ständig aufschricb, so konnte es ihm gewiß eine Befriedigung gewähren, wenn er einige Jahre überblickt« und sah, wie er ständig mehr verdiente. Wenn nun heute ein Gehilfe sieht, daß er nach Klasse r> des Münchener Tarifs im Januar 1922 2 60« Mk., im Juli 1922 7 950 Mk., im Dezember 1922 93 600 Mk., im Februar 1923 316 100 und im April 1923 427 000 Mk. erhalten hat, was soll er nun eigentlich damit fest stellen können, oder wie soll er ausrechnen, ob er sich verbessert oder verschlechtert hat. Wenn er als sindiger Kopf sein Gehalt durch den jeweiligen Reichsindex der Lebenshaltung einschließlich Beklci- dungskosten dividiert, so kommt er zu folgenden Friedenszahlen: Januar l922 127 Mk., Juli 1922 147 Mk., Dezember 1922 137 Mk., Februar 1923 119 Mk. und April 1923 144 Mk. Aber auch dies sind nichts denn Zahlen, denn der Reichsindex ist mit der größten Vor sicht zu genießen. Er betrug im Februar 1923 2643, im März 2854 und April 2954, und es wird Wohl niemand behaupten wol len, daß die Teuerung gegenüber der Friedenslebenshaltung nur in diesem geringen Prozentsatz in den drei Monaten fortgeschritten wäre. Aber selbst wenn der Reichsindex nicht gar so eine Zweifel- hafte Rechnungsgröße wäre, so würde die obige Umrechnung auch schon deswegen fraglich sein, weil jeder Beweis dafür fehlen wird, datz die Friedenslebcnshaltung dieses Gehilfen parallel zu der Jndexlebenshaltung läuft. Es ist ganz schön, daß dieser Reichs index aufgestellt wird, aber weder auf ihm noch auf anderen Rech nungszahlen soll man große Rechnungen oder Umrechnungen auf bauen. Diese wenigen Ausführungen werden zeigen, datz bereits ein Gehalt nicht mehr exakt zu beurteilen ist, wie soll man nun aber zu dem viel verwickelter«» Gefüge eines ganzen Betriebes Stellung nehmen können? Ist man sich erst einmal richtig klar darüber, was unsere heutigen Ziffern sind und was sie nicht sind, so wird man Wohl kaum ein Interesse an ihnen noch haben können, geschweige denn an derartigen Mehrarbeiten. Aber ich will dieses auch An sichtssache sein lassen. Wenn aber Lanzenberger der Ansicht ist, bei seiner Buchführung den Jahresabschluß ohne Inventur machen zu können, so kann ich dem nicht beistimmen. Wenn es gar nicht anders geht, so bringt man notgedrungen auch ohne Lagerauf- uahme und jegliche rechnungsmäßigen Unterlagen auf Grund allge- meiner Schätzung so eine Art -Jahresabschluß« fertig, aber es kann keine Rede davon sein, daß «ine derartige Bilanz wirklich »hieb- und stichfest« ist, und auch der Lanzenbergersche Abschluß könnte strengeren Anforderungen weder handelsrechtlich noch steuer rechtlich genügen. Wegen der Ladenhüter, gestohlener Werke und vor allem wegen notwendiger Abschreibungen, bzw. Neuauszeichnungen der Bücher muß eine Aufnahme, wenn auch in großen und groben Umrissen, gemacht werden. Würden nämlich Abschreibungen oder summarische Minderbewertungen des Lagers in der Bilanz ohne niedrigere Auszeichnung der Bücher vorgenommen, dann würde das ganze Gewinnrechnungsgebäude bald zusammenfallen, da so dann bei der Zerlegung der Einnahmen von nicht mehr zutreffenden Einstandspreisen ausgegangen würde. Auch wenn ich als Fachmann den Ausbau der doppelten Buch führung nur aus dem Zahlungsverkehr nicht gerade als ideal emp finden kann, so ist es immer noch besser, der Sortimenter besitzt eine derartige doppelte Buchhaltung als gar keine oder eine ganz unzu reichende, und ich selbst habe in namhaften Sortimenten eine dop pelte Buchführung nur auf dem Zahlungsverkehr schon des öfteren eingerichtet. Ich selbst stehe dem Bestreben, das Warenkonto als reines Bestandskonto zu führen und den jeweiligen Gewinn auszu sondern, etwas skeptisch gegenüber, aber damit kann es jeder halten, wie er will. Unbedingt aber sollte auf ein recht klares Unkosten konto und eine Unkostenllbersicht (mein Leitfaden S. 86) gesehen werden, aus der vor allem klar ersichtlich sein muß, welche Steuern zu Lasten des Gewinns verbucht wurden. Die Unkostenllbersicht ist heute meines Erachtens ein besseres Geschästsbarometer als die ge samte Buchhaltung, und steuerlich ist sie oft von nicht zu unter schätzender Bedeutung. 783
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder