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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1923
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- 1923-05-28
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1923
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- Deutsch
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VSrseublatt f. d. Dtschn. vuchbaildel. Sprechsaal. 121, 28. Mai 1923. Nachdem in den Hauptversammlungen der Gilde und des Ver bandes der Kreis- und Ortsvcreine die Frage der konsequenten Durch führung des Grundzahlcn-Systcms angeschnitten worden war, habe ich in der Kantate-Versammlung des Börseuvcreins neuerdings — im Verein mit Herrn Schnabel-Prien — die Aufmerksamkeit der Kol legenschaft mit Erfolg darauf gelenkt. Die Äußerung eines hervor ragenden wissenschaftlichen Verlegers im Verbände der Kreis- und Ortsvcreine hat mich bewogen, in dieser Börscuvercius-Versammlung auszusprechen, daß der wissenschaftliche Verlag, -der sich durch jenen prominenten Vertreter sofort gegen die vermeintliche Neuerung aus gesprochen hat, fortschrittlich ist, solange es für ihn einen greifbaren eigenen Vorteil bietet, aber sofort rückständig und reaktionär, wenn es sich um eine Sache handelt, die die Allgemeinheit interessiert. Diese beifällig aufgenommcue Äußerung ist gewiß auch auf den Unmut zu rückzuführen, der dadurch ausgelöst wurde, daß ein mehr oder weniger neuer Gedanke ü limine abgewiesen wurde von einer Seite, die doch sicher wirtschaftliche Erkenntnis genug besitzt, um die Folgerichtigkeit dieser Idee cinzusehen und ihr die Möglichkeit einer sachlichen Be sprechung zu gestatten. Ich habe damals auch schon auf die »Gc- schäftsgrundsätzc des Deutschen Verlegervcreins« hingewiesen und auf die Selbstverständlichkeit, die sich daraus für den wissenschaftlichen Verlag ergibt, das Grundzahlen-System objektiv und nicht nur zu seinem eigenen Vorteil durchzuführen. Herr vr. de Gruyter hat dann in einer launigen Erwiderung Lien Vorwurf der Rückständigkeit ab- gewiescn und bezeugt, daß keineswegs der ganze wissenschaftliche Ver lag gegen eine solche Neuerung — das Rechnungs-System des ganzen Buchhandels in Grundzahlen zu gestalten — sich auflehncn werde. Herr Eduard Urban aber scheint nach seinem Aufsatz im Bbl. vom 19. Mai sich zu der Meinung des Herrn vr. Julius Springer zu bekennen, d. h. Gefahren dieses Systems für den Verlag zu be fürchten und cs deshalb ohne weitere Diskussion abzulehuen. Seine Be richtigung, daß meine Vorschläge und die der Kollegen, die diese Idee mit mir verfechten, weder neu noch eigenartig seien, ist nicht stichhaltig, weil ein solcher Anspruch von den Antragstellern nicht gemacht worden ist. Dagegen möchte ich die Angabe, daß der wissenschaftliche Verlag die Einführung des Grundzahlcn-Systcms veranlaßt habe, bezweifeln; mindestens haben Herr I. L. Habbel (Bbl. Nr. 42 vom 18. Februar 1922) und Herr Hans Volckmar dieselben Ansprüche auf die Vater schaft dieser Idee wie der wissenschaftliche Verlag. Der Widerstand des Sortiments gegen den Versuch, das Rechnungs-System der Grund zahlen bei Sendungen »zahlbar nach Empfang« und bei Bedingtliefe rungen einzuführcn, ist meiner Überzeugung nach nur zu erklären, weil das Sortiment in Deutschland noch weniger als der Verlag zu der wirtschaftlichen Erkenntnis gekommen ist, daß die Reichsmark kein Wertmesser mehr über den Tag hinaus ist. Daß die rasche Verände rung der Schlüsselzahl für den Sortimenter bei nachträglicher Zahlung eines verkauften Werkes gefährlich sei, ist nur bei solchem Mißver ständnis anzunehmen. Je rascher die Schlüsselzahl sich dem veränder lichen Jnlanöwert der Mark anpaßt, desto weniger kann durch eine zeitliche Differenz zwischen Einkauf un-d Verkauf ein Schaden für den Sortimenter erwachsen; jedenfalls kein größerer, als er jetzt bei Nachbczug zwischen Samstag und Montag entstehen kann. Ebenso wenig sind bei Ansichtssendungen durch die konsequente Durchführung des Grundzahlen-Systems größere Schwierigkeiten zu erwarten, als sie schon bestehen; im Gegenteil wird die Gefahr von Kursdifferenzen bis auf Null verringert werden, -die jetzt bei jedem Kauf-Vertrag be wußt oder unbewußt auf dem Rücken eines Partners ausgetragen werden. Die Möglichkeit, die Gefahr nnö die Verluste der Geldent wertung durch Ausnutzung des Augenblicks dem an-dcren Teil zuzu- schicben, wie Herr Eduard Urban befürchtet, wird gerade durch dieses System bis auf ein uninteressantes Minimum verringert, weil auch der gewiegteste Gelöfachmann des deutschen Buchhandels eine Speku lation danach kaum mehr wagen wird. Statt einer eingebildeten geraden Linie, der Reichsmark-Währung, und einer heftig bewegten Kurve, dem Goldwerte, hat der Spekulant künftig mit zwei Kurven zu rechnen: nämlich jener von Börsenzusällen abhängigen ungera-den des Goldwerts und der ruhigeren Linie des durch die Produktions kosten korrigierten Lebenshaltungs-Index. Diese zweite Kurve, die die Schlüsselzahl des deutschen Buchhandels darstellt, ist begreiflicher weise viel weniger bewegt und ost in gegensätzlicher Richtung mit der Kurve des Goldes, des Dollars oder deS Schweizer Franken. Uner freulich und unerwünscht war also für den reellen Kaufmann nur der bisherige Zustan-d der Spekulation. Erfreulich und erwünscht dagegen muß für jeden, der Gcldkonjunkturcn >bei seinen Warengeschäften ausschalten will, der von uns angestrebte neue Zustand durch die; Grundzahl-Währung sein. Es ist auch unrichtig, daß stetige Verhält nisse das System überflüssig machen können, weil es in der ganzen Welt, auch in dem jetzt beneideten Österreich, derzeit keine absolut sichere Landes-Währung gibt. Selbst der zunächst unwahrscheinliche Zustand der sinkenden Schlüsselzahl ist für den Verlag nicht, wie Herr Eduard Urban meint, gefährlicher, als es die Fricdensverhältnissc waren, weil sich der Verleger gegen eine Zahlungsverschlcppung, die zwar keinen Substanz-, aber einen Zinscnverlust erbringen und seine Liqui dität verringern könnte, leicht wird wehren können, leichter wahr scheinlich als im Frieden. Aber hier zeigt sich in diesem unhaltbaren Argument wieder das, was ich eingangs über den wissenschaftlichen Verlag gesagt habe, daß er einseitige Jnteressenpolitik betreibt, nicht auf das Ganze bedacht ist, aus jedem System nur greifbare Vorteile ziehen will und vermeintliche Nachteile so überschätzt, daß er ohne Überlegung lieber das ganze System zum Teufel jagt. Was endlich die Frage der Vorauszahlung in Grundzahlen be trifft, so sagt Herr Eduard Urban nach der Diskussion der Hauptver sammlungen nichts Neues damit, daß die Aufnahmefähigkeit des Ver lags für solche Vorauszahlungen liquider Sortimenter beschränkt ist und daß man es, wenn kein anderer Ausweg für die Geldvcr- wendung gefunden wird, der Zustimmung des Verlegers überlassen muß, solche Zahlungen anzunehmen oder nicht. Zum Schluß möchte ich nur noch sagen, daß die Bemerkung über die Verrechnung von Ver fasser-Honoraren auch nicht von einer Übersicht des Fragen-Komplexes zeugt; denn daß zu gleicher Zeit ausgelieserte Stücke eines Werkes zu verschiedenen Beträgen verrechnet werden, wird sich der aufgeklärte Verfasser natürlich nicht gefallen lassen, so wenig er sich jetzt gefallen läßt, daß ihm nominelle Markbeträge aus verschiedenen Währungs- zciten in einer Abrechnung addiert werden. Auch hier wird natur gemäß das Grundzahlen-System durchdringen müssen; der Verleger wird durch diese Art der Verrechnung zwar ungerechte Vorteile ent behren müssen, aber dafür auch überraschende Kursverluste vermeiden können. Aus allen diesen Gründen erscheint mir die allgemeine Durch führung einer Rechnung in Grundzahlen, entgegen der Meinung des Herrn Urban-Berlin, empfehlenswert, und es erscheint mir notwendig, daß die Herren, die noch dagegen sind, diese Fragen neuerdings gründ lich erwägen. Im übrigen dürfen wir wohl von dem ganz paritätisch zusammengesetzten Grundzahlen-Ausschuß, dem auch zwei Antragsteller angehöreu, eine Klärung dieser Fragen erwarten. Bag trotz Zalko. Es ist das gute Recht der Kommissionäre, nunmehr mit einem eigenen Abrechnungs-Unternehmen hcrvorzutreten. Aber warum ist das nicht früher geschehen? Das Bedürfnis einer Verbesserung und Verbilligung der Abrechnung ist seit Jahrzehnten vorhanden gewesen! Die Antwort ist einfach: Weil sich düe Kommissionäre bei dem gegen wärtigen Verfahren gutstauden und wohlfühlten. Der neue Plan macht ihrem Organisationstalent alle Ehre. Namentlich ist ex zweifel los billig — solange die Bag als Wettbewerber zu fürchten ist. Ge lingt es, sie jetzt im Keim zu ersticken, so wird man dauernd in der angenehmen Lage des Monopolisten sein und kann die Tarifschraube anziehen wie das Neichspostministerium, aber ohne parlamentarische Kontrolle und nin so fester, je mehr diie einzelnen Kommissionäre sich zu Konzernen zusammenschließen. Ich hoffe, daß kein Mitglied der Bag so kurzsichtig ist, die Flinte ins Korn zu werfen. Aber das genügt nicht, es muß weiter geworben werden, und der Genossenschaft müssen immer neue Freunde erstehen, damit sie das wird, was ihr verdienter Urheber von ihr erwartet. Es ist wahrlich nicht Feindschaft gegen die Kommissionäre oder Voreingenommenheit gegen ihren Plan, was mir die Feder in die Hand gedrückt hat. Ich hoffe und wünsche vielmehr, daß sie nach wie vor noch ein weites Feld der Tätigkeit im Buchhandel haben. .Aber sie müssen dem Buchhandel dienen, wie sic es länger als ein Jahrhundert getan haben, nicht ihn beherrschen und jeden zeitgemäßen Gcnossenschaftsgcdanken zu ersticken suchen. Güttingen, am 24. Mai 1923. vr. Wilhelm Ruprecht. Eine Bitte. Der 100jährige Geburtstag des Kulturhistorikers W. H. Niehl hat gewiß in manchen Orten Gedächtnisfeiern veranlaßt. Ich würdie den Herren Kollegen, die mir Berichte darüber zukommcn ließen, außerordentlich dankbar sein. Schweidnitz. I. Z u ck s ch.w e rd 1. Bcrantivortl. Nedaktcur: Ntchard Albert i. — Verlag: Der BSrsenvcretn der Deutschen Buchhändler ,u Leipzig. Deutsches VuchhändlerhauS. Druck: Namm L Seemann. Sämtlich in Leipzig — Adresse derNedaktion uwd Expedition: Leipzig, «erichtöweg 2« sBuchhändlerhairSI 740 V
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