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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1907
- Sprache
- Deutsch
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^ 221, 21. September 1S07. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 9433 scheinenden philosophischen, wissenschaftlichen und theologischen Werke absorbiere. Diese Verhältnisse sind gut, somit hätte Frankreich nach dieser Seite hin seine Schritte nicht zu lenken. Die Ratschläge aller Zuständigen wiesen auf die Vereinigten Staaten. Diese hätten den Wunsch, sich mit dem euro päischen Geistesleben auf dem Laufenden zu erhalten, klar zu erkennen gegeben, da durch die Bill Mac Kinleys der Bücher- Einfuhrzoll von 25 Prozent — abgesehen von englischen Büchern — abgeschafft worden sei. Diese Maßnahme be schränke somit den Eroberungskampf auf Frankreich und Deutschland. Nachstehende Zahlen gäben die Lage im August 1907: In einem Jahre ist der Verkauf des deutschen Buches in den Vereinigten Staaten von 3 220 000 Francs auf 3 350 000 Francs gestiegen, der Verkauf des französischen Buches ist während derselben Zeit von 1054 000 Francs auf 917 000 Francs herab gesunken. Es sei bekannt, daß die Deutschen dort eine Armee von 107 Buchhändlern zählten, die das deutsche Buch anbieten und verkaufen, es gäbe in New Jork aber noch nicht einmal eine einzige ausschließlich französische Buchhandlung. — Da die französische Auswanderung nach den Vereinigten Staaten im Verhältnis zu der deutschen gleich null ist und sich in Kanada zentralisiert hat, finden wir an der Sache durchaus nichts Unnatürliches, im Gegenteil die französische Exportziffer durchaus befriedigend. Die Abnahme des französischen Exports nach den Ver einigten Staaten hat nach der Meinung Mr. Hugues Le Rouxs, Redakteurs des »Nativ«, aber andre Gründe, sie seien schwerwiegend und es sei eine patriotische Pflicht, sie ohne Schonung vorzubringen: Die pornographische Literatur nehme überhand. — Wir haben an dieser Stelle letzthin gelegentlich eines Berichts des französischen Generalkonsuls in Südafrika über den französischen Buchhandel dort und über seine Aussichten (siehe Börsenblatt 1907, Nr. 117) berichtet und Ähnliches Mitteilen müssen. Wrr haben seither aus direkter Korrespondenz mit dort zuständigen Fachkreisen allerdings ersehen, daß vorgenannter Bericht alle Fachkennt nisse vermissen läßt, und daß die gemachten Firmen-Angaben und Fingerzeige jeden Wertes entbehren; immerhin, soweit die moralische Tendenz der französischen schönwissenschaftlichen Literatur und ihre Zulassung zu Bibliotheken und Familien dort in Frage komme, ist der Bericht exakt und zutreffend. Dem »Nativ« wird jetzt aus amerikanischen Bibliotheks kreisen zu derselben Frage in gleichem Sinne geschrieben. Der Brief kommt nicht aus New Dork oder Boston, aus Zentren, in denen englischer oder deutscher Einfluß über wiegt, sondern aus New Orleans, wo sich französisches Blut und französische Sprache noch erhalten haben. Er besagt, daß die französische Literatur nicht in die Hände der Frauen und Kinder gelegt werden könne. Man glaubt, daß der fran zösische Roman nur noch ein Thema behandle — Ehebruch und Verrat, und spricht von Dekadenz der französischen Literatur. Abgesehen von wissenschaftlichen Werken könne von ihr in eine öffentliche Bibliothek nichts ausgenommen werden. Schreiber des Briefes, Herr Lelong, ein französischer Amerikaner, Schatzmeister der Öffentlichen Bibliothek in New Orleans, will dem französischen Buch gern einen guten Platz in der öffentlichen Bibliothek einräumen; um das tun zu können, bittet er um Einsendung einer langen Liste guter Bücher, die man in aller Hände legen könne. Der französische Generalkonsul in Südafrika hat sie nicht zur vollen Be- friedrigung erhalten, — ob der Schatzmeister der Bibliothek in New Orleans ganz zufriedengestellt sein mag? Der erwähnte Brief, in dem Herr Lelong auch mitteilt, daß die französische Sprache in Louisiana im Abnehmen begriffen sei und das deswegen eben, weil man dort die französischen Bücher, die in großen Ballen ankämen, nicht mehr in die Hände Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7t. Jahrgang. von Frauen und Kinder legen könne, hat dem »Nativ« eine Unmenge Briefe eingetragen. Alle, die die Vereinigten Staaten besucht haben, bestätigen, daß die pornographische Export- literatur Frankreich zur Schande gereiche und nicht laut genug beklagt werden könne. Andre, die vorgeben, sehr pariserisch zu sein, lassen sich anders vernehmen und sagen, man solle die scheinheilige Verschämtheit der Amerikanerinnen und der Ameri kaner nicht zu hoch einschätzen; man lerne sie in Paris kennen, auch ohne sie in Amerika gesehen zu haben. Die Amerikaner müsse man von ein Uhr nachts an in den Nachtlokalen be urteilen, di« Amerikanerinnen sehe man in den Seebädern flirten, wo sie — um nicht mehr zu sagen— durch ihre Allüren und ihre Selbständigkeit jede wohlerzogene Französin heraus forderten. Diese Leute seien Heuchler, und die französischen Bücher, die sie als unsittlich erklärten, enthielten bei ihrer Freiheit des Gedankens und des Ausdrucks mehr gesunde Wahrheit und Weisheit als die gesamte tugendsame Literatur, mit der die Schriftsteller und Schriftstellerinnen der Ver einigten Staaten die 8000 Bücher füllten, die sie jährlich herausgeben, ohne die mehr oder minder seichten Artikel zu zählen, die sie in den Magazinen veröffentlichten. Herr Hugues Le Roux ist über diese seine Lands leute untröstlich; sie beurteilten, was sie nicht verstünden. Wenn sie, wie er, einen Blick auf die Auslagen der Buch händler in den großen Städten Amerikas geworfen hätten, die die sogenannte französische Literatur führten, würden sie ebenso wie er empört gewesen sein. Diese Bücher, deren steigende Flut die Amerikaner anekle, seien verwerfliche Veröffentlichungen, die man nicht wagen würde in Frankreich irgendwo auszustellen. Diese Autoren, Illustratoren und Verleger seien in Frank reich unbekannt; sie arbeiteten, druckten und illustrierten in Belgien und Deutschland, wo sie auch die zotenhaften Post karten herstellten, mit denen man in Frankreich überschwemmt werde. Es scheine fast, als ob die Drucker von Leuten unterstützt würden, die ein Interesse daran hätten, Frank reich zu entehren. Auf diese Anspielung näher einzugehen und sie für einen Moment ernst zu nehmen, erübrigt sich. Deutschland kommt für diese Fabrikation wohl überhaupt nicht in Frage; auch in Belgien dürfte, wenn überhaupt, wenig von der ihr unterschobenen Literatur erzeugt werden. Ist doch in Belgien sowohl als auch in Deutschland die Einfuhr gewisser humoristischer Blätter verboten, die dort als obscön, in Frankreich aber zweifellos als gesund und für junge Mädchen passend gelten, da man sie in Paris selbst auf allen Bahnhöfen findet. Man wird einer Tageszeitung das Recht, Diskussionen zu eröffnen, nicht absprechen, die zuständige Presse über die Lage des Buchhandels ist aber zweifellos die buchhändlerische Fachpresse. Wir freuen uns, hier konstatieren zu können, daß die LiblivArapbio äs lg, b'raves eifrigst und fortlaufend be müht ist, den französischen Büchermarkt auf neue Absatz quellen hinzuweisen und seine Tätigkeit anzufachen. So finden wir in ihrer letzten Nummer einen Aufsatz über den Buchhandel Portugals, der auch detaillierte Firmen angaben enthält und ebenso für deutsche Buchhändler von Nutzen sein kann, wenngleich man die Firmen kennen muß, um sich unnütze Arbeit zu ersparen. Wir sind gespannt, zu welchen Schlüssen der »Nativ« kommen wird. Was für den französischen Buchhandel ebenso wichtig ist wie der Bücherexport, nämlich der Bücherpreis, ist von dem »Nativ« noch mit keiner Silbe erwähnt worden. Der französische Buchhandel droht bei dem Industriebetrieb in der Herstellung unterzugchen; der bisher feststehende Preis von 3 Frcs. 50 Cts. für einen Roman wird auf die Dauer nur bei wenigen, ganz erstklassigen Autoren beigehallen werden können. 1229
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