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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1907
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- Deutsch
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9432 Börs-nblatt >. i>. Dtschn. Buchhandel. Mchtamtlrcher Teil. 221, 21. September 1907. englischen Kolonien, sei eine unbestreitbare Tatsache. Der Kampf um den Rest werde sich deshalb zwischen Frankreich und Deutschland abspielen. Frankreich verzeichne alljährlich etwa 12 264 neue Werke, Deutschland dagegen 27 606. »Wird Deutschland durch die Überzahl uud den ständigen Zuwachs einen taktischen Vorteil haben?« Die Geschichte lehre, daß die Deutschen 1870 über die Franzosen durch die Überzahl, die Schulung und die mili tärische Organisation triumphierten; in dem Kampfe um den Weltmarkt wendeten sie dieselben Methoden mit dem gleichen Erfolge an. Wenn es sich darum handele, durch das Buch Käufer im Auslande zu werben, wie verführen die Deutschen, wie die Franzosen? Vor allem müsse man, um zu ver kaufen, nötig haben, zu verkaufen. Dynastischer Stolz trüge nicht dazu bei, kaufmännische Tätigkeit zu erhöhen; wenn man nicht mehr nötig habe, reicher zu werden, müsse man sich von den Geschäften zurückziehen. Der deutsche Verleger wolle vorwärtskommen; er verlange nicht nur von seinen Mitarbeitern eine lange Lehr- und Vorbereitungszeit, er setze sich auch selbst auf die Schulbank. In Deutschland gebe es Fortbildungskurse für Chefs. — Um zu verkaufen, müsse man anbieten. Der französische Verleger täte das nicht, er habe Angst vor den Remissionsspesen und bei einem Ge schäft vielleicht einmal etwas zuzusetzen. Er könnte ja die Umschläge der etwa beschädigten Exemplare erneuern, viel leicht sogar ein paar Exemplare zur Makulatur werfen müssen! Über den ganzen Erdball hin schicke der deutsche Verleger dagegen seine Ware für lange Zeit in Kommission und rechne damit, daß ihm drei Fünftel unverkauft auf seine Kosten zurückgeschickt würden. — Um zu verkaufen, müßte man ferner Kredit geben. Der französische Verleger kenne nur die vierteljährliche Abrechnung, der deutsche Verleger verlange nur einmal jährlich Regelung der Konten. — Um zu verkaufen, müsse man seine Ware selbst vorlegen. Das französische Buch werde in Frankreich von 5174 Buchhändlern vertrieben, es gäbe aber keine hundert französische Buchhändler außerhalb der Landesgrenze. In Deutschland gäbe es 7875 Buchhändler, erstaunlich sei aber die Zahl der deutschen Buchhändler, die das deutsche Buch im Ausland vertrieben. Es gäbe in Österreich 919, in der Schweiz 293, in den übrigen europäischen Ländern 922, in Amerika 180, in Asien 31, in Afrika 19, in Polynesien 10 — zusammen 10 259 deutsche Buchhändler. Es sei entschieden an der Zeit, daß die neue Generation der französischen Verleger ihren Beruf als ein Geschäft behandle. Durch die Vermittelung seiner 10 259 Buchhändler rühme sich Deutschland jährlich für 105 Millionen Franks Bücher nach dem Ausland zu vertreiben. Frankreich exportiere durch seine 5174 Buchhändler in gleicher Zeit für 37 Millionen Franks literarische Ware. Deutschland sei somit anscheinend mit 68 Millionen im Vorteil. Der Publizist des Nmia hat zur Beleuchtung dieser Ziffern seine Zuflucht zu Herrn Le Soudier genommen, dem bekannten Verleger und Kommissionär, der den französischen Buchhandel auf der Ausstellung in St. Louis vertreten hat und beauftragt war, den offiziellen Bericht hierüber zu erstatten. Dieser hat ihm mit einigen Blei stiftstrichen die 105 Millionen zusammengestrichen, die Deutschland als Bücherumsatz angibt. Frankreich werde immer das Opfer seiner Rechtschaffen heit sein. Wenn man in Frankreich aussage, meinte Herr Le Soudier, daß jährlich für 37 Millionen Bücher nach dem Auslande verkauft würden, dann würden eben für 37 Millionen Bücher wirklich exportiert, die Deutschen aber, die imponieren wollten, übertrieben die Ziffern, sie nähmen unter derselben Rubrik Bücher, Zeitschriften, Karten, Noten rc. auf: der Himmel allein wisse, was in Leipzig sonst noch alles in die Kisten verpackt würde. Eine große Zahl französischer Bücher und Zeitschriften würde außerdem auch noch von London, Leipzig und Hamburg exportiert; sie würden von diesen Ländern als englische bezw. deutsche Ware bezeichnet. Die deutschen Verleger nähmen in ihren Statistiken auch nicht von den Werken Notiz, die ihnen unverkauft zurückgeschickt würden. Die Bemerkungen des Herrn Le Soudier ließen er kennen, sagt der »Llatin«, was in dem deutschen — »Bluff« — übertrieben sei, sie änderten aber nichts an der Grund frage der Untersuchung. Es ist bedauerlich, daß weder der Frager noch Herr Le Soudier dem Gedanken Raum gegeben hat, daß die französische Gesamtziffer des Exports ebenso wie die deutsche aufgebaut sein könnte, und daß das Verhältnis doch das selbe bliebe. Statistiken werden anerkannterweise nirgends besser und gewissenhafter geführt als in Deutschland. Wir brauchen zum Vergleich nur das deutsche und das fran zösische Buchhändler-Adreßbuch zu erwähnen. In der täglichen Praxis ist es unmöglich, für Bücher und Journale ganz getrennte Konten zu führen, und wie in Deutschland werden auch in Frankreich Bücher und Journale, auch Karten und Noten rc., wenn sie zusammen verlangt werden, auch zu sammen expediert und in dieselbe Rubrik ausgenommen. Auch weiß jeder Leser des Börsenblatts, daß französische Ver leger ihre Bücher auch in Kommission anbieten, die doch wahrscheinlich zum Teil ebenso wie die deutschen unver kauft zurückgeschickt werden. Somit alles, was aus Frank reich exportiert wird, als verkauft bezeichnen zu wollen, ist — ohne der Rechtschaffenheit der französischen eonlrtzrss zu nahe treten zu wollen — »Bluff« — nicht mehr und nicht weniger als die deutsche Exportziffer, die sicher zum fran zösischen Export in jeder Beziehung im richtigen Verhältnis steht. Alles, was von Paris aus weiterexpediert wird — jetzt naturalisiert natürlich — xrovsnsut äs karis —, wenn die Rubrik überhaupt ausgefüllt wird —, ist nicht durchaus französisch. Paris ist ein großer Transitplatz für englische und amerikanische periodische Literatur, auch für Bücher, die von hier aus des billigen Portos wegen nach der Schweiz, Italien, Spanien rc. weilerexpediert werden. Wir sind der Meinung, daß diese Ziffern in Anbetracht des fortlaufend starken Fremdenverkehrs in den vorerwähnten Ländern be deutend die Beträge übersteigen müssen, für die französische Literatur etwa aus Deutschland oder England exportiert wird. Interessant ist übrigens noch das Ende des vor erwähnten Interviews, in dem Herr Le Soudier doch ver sichert, daß der deutsche Export in beunruhigendem Maße steige, während der französische Nachlasse. — Man müßte dieser Strömung entgegenarbeiten. Wenn man suche, auf welchem Markte das französische Buch Aussicht habe, sich einen neuen großen Absatzkreis zu sichern, fährt der Llmiu fort, werde man zuerst an England, an Deutschland und an die Vereinigten Staaten von Amerika denken. Der Engländer habe kein Sprachtalent, das begrenze ihm somit den Geschmack an der Lektüre ausländischer Bücher. Ein junger Engländer — »Lwi äs lg. Erguss« —, der jetzt eine Tour durch die englischen Modebäder machte, teilte dem Redak teur der Lsotiou oommsi'ois.ls des »lllgtin« mit, daß er selbst in den größten Buchhandlungen dort keinen französischen Roman habe finden können. Deutschland gebe an, daß es für seinen Gebrauch alljährlich für 36 Millionen Francs Publikationen in fremden Sprachen kaufe. So ungeschickt Frankreich auch sei, seine Waren anzubieten, so habe es doch seinen Anteil an diesem bedeutenden Konsum. Ein Universitätsprofessor, der sich besonders mit dieser Frage beschäftigt habe, teile mit, daß Deutschland ungefähr ein Drittel der in Frankreich er-
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