86, 13. April 1908. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s, d. Dtschn. Buchhandel. 42üü für das deutsche Volk zur Versendung gelangen: T> Jakob Wassermann oder Die Trägheit des Herzens. Roman. Geheftet M. 6.— ord., M. 4.50 netto, M. 4.— bar, gebunden M. 7.— ord., M. 4.75 bar. Freiexemplare: 11/10. Der Einband des Freiexemplars wird mit 75 Pfennig netto berechnet. Das Andenken an Caspar Lauser, den rätselhaften Findling, defses unerklärtes Auftauchen und geheimnisvolles Ende einst die ganze gebildete Welt beschäftigte und aufregte, ist auch heute noch nicht ganz erloschen. Noch immer sesselt sein Name die Neugier und die Phantasie der Menschen, und es dars deshalb angenommen werden, daß diesem großangelegten, in alle Tiefen des Problems hinabreichenden Roman von vornherein das lebhafte Interesse weitester Kreise ge sichert ist. Dem Dichter ist jedoch das rein Stoffliche des Gegenstands nicht die Hauptsache, er will das äußere Geschehen nicht sensationell ausbauschen, sondern psychologisch und ethisch ver tiefen. Er geht voll der heute noch vielfach geteilten Voraussetzung aus, daß Caspar Lauser ein durch Verbrechen seinen Eltern geraubter Fürstensohn gewesen sei; aber die hohe Abkunst wird ihm zum Symbol für das edle, Lohes ansprechende Menschentum seines Lelden und damit zugleich gewissermaßen zum äußern Maßstab für den Anbestand, die Gleichgültigkeit, den argwöhnischen Kleinsinn, den tückischen Neid, womit die Welt sich dem Lohen und Reinen, das sie nicht be greift, gegenüberzustellen pflegt. Wenn die Handlung, aus unheimlich dunkelm Antergrund hervorwachsend, von verhüllten bösen Mächten zum nächtlichen Ende gelenkt, den Leser in Bann hält, so muß er dabei die schöpferische Kunst des Dichters bewundern, die in all den in die Handlung verflochtenen Menschen eine Reihe völlig lebendiger, individuell durchgesührter und doch typisch bedeutsamer Charaktere mit sichrer Land vor uns hinstellt. And wie in der Menschendarstellung hat Wassermann auch in der Schilderung der Amwelt, des Nürnberg und Ansbach jener Jahre, der ganzen Zeitstimmung, der landschaftlichen Lintergründe die volle Meisterschaft seines aus innerster Anschauung heraus gebildeten Stils bewährt. Jakob Wassermann hat mit seinem „Caspar Lauser" ein Volksbuch edelster Art geschaffen; wir stehen nicht an, den Roman als die reifste, beste Arbeit des berühmten Verfassers der „Geschichte der jungen Renate Fuchs" und anderer weit verbreiteter Werke zu bezeichnen. rasch eine große Verbreitung finden werden, wenn der Sortimentsbuchhandel sich nur gleich von allem Anfang an tatkräftig dafür einsetzt. And darum möchten wir sreundlichst bitten. Bestellen Sie reichlich. — Mit einer Partie riskieren Sie bei Büchern von solcher Be deutung tatsächlich nichts. Die genannten einbändigen Volksausgaben von Bischer, Eyth und Sperl seien gleichzeitig erneut in empfehlende Erinnerung gebracht. Stuttgart. Anfang April 1908 Deutsche Verlags-Anstalt