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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.07.1907
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- 1907-07-30
- Erscheinungsdatum
- 30.07.1907
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^ 175, 30. Juli 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f, d, Dllchn, Buchhandel. 7503 Nichtamtlicher Teil. Bio Bibliographisches zu Gustav Pfizers Säkulartag. Von Ludwig Frankel (München). Zum 29. Juli erscheinen zweifellos eine Menge durch schnittlicher Lobeshymnen, die das scheinbar durchweg normal verlaufene bürgerliche Dasein und die so arg unterschiedlichen schriftstellerischen Erzeugnisse dös gediegenen Poeten und be dächtig-praktischen Politikers Gustav Pfizer während der langen Spanne 1807—1890 lose aneinanderreihen. Wesent licher Zuwachs zu unserm bisherigen Wissen über und von Pfizer ist in jenen landläufigen Gelegenheitsartikeln kaum zu erwarten; es müßte denn sein, daß die Stuttgarter Familie sich schon jetzt — nach deutschem Brauche ja etwas früh! — dazu verstände, intimere Papiere, so namentlich politische Ausarbeitungen und ähnliche Niederschriften des in seiner Eigenschaft als Publizist noch längst nicht genügend gewürdigten ausgezeichneten Mannes, sodann die gewiß über reichlich vorhandenen Verwandten- und Freundesbriefe der Öffentlichkeit, sei es vorläufig auch nur in erwogener Aus wahl, zugänglich zu machen. Darin muß gemäß G. Pfizers offiziellem Eingreifen in die literarische Bewegung seit 1836 (als Redakteur der »Ausland«-Beilage: »Blätter zur Kunde der Litteratur des Auslandes«) und 1838 (als Redakteur des poetischen Teils des »Morgenblatts«), ferner seinem bald offenen, bald geheimen Anteil an den staatsrechtlichen Wirren im Heimatlande Württemberg, meistens im Zusammenhang mit der Lösung der »Deutschen Frage«, 1848/49, eine Fülle anregender, wohl auch vielfach neu beleuchtender Materialien gefunden werden zur Geschichte der sogenannten Epigonen-Ara unsrer klassischen Literatur, zum Verständnis von Staats- und Geistesleben in Württemberg während der vielleicht Uhland- Periode zu taufenden Jahrzehnte, endlich zur Aufklärung über mancherlei Vorgänge während der deutschen Revolution. Kenner dürften einsehen, wie beträchtlich der Horizont für eine Betrachtung von Gustav Pfizers Entwicklungs gang sich erweitern ließe, wofern sich dessen Hintergrund mit Hilfe solcher frischen Stützen und Farben umgestalten ließe. Da nun leider augenblicklich diese zu erhoffenden Unterlagen wohl noch geraume Weile ausstehen werden, so habe ich mich entschlossen, den Abschluß meines Buchs »Die drei Pfizer« (Paul 1801—67; Gustav d. A., der Dichter, 1807—90; Gustav d. I., der Jurist, 1840—99), einer gelegentlichen Ausbeute meiner nun über anderthalb Dezennien alten schwäbischen Literaturstudien vorläufig zu vertagen; natürlich bin ich für alle Zusendungen und Hinweise, insbesondre württembergische Hilfsmittel betreffend, zu gunsten meiner Dar stellung, die sich ursprünglich nur auf die beiden erstgenannten, das Brüderpaar, erstrecken sollte, sehr dankbar. Inzwischen aber versuche ich beim jetzigen Anlaß meine positiven Fest stellungen und das aus diesen gewonnene Urteil in den Hauptpunkten vorzulegen. Dies geschieht zum Säkulartag in drei Aufsätzen: »Der Letzte der Schwäbischen Dichterschule« (Frankfurter Zeitung); »Zur hundertsten Wiederkehr von Gustav Pfizers Geburtstag« (»Neues Tagblatt», Stuttgart); »Zeitgenössische Stimmen über Gustav Pfizer« (Kronik des »Schwäbischen Merkurs«). Diese drei Artikel möchte der Beitrag an dieser Stelle bio-bibliographisch ergänzen, indem er die bisherigen beachtlichen neuern Quellen für unsre Kenntnis und Beurteilung Gustav Pfizers verzeichnet und auf ein paar zu beseitigende Lücken aufmerksam macht. An möglichst vollständigen Lebens- und Charakerbildern Gustav Pfizers besteht ein angesichts seiner fast allgemein anerkannten Bedeutung höchst auffälliger Mangel, den natür lich der außerhalb des Bannkreises der württembergischen Grenzpfähle sitzende Forscher doppelt empfindet. Nicht nur gut geschrieben, sondern auch sachlich wertvoll sind der Gratu lationsartikel zum achtzigsten Geburtstag (29. Juli 1887) und der Nekrolog am 21. Juli 1890 (anonym, vom bekannten Journalisten vr. Otto Elben) in der »Schwäbischen Kronik«, der Beilage zum »Schwäbischen Merkur«. Aus früherer Zeit stammen die Charakteristiken, die ein älterer Musenbruder und (beim »Morgenblatt«) Redaktionsvorgänger Gustav Schwab in den Heidelberger »Jahrbüchern der Litteratur«, Jahrg. 1835, Nr. 18 und 19, der berüchtigte Splitter richter und Anschwärzer, in diesem Fall jedoch höchst wohl wollende Wolfgang Menzel (»Die deutsche Litteratur« 1836, IV, 199), sodann Pfizers Freund und Übersetzer-Genosse Friedrich Notier in Ludwig Bauers einmaligem Jahrbuch »Schwaben, wie es war und ist« (1842), S. 100—106, und der selten als Württemberger reklamierte Johannes Scherr, »Poeten der Jetztzeit in Briefen an eine Frau«, S. 88—93, geliefert haben. Als ältestes Votum über Pfizer kommt Goethes bekannte Polemik gegen Uhland nebst dessen Rich tung in seinem Briefe an den alten Zelter vom 4. Oktober 1831 in Betracht, VI, Nr. 820 der Originalausgabe dieser Korrespondenz (neuerdings in einem Aufsatz von Gustav Thormaelius »Zelter in seinen Briefen an Goethe«, Wochen schrift »Daheim« 43 (1906/07j, Nr. 31, S. 10, ver sehentlich als Auslassung Zelters und als Beweis für dessen Freimut, ausfälligen Tadel, selbständige, aber auch einseitige und schiefe Ansichten beigebracht): abfällig wie bei des Olympiers Stellung gegenüber jenem Dichter geschlecht (dem G. Pfizers Poesie bloß mehr offiziös zugehört) erklärlich, aber auch höchst oberflächlich. An nennenswerten Journal-Besprechungen der ersten Gedichte-Veröffentlichung Pfizers (1831) rangieren an der Spitze die in der »Allgemeinen Litteraturzeitung« (Halle) 1833, IV, S. 169, die ausführliche in den »Blättern für literarische Unterhaltung« 1832, die vornehmlich auf unsers Dichters Grundverwandtschaft mit Schiller lossteuert (abgedruckt bei I. Hub — s. u. S. 32 u. f.). In derselben Zeitschrift (1839, 309 u. f.) verfocht ihr Heraus geber Herm. Marggraff Pfizers, seines eifrigen Mitarbeiters, Recht zu dem scharfen Angriff, den Pfizer im ersten Heft der neuen »Deutschen Vierteljahrsschrift« (1838, S. 167—247) wider »Heines Schriften und Tendenz« unternommen hatte. Nicht nur die Wichtigkeit dieser Arbeit als unmittelbarer Ursache zu Heines berühmter, mit Bosheit und Verächtlichkeit voll gepfropfter Satire »Der Schwabenspiegel«, die den I. Jahrgang des Hoffmann und Campeschen »Jahrbuchs der Literatur« (mit Heines Bildnis) (1839, Seite 335—362) abschloß, ist zu berücksichtigen, sodann die Tatsache der ersten darin erfol genden Abrechnung mit Heines Art und Stil, sondern auch die harmonische Einordnung dieser Abhandlung in das soeben beginnende periodische Organ, dessen Programm sich laut dem interessanten Vorwort etwa mit dem Richard Fleischerschen Vierteljahrsbericht über die Fortschritte der Wissenschaften, der Vorgängerin der heutigen »Deutschen Revue«, und dem der letzteren selbst deckt. Noch mehr bekunden diese innere Übereinstimmung die, gleich dem Anti-Heine-Essay, mit U. ?. gezeichneten Abhandlungen »Die Literatur, ihr Zusammen hang mit dem Leben und ihr Einfluß darauf« im 4. Heft von 1838, Seite 41—90, und »Zur Orientierung in den geistigen Richtungen und Strömungen in Deutschland« im 3. Heft von 1839, S. 212—282. Diese beiden strotzen geradezu von originellen feinen Auseinandersetzungen über die Situation des deutschen Geisteslebens am Brennpunkte jenes unklaren Übergangszeitalters und formulieren die darauf basierenden Aufgaben verständnisvoll und durchaus modern 978*
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