^ 118, 24. Mai 1907. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5273 Verlag von Egon Fleische! 8- Co., Berlin VV. 35 Wir versandten soeben folgendes Rundschreiben: (A Sechstes Rundschreiben Mai 1907 P- P. Anfang Juni erscheint: Vita 80MMUM breve Hermann Stegemann Gedichte von Geheftet M. 2.—; gebunden M. 3.— Der Verfasser von „Daniel Iunt" und von „Die als Opfer fallen" bereitet mit diesen tiefempfundenen Gedichten seinen zahlreichen Lesern einen besondern Genuß. Es ist nur ein schmales Bändchen Lyrik, aber es umfaßt in innigster Poesie ein ganzes Menschenleben, dessen kurzer Traum jäh zerflattert ist. Sie sind gewandert hin und her ^»^7»«»» Geheftet M. 3.50; gebunden M. 5.— Mit ihrem im vorigen Herbst erschienenen Erstlingsroman „Beichte einer reinen Törin" hat die talentvolle Verfasserin einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. Das Werk liegt schon in dritter Auflage vor. Ihr neues Buch dürfte an Zugkraft das erste noch weit übertreffen, da der Zufall es fügt, daß es neben seinen künstlerischen Vorzügen auch den Reiz der Aktualität besitzt. Die Dichterin hat einige Jahre als Gattin eines deutschen, im chilenischen Generalstabe beschäftigten Offiziers in San Iago und Valparaiso gelebt und ihren Gatten auf den zum Teil gefahrvollen Dienstreisen begleitet. Sie schildert mit außerordentlicher Anschaulichkeit in ergreifender Weise das Leben und Leiden einer deutschen Frau im Auslande, besonders schön die paradiesischen Landschaften und die herrliche Stadt, die neuerdings dem Erdbeben zum Opfer gefallen ist. Wenn auch — wie schon der Titel andeutet — die Heldin in fernen Landen „weder Glück noch Stern" gehabt hat, so gibt doch die mutige Lebensbejahung der jungen Frau, ihre treue Hingabe und nimmer erlöschende Vaterlands- und Kindesliebe dem Ganzen einen versöhnenden Schimmer, der das Anglück zu poetischer Tragik wandelt. Der Geheftet M. 4.— ; gebunden M. 5.50 In seinem neuen Roman stellt Perfall in geistvoller Weise einer bürgerlich ehrbaren Ehe die Freiheit und Gebundenheit, Freuden und Leiden freier Liebesverhältnisse gegenüber, und seine unerschöpfliche Gestaltungskraft weiß diesem seine Spezialität bildenden Thema wiederum ganz neue Seiten abzugewinnen. Das ist um so bemerkenswerter, als der Dichter sich dabei mit ziemlich einfachen Lebensumständen beschäftigt und keine spitzfindigen Probleme aufrollt. Da er aber mit höchster Seelenkunde in die Tiefe der menschlichen und namentlich der weiblichen Seele greift, so bringt er immer wieder fesselnde Offenbarungen der Liebespsychologie, in der er nun einmal, Meister ist. Der Roman spielt zum guten Teil in den literarischen Kreisen Berlins. Dies gibt Gelegenheit zu manchen geistreichen Äußerungen über moderne Kultur, auch zu manchen bitteren Wahrheiten, und das Werk erhält dadurch über das Liebesthema hinaus eine bedeutsame geistige Tiefe. Ein reicher Schatz von Lebenserfahrung, feingeistiger Nachdenklichkeit über moralische Erscheinungen und einer über den Dingen stehenden Gesellschaftskritik ist in dem Buche enthalten, das in seiner schlicht kraftvollen Aufrichtigkeit mehr bietet als bloße Unterhaltung und uns in dem Verfasser wieder den in sich fertigen, abgeklärten Künstler erkennen läßt, unter dessen ernster Führung die Dinge des Lebens in einem besonderen Lichte erscheinen, das nicht blendet, sondern aufklärt. Mit der Gattung der Literatenromane hat das Buch, wie noch bemerkt sein mag, nichts zu tun, denn sein Hauptgewicht liegt in den Fragen des echten bürgerlichen Lebens, nicht in irgend einer Programmweisheit. Gleichzeitig zeigen wir das Erscheinen der Fünften Auflage des vorjährigen Romans Geheftet M. 4.—; gebunden M. 5.50 an und bitten um erneute tätige Verwendung. Hochachtungsvoll Berlin 35, Lühowstraße 2 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. 690