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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1905
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- Erscheinungsdatum
- 10.04.1905
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- Deutsch
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der nachlässigste Mensch sei, den sie kennen. An Körner schreibt Schiller: »Ich bin dem elendsten Tropf von Buchhändler in die Hände gefallen. - Um schließlich nur Goethe und einigen Freunden Exemplare senden zu können, ließ sich Schiller durch Hum boldt drei Exemplare in Berlin besorgen und schicken und suchte sich auch in Jena, wo der Almanach bereits in den Läden erhältlich war, Exemplare zu verschaffen, um die Mitarbeiter zu befriedigen Endlich, am 17. Januar, erhielt Schiller die lange versprochenen Exemplare. Am 25. No vember hatte Michaelis die Sendung für die nächsten Tage angckllndigt; ani 15. Dezember schrieb er, daß 16 Exemplare, 8 engl. Velin und 8 ord. Velin in Seide gebunden, ab gesandt feien, und am 28. Dezember meldet er die Absendung von 36 Exemplaren Epigramme und 10 Exemplaren Almanach. Beide Sendungen erhielt Schiller am 16. und 17. Januar I7S6 und konnte nun endlich den Freunden Exemplare senden. Der Absatz des Almanachs scheint ein guter gewesen zu sein; wenigstens melden Humboldt und Körner, daß er überall viel gekauft wurde, somit wird die Auflage von 3000 Exemplaren, die Humboldt für reichlich hoch hielt, Ivohl ausverkauft worden sein. Man kann es Schiller durchaus nicht verdenken, wenn er nach den Erfahrungen die Lust verlor, mit Michaelis weiter in Verbindung zu stehen, und auch weitere Korre spondenzen mit ihm unterließ. Michaelis schrieb zwar noch am 11. März 1796 und erschöpfte sich in leeren Redens arten, stellte auch das Ansinnen an Schiller, ihm bei andern Verlagsartikcln seine Unterstützung zuteil werden zu lassen, usiv. So schrieb er: -Die Verdrüßlichkeit, welche die späte Erscheinung des Almanachs Ihnen zugezogen haben mag, kann immer Ihre Unzufriedenheit mit mir erregt haben — das Be wußtsein, nicht die veranlassende Ursache derselben gewesen zu sein, begleitet mich zu Ihnen, und ohne mich in Rede formeln zu ergießen, deren Gebrauch ich hasse, sage ichs Ihnen frei, daß es mir sehr weh thut, über den Empfang des Almanachs keine Zeile von Ihnen erhalten zu haben. — In Rücksicht meiner bin ich wirklich zu vest überzeugt, daß nur eine durchaus falsche Vorstellung von mir Sie zu Ihrem gänzlichen Zurnckziehen bestimmen kann; ich bin es meiner Ruhe schuldig, Sie zu bitten, mich mit einigen Zeilen zu erfreuen, die ich über den Empfang des Almanachs zu erwarten habe, die Ihnen aber zugleich Gelegenheit geben können, mich Ihren Tadel wissen zu lassen, der von mir ausgenommen werden soll, wie Sie es zu erwarten haben. Nur ziehen Sie sich nicht so ganz von mir zurück und verwandeln Sie nicht den glücklichsten Vorfall in meinem Leben, Ihnen bekannt geworden zu sein, zu dem unglücklichsten für mich. Trauen Sie der Redlichkeit eines Mannes, der in der Welt auf nichts Anspruch macht, als auf seine Redlichkeit, durch die er sich bemühet, nützlich zu werden, und mit der er alles aufzunehmen sich gewöhnt hat, was von Männern kommt, denen er unbedingt ergeben ist.» Schiller hat den Brief, wie schon hervorgehoben, keiner Antwort gewürdigt, und es ist nicht zu verstehen, wie Goedeke sich zum Verfechter des Michaelis machen kann. Daß Schiller übel mitgespielt wurde, kann keinem Zweifel unterliegen; auch Humboldt, Schlegel, Niethammer sind alle darin einig, daß der Nenstrelitzer Buchhändler zum mindesten ein sehr sonderbarer Mensch, höchst unzuverlässig und nicht für Geschäfte geeignet sei. Urlichs und Fielitz haben dann auch von vornherein gegen Goedekcs Auffassung ganz energisch Stellung genommen. Michaelis hat es sich einzig und allein znzuschreiben, daß der Almanach ihm ge nommen und Cotta übergeben wurde. Dieser, der schon lange darauf brannte, den Verlag des Almanachs zu erhalten, hatte zwar, als die Sache nun ernst wurde, gewisse Bedenken, die allerdings mehr taktischer Natur waren Mit Göschen hatte er, wie bekannt und wie auch noch erwähnt werden wird, einen scharfen Zusammen stoß auf der Messe gehabt; und er wird ihm in Buch händlerkreisen vorgeworfen haben, keine Mittel und Wege unversucht zu lassen, um sich die Großen in Weimar als Autoren zu sichern. Hiergegen will sich Cotta verwahren und schreibt deshalb an Schiller unterm 29. Februar 1796: -Wenn ich aber an den Vorgang mit Göschen an voriger Oster-Messe denke und mir vorstellc, Michaelis möchte mich auch aus einen solchen schwarzen Gesichts punkt betrachten, so fällt mir das schwer auf, um so schwerer, da Michaelis ein Anfänger ist, und mir sein Herz voriges Jahr wie gegen einen Freund geöfnet hat, und daher auch Freundschaft von mir erwartet. Ich habe daher schon alles hin und her erwogen: bald wolle ich die Unternehmung besorgen, und Michaelis einen Th -l des Gewinns geben, bald hielt ich das Umgekehrte für besser, bald gefällt mir keines von beiden; ich weiß mir daher nicht zu rathen, als Ihnen geradezu meines Her zens Gesinnungen vorzulegen, vielleicht fällt Ihnen ein Ausweg ein, der eingeschlagen werden könnte, wodurch Michaelis überzeugt würde, daß ich nicht unfreundlich ge handelt hätte, und daß der Zufall mir diese schöne Unter nehmung zugefürt hat.» Schiller zerstreut diese Bedenken sofort in einem Schreiben: -Ihre Scrupel wegen Michaelis sind ganz unnöthig. Es fiel mir gar nicht eher ein, von Michaelis abzugehen, als nachdem ich in so hohem Grade mit ihm unzufrieden war, und ich hätte ihm den Verlag des Almanachs aus jeden Fall genommen. Auch erhält er ihn jetzt nick" wenn Sie ihn nicht verlegen, sondern ich muß schlechter dings einen ander» Verleger dazu nehmen, da er absolut nicht zu Geschäften taugt. Glauben Sie aber, daß Ihnen die Sache nachtheilig werden und Vorwürfe zuziehen könnte, so will ich entweder einen andern Verleger nehmen, oder Sie zu meinem Commissionär machen und den Al manach selbst verlegen.» Acht Tage später schlägt er dann vor, den Almanach überhaupt ausfallen zu lassen und dafür ein mit Goethe ge meinsam verfaßtes poetisches Werk herauszugeben. Das ge plante Werk waren die Xenien, die dann aber schließlich doch den Inhalt des Musen-Almanachs für 1797 bildeten. Cotta war über Schillers ersten Vorschlag sehr erfreut. »Daß Sie mir meinen Skrupel wegen Michaelis be- namen, ist mir gar lieb; über Vorwürfe weiß ich mich wol hinauszusetzen, diese können mich nie hindern, da man besonders bei dem fatalen Buchhändler-Corps diesen nie ausweichen kann-, schreibt er an Schiller, bevor er noch von dein beabsichtigten Nichterscheinen des Almanachs Kenntnis hat. Auf der Reise zur Messe wurde dann in Jena das weitere besprochen und die Herausgabe des Almanachs für 1797 beschlossen. Über das Schicksal von Michaelis wissen wir wenig. Seine Autoren wurden ihm untren und stellten ihn durch Anzeigen in den Horen geradezu an den Pranger. Er ver kaufte sein Geschäft an Ferdinand Albanus und hat dann allem Anschein nach ein Wanderleben geführt. Die Annahme Goedekes, daß er bald nach seiner Korrespondenz mit Schiller, aus Gram über sein Schicksal, gestorben sei, hat schon Urlichs') zurückgewiesen und berichtigt. *) Urlichs, Briese an Schiller S. 245.
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