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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.04.1905
- Sprache
- Deutsch
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Geht man Ungern seine Bitte nicht ein, so fürchte ich' er tritt auf die Hinterbeine.» Am 27. Juni teilt dann Schiller dem Schwager mit, daß er an Unger geschrieben und ihm Hoffnung gemacht habe, das ganze Manuskript Mitte September zu erhalten, auch habe er gleichzeitig angefragt, ob er nicht noch 6 Wochen länger Frist geben könne, weil man nicht für zufällige Ab haltungen stehen könne. Unger meldet dann unterm 16. Juli, daß er sehr er freut sei, zu vernehmen, daß er das Manuskript rechtzeitig erhalten werde; er bittet, für eine Anzeige in den Horen Sorge zu tragen. Der neue Verleger weiß sich den berühmten Dichter geneigt zu erhalten. Er sendet Schiller Briefpapier und be merkt dazu: »Das Briefpapier, worauf dieser und mein voriger Brief geschrieben, ist in Deutschland nicht zu bekommen Erlauben Sie mir, daß ich von dieser Sorte mit bei folgendem Ries Ihnen aufwarten darf. Es soll zwar nur einen sehr geringen, aber innigen Beweis meiner wahren Verehrung geben, und nichts kann mich mehr erfreuen, als der Gedanke, Ihnen vielleicht ein kleines Vergnügen durch dieses Papier gemacht zu haben.» Am 18. Oktober konnte Schiller den Schluß des Manu skripts senden; das Werk konnte daher vollständig noch nicht zur Messe ausgegeben werden. In einem aus Leipzig datierten Schreiben vom 10. Oktober teilt Unger nun mit, daß er das Honorar von ISO Frd'or abgesandt habe, und daß er den Buchhandlungen durch eine gedruckte Nachricht mitgeteilt hätte, daß das Werk im November vollständig vorliegen würde. Unterm 22. Dezember kann Schiller dann den Empfang einiger gedruckter Exemplare melden. Dieser Roman seiner Schwägerin wurde Veranlassung, daß Schiller selbst auch mit Unger in Verbindung trat. Im September hat er ihm, wie es scheint den Vorschlag gemacht, ein -Deutsches Theater» herauszugeben, und Unger erklärt unterm 2. Oktober seine Bereitwilligkeit dazu: -Ich bin gleich bereit dazu — heißt es —, denselben unter Ihren Bedingungen zu übernehmen, und glaube nichts zu riskieren, da Sie die ersten 4 Bände noch obendrein auf eine so gütige Weise dem Verleger überlassen wollen. Den gewissenhaftesten Bericht des Absatzes binnen einem Jahre können Sie gewiß von mir erwarten, der gewiß vorteilhaft sein wird, wenn Ihr Name als Herausgeber dies Werk ziert Wann könnte damit der Anfang gemacht werden? »Ich schätze mich sehr glücklich, daß Sie mit mir in nähere Verbindung treten wollen, und ich glaube hoffen zu können, daß es Ihnen nie gereuen soll. Ich wünschte, daß Sic mir Hoffnung machten, einst etwas von Ihrer eigenen Arbeit in Verlag zu geben, und wenn ich nicht Jemandem in den Weg träte, so würde ich mir den Wallcnstein, mit dem Sie, wie ich höre, beschäftigt sind, gehorsamst erbitten.« Schiller hat darauf vorerst noch nicht geantwortet. Erst am 22. Dezember, als er über den Empfang der Exemplare des Romans quittiert, kam er auf seinen Vorschlag zurück. Er schreibt: »Der Vorschlag, den ich Ihnen tun wollte, hieng und hängt noch von einem äußern Ereigniß ab, ohne welches er nicht kann realisirt werden. »Es ist die Entreprise eines Theater-Calcnders, welcher sich mit allem, was theoretisch und praktisch zu der dramatischen und theatralischen Kunst gehört, beschäftigen sollte. Weil ich aber schlechterdings nicht daran denken kann, wenn ich nicht die Wintermonate in Weimar zu bringe und dem Theater näher lebe, so muß ich, um dieses Unternehmen auszuführen, eine Lokalveränderung in meiner Existenz vornehmen, und mich für zwei Orte zugleich cinrichten usw. -Übrigens ist keine Frage daß diese Unternehmung, welche sich ganz mit meiner Neigung und mit meinen künftigen Beschäftigungen verträgt, auch als Finanz operation solid sepn wird. Denken Sie darüber nach, ob Sie darauf entriren können. Erst auf Michaelis 1799 könnte der erste Jahrgang erscheinen, weil ich im Jahr 98 mit andern Arbeiten noch zu sehr beschäftigt bin. Sie müßten also 100 Friedrichsd'or an das Honorarium wenden können und wollen, da ich viele Ausgaben dabei habe, für kleine Beiträge viel bezahlen müßte, auch eine Correspondenz im Nuslande halten müßte usw. Ohne Verzierung könnte der Calender auch nicht bleiben. Der Zweck selbst macht mehrere Kupfer nöthig, z. B. die Theatern, chitcktur, das Costume, die Mimik betreffend u. d. gl. Jeder Jahrgang enthielte folgende Rubriken: 1. Theater der Griechen und Römer. 2. Theater der Neuern. Deutsches. Französisches. Eng lisches. Italienisches. Spanisches usw. 3. Theorie des Dramas und der Schauspielkunst. 4. Critik der Stücke und der Repräsentationen. 5. Dramatische Ausarbeitungen. 6. Statistik der deutschen Theater. 7. Miscellanien, als zum Beispiel: Anecdoten, Bio graphien, Schauspieldichter oder Schauspieler be treffend, Auszüge aus Briefen, die dahin ein- schlagen usw. Da es mit der Ausführung noch Zeit hat, so haben Sie auch Zeit zur Überlegung.» Unger erklärte sich zwar zur Ausführung des Plans bereit und hoffte auch später noch auf Verwirklichung des selben, Schiller kam jedoch nicht zur weitern Beschäftigung mit diesen Plänen; wichtigere Arbeiten hielten ihn davon ab. Erst zwei Jahre später sind weitere Briefe zwischen Schiller und Unger zu verzeichnen. Der letztere beabsichtigte ein »Journal der Romane» unter Redaktion seiner Frau Friederike Helene (1751—1813), die sich als vielseitige Schriftstellerin einen Namen gemacht hatte, herauszugeben, und forderte Schiller und Goethe (dieser stand auch mit ihm in Verbindung) zur Mitarbeit auf. Aus sein Schreiben antwortet Schiller unterm 26. Mai 1799, daß er und Goethe gern bereit seien, Beiträge zu liefern, sobald sich Stoff und Stimmung zu einer solchen Arbeit fänden; auch hätten sie nichts dagegen, wenn ihre Namen als Mitarbeiter auf geführt würde». In diesem Schreiben kommt Schiller dann auch nochmals auf das -Deutsche Theater- zurück und schreibt: »Wegen unserer Ausgabe eines Deutschen Theaters ist nur Eine Schwierigkeit, ob man die Unternehmung nicht unter der verhaßten Form eines Nachdrucks be trachten wird. Wenn dies nicht zu fürchten ist, so wäre Goethes und meine Idee, jede Messe 5 oder 6 Stücke, in zwey Bänden verteilt, herauszugeben, nebst einer kritischen Rechenschaft über die Wahl der Stücke und einer kurzen Beurteilung derselben. Wenn Sie für diese 4 Bände die Summe von 100 Carolin geben zu können glauben, ohne daß der Prciß eines Bandes höher als einen Rcichsthaler gesetzt zu werden braucht, so wird das Publikum und wir unsere Rechnung dabei finden.» Unger ging auf diesen Vorschlag ein, wenigstens schreibt Schiller unterm 26. Juni: »Meinen Vorschlag, eine Sammlung deutscher Schau spiele herauszugeben, und zwar so, daß des Jahrs 10 Stücke herauskämen, und über jedes eine Critik, nimmt er mit Vergnügen an und will 100 Carolin Honorar für diese 10 Stücke und deren Beurteilung zahlen.
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