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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.04.1905
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. Schillers Verleger. Von I. H, Ecksrdt. ^Fortsetzung aus Nr, 40, 45, 48, 56, 63, 67, 71, 76, 80, 83 d. Bl,» XI, Das Titelkupfer zum Musenalmanach von 1796 hatte Bolt in Berlin gestochen, und für den geplanten Almanach für 1797 fertigte er eine Terpsichore an, Bolt lieferte auch für den in Berlin erscheinenden -Kalender der Musen und ! Grazien- die Kupfer, und der Verleger dieses Almanachs, Spener, hatte die Gefälligkeit, Cotta und Schiller für diese Kupfer Schweizerpapier zu überlassen, das er von seinem Kalender her liegen hatte, Johann Karl Philipp Spener (geboren 1749, gestorben 1827) war weder Cotta noch Schiller ein völlig Fremder; der letztere hatte ihn 1785 in Leipzig flüchtig kennen ge lernt; der elftere stand mit dem kenntnisreichen und an gesehenen Berliner Buchhändler nicht nur in geschäftlichen, sondern auch in freundschaftlichen Beziehungen; Stellen in manchen Geschäftsbriefen zeugen davon, Spener mar seit 1772 Geschäftsführer der Hände und Spenerschen Buch handlung und der eigentliche Herausgeber und Redakteur der -Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen« (der Hände und Spenerschen Zeitung), Später war er Be sitzer der Handlung, Er war ein weitgereister, hochgebildeter Mann, der auch als Schriftsteller nicht ohne Bedeutung war. Auf seinen Reisen — er unternahm eine vierjährige Reise durch Deutschland, die Schweiz, Italien, Frankreich, Eng land und die Niederlande und besuchte manche Länder, so Frankreich und England 1776, die Schweiz 1825 zum zweitenmal — war er mit den hervorragendsten Gelehrten der damaligen Zeit bekannt geworden, hatte sich ein ge sundes Urteil, einen weiten Blick für die Verhältnisse und Eigenarten der Länder und ihrer Bewohner gebildet. Die auf seinen Reisen gesammelten Erfahrungen kamen vor allem seiner Zeitung zu gute; die besten Artikel über Paris und London, die wissenschaftlichen Aufsätze aus dem Zeit raum von 1772—93 stammen aus seiner Feder, Spener war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des geistigen Berlin im letzten Drittel des achtzehnten und den ersten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts, durch Kennt nisse, Geist und Gemüt gleich ausgezeichnet. Ein eifriger Förderer von Kunst und Wissenschaft, stand er einem Nicolai würdig zur Seite, llbertraf ihn aber an Herzensgllte und Herzenswärme, Spener hatte in dem Schreiben, das er im August 1796 bezüglich der Überlassung des Papiers an Schiller richtete, die Bitte eingeflochten, ihm ein kleines Gedicht zu senden, das er dem »Guckkastenmann» beifügen wolle. Unterm 4, September erklärt sich Schiller auch dazu bereit, fragt an, ob das Gedicht besondre Anspielungen enthalten, oder ob es nur ein munterer Neujahrswunsch sein solle; er hätte den »Guckkastenmann» noch nie zu Gesicht bekommen und ! wisse daher nicht genau, was Spener wünsche. Unterm 10, antwortet dann dieser und teilt näheres über den -Guck kastenmann» mit: -Der Guckkastenmann hat keine eigenthümliche Be ziehung — heißt es —; sondern er soll bloß das Medium seyn, dem Publikum einen Neujahrswunsch darzubringen. Der Zettel, den er in der Hand hält, und auf welchem 16, höchstens 18 Verse Raum haben, kann also für einen Vorschlags-, Einladungs- oder Warnungszettel gelten, je nachdem irgend einer dieser Gesichtspunkte gewählt würde, — Vergleicht der Mann das Leben mit einem Guckkasten, bemerkt er den Unterschied, daß man in diesem bloß zu sehen, in jenem aber neben dem Zuschauen auch selbst handeln miisse, erwähnt er vielleicht gar die Folgen dieser Handlungen — macht er von der Beweglichkeit seiner Figuren auf den Unbestand und Wechsel alles dessen, was unter dem Monde ist, eine Nutzanwendung — kann diese Nutzanwendung zugleich die Idee des Zeitabschnittes, an welchem sie ausgetheilt werden soll, implicieren, kann sie so allgemein seyn, daß niemand sagen kann, das gehe ihn nicht an, sichert ihr die Qualität eines Denk- Wahl- und Sittenspruches eine bleibende Stätte im Wohnzimmer, indem sie an das Vergnügen Unterricht knüpft, und wie der Sinnlichkeit, so dem Verstände und dem Herzen gefällt — so hat sie ihre Bestimmung im höchst möglichen Umfange erreicht. Das Auge, welches im Tanz das Grundgesetz des Weltalls ent deckte, was sollte dies Auge nicht auch im Guckkasten er blicken können, - Mit der Übersendung der Abdrucke des Titelkupfers zum Musen - Almanach am 27, September, mahnt Spener nochmals wegen baldiger Lieferung des Gedichts, -Nicht genug, daß die Verleger zudringlich sind, sie sind auch obenein noch dringend! Um Verzeihung — was das erste betrift, so klagen Sie in gegenwärtigem Fall blos Ihre Celebrität an, und wegen des letztern mag mich die Calenderrechnung in Schutz nehmen», setzt Spener launig hinzu, Schiller hatte zwar den besten Willen gehabt, Spener etwas recht gutes für seinen Guckkastenmann zu liefern; aber es kam mancherlei dazwischen. Der Tod seines Vaters, die schwere Erkrankung seines jüngsten Kindes, vor allem aber die große Arbeit, die ihm durch Verpacken und Ver senden des Musen-Almanachs erwuchs, ließen den Dichter nicht dazu kommen, sein Versprechen zu halten. Am 10, Ok tober entschuldigt er sich, daß er Spener schon so lange warten ließ und nun schließlich doch nur eine sehr flüchtige Arbeit sendet. Alle die Umstände kämen dazu, und er bittet Spener, selbst zu urteilen, ob man unter diesen Umständen Neujahrswiinsche dichten könne. Er bittet ihn, mit dem guten Willen vorlieb zu nehmen, da er für diesmal nichts besseres geben könne. Es war das Gedicht »Spiel des Lebens», das Schiller damals an Spener für den Guck kastenmann sandte. Wollt ihr in meinen Kasten sehn? Des Lebens Spiel, die Welt der Kleinen, Gleich soll sie eurem Aug' erscheinen, usw. Es traf jedoch, wie es scheint, nicht rechtzeitig ein, und konnte nicht mehr für den Guckkastenmann für 1797 ver wendet werden. Ein Schreiben Speners vom 22, November 1796 unterrichtet darüber?) Er berichtet, daß das Gedicht während seiner Anwesenheit in Leipzig eingetrofsen sei, wo er die Zeichnung nicht zur Hand gehabt habe und daher nicht habe bestimmen können, ob die Länge des Gedichts geeignet sei. Dadurch sei die kostbare Zeit verstrichen, und das Gedicht hätte leider nicht mehr verwendet werden können. Er sendet daher eine Abschrift des Gedichts an ") Urlichs, Briese an Schiller 27l, Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. 473
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