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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1905
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- Erscheinungsdatum
- 13.04.1905
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- Deutsch
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großes Honorar dazu verstehen würde, und erhielt mit erster Post auch zur Antwort, daß er wohl ein 1000 Thlr. daran wenden wollte« -— heißt es am 12. Oktober in einem Briefe an den Dresdner Freund. Unger hatte ihm die Antwort zukommen lassen: »Wenn ich erst einen Kalender mit prächtigen Kupfern liefre. so wünschte ich. daß Sie mit zu dem Text des selben gehören möchten. Aus der brandend. Geschichte möchten wohl nicht 12 noch unbekannte Gegenstände auf gefunden werden; und dann ist es eine eigene Sache damit; sie interessiren nicht so allgemein. Um der Kupfer wegen kauft man denn doch einen theuren Kalender nicht. Ich bin vielmehr der Meinung, daß wenn man erst 1200 Thlr. für die Kupfer daran wendet, man doch auch an einen vortrefflichen Text wohl auch 800. auch wohl 1000 Thlr. wenden und ihn für 3 oder 4 Thaler verkaufen kann. Nur müßte der Text allgemeines Interesse haben. Ohne erst den Absatz der I. v. O. abzuwarten, habe ich immer Muth genug, dies Unter nehmen zu wagen, wenn Sie diesen Text dazu geben wollen. Da nian aber nicht zeitig genug damit an fangen kann, so würde ich gehorsamst bitten, mir Ihre Ideen dazu zu geben, um die Kupfer bei Kohl zu be stellen. Ich weiß, ivas mit guten Künstlern für Noth ist, ehe man ihre Arbeiten vollendet erhält, und da wäre dann das Erste, für die Zeichnung zu sorgen. Vielleicht könnten Copien von brauchbaren Gemälden gemacht werden?« Gleichzeitig mir diesem Schreiben ließ ihm Unger die Exemplare des Kalenders mit dem Abdruck der Jungfrau zugehen. Andre Arbeiten, die Braut von Messina, die Vor arbeiten zu Tell usw. ließen Schiller nicht dazu kommen, sich mit dem Plan des Kalenders näher zu beschäftigen. Am 6. März 1802 schreibt Unger nochmals deswegen; »Von Posttag zu Posttag habe ich vergeblich gewartet, eine Nachricht von Ihnen, vcrehrungswürdiger Herr und Freund, zu erhalten, wegen eines Kalenders für 1804. So sehr ich auch einsehe, daß sich dergleichen Geisteswerke nicht treiben und zwingen lassen, so dringt mich doch die Noth und Angst, mit dieser Unternehmung nicht in Ver legenheit zu kommen, bei Ihnen gehorsamst anzufragen, ob Ihnen vielleicht schon eine Idee dazu eingefallen ist? »Verschiedene Gerüchte, aus die freilich nicht zu bauen ist, sagen. Sie arbeiteten an zwei historischen Trauerspielen. Wilhelm Tell. und Herzog Bernhard von Weimar. Ist dieses wahr, so wünschte ich einen von beiden zu einem Kalender, wo ich Ihnen die Ehre haben würde, 1000 Thlr. Gold dafür zu überwachen, und zwar ebenfalls das Recht, es nur auf 3 Jahre zu benutzen. Durch die Jungfr. v. O. habe ich Erfahrung gesammelt; sie ist mir in Augsburg, Wien und in Frankfurth a. M. nachgedruckt. Ich werde mich aber nun für die Folge selbst nachdrukken. und eine äußerst wohlfeile Ausgabe machen, um den Nachdrukkern das Handwerk zu legen, damit ich dem Nachtheil, den ich bei der I. v. O. hatte, enthoben werde. Es soll mich freuen, wenn Sie meine Bitte wegen eines historischen Trauerspiels wollen Statt finden lassen. - Gleichzeitig knüpft er hieran die Bitte, für ein bei ihm erscheinendes Journal »Irene«, das der Oldenburger Halem herausgab einen Beitrag zu senden, einen kleinen Aufsatz oder ein eingedrucktes Gedicht. Auch an Goethe richtet er die gleiche Bitte und hofft, durch die Beteiligung dieser beiden Geistesheldcn die Zcitschrist zu heben und zu »verherrlichen«. Die Bitte um Beiträge zu dieser Zeitschrift erfüllten sowohl Goethe wie Schiller. Der letztere sandte den Prolog zur Jungfrau von Orleans, obgleich er an Goethe bezüglich der Aufforderung schreibt: -Es ist doch eins wahre Bestialität, daß diese Herren, welche das Mögliche versuchen, uns zu annihilieren, noch verlangen können, daß wir ihre Werke selbst fördern sollen.« Goethe antwortet, gleichfalls verstimmt, sehr derb: »Ich wünsche Ihnen einen recht guten Humor und eine recht derbe Faust, wenn Sie auf die Jrenische Ein ladung antworten. Es wäre recht schön, wenn Ihnen eine Epistel glückte, die auf alle das Packzeug paßte, dem ich immer größer» Haß widme und gelobe.« Wir haben keine Kunde, wie es Unger gelang, die beiden Großen doch zum Senden eines Beitrags zu ver anlassen. denn nach dem 8. März 1802 finden sich keine Briefe mehr von Unger an Schiller und umgekehrt. Dagegen teilt Urlichs') einen Brief des Berliner Buch händlers Sander mit, der vielleicht Ursache zu dem Bruch Schillers mit Unger war. Johann Daniel Sander (1759— 1825). auch als Schriftsteller bekannt, war Leiter der Vossischen Buchhandlung in Berlin. Er sowohl wie seine Frau standen in freundschaftlichen Beziehungen zu Goethe und lernten auch Schiller 1797 iu Jena und 1802 in Weimar kennen. Er war sehr befreundet mit Böttiger. dem Direktor des Weimarer Gymnasiums, und mit Kotzebue, dessen Zeit schrift »Der Freimüthige- er verlegte. Kotzebue wie Böttiger gehörten nun gerade nicht zu den Persönlichkeiten, die Schiller und Goethe sehr zusagten, und auch Sander scheint diesen seine Dienste und seinen Verkehr mehr aufgedrängt zu haben, als ihnen lieb war. Sander war im Frühsvmmer 1802 in Weimar gewesen, und Schiller scheint ihm gegen über die Absicht ausgesprochen zu haben, eventuell auf einige Zeit in Berlin Aufenthalt zu nehmen, und seinen Rat dazu erbeten zu haben. Sander erteilt ihm nun in einem Schreiben vom 3. Juli 1802 die gewünschte Auskunft; gleichzeitig benutzt er die Gelegenheit, sich dem Dichter als Verleger anzubieten, und stützt sich darauf, daß Schiller neben Cotta auch Crusius und Unger habe. In selbst gefälligem Ton hebt er dann hervor, wie redlich er immer gehandelt und wie anständig und reell er sich gegen Kotzebue benommen habe, und teilt dann Schiller mit. wie Unger ihn hintergehe: »Jetzt erlauben sie mir noch — schreibt er —, Ihnen zu sagen, wie ich gehandelt haben würde, wenn ich z. B. Verleger Ihrer Jungfrau von Orleans gewesen wäre. Hr. Unger sagt: er habe Ihnen 100 Carolin für das Mscpt. bezahlt. Nach seiner eigenen Angabe hat er zuerst 4000 Exemplare gedruckt; da diese schnell abge gangen sind, so hat er eine neue Auflage — wie er sagt, von 1500 — veranstaltet. Ich nehme diese Data als richtig an. Nun hätte ich. in Herrn Ungers Stelle, zu Ihnen gesagt: -ich drucke 4000. Werden Sie gänzlich verkauft, so bezahle ich Ihnen, außer dem eigentlichen Honorarium, noch etwa 100 Ducaten. Kommt es zu einer zweiten Auslage, so muß auch bei der ein Theil des Gewinns Ihnen gehören. So würde ich gegen einen Schriftsteller Ihrer Art immer handeln, denn wenn ich gar keine Gefahr laufe, etwas zu verlieren, so ist es nach meiner Denkungsart höchst billig, daß der. durch den ich gewinne, mit mir gewinnt. - In solchem Ton geht der Brief weiter, den Schiller, wie es scheint und wie es wohl auch richtig war. nicht beantwortet hat. Übrigens scheint der Vorwurf gegen Unger berechtigt gewesen zu sein; A. W. Schlegel hatte während des Drucks seiner Shakespeare-Übersetzungen ähnliche Ersah rungen mit Unger gemacht, und es kam erst auf gerichtlichem Wege zu einer Einigung. — ') Urlichs. Briese an Schiller S. 494 u. ff.
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