Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.04.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050413
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190504134
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050413
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-13
- Monat1905-04
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tragödie in Ihren Händen, dafür stehe ich Ihnen mit dem Wort eines Mannes, Aber früher als ich fertig bin, verrath ich den Inhalt nicht. Ich habe das Misver- gniigen gehabt, daß von dem Wallenstein und der Marie Stuart so viel im Publikum geschwatzt worden, als beide Stücke noch unter meiner Feder waren, daß mir die Arbeit dadurch beinahe verleidet worden wäre. Um dieses zu vermeiden, habe ich selbst meinen intimsten Freunden aus meiner jetzigen Arbeit ein Geheimniß gemacht, und Sie sollen der Erste seyn, der zugleich mit dem Stück auch das Geheimniß erhält, »Nun entsteht die Frage, wie es mit den Kupfern soll gehalten werden. Mir scheinen diese überflüssig, denn das Werk wird sich, hoffe ich, selbst empfehlen, und da Sie das Mscrpt, nicht wohlfeil erhalten, so könnten Sie sich die 100 Ld'ors, welche die Kupfer leicht kosten können, ersparen. Allenfalls könnte ein Titelkupfer genommen werden, und dazu paßt nichts so sehr als eine Minerva, Diese könnte Herr Professor Meier von hier nach der schönsten Antike, die man von dieser Göttin hat, sorgfältig zeichnen und Herr Bolt punktieren. Das ist meine Proposition, Bestehen Sie aber auf mehreren Kupferstichen, so muß ich solche auswählen, die das Stück nicht ver- rathen, und es muß mir erlaubt seyn, die Unterschriften, wodurch sie erklärt werden, bis auf den März zurück zuhalten, Die zwei letzten entscheidenden Kupferstiche könnten dann etwa auch bis dahin aufgeschoben werden, weil es dann immer noch drey volle Monate bis zum Einbinden der Exemplare sind, »Sie werden, da Sie selbst ein Kunstverwandter sind, diese Bedenklichkeiten für keine leere Grille halten. Ich verliere nun einmal die Neigung zu meinem Geschäfte, wenn die Schwätzer, deren es so viele im Publikum giebt, und die Makler, dergleichen wir unter andern auch hier in Weimar haben, mir den Gegenstand durch ihr schmutziges Organ verderben,« Schiller wahrte sein Geheimnis gut, und die Klatsch basen und Zwischenträger — er spielt hier vor allem auf Bötticher an — erfuhren nichts über das Stück, Den Zeit punkt der Fertigstellung hielt Schiller allerdings nicht inne, Anfang März flüchtete er sich in sein Gartenhaus nach Jena, um dort ungestörter arbeiten zu können, denn, wie er an Körner schreibt, »eine sehr unruhige Straße und ein geräuschvolles Haus stören mich im Arbeiten und ich muß fliehen, um in Ruhe zu sein«. An Unger schreibt er unterm 5, März 1801! -Binnen 3 Wochen erhalten Sie vor der Hand die erste Hälfte meines Stückes und folglich auch das Geheimniß, Haben Sie recht vielen Dank, mein hochgeschätzter Freund, daß Sie die Güte für mich gehabt haben, mir meinen kleinen Spaß zu lassen und den Termin, den ich mir ausbat, abzuwarten. Was die Kupfer betrifft, so haben mich alle hiesigen Künstler, die ich fragte, versichert, daß binnen zwei Monaten alles geleistet werden könnte. Die Künstler zu Berlin werden also wohl auch zu rechter Zeit fertig werden können,« Gleich nach Empfang des Brieses schreibt Unger und spricht seine Freude aus, nun bald einen Teil des Manu skripts zu erhalten. Er fragt gleichzeitig nach dem Schicksal der chinesischen Erzählung für das Romanjournal, Der nächste Brief Schillers ist vom 7, April 1801 datiert (doch wird die Richtigkeit des Datums bezweifelt) und ist ein Be gleitbrief zu den ersten vier Akten der Jungfrau von Orleans, Jetzt erst erfuhr Unger Inhalt und Titel des Stückes, »Hier, mein hochgeehrtester Herr, erhalten Sie end- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. lich, obgleich spät, das Geheimniß, Möchte es nicht zu sehr unter der Erwartung bleiben, mit der Sie darauf gespannt waren, und der Maus gleichen, die der Berg gebiert. Der leztc Act kann erst in 14 Tagen folgen, aber in dem hier gesandten werden Sie genug sowohl für den Zeichner zum Erfinden als für den Drucker zum Setzen und Drucken haben. Zu Portraits wird sich Agnes Corel, Carl VII,, Königin Isabelle und die Jung frau qualifiziren. Die letztere wünschte ich nach der schönen antiken Minerva gemacht, wovon ich Ihnen, wenn Sie es wollen, von hier aus eine schöne Zeichnung verschaffen könnte,« Sehr erfreut meldet Unger den Empfang der Sendung, muß aber zu seinem Bedauern melden, daß er keine Kupfer dem Werk, außer dem Kopf der Johanna, zu dem er sich von Schiller eine Vorlage erbittet, beifügen kann, da keiner der Berliner Künstler mehr etwas für den Sommer an nehmen kann. Er will indessen schöneres Papier zum Druck nehmen und hofft, Ehre damit einzulegen, Schiller war über den Fortfall der Kupfer übrigens sehr erfreut. Für das Titelkupfer sandte er einen von Meier gezeichneten Minervakopf, den er von Bolt gestochen wünscht! gleichzeitig fügte er am 30, April 1801 den Rest des Manuskripts bei. Aus einer Bemerkung Schillers an Goethe geht übri gens hervor, daß er mit dem Honorar, das ihm Unger ge zahlt hatte, sehr zufrieden war. Er hatte nämlich das Manuskript seines Stücks dem Herzog Karl August gesandt, und dieser hatte sich dahin geäußert, daß das Stück zwar eine unerwartete Wirkung auf ihn gemacht habe, daß er aber daran zweifle, ob es aufgeführt werden könnte, Schiller meint, er könnte darin recht haben, und er teilt nun Goethe mit, daß er sich nach langem Hin- und Her-Überlegen entschlossen habe, sie nicht aufs Theater zu bringen, obgleich ihm dadurch verschiedene Vorteile entgingen, -Erstlich aber — schreibt er — rechnet Unger, an den ich sie verkauft habe, darauf, daß er sie als eine vollkommene Novität zur Herbstmesse bringe, er hat mich gut bezahlt, und ich kann ihm hierin nicht entgegen seyn. Dann schreckt mich auch die schreckliche Empirie des Ein lernens, des Behelsens und der Zeitverlust der Proben davon zurück, den Verlust der guten Stimmung nicht einmal gerechnet,« Goethe erkennt zwar an, daß Schiller durch die Proben und den Arger mit Schauspielern usw, die Freude an seinem Werk leicht vergällt wird; aber er möchte eine Vor stellung der Jungfrau, die er für das beste Werk Schillers hält, doch nicht missen. Auch Unger selbst war sehr für eine Aufführung des Stückes und übernahm selbst die Verhandlungen mit Theaterdirektoren, in Berlin mit Jffland, in Wien mit Schikaneder, und mit andern mehr. Er hatte jedoch kein Glück damit, da er — allerdings im Interesse Schillers — zu große pekuniäre Forderungen stellte. Aber am 23, November 1801 wurde die Jungfrau mit dem größten Erfolge in Berlin gegeben, und auch in Leipzig, Dresden und Hamburg fanden Aufführungen statt. Am 22, September 1801 kommt Unger mit einem neuen Vorschlag! Die Akademie wünscht, daß er einen noch ele ganteren Kalender als den Vieweg'schen herausgebe, und er wäre dazu entschlossen, wenn Schiller ihm einen Text dazu geben wollte, zu dem dann schon frühzeitig vierzehn bis fünfzehn Zeichnungen angefertigt werden könnten, Schiller war nicht abgeneigt und benutzte die Gelegenheit, einer Anregung Körners zu folgen und höhere Honorare zu fordern, »Gleich schrieb ich Ungern, der mich um den Text zu einem neuen Kalender bat, daß ich mich nur gegen ein 474
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder