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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1911
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- Deutsch
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- Saxonica
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13998 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 264, 13. November 1911 es verdient aber doch beachtet zu werden, schon aus rein wirt schaftlichen Gründen. Das Zigarettenrauchen ist besonders in unserer jungen Generation tatsächlich oft zur krankhaften Neigung geworden, die das allgemeine Wohlbefinden und die daraus hervorgehende Schaffensfreudigkeit beeinträchtigt. Man kann wohl einwenden, daß alle derartigen Gewohnheiten, leidenschaftlich betrieben, die gleichen Folgen haben. Beim Zigarrenrauchen trifft dies aber nicht ganz zu. Es gibt eine Menge sehr alter Leute, die tagsüber die Pfeife oder Zigarre nicht ausgehen lassen; sie haben aber unter den Folgen ihrer Gewohnheit sicher weit weniger zu leiden, als Zigarettenraucher, die sich dieser Gewohn heit in leidenschaftlicher Weise hingeben. Albert Sanguinet, Barmen. In eigener Sache. — Mit der Post versendet der Est-Est- Verlag, Charlottenburg, einen Prospekt über sein neuestes Ver lagswerk »Ein Blatt der Liebe. Chlodwig Fürst zu Hohenlohe- Schillingsfürst und seine Freundin ,Alex'«, dem ein Notizzettel des Inhalts beiliegt, daß das Börsenblatt für den Deutschen Buch handel die Aufnahme der Anzeige verweigert habe und somit der Verlag genötigt sei, sie auf diesem Wege dem Buchhandel zur Kenntnis zu bringen. Da auch das Kuvert, mit dem das Zirkular versandt wurde, den Hinweis auf die Aufnahme verweigerung der Anzeige enthält, so liegt der Gedanke nahe, daß der Verlag damit entweder das Verhalten der Redaktion kriti sieren oder die Zurückweisung des Inserats in ähnlicher Weise fruktifizieren will, in der es Brauch geworden ist, Beschlagnahmen durch die Staatsanwaltschaft zuReklamezwecken zuverwenden. Zuder Angelegenheit selbst bemerken wir, daß die Aufnahmeverweigerung lediglich aus urheberrechtlichen Bedenkenherauserfolgte,da inderuns eingesandten Vorlage wie auch in dem jetzt versandten Prospekt die Behauptung aufgestellt war, daß die große Zahl der darin enthaltenen noch unveröffentlichten Briefe des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe das Buch »zu einem historischen Quellenwerk allerersten Ranges« stemple, »durch das manche bisher dunkle Stelle in Hohenlohes .Denkwürdigkeiten', ja, mancher Zug der Geschichte des neuen Deutschen Reiches eine bisher ganz un geahnte Beleuchtung erhält«. Eine derartige Behauptung aber ist, auch wenn die bevorzugte Stellung des Briefschreibers an sich be langlose Briefe interessant erscheinen lassen kann, mit dem Urheber- rechtsschutz^an Briefen unvereinbar, so daß sie entweder als unzu treffend angesehen werden muß oder durch den Nachweis der recht- mäßigen Veröffentlichung der Briefe zu unterstützen ist. Auf unsere diesbezügl. Vorhaltungen hin hat sich der Verlag mit der Streichung der beanstandeten Stelle einverstanden erklärt, worauf die Aufnahme des Inserats erstmalig in der Nr. 257 des B.-Bl. vom 4. November bewirkt wurde. Wenn auchl Fragen des Taktes und der Diskretion in einem Falle wie dem vorliegenden nicht der Beurteilung der Redaktion unterliegen, so wird man ihr doch das Recht, urheberrechtliche Fragen nachzuprüfen, so lange nicht bestreiten können, als sie auch für den Inseratenteil die preß- gesetzliche Verantwortung zu übernehmen hat. Vereinigung ehemaliger Vnchhändlerschüler zu Leipzig. — Im Festsaale des Künstlerhauses, Bosestraße, gelangt am Sonntag, den 19. November 1911, das Lustspiel »Die Mitschuldigen« von Johann Wolfgang von Goethe durch die Vereinigung ehe maliger Buchhändlerschüler zu Leipzig zur Aufführung. Der Beginn der Veranstaltung ist auf 6 Uhr abends festgesetzt. Freunde der Vereinigung sind als Gäste herzlich willkommen. Totenfeier für I. B. Widmann. — Am 9. November ist der Schweizer Dichter und Kritiker Jos. Viktor Widmann, dessen Ableben wir in Nr. 260 meldeten, unter Anteilnahme zahlreicher Freunde und Verehrer, unter denen auch die Berner Schuljugend nicht fehlte, begraben worden. Was der Mensch und Schriftsteller Widmann für die Literatur und den Buchhandel bedeutete, hat unser Kollege Herr A. Fran cke-Bern in einem tief empfundenen Nachruf zum Ausdruck gebracht, den wir um so lieber hier wiedergeben, als die Zahl der Kritiker, die zugleich Führer und Weg weiser auf dem Gebiete der Literatur sind, immer mehr zusammenschmilzt. Da scheint es um so notwendiger, in Dankbarkeit der wenigen zu gedenken, die mit Verständnis der Aufgabe des Sortimenters begegnen und ihm die Auswahl auf dem Büchermarkt durch ihr klares, scharfes Urteil, wie nicht minder durch das gütige Verstehen des Wollens und Ringens aller strebend sich Mühenden erleichtern helfen. In diesem Sinne schließen wir uns auch dem Wunsche Franckes an, daß der deutsche Sortiments buchhandel dem Dichter Treue über das Grab hinaus halten und für seine Schriften eintreten möge, wo immer sich Gelegenheit dazu bietet. Hier der Nachruf, zugleich als ein Zeugnis der herz lichen Beziehungen zwischen »Dichter und ihren Gesellen«: Am heutigen Tage, wo die Vertreter aller Berufsarten und Lebensalter, sei es persönlich, sei es im Geiste, an Widmanns Bahre herantreten, um ihm ein letztes Lebewohl und ein Wort des Dankes nachzurufen für alles Gute und Schöne, das er ihnen in seinem langen Leben geboten hat, sei es mir vergönnt, ihm auch namens des Buchhandels aus tiefstem Herzen zu danken. Ich denke dabei nicht speziell an seine eigenen Verleger, die zwar kaum je einen liebenswürdigeren Autor gehabt haben als ihn, sondern an den Gesamtbuchhandel, Verleger wie Sortimenter. Während Widmann angesichts der Überproduktion sich genötigt gesehen hatte, sich seitens ausländischer Verleger alle unverlangten Zusendungen von Neuheiten zu verbitten, fanden schweizerische Verleger bei ihm offenes Haus und bereite Hand. Sein Urteil ist über den Erfolg oder Mißerfolg manches Buches entscheidend gewesen. Hatte er sich günstig über ein Werk ausgesprochen, so durfte der Verleger getrost die Wanderung mit seinem Schützling antreten. Er war meist einer guten Aufnahme sicher. Gerade gegenüber der häufig kühl ablehnenden Haltung des Auslandes war ein solcher Geleitbrief von unschätzbarem Wert. Nicht weniger sind aber die Sortimentsbuchhändler Widmann zu Dank verpflichtet. Weit über den Leserkreis des »Bunds« und des »Sonntagblatts« hinaus war Widmann geradezu der literarische Führer. Bücher, die bis dahin unbeachtet geblieben waren, traten plötzlich, von seinen Sonnenstrahlen betroffen, hell beleuchtet aus dem bisherigen Dunkel hervor und wurden und blieben die Lieblingslektüre weiter Kreise. Woher diese wunderbare Wirkung, deren sich kaum ein anderer Kritiker rühmen kann und die um 'so weiter um sich griff, als Widmann fabelhaft schnell las und ebenso schnell schrieb, so daß er auch dem Viellesenden viel Stoff bot? In erster Linie war das natürlich seinem scharfen Verstand, seinem sichern ästhetischen Urteil, seiner unglaublichen Belesenheit, seinem nie versagenden Ge dächtnis, das ihm Vergangenes und Heu tiges stets gegenwärtig hielt, zu danken, ferner seiner Unparteilich keit, die ihn von allem Partei- und Cliquenwesen fern hielt. Das alles würde aber nicht hinreichen, die Macht seines Einflusses zu erklären. Alle diese für den Kritiker unentbehrlichen Eigen schaften und Fähigkeiten bedurften eines zusammenfassenden Ban des, um zur vollen Wirkung zu gelangen. Dieses erblicke ich in einer köstlichen Naturanlage, die Widmann in seinen Jugend erinnerungen als einen Grundton seines Elternhauses erwähnt: der Anerkennungsfreudigkeit, die ihn bei der Lektüre zu einem froh Mitgenießenden machte, der aus der Seele des Schriftstellers heraus dessen Schöpfung zu verstehen und zu würdigen wußte. Nimmt man dazu noch die Grazie des Stils, die Schlichtheit und Treffsicherheit des Ausdrucks, die unglaubliche Fülle des Wort schatzes, die es Widmann ermöglichte, immer neu über doch viel fach so ähnliche Gegenstände zu schreiben und viele seiner Re zensionen ungesucht zu einem kleinen Kunstwerk zu gestalten, dazu den warmen Herzschlag, den man so oft heraussühlte, be sonders wenn es sich darum handelte, junge Talente zu ermutigen und zu heben, so ist die große Wirkung seiner Kritiken nicht zu verwundern. Nun ist die Hand, die uns so herrliche Dichterwerke geschenkt, die uns durch Berg und Tal auf lichte Höhen geführt, das Auge für die Schönheit der Natur geöffnet, die uns in den Jrrgängen der Literatur eine treue Führerin war, erkaltet. Wer wird unser Führer sein? — Ich weiß es nicht! Aber eines verspreche ich Dir, teurer Mann, den ich in Freud und Leid seit 37 Jahren meinen Freund nennen durfte: wir Buchhändler werden unsere ganze Kraft einsetzen, durch Ausbreitung Deiner Schriften das Hohe und Edle, den Frohsinn und den Ernst, und nicht zuletzt das Mitleid mit aller Kreatur, das Du in Deinen Werken nieder gelegt, weiter zu pflanzen und zu pflegen in unserm Volk, im weitern aber überhaupt einzutreten in Deinem Sinne für eine edle Geistespslege. Nein, Du kannst Deinem Volke nicht sterben! Du bleibst unser Führer und Freund! Lebe wohl!
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