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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1911
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- Deutsch
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264, 13. November 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13997 gelehrten Freunde Böttiger durch Herausgabe ihres Brief wechsels eingehend darzustellen. Das soeben erschienene von L. Gerhardt herausgegebene und von H. Haessels Verlag in Leipzig verlegte und geschmackvoll ausgestattete Buch kann von vornherein auf das wärmste Interesse aller Literaturfreunde und aller Buchhändler rechnen. Böttiger war von 1791 bis 1801 Konsistorialrat und Direktor des Gymnasiums in Weimar; es ist also die klassische Zeit, die er mitmachte, und es weht Weimarer Luft aus diesen Blättern. Göschens selbständige geschäftliche Tätigkeit begann im Jahre 1786 mit der Gründung einer Verlagsfirma in Leipzig, zu der ihm Chr. Gottfried Körner, der Freund Schillers und Vater des Dichters Theodor Körner, ein Darlehn von 3000 Talern ge währt hatte; sie endete an seinem Todestage, dem 5. April 1828. Die vorliegende Auswahl des Briefwechsels Göschens und Böttigers umfaßt zwei Dezennien, die Jahre 1795—1815 und enthält nur solche Briefe, die auf allgemeines Interesse Anspruch machen können. Im Jahre 1795 stand der betriebsame Göschen bereits auf der Höhe seiner Tätigkeit, er konnte schon acht Jahre vorher, im Meß katalog 1787, mit Goethes gesammelten Werken, Schillers Don Carlos, Lessings Dramaturgie und anderen bedeutenden Büchern paradieren, er hatte Schillers Dreißigjährigen Krieg im Historischen Kalender für Damen veröffentlicht und mit Wieland einen Vertrag über den Verlag seiner gesammelten Werke abgeschlossen. Der unternehmungslustige Verleger strebte auch danach, Klop. stock für sein Geschäft zu gewinnen, und konnte 1795 von ihm das ausschließliche Verlagsrecht seiner sämtlichen revidierten Schriften erwerben; daß er in eben diesem Jahre auf Goethes Hermann und Dorothea wegen Geldmangels verzichtete, mag er später oft bedauert haben. Den mitunter »sehr dunklen« Oden Klopstocks sollte Böttiger durch Erläuterungen das Verständnis »der ungelehrten Leser, z. B. der Weiber« (wie sich Göschen aus drückt) erschließen. Daß derartige Erklärungen nicht überflüssig waren, erhellt aus einer von Göschen erzählten Anekdote: Bürger habe Klopstock gefragt, wie eine gewisse Stelle zu verstehen sei. Klopstock antwortete: »Ich weiß wohl, daß ich damals, als ich die Stelle dichtete, etwas dabei gedacht habe, aber was, weiß ich jetzt selbst nicht mehr.« Zu den Lieblingsprojekten Göschens gehörte die Herausgabe einer Bibliothek lateinischer Klassiker, keine Schulausgaben, sondern bestimmt »für den begüterten Mann von Geschmack, der seine Meubles und seine Wohnung, mithin auch seine Bibliothek gern elegant hat«. Er wandte sich deshalb 1796 an Böttiger mit dem Wunsche, dieser möge den Terenz und noch einige Dichter und Geschichtsschreiber übernehmen. Böttiger war dazu bereit und Göschen ging mit Feuereifer an das große und schöne Unter nehmen. Die folgenden Jahre zeigen uns stets das gleiche, sympathische Bild: den eifrigen, gewissenhaften, strebsamen, oft durch widrige Umstände verbitterten und dann heftigen Geschäftsmann und den stets gefälligen, zu jeder Intervention bereiten und Freund schaft mit Freundschaft belohnenden Gelehrten. Eine berechtigte oder unberechtigte Verstimmung Wielands über ein mißlungenes Bildnis, Klopstocks Äußerung über Anmerkungen zu seinen Oden — jeden unangenehmen Zwischenfall wußte Böttiger durch taktvolles Ein greifen aus der Welt zu schaffen. Kein buchhändlerisches Projekt Göschens, das nicht von Böttiger mit größter Bereitwillig, keit eingehend erörtert wurde — so z. B. der Vorschlag, halb jährlich eine periodische Schrift erscheinen zu lassen, die die Resultate der Fortschritte in jedem Fach der nützlichen Wissen- schäften enthalten soll, also eine Art Supplement zum Kon versationslexikon, — und da Göschen auch ein sehr ehrgeiziger Buchdrucker war, so fehlt es nicht an Auseinandersetzungen über Form und Schnitt neuer griechischer Buchstaben; ja es wird auch eine Debatte, ob bei einem Werke deutsche oder lateinische Schrift anzuwenden ist, eröffnet (1802, damals gab es eben noch kein Börsenblatt). Tauschen die beiden ihre Befürchtungen über den von Wieland beabsichtigten und später durchgeführten Ankauf eines Landgutes zur Bewirtschaftung aus, bittet der eine den anderen, bei seinem neugeborenen Sohne die Patenschaft zu übernehmen, teilt Böttiger eine ihm zugekommene Berufung ins Ausland mit, spricht Göschen von den Schicksalen seiner Söhne, so fühlt man Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. an der Wärme der Antworten und Erörterungen die Berech tigung der Worte Göschens: »Freundschaft echter Art ist un wandelbar bei braven Leuten.« Wie viele Stellen gibt es in diesem Briefwechsel, bei denen man sich an ähnliche Vorkommnisse im heutigen Betriebe er innert! Göschen findet für jeden, auch den schwierigsten Fall den treffenden, prägnanten Ausdruck, so als er einmal an Böttiger für eine philologische Arbeit Honorar sendet: »Ich gestehe es gerne, daß Ihr Aufwand an Kraft und Zeit nicht damit bezahlt ist, und Sie sind einer der Billigen, welche Rück sicht auf den Gegenstand, in Ansicht des möglichen Absatzes, nehmen, wonach der Buchhändler als Kaufmann einzig und allein bezahlen kann. Ob ein Goethe das Buch geschrieben hat, ob es die höchste Geisteskraft erfordert hat, darauf kann ich als Kaufmann keine Rücksicht nehmen; ein Krämer kann kein Mäcen sein.« Und ein andermal wieder, als ihm zu Ohren kommt, daß man ihn wegen seines großen Nutzens beim Verlage von Wielands Werken sehr beneide: »Das Vorurteil, ich habe bei Wieland viel gewonnen, wider lege ich nicht. Anfangs sprengten die Leute aus, ich würde dabei zu gründe gehen; jetzt, ich sei schon zu reich.« Man beendigt die Lektüre des Buches mit dem angenehmen Eindruck, ein abgerundetes Bild vom Leben und Treiben der gelehrten Kreise zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in sich aus genommen zu haben, und man ist heute schon überzeugt, daß man das interessante Buch nur zum ersten, nicht zum letzten Male gelesen hat. Wien. Friedrich Schiller. Kleine Mitteilungen. Warenzeichen. — Der Firma F. Volckmar in Leipzig ist das Wort Schulwart für Zeitungen, Kataloge, Lehrmittel und Druckereierzeugnisse, durch Eintrag in die amtliche Zeichenrolle unter Laufende Nr. Klasse Aktenzeichen Datum der Eintragung 150758 28 V 4634 3. Nov. 11 gesetzlich geschützt worden. Zigarctteuranchen vom geschäftlich-moralischen Stand punkt. — Sitze ich da kürzlich in einem Hotel und studiere das »Berliner Tageblatt«. Da fällt mein Blick auf ein Stellenangebot, durch das eine namhafte Verlagshandlung eine geeignete Kraft für ihre Abonnements- und Propaganda-Abteilung sucht. Das Inserat endete mit dem eigenartigen Schluß: »Passion. Zigarettenraucher ausgeschlossen.« »Ein neues Zeichen der Zeit« dachte ich und machte meinen Tischnachbar, der gerade eine Zigarette rauchte, auf dieses Stellenangebot aufmerksam. Natürlich fand dieser Herr den ominösen Nachsatz lächerlich. Ich selbst aber dachte darüber nach, aus welchen Beweggründen die inserierende Firma so offen mit ihrem vollen Namen gegen leidenschaftliche Zigarettenraucher Front machte. Um darüber klar zu werden, ließ ich mir vom »Ober« eine Ansichtskarte bringen und frug bei der betreffenden Firma höflichst an, ob sie mir nicht Mitteilen wolle, aus welchen Gründen sie passionierte Zigarettenraucher von der Bewerbung ausschließe. Einige Tage danach kam wirklich die gewünschte Antwort. Es heißt darin u. a.: »Wohl in derMehrzahl der größerenGeschäfte wird an gewissenStellen heute der passionierte Zigarettenraucher überhaupt ausgeschlossen, wenn man dies auch nicht in der Stellenausschreibung direkt vermerkt. Es handelt sich natürlich nicht darum, den Rauch genuß des Einzelnen als etwas Geschäftsschädliches anzusehen. Der passionierte Zigarettenraucher ist vielmehr, was jeder Nerven arzt bestätigen wird, ein Mensch, der sich für stetige, regelmäßige, energische Arbeit nicht eignet. Eine krankhafte Beanlagung seiner Physis zwingt ihn, genau wie den Alkoholiker zum Trunk, immer wieder die Zigarette nicht ausgehen zu lassen. Der Mann mit den bekannten gelben Fingernägeln leidet an Gedankenflucht, jedenfalls ist er einer Konzentration überhaupt unfähig. Er kann glänzende Anlagen haben und sonst vortreffliche Eigenschaften, die Hauptsache aber für geschäftliche Arbeit fehlt ihm.« So das Urteil einer bekannten Verlagsfirma über passionierte Zigarettenraucher. Mag es auch etwas scharf ausgefallen sein, 1813
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