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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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12206 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. 241, 16. Oktober 1911. Einige Tage vor Weihnachten 1610 erschien in unserm Verlage; Steyerilckeo R-alpelwerk Lieder, Vierzeiler und Gasselrenne aus Goeßl an: Grundlsee. Getreu nach der mündlichen Überlieferung in Wort und Weise ausgezeichnet und mit Bildern versehen von konrack sVlaulner. Festlegung der Weisen durch Alexander Fimpl, Carl Liebleitner und Marie Mautner. Vervielfältigung in der Größe des Originals durch die Kunstanstalt Max JasfS in Wien. Sedez-Format, geb. in Ganz-Pergament mit Schließen samt wissenschaftl. Anhang. » Preis X 120.— —) mit 25"/^ gegen bar. Das Werk enthält auf 312 Seiten, wovon 200 reich illuminiert sind, 30 Gasselrenne, 730 Vierzeiler, einige Kinderreime und 164 mehrstrophige Lieder, davon 132 mit Weisen. Bei seinem Erscheinen von der Fach- und Tagespreise aus das wärmste begrüßt, fand das Werk sowohl nach seiner solkloristischen Bedeutung, wie auch wegen der ganz eigenartigen Form der Auszeichnung, welche es geradezu als ein bibliophiles Kabinettstück ersten Ranges erscheinen läßt, allerorts die vollste Würdigung. Wir reproduzieren aus der großen Anzahl glänzender Besprechungen diejenige des Leipziger Tageblattes vom 6. Februar 1911; „Fast unbemerkt ist um die Weihnacht ein kostbarer Psalter des Frohsinns, ein Dokument menschlicher Natürlichkeit und literarischer Kuriosität von höchster Bedeutung an den Tag gekommen, eine Handschrift mit so kunstvollen Vignetten, Majuskeln und Minuskeln, mit so ungekünstelt naturreinem Gehalt an Volksdichtung, daß man sie darob nicht geringer einschätzen sollte, als die Nibelungenhandschrift oder das Waltharilied. In dickem, schmalem Pergament mit Messingschließen, ein Buch wie ein Klotz, so wie man vorzeiten die paar Bücher formte, dreihundert feste Kartenblätter stark, erschien im Dezember bei Stähelin L Lauenstein in Wien, einer alten Antiquariatsbuchhandlung, die sich sonst wohl kaum mit Buchverlag befaßt, das „Steyerische Naspelwerk", Vierzeiler, Lieder und Gasslreime aus Goeßl am Grundlsee, in Wort und Weise gesammelt, ausgeschrieben und mit Bildern versehen von Konrad Mautner. Auch der bewandertste Bücherkenner muß gestehen, daß ihm solch ein Buch noch nicht in die Hand gekommen ist. Man schlägt neugierig die ersten starren Kartenblätter um, erblickt prächtige, vor Urwüchsigkeit leuchtende Farbzeichnungen aus dem steirischen Volksleben, Vignetten, halb- und ganzseitige Bilder, Landschaften von duftigstem Reiz, Genres und dazwischen, daneben Liedtexte in den schönen, leichtoerschnörkelten, gemalten Schreibbuchstaben, bunt auf farbigem Grund, mit verschnörkelten ander farbigen Initialen. Man liest ein paar Zeilen, eine Strophe, summt die Weise der schwarzen Notenköpfe auf dem roten Noten lineament nebenan und ist für Stunden, für diesen Abend gefesselt. Bild um Bild entzückt das Auge, Lied um Lied erquickt das Ohr und badet Herz und alle Sinne im quellfrischen Wasser des steirischen Bergbaches. Zum nahen Flügel ist's nur ein Schritt, und die Weisen^erklingen im flinken 3/«-, ^-Takt, oder die Geige summt und zirpt und zwitschert, was der Steirer fröhlichen Sinn bewegt. Es steckt ein sonderbarer Zauber in diesem dicken, fürZ unsere verwöhnten Hände ungelenken Buche. Es birgt aber auch einen Schatz wie kein zweites Werk seit des Knaben Wunderhorn, von dem Goethe wollte, daß es aufgeschlagen überall unter dem Fenster läge, handbereit in allen Stunden der Stimmung und Verstimmung. Jene große Volksweisensammlung ist heute fast ver gessen und bedarf der gründlichen Bearbeitung und Verkürzung. Hier ist ein ähnliches, ein gleichwertiges Buch, das, lebte er noch, Altmeister Goethes lautesten Beifall fände. Was das Völkchen zu Goeßl am Grundlsee sinnt und treibt, die Jungen und Alten, Liebe und Tanz, Trauer und Tod, Jubel und Tränen, hat Konrad Mautner mit seinem Ohr erlauscht und mit treuem Sinn zusammengetragen, Vers und Weise, hat Bilder dazu gegeben, von denen man nicht weiß, ob sie mehr zu loben sind als der Text, Bilder von so drastischem, drolligem Humor, voll so derben Zugreifens und von so strahlender Naturliebe und -treue, daß man eines ums andere immer wieder mit Entzücken betrachtet und ganz in sich aufnehmen möchte. Dazu die beredten Noten mit ihren derben schwarzen Köpfen mit den artigen, oft so drolligen Randzeichnungen. Das singt und jauchzt und stampft und jubiliert auch ohne Geige und Klavier ins lachende Herz, man sieht die Buam schuhplatteln und die Madeln die Röcke um die derben Waden schwenken. Was wir in den nordischen Städten von den Steirern sehen und hören, ist ja so verlogen, daß man sich gar keinen Be griff vom rechten Steirertum machen kann. Hier in diesem Raspelwerk ist der Steirer bei sich, in seiner offenherzigen Volkspoesie daheim, ist Mensch, ein echter Mensch, mit Schrullen und Schwächen, ein ungeschminkter, den wir lieben müssen. Das prachtvolle Buch, das durch diesen und viele Winter seinen Besitzer entzückt, ist ein Kulturdokument, das seinesgleichen nicht hat. Auch in der Ausstattung nicht. Der Verlag Stähelin L Lauenstein wußte, was er wollte und tat ganze Arbeit. Durch ein ganz eigenartiges Reproduktionsverfahren ist Seite für Seite getreu dem Original koloriert hergestellt. Ein Kunstwerk, dessen die Kunstanstalt Max Jaffe sich mit Fug rühmen kann. Wieviel Arbeit und Kosten wurden wohl auf diese Handschrift verwandt! Denn eine Handschrift ist es in der Tat, durch die sorgfältige Reproduktion dauernder gemacht als die unersetzliche Urschrift, die nicht in jedermanns, in jedes Liebhabers Hand kein kann. Wer auch immer Einsicht in dieses bibliophile Unikum nahm, dem wird der Preis von 100 pro Exemplar nicht zu hoch erscheinen Ich wollte hier nur Freunde des steirischen Volkstums auf die so seltene und bei ihrem Erscheinen so wenig beachtete Publikation aufmerksam machen, unterließ es darum, auf den Inhalt auch nur mehr als andeutend einzugehen, der Stoff genug gibt für 100 Aufsätze folkloristischer und literarischer Richtung. Schließlich meine ich, daß die Berufenen im Steirerland dem Herausgeber und Verleger für dieses monumentale Werk einen geeigneten, wohlverdienten Dank abstatten sollten." Dieser ausgezeichneten Beurteilung, welcher wir noch viele an die Seite stellen könnten, entsprach denn auch der glänzende buchhändlerische Erfolg. Obgleich infolge des ungünstigen Erscheinungstermins, wenige Tage vor dem Feste, für das Weihnachtsgeschäft nicht mehr in Frage kommend, fand das Werk doch in den Kreisen der Geburts- und Geld aristokratie, bei Bibliotheken, Künstlern, Gelehrten, Jagdherren, Bibliophilen usw. eine so begeisterte Aufnahme, daß jetzt,
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