Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19111019
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191110198
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19111019
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-19
- Monat1911-10
- Jahr1911
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
244, 19. Oktober 1911. Nichtamtlicher Teil. s. d. MM. »uqh.ndll. 12417 Die erste Bezeichnung ist besonders typisch; das Wort Lguars wird der Vorschrift gemäß oberhalb und unterhalb des Eigennames wiederholt, obwohl es weder französisch noch flämisch, sondern englisch ist! Kein Wunder, daß Fremde, die von den eigenartigen Zuständen und der flä mischen Sprache nichts wißen, speziell Franzosen und Eng länder, diese Straßeninschriften nicht verstehen und nach dem »Loulovarä än Rägout, ftaau», also dem Boulevard des Re genten Laan fragen. Dabei hat sich die flämische Bevölkerung, wie bereits erwähnt, derartig an die französischen Bezeich nungen gewöhnt, daß es ihr beispielsweise kaum einsallen wird, »Hoorck Ltutis» für 6aro äu dlorä oder »Plantentum» für »llaräiv botauigus» zu sagen. Ich habe mehrere Brüsseler Flämen, darunter einen städtischen Beamten, der als »Fla mingant» regen Anteil an der flämischen Frage nimmt, ver geblich nach der flämischen Bezeichnung für »kaluis äo lustlos« (Justizpalast) gefragt; erst aus einem flämischen Reiseführer konnte ich die Übersetzung »Uslois van lustitis» entnehmen. Und auf wen dürsten öffentliche Inschriften wie »Nsläpbons Nälägrapbs 1'siskoou llslsgrauk« nicht komisch wirken? Oder die zweisprachige Bezeichnung »Oovgv Lslgö-Usixisob Vovgo« auf den Briefmarken der durch aus kosmopolitischen belgischen Koloniel Charakteristiich ist ferner, daß alle führenden Zeitungen, in Brüssel, mit Ausnahme der »I-aatsts klisu^s» sogar alle bedeutenderen Tageszeitungen, in französischer Sprache er scheinen, also auch in den beiden Großstädten des flämischen Sprachgebietes: Antwerpen und Gent. Auch das sozialistische Organ der außerordentlich einflußreichen Arbeiterpartei, >I-S ksupls», erscheint in französischer Sprache, trotzdem die Führung der Partei in den Händen von Politikern flämischer Abstammung liegt. — Ein weiteres Kuriosum ist unser Osfizielles Kursbuch, das seit etwa Jahresfrist in einer zwei sprachigen Ausgabe erscheint: »luäioatsur vtüoisl äss löruius. — Oltloissl Irsiuboslr». In der Übersetzung der Namen gewisser Lokalitäten soll Unglaubliches geleistet worden sein. Diese Doppclsprachigkeit hat den Umsang des Kursbuches erhöht und seine Übersichtlichkeit bedeutend er schwert, zum großen Schaden des reisenden Publikums. Wie nötig bzw. unnötig diese Neuerung im Grunde gewesen ist, dürfte aus der Tatsache zur Genüge hervorgehen, daß die frühere flämische Ausgabe, die neben der französischen erschien, eine so minimale Nachfrage fand, daß davon kaum 2500 Exemplare abgesetzt wurden (ä 30 Cts. Ladenpreis), die der Eisenbahn verwaltung nicht weniger als 80 000 Frcs. Herstellungs kosten verursachten, also rund 32 Frcs. pro Exemplar. Auch ein Verlagsunternehmen! Um den oben erwähnten Übel ständen abzuhelfen, hat eine hiesige Buchdruckerei (Imprimsris vouvslis u. Oärz') in Gemeinschaft mit der »ftigus xour I» äsksass äs In lavxus krnu;niss» nunmehr (Ende September) eine französische Ausgabe mit wesentlichen Vereinfachungen herausgegeben, die, sofern sie zuverlässig bearbeitet ist, der Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. offiziellen Ausgabe eine gewiß nicht zu unterschätzende Kon kurrenz bereiten wird.') Da sich die vorliegende Studie speziell an den Buchhandel wendet, seien auch noch andere buch- händlerische Seiten der flämischen Frage beleuchtet. Wie wenig die flämischen Forderungen den Bedürfnissen der intellektuellen Kreise in Brüssel und Gent entsprechen, erhellt daraus, daß in beiden Städten der flämische Buchhandel so gut wie gar nicht vertreten ist. In Brüssel hatten wir vor einigen Jahren den »Vl-uuvsobs Loslcbunäol« von L. I. Krijn; seine Firma wurde nach kurzem, kaum 2 —3 jährigem Bestehen wieder aufgelöst; einer vor etwa acht Jahren in Gent gegründeten Filiale der bedeutenden Niederländischen Buchhandlung in Antwerpen — übrigens die einzige größere flämische Buchhandlung Belgiens — ging es nicht viel besser. Mag im elfteren Falle die Person des Besitzers an der mangelnden Entwicklung seines Unter nehmens mit schuld gewesen sein, so dürfte dies für die Genter Gründung unseres zielbewnßten, energischen Kollegen Smeding, des Leiters der Niederländischen Buchhandlung in Antwerpen, sicher nicht der Fall sein. Und damit sind wir wieder in Gent und dessen Universität, dem derzeitigen Objekt der flämischen Aspirationen, angclangt. Hier also soll wallonischer Einfluß und fran zösische Kultur verdrängt werden; hierum handelt es sich, und nicht etwa darum, daß die Flämen, die an Kopfzahl die Wallonen bedeutend überflügelt haben (von den 7V- Millionen Belgiern entfallen 4'/- Millionen auf die flämische und nur 3 Millionen auf die wallonische Be völkerung), auch ihre Universität haben wollen. Dies ist ihnen nie bestritten worden, und die pangermanistische Presse in Deutschland scheint hierin nicht genügend unterrichtet zu sein — vgl. z. B. den Artikel von Otto von Pfister in der von der Deutschen Vereinigung in Bonn herausgegebenen Wochenschrift »Deutsche Wacht»: Das Flamentumin Belgien—, aber warum soll es gerade Gent sein, dessen Universität mit über 1000 Hörern einer Reform durchaus unbedürfiig ist, und nicht Antwerpen, das überhaupt noch keine Hochschule besitzt und als Stadt nicht nur bedeutend größer, sondern auch sehr viel wohlhabender ist? Wenn es nicht aus der ganzen Vorgeschichte der flämischen Bewegung bereits hervorging, so würde dieser Umstand schon reichlich beweisen, daß es den Flämen bzw. den »Flamin- gants» weniger um die Interessen der Wissenschaft als viel mehr um weitere politische Zugeständnisse zu tun ist. Und hinter den politischen Motiven verstecken sich mehr oder weniger — denn die meisten Publizisten, die zu dieser Be wegung Stellung nehmen, sprechen es nur zum Teil offen aus — religiöse Ziele. Die gegenwärtige Regierung, die.seit 23 Jahren in den Händen der katholischen Partei ist, steht der flämischen Bewegung sympathisch gegenüber, weil die große Mehrzahl ihrer Minister seit Jahrzehnten aus der flämischen Rasse hervorgegangen ist, und weil sie in den konservativen Kreisen der ausschließlich katholischen Bevölke rung der flämischen Landesteile eine ganz andere Unterstützung findet als bei den Wallonen, die auf Grund ihrer Sprach- zugehörigkeit zu Frankreich dessen liberalen Einflüssen um so ') Von derselben sind innerhalb 8 Tagen nach Erscheinen SO ovo Exemplare abgcsetzt worden; der Beweis ihrer Notwendigkeit ist also erbracht. Die Auslageziffern der offiziellen Ausgabe und deren Verwendung dürsten vielleicht interessieren und seien deshalb hier mitgeteilt. Neben oben erwähnter flämschcr Ausgabe erschien der 6uiäs okboisl früher in 120 000 Exemplaren. Die zweisprachige Ausgabe wird jetzt in 180000 Exemplaren gedruckt; hiervon ent fallen 40000 auf feste Abonnements, 40 000 werden an sämtliche staatlichen, provinziellen und kommunalen Verwaltungen geliefert; von den zum Einzelverlaus übrig bleibenden 100 000 Exemplaren werden etwa 60 000 abgesetzt, während der unverkaufte Rest jeweils nach Erscheinen der nächsten Ausgabe in den Volksschulen an die Schüler gratis verteilt wird. lSII
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder