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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1911
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- Deutsch
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1241k «ög-nblut 1 d. »ts«n. Su«h°nd-I. Nichtamtlicher Teil. 244 IS. Oktober l»11. Verkehrswesens mit allen möalichen Mitteln errungen haben, unterstützt von einem Kabinett, dessen Minister zum weit aus größeren Teile aus flämischen Kreisen stammen, haben sie dazu ermutigt, ihren Lisblingsplan, die Fla- mandisierung der Genter Universität von neuem in den Vordergrund zu stellen, und seit 1910, wo ein neuer dies bezüglicher Antrag an die belgische Kammer eingereicht worden ist, dessen Begründung nicht weniger als 228 Seiten umfaßt, ist sie der »Kriegsruf- der ganzen flämischen Bewegung geworden. Dadurch ist die Bewegung jedoch mit einem Schlage in weitere Kreise gedrungen und aus einer innerpolitischen zu einer nationalen Fraae geworden, zu der nunmehr alle In- tellektuellen und die dem politischen Leben sonst Fernstehenden Fühlung zu nehmen genötigt werden. Die französisch wallonische Bevölkerung verhält sich dabei vorläufig immer noch in der bloßen Abwehr; sie hat verschiedene Vereinigungen ins Leben gerufen, die in letzter Zeit allerdings von der Defensive zur Offensive überzugehen anfangen. Die inter essanteste darunter ist die 1898 in Gent gegründete »Lssooiatiov üawavds pour 1a vulgarisatiov do 1a langue krangaiss«. Hier geht die Opposition vom Lager der Flämen selbst aus, denn nach den Satzungen der »Lssooiatiou-, die rund 1250 Mit glieder zählt, dürfen sich diese ausschließlich nur aus Flämen oder in einem flämischen Landesteil wohnenden Belgiern zusammevsetzen. Sie wurde von vornherein zur Abwehr der gegen die Genter Universität gerichteten Bestrebungen be stimmt und ist inzwischen durch die »Union pour la dökevse de 1a lavgue kraogaise L l'llviversitö 6a Oavd« verstärkt worden. Die andern Vereine sind die Lütticher und Brabanter Sektionen der »Rödöratiov internationale pour l'extsnsion et 1a oulture de 1a lavgue kravcaise«, die de 1a langue krangaise», sowie der »Oongrds national des Oeuvres intelleetuelles de languo kravgaiso». Letzterer hat seine erste Tagung (September 1910) fast ausschließlich in den Dienst der antiflämischen Sache gestellt, wie aus den kürz lich erschienenen Verhandlungen (354 Seiten) deutlich genug hervorgeht. Daß dabei auch von wallonischer Seite zu weit gegangen wird, ist kaum zu vermeiden; so z. B. wenn be hauptet wird, daß die Genter Universitätsprofessoren nur für Fachliteratur in französischer Sprache Interesse hätten, wäh rend im Gegenteil der Import deutscher und englischer Werke in Gent nicht unbedeutend ist. Auch der Verband, der unter dem schönen Titel »I-ss amitiös kravgaisss» gegrün deten Vereine zur Verteidigung und Ausbreitung französischer Kultur außerhalb Frankreichs ist ein neuer Bundesgenosse geworden und sein in diesen Tagen in der Hauptstadt des belgischen Hsnnegaus, Mons, abgehaltener »internationaler- Kongreß hat sich hauptsächlich mit der flämischen Frage beschäftigt. Es ging auf dieser Versammlung übrigen« sehr stürmisch zu und die gemäßigteren Elemente wurden — in diesen Zeiten der Marokko-Erregung — als »Spione in Deutsch lands Diensten« bezeichnet, was andererseits einen Mit arbeiter der »Deutschen Wochenzeitung für die Niederlande und Belgien» derartig aufgeregt Hot, daß er sich hiureißen ließ, von dem »eklen Geifer» der »franscillonischen Schwefel bande- zu reden (vgl, Nr. 40 vom 1. Oktober), Umfragen in beteiligten und nicht beteiligten Kreisen sollen die Stellungnahme des größeren Publikums beein flussen, so die Enquete des »Lvti-RIawiugavt- in der aka demischen Welt der Genter Universität. Der >Anti-Flamingant», nebenbei bemerkt das Organ hatte an die Professoren und Dozenten folgende drei Fragen gerichtet und von 52 derselben zum Teil ausführlich begrün dete Antworten erhalten, die er in der Nummer vom 1. Juli iu sxteoso abdruckt; 1. Sind Sie im Prinzip für die Errichtung einer flämi schen Universität in Belgien? 22 bejahende, 30 verneinende Antworten. 2. Sind Sie sür die Umwandlung der Genter Univer sität in eine flämische Universität? 5 Professoren antworteten mit »Ja». 3 sind für gemischte Vorlesungen (französisch und flämisch). 44 erklären sich dagegen. 3 Glauben Sie nicht, daß eine derartige Umwandlung der Prosperität der Universität schaden würde? 47 bejahende, 5 verneinende Antworten. Wenn Zahlen beweisen, so dürfte das Ergebnis der Enquete zur Genüge beweisen, daß die Genter Professoren, die doch in dieser Frage am meisten beteiligt sind und von denen wir annehmen müssen, daß sie das Milieu, in dem sie leben und lehren, kennen und zu beurteilen in der Lage sind, von einer Umwandlung ihrer Universität nichts wissen wollen. Kurz zuvor hatten wir die interessante Umfrage der be kannten und geschätzten Monatsschrift »Vallovia», wenngleich diese sich nur an Literaten, Künstler und Gelehrte im fran zösisch-wallonischen Lager wandte. Seitdem haben sich die Demonstrationen für und gegen die Forderungen der Flämen in beunruhigender Weise gemehrt, in allen Städten werden Volks versammlungen veranstaltet, in denen es manchmal recht lebhaft hergeht; jede Tageszeitung von einiaer Bedeutung, jede Zeit schrift nimmt zur Frage diejenige Stellung, die der politischen Überzeugung ihrer Leser entspricht. Unermüdliche Vorkämpfer auf seiten der Wallonen find vor allem der Lütticher Univer sitätsprofessor Maurice Wilmotte und der Schriftsteller L. Dumont-Wilden, der Verfasser des bekannten in der Larousse- tchen »Oolleetiov iv-4°« kürzlich erschienenen Prachtwerkes »I-a Lelgigus illuströs»; es vergeht kein Monat, in dem sie nicht in der einen oder andern belgischen oder französischen Zeit schrift die -flämische Frage« zum Gegenstand eingehender, mit wissenschaftlichem Apparat umgebener Studien machen, in denen vor allem die reiche geschichtliche Vergangenheit der zum heutigen Belgien gehörigen Stämme und Rassen be leuchtet wird; als neueste Artikel seien beispielsweise nur derjenige von Wilmotte; »Uno oroisado sntitiamivgavto en Relgigue« in der »Revue des Rraugais» Juli-Nr., und von Dumont-Wilden »Res RIamauds et I» oulture kravgaise» in der »Revue bleue» vom 80. Sept. angeführt. Beson ders heftig und leider gehässig genug in der Verfolgung der Forderungen der »Flamingants» ist die gelesenste Brüsseler Tageszeitung, der »8oir«, der keine Gelegen heit versäumt, die Lächerlichkeiten einer übertriebenen Verflämung aufzudecken, die namentlich bei der oft ganz willkürlichen, sinnentstellenden Übersetzung französischer Aus drücke und Inschriften zu tage treten. Dies um so mehr, als sich das ganze Problem gerade in Brüssel, wo beide Stämme nebcneinanderleben und das einen fast ganz französischen Anstrich hat, obgleich cs noch ganz im flämischen Sprach gebiet liegt — die Sprachgrenze zieht sich erst etwa 20 Kilo meter südlich von der Landeshauptstadt von Westen nach Osten — schärfer zuspitzt, als in den andern Landesteilen mit un gemischter Bevölkerung. Denn daß die politische Eisersucht der Flämen die Brüsseler Stadtverwaltung genötigt hat, zweisprachige Straßen- usw. Inschriften 4 tont xrix an zubringen, nachdem sich die flämische — unters -— Be völkerung Brüssels über ein halbes Jahrhundert mit den französischen Bezeichnungen zufriedengegeben und sich daran gewöhnt hat, dürfte kaum anders als mit der Bezeichnung »Auswüchse- zu benennen sein. Wir bekommen da z. B. folgende Straßenschilder zu Gesicht;
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