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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1911
- Strukturtyp
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- 1911-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1911
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. ^8 248. 24. Oktober ISU. L. «ogelSbcrger in Tarmstadt 12786 »Bräuning-Oktavio: Beiträge zur Geschichte und Frage nach den Mitarbeitern der Frankfurter gelehrten Anzeigen vom Jahre 1772. Auch ein Kapitel zur Goethe philologie. Geb. ö »ebr Vogt in Papiermühle S.-A. I278I I. I. Weber in Leipzig. 12778,77 Otto Wigand m. b. H. in Leipzig. 1274S Engert: Das historische Denken Max Stirners. 1 80 H. Paul de Mit in Leipzig. 12721 Nichtamtlicher Teil. Vom Kunsthandel im Buchhandel. Eine natürliche Entwicklung bringt es mit sich, daß aus dem Buchladen oft eine Buch- und Kunsthandlung wird. Nicht die innere Verwandtschaft von Buch und Bild be wirkt das. sondern der Zufall, daß die Kunst fürs Volk ebenso wie das Buch als Träger der Lettern, als stoffliches Ding das Papier benutzt. Deshalb baut auch mancher Papierhändler sein Geschäft zu einer Kunsthandlung minderen Grades aus. Das Papier und der Verkehr mit dem Papier läßt es als selbstverständlich erscheinen, daß die genannten beiden Zweige sich berufen fühlen, mit Kunsterzeugnissen — hier in erster Linie immer mit Bilderreproduktionen — zu handeln. Das gleiche Motiv, die Fähigkeit mit einem Bilde als Ding umgehen zu können. läßt den Bilderrahmer, den Leistcnhändler. den Glaser zum »Kunsthändler» werden. Ich will nun nicht behaupten, daß irgendeine der so entstandenen Kunsthandlungen durch ihren Ursprung be rufener als die andern zu gelten hätte. Es ist möglich, daß der Kunsthändler, der aus dem Buchhandel heroorgegangen ist. der bessere Kunsthändler in idealem Sinne ist; möglich ist auch, daß der Glaser einer Stadt das feinere Verständnis für die Sache hat und so seinen Laden zum wirtlichen Kunsthandelszentrum des Ortes macht, gegen den der Buch-Kunsthändler mit ohnmächtiger Wut als uneben bürtigen Konkurrenten eifert. Ich persönlich finde ein der artiges Bekämpfen des tüchtigeren Fachmannes durch den, der sich eigentlich seiner Vorbildung nach berufen fühlt, an seiner Stelle zu stehen, ohne diesen Platz aus eigener Kraft er ringen zu können, nicht in der Ordnung. Einmal ist mir die Kunst etwas so Wertvolles und ihre Verbreitung, soweit es sich um echte Kunst handelt, so im Interesse der ge samten Bildung gelegen, daß es mir einerlei ist. wer sich zum Pionier aufwirst — wenn es nur in richtiger Weise geschieht. Dann auch finde ich. daß ein eigentliches Vor recht des Buchhändlers zum Kunsthandel gar nicht besteht, da er, wie der Kollege Glaser und Papierhändler, in fast allen Fällen Autodidakt ist. Hiermit komme ich auf das zu sprechen, was die Leser dieser Blätter besonders angeht. Wie sieht es um die Bildung des Buchhändlers zum Kunsthändler aus? Wenn wir von größeren Geschäften dieser Art absehen. im allgemeinen doch gewiß höchst traurig. Es handelt sich in den meisten Fällen um die Anmaßung einer Fähigkeit, die in Wirklichkeit recht selten ist: um die. von Kunst wirk lich etwas zu verstehen. Ich weiß, es handelt sich dabei um eine weitverbreitete Erscheinung, nicht nur im Buchhandel. Während es als selbstverständlich gilt, daß der Schuster verstehen niuß. einen passenden Stiefel zu machen, daß der Architekt gelernt haben muß. den Plan zu einem Hause zu entwerfen, wie der Chirurg es erprobt haben muß. wie man Beinbrüche heilt und der Schriftsteller es geübt, eine Novelle zu schreiben, so glaubt jeder, der auf einem gewissen Bildungsniveau an- gckommen ist, auch etwas von Kunst zu verstehen. Die Mehrzahl dieser vielen ungelernten Kunstkenner stehen aus dem Standpunkt: »Schön ist. was mir gefällt«; ein anderer, minder selbstbewußter Teil sagt: »Schön ist, was die Kunstgeschichte als schön bezeichnet» oder auch — »Das Bild ist von dem und dem berühmten Maler, also ... ist es schön«. Leute, die auf Grund solcher Anschauungen handeln, find natürlich eben auch nichts weiter als Händler. Bei der Menge ihrer Art ist es kein Wunder, wenn es um ein wirkliches Kunstverständnis im Volk auch recht bescheiden aussteht. Daß solche Händler, denen es besser anstünde, mit Würsten oder Hosen zu handeln, keinerlei Volksbildungsarbeit leisten, ist nicht zu verwundern. Der wirkliche Kunsthändler sollte sich angesichts solcher Zustände nicht mit der erklärlichen Tatsache abfiuden. daß »das Volk nun eben Kitsch will». Er sollte etwas tun, durch Zusammenschluß und Schaffung von Bildungsmöglichkeiten für den Nachwuchs; wenn es an geht. sollten Mittel und Wege gefunden werden, die die willkürliche Aneignung des Namens eines Kunsthändlers nicht jedem möglich machen. Denn in Wirklichkeit sind diese Auch-Kunsthändler in vielen Fällen nicht weniger moralische Brunnenvergifter, als die Vertreibe! von Schundliteratur; ja, sie sind es in noch höherem Maße, da ein schlechtes, einmal aufgehängtes Bild je nach seiner Art nicht nur die sogenannte Moral, sondern auch noch dazu den guten Geschmack verdirbt bei vielen, die es sehen. Und es sehen das Bild viel mehr Augen, als ein vorhandenes schlechtes Buch lesen. Gibt cs doch nicht wenige, die die Darstellung eines gefälligen Gegenstandes noch gewisser für Kunst ansehen, als andere alles Gedruckte für ein Evangelium nehmen I Ich will noch nicht einmal von süßen, halbverhüllten Nuditäten sprechen, die hundertmal entsittlichender wirken als ein schöner Ganzakt auf einen dummen, verderbten Menschen. Man denke an den »Trompeter von Säckingen«, an die »Verliebt«. »Ewig Dein«, »Abschied», und wie die Schmarren alle heißen mögen, die die Händler als leicht verkäufliche Ware mit Vorliebe im Fenster zeigen. Kann man erwarten, daß, nachdem so etwas als »schön- angeboten wird, denn sonst würde es ja nicht ausgestellt werden (sagen sich die Leute), das Publikum auf einen innerlich wertvollen Dürer, Rembrandt, Boehle. auf einen Filippo Lippi oder Böcklin Appetit bekommen kann? »Das Publikum will es!« Du liebe Zeit! Das Publi kum! Das Volk! Als wenn es nicht eine große Menge großer Kinder wäre, die nachplappert, was ihr eine Autorität oorsagt! Man versuche es nur, den Leuten das Süßholz und die matten Limonaden oorzuenthalten — man wird sein Wunder erleben! Ich weiß, nicht von heute ans morgen, aber doch und sicher, wenn man nur will. Wer die Bilderkundschaft kennt, weiß, daß sie leicht in ganz bestimmte Klassen einzuteilen ist. Da sind die Geistlichen mit ihrem Anhang. An den Geistlichen selbst verkauft man vielleicht zu seinem Prioat- gebrauch einmal ein gutes Bild außer der üblichen Reihe; im übrigen aber kann man darauf rechnen, daß der gleiche Kreis
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