Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-10-28
- Erscheinungsdatum
- 28.10.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19111028
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191110285
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19111028
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-28
- Monat1911-10
- Jahr1911
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
130L4 son-ndlatt k d. Dpchn. «Ucht-Nd-I. Nichtamtlicher Teil. 252, 28. Oktober 1911. Posener Brief. i. Posen ist in diesem Jahre wohl an die hundert Male entdeckt worden. Hunderte von Zeitungsartikeln — über und unter dem Strich — verkündeten die Tatsache dieser Entdeckung. Und im großen und ganzen konnten wir mit den uns bei dieser Gelegenheit erteilten Zeugnissen zufrieden sein. Wir lasen, daß wir in »der Metropole des deutschen Ostens« wohnten, in einer »Stätte der Kultur», in einem »aufblühenden Gemeinwesen«. -Keine Stadt der gesamten Monarchie hätte in ihrer Entwicklung solche Fortschritte zu verzeichnen wie Posen.« Kein Ort eine so regsame, leben dige Bevölkerung. Dann die Wohltaten der Staatsregierung für Posen. Die Bibliothek, das Residenzschloß, die Akademie und die ostdeutsche Ausstellung. Wunder über Wunder. »Man war vorbereitet, hier vieles Interessante zu finden, aber so hätte man es sich nicht gedacht.« Zugegeben, es ist alles richtig, was über uns geschrieben steht. Zugegeben, daß es uns eine wirkliche und wahrhafte Freude ist, diese Anerkennung des Gesamtbildes immer und immer bestätigt zu sehen. Ein kleiner Tropfen Wehmut trübt doch diese Freude. Die Wehmut eben, daß eine Reihe äußerer Umstände erst zu unsrer Entdeckung führte. Die Tatsache der Entdeckung selbst und die bescheidenen Ansprüche, die die zahlreichen Besucher hierhcrbrachten. Wir hier wußten es immer, daß der Weg von Berlin nach Posen viel weiter sei, als der Weg von Posen nach Berlin. Aber wir wissen jetzt aus den Anerkennungen, daß diese Entfernungsunterschiede nur ein Kinderspiel sind gegenüber denen, die den Westen von uns trennen. Die ungezählten Artikel über Posen und die ostdeutsche Ausstellung haben Recht. Das Jahr ISll war sür uns sehr bedeutungsvoll. Es hat uns ideell und geistig den Anderen nähergerückt — doch nein, das ist doch nicht so. Es hat dem Westen und dem Süden unsere Vorzüge zum Be wußtsein gebracht. Unsere Vorzüge, die aber nichts weiter sind, als daß wir denen gleichen, die uns heute bewundern. Daß Kultur hier blüht und geistiges Leben ganz wie in den älteren Teilen der Monarchie. Ja, daß die Zweiteilung der Bevölkerung in nationaler Hinsicht unser Streben zu höheren Leistungen anfeuert. Was Reich und Staat, Provinz und Stadt getan haben und tun und noch weiter werden tun müssen, daß es notwendig war, um dieses zu erreichen. Wie gesagt: Posen ist in diesem Jahre an die Hundert male entdeckt worden. Schließlich ist aber diese Zeitungsberichts-Literatur — selbst wenn sie von einem Holzbock herrührt — oder selbst wenn sie in poetischer Form ihre Meinung kundtut, doch nur eine Tagesliteratur. Daran ändern selbst die höchsten Zeilenhonorare nichts. Wer spricht heute noch von Heinrich Heines Posen-Briefen, die sich auch mit der Entdeckung von Posen besaßtsn? Nicht einmal die Literaten, die diese Briefe benutzen. Und doch, der Chronist, der eines Tages die Geschichte der geistigen Entwickelung schreiben wird, er wird diese unterschiedlichen Zeitungsaufsätze nicht entbehren mögen. Er wird sie einordnen in das Gefüge der unendlich großen Posen-Literatur und aus den vielen kleinen Perlen ein Mosaikbild konstruieren, so bunt, so farbenreich und so voller Abwechselung, wie etwa heute dis Meinungen über uns, unser Land und unser Streben sind. Denn außer den Zeitungsschreibern haben noch viele, viele andere und manche sogar Bücher über Posen geschrieben. Drei Arten von Büchern über Posen kennen wir. Und drei Arten von Schriftstellern. Da ist erstens die politische Literatur, zweitens die Literatur über Heimatkunde und drittens die unterhaltende. Und es schreiben die Bücher über Posen erstens: solche Schriftsteller, die das Land gar nicht kennen, zweitens solche, die es sehr wenig kennen, und drittens solche, die es wirklich kennen. Aber kann man die Arten der Bücher wohl ordentlich und genau anseinanderhalten? Die Schriftsteller haben keinerlei Begrenzung, und die politische Literatur sowohl wie die heimatkundliche und nicht weniger die Unterhaltungs literatur — sie werden von Schriftstellern gespeist, die das Land wirklich kennen, oder die es wenig kennen, oder die es gar nicht kennen. Am umfangreichsten ist entschieden die Gruppe der politischen Literatur. Sie ist es nicht nur früher gewesen, sondern auch heute noch. Jede »Frage« verdichtet sich alsbald zu einer Broschüre. Jede Antwort auf jede Frage wird wiederum eine Broschüre. Es erhebt sich oftmals ein Duell zwischen den Streitenden, bei dem die einzige Waffe die Broschüre ist. Und ist der Kampf besonders schwer, dann wird aus der Broschüre ein Buch. Und diese Duelle enden nie mit einer Versöhnung. Indessen muß konstatiert werden, daß der Kampfplatz nicht mehr so heftig belegt ist, wie vor 2—3 Jahren. Die Meinungen haben sich wohl in politischer Hinsicht geklärt. Man ist nicht anderer Ansicht geworden, aber doch ruhiger. Die Schriftsteller und das Publikum. Und wenn das Publikum ruhiger geworden ist, dann kaust es keine Broschüren. Und kauft das Publikum keine Broschüren, dann liest es auch keine Broschüren. Und liest das Publikum keine Broschüren — ja dann schreibt auch der kühnste Schriftsteller keine mehr. Selbst in Posen nicht. Selbstverständlich hat diese Literatur auch hervorragende Produkte gezeitigt, in scharf zugespitzter Form und gedrängter Kürze nicht selten Streiflichter von blendender Helligkeit auf die Lage im Osten und des Ostens geworfen. Unter den Urhebern dieser Schriften finden sich Namen von bestem Klange. Diese Schriften werden unabhängig von jedem Gange der hohen Politik ihren Wert behalten und dem Historiker der Zukunft schätzbarstes Material bieten. Wenden wir uns nun der Gruppe der heimatkundlichen Literatur zu, so haben wir uneingeschränkte Bewunderung für die schönen Leistungen, die wir heule hier antrcffen. Auf einem widerspenstigen Boden ist sie gewachsen, und mühsam war es, ihr die Wege zu ebnen. Daß es gelungen ist, die heimatkundliche Literatur doch zu solchem Ansehen zu bringen, danken wir vor allem den historischen Abteilungen der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft, wie nicht minder den einzelnen Lokalverbänden und schließlich noch dem rastlosen Bemühen einzelner Forscher. Aus einer kleinen Beilage zu der Posener Lehrerzeitung ist heute eine an sehnliche und angesehene Zeitschrift »Aus dem Posener Lande« geworden. Daneben bestehen die achtungge bietenden periodischen und Einzeloeröffentlichungen aus den wissenschaftlichen Sondergebieten. Eine Fülle von Material, das leider nicht immer hier die Würdigung findet, die es verdient. Bleibt uns noch übrig, von der Unterhaltungsliteratur zu reden. Ein seltsames Kapitel und voller Widersprüche. Das Ganze wie ein großer Garten, in dem manche sehr hübsche Blume blüht, und dicht daneben fremde Pflanzen, die nur in unseren Garten gesetzt wurden, weil wir in den Brennpunkt der Beachtung gerückt wurden. Und dann auch Unkraut, wie es überall wild wächst und sich überall auf fällig an die Oberfläche drängt. Was sind es für schöne Bücher: Witten: Nach Ostland wollen wir reiten I; Viebig: Schlafendes Heerl Sind auch die Sachlagen, die historischen Grundbegriffe vielleicht einseitig angesehen, leidet die eine
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder