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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1911
- Strukturtyp
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- 1911-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1911
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18520 «UrlnM»« s. b. Mich». «uchr-md-t. Mchtamtlicher Teil. ^ 285, 8. Dezember 1811. Kölner Briefe. ii. Typographische Ausstellung. — Heinr. v. Kleist. — Ein vergessenes Jubiläum. — Kunstversteigerungen. — Blumenspiele. — Leibl-Sammlung. — Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein. — Bismarck- denlmals-Entwürse. Teilweise gleichzeitig mit der im vorigen Briefe be sprochenen Buchkunstausstellung war in unser Kunstgewerbe museum die Wanderausstellung cingekehrt, die das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe in Hagen i. W. zusammengestellt hat und die die Entstehung der Type moderner Künstlerschriften vor Augen führen sollte. Solche Ausstellungen, die das große Publikum über derartige Gegen stände zu belehren die Ausgabe haben, sollten doch, besonders angesichts der der großen Masse ziemlich fernstehenden Materie, nicht ohne ein aufklärendes und bildendes Wort in die Welt geschickt werden. Das Publikum steht sich die Proben der verschiedenen Schriften an. aber es wird nicht davon angs- zogen, weil ihm das Verständnis für das Neue und Schöne unter dem Gebotenen fehlt. Nur wenn ein gedruckter Führer ihm dies erschlösse, könnte es mit Nutzen eine der artige Schaustellung genießen. Es muß aber gerade die große Masse sür das Verständnis der Schönheit des Buches von innen und außen gewonnen werden Auf vier Seiten könnte diese Aufklärung geboten werden, und sie würden, meinetwegen zu Hause studiert, mehr Nutzen stiften als eine ganze Ausstellung von Sachen, für die die Vorbedingung zu einer rechten Würdigung fehlt. Wie die Anregung zu einer Umwälzung in Kunst und Kunstgswerbe von England ausging, so auch auf dem Ge biete des Typenformenschnitts. Der englische Dichter. Kunst handwerker und sozialistische Agitator William Morris, der 1890 die Kelmscott-Presse ins Leben gerufen hat. beklagte noch zu Ende des neunzehnten Jahrhunders. daß die Ver besserungen der letzten fünfzig Jahre beinahe ganz auf Groß britannien beschränkt seien. Nur vereinzelt werde auch in Frankreich und Deutschland einmal ein Buch mit einigem Anspruch auf guten Geschmack gedruckt. Erst das Jahr 1900 ist für Deutschland mit Bezug auf die Typsn- gestaltung epochemachend geworden, als das typographische Gewerbe die Reformbewegung aufnahm. Damals hatten die Künstler auch in Deutschland, ebenfalls nach eng lischem Vorgänge, angefangen, sich auch mit Kleinkunst zu beschäftigen, und einer der ersten, die sich mit künst lerischen Entwürfen für die Buchlype und den Buch schmuck befaßten, dürfte wohl der Hamburger Maler und Zeichner Otto Eckmann gewesen sein. Sein Streben ging dahin, die verschnörkelte Fraktur wieder aus einfachere Formen zurückzusühren. Der Künstler, der leider 1902, erst 37jährig, gestorben ist, hat sich über seine zwei Jahre vorher erschienene Schrift für die Rudhardsche Schriftgießerei in Offenbach selbst ausgesprochen, und eS ist nicht ohne Interesse, die Grundsätze wieder wachzurufen, von denen er ausgegangen ist. Vor allem sind seine Entwürfe das Ergebnis jahrelanger Arbeit mit zahllosen Versuchen mit jedem einzelnen Buchstaben, gestützt auf die Erfahrungen der Jahrtausende. »In leserlicher Schrift«, sagt er. »haben Ver- schnörkelungen am allerwenigsten Berechtigung .... Das Beste der Produktion in jüngster Zeit ist Nachdruck ohne eine starke Anlehnung an alte Muster.... Bei den Schriften in stark archaisierender Art büßt sehr oft die Leserlichkeit ein. Außerdem macht sich in ihnen ein Prinzip geltend, das als mittelalterlich in die Rumpelkammer wandern darf. Es wird gesagt, daß Schrift den HandschriftLarakter der früheren Bücher haben müsse, wie sie die Zeit vor Erfindung der Buchdruckerkunst uns überbrachte. Warum? Zunächst ahmte der Stempelschneider wohl die Schriftform nach. Wir haben aber jetzt viereinhalb Jahrhunderte Zeit gehabt, über die Sache nachzudenken, und müssen zu dem Ergebnis kommen, daß eine solche Regel bei unserer heutigen Herstellung un nötige Hemmung der künstlerischen Gestaltung einer Schrift mit sich bringt, ohne daß das Befolgen derselben irgend einen Gegenwert bietet. Diesen Hemmschuh verlangt die Praxis keineswegs. Bei einer jüngst erschienenen Schrift wurde dagegen als subtilste Feinheit gepriesen, daß sie bestrebt sei, alle Formen in harte Winkel aufzulösen, weil das Buch rechteckige Form habe. Solche geo metrischen Experimente beugen den Geschmack, und die etwa gewahrte Leserlichkeit entschuldigt nicht sür den Verlust an Schönheit. Diese absonderlichen und unnötigen Prinzipien pflegen meist erst nach der Arbeit zu entstehen und sollen nur zu ost empfindliche Mängel mundgerecht machen. Ein Fortschritt wird damit nicht erzielt. Der liegt nur im Rahmen dessen, was dis Praxis erheischt. Diese verlangt Leserlichkeit und Schönheit. Leserlich ist die latei nische Schrift. Schön ist sie nur in bedingtem Maße. Ihre schönste Form nähert sich den geschriebenen italienischen Büchern des Quatrocento; mit der Schönheit mindert sich meist ein wenig ihre Leserlichkeit. . . . Künstlerischer Ge schmack hat schon einmal die starre Form der lateinischen Schrift zu modeln gewußt, als wir der Blüte unserer Kunst in der Gotik entgegengingen. In langer Wandlung konnte damals der Schönheit viel Deutlichkeit geopfert werden, weil die Lesenden jener Zeit in ihrem ganzen Leben nicht mehr lasen, wie ein Zwanzigjähriger heute gelesen haben muß. Künstlerischer Geschmack darf es auch heute unternehmen, unserer erstarrten gebräuchlichen Schriftsorm Wärme und Leben einzuflößen. Da die lateinische Schrift dem Anspruch an Klarheit am besten genügt, so wird man von ihr aus gehen und bei der Durcharbeitung versuchen, ihre Härten und Unschönheiten zu vermeiden, ohne sie durch andere zu ersetzen. Unserem künstlerischen Empfinden genügt die lateinische Schrift nicht so. wie sie ist ... . Eine künstlerische Schrift wird hier ausgleichen und Formen suchen, die dem Auge feineren ornamentalen Reiz darbieten, ohne der Leserlich keit zu schaden. Bei solcher Komposition braucht der Künstler sich nicht an Dogmen zu binden. Unsere Lettern werden geschnitten und nicht geschrieben. Für die künstlerische Arbeit, die als Muster dient, ist es durchaus gleichgültig, ob sie mit Hilfe der Feder oder des Pinsels hergestellt ist.« Eckmann ist bei seiner Frakturschrist also von der Antiqua ausgegangen und hat in der Tat eine in hohem Maße dekorativ wirkende Schrift geschaffen, die dazu noch weit deut licher wirkte, als die bisherigen Frakturschnitte. Auf Einzel heiten einzugehen, muß ich hier verzichten. Nur die Bemer kung sei gestattet, daß das Streben Eckmanns nach orna mentaler Wirkung ihn zu Initialen geführt hat. die den Eindruck machen, als ob sie im Bäckerteig steckten. Dagegen sind manche seiner Signete und Ornamente sehr wirksam. Bald nach Eckmann schuf Peter Behrens seine Fraktur, die ebenfalls die Unruhe der bisherigen Schriften vermeiden sollte. Seine Antiqua ist aber von entgegengesetzter Wirkung, sie ist mit den Veränderungen steifer geworden. Der markante Unterschied zwischen Eckmann und Behrens ist der, daß der ersters seine Buchstaben mit dem Pinsel malte, der letztere sie mit breiter Feder konstruierte. Die Behrensschrift hat demgemäß weniger Ecken, ist runder, weicher, aber seine Antiqua ist. wie gesagt, steif, und manche Type ist recht unschön. Beide Schriften sind durch die Rudhardsche Gießerei in Offenbach, jetzt Klingspor, in den Handel gekommen und haben eine außerordentliche Verbreitung gewonnen. In
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