Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19111129
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191111299
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19111129
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
- Monat1911-11
- Tag1911-11-29
- Monat1911-11
- Jahr1911
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 277, 29. November 1911. Nichtamtlicher Teil. W-t-Ma« «. »e «och», «u«r°«da. 149 7 7 Eine Unmenge von Erscheinungen der Kunst, der Völker- und Länderkunde, der Kultur- und Sittengeschichte sind auf einmal, als die Kamera an seine Stelle rllckte, in einem ganz anderen Sinne erkennbar geworden. Wir haben auf Grund eines objektiveren Materials umlernen, umwerten müssen und wir stehen mitten in diesem Prozeß des Entdecksns und Erkennens. Die freudige Aufnahme der Werke, die solcher wahrheitsgetreueren Anschauung dienen, beweist zur Genüge, wie überzeugt alle — Bücherverleger wie Bücherleser — von der Wichtigkeit dieser uns gewordenen Aufgabe sind. Allein man überstürzt und übertreibt. Gegen über der Möglichkeit, Bilderbücher zu machen, scheint es gar keine Hemmungen mehr zu geben. Jeder Einfall, so un bedeutend er auch sein mag, verdichtet sich zu einem wohlbe leibten Werk, sofern der Urheber nur Geschicklichkeit genug besitzt, um eine nicht allzu dürftige Bilderserie zusammcnzu- stellen. Man photographiert Gemälde und Stiche — und eine Kulturgeschichte ist fertig; man kodakt die Bestände einer Samm lung, einer hastig zusammengetragenen Ausstellung — und eine Monographie ist gemacht. Für die illustrierten Zeit schriften, die dieser Art der Literaturbercitung die Wege ge ebnet haben, ist schließlich die Kamera das geworden, was Schere und Kleister für eine honette Redaktion der vorigen Generation gewesen sind. Der Text ist neben diesem interessanten Bildermaterial in sehr vielen Fällen nur eine Bagatelle, die man eben braucht, um das dem Auge Unverständliche zu erläutern, um den Satzspiegel typographisch gut zu schließen. Was da zusammengeschrieben wird, ist von geringerer Bedeutung, weil der eigentliche Werl doch in dem Bildermaterial steckt, weil es doch nur ein beschränkter Kreis von Beschränkten ist, der die Anmerkungen eines Literaten zu einer Bilderserie durchlieft. Das ist um eine Nuance übertrieben, ist aber sicherlich eine Situation, der wir mit jedem Tag mehr zusteuern. Die Unmasse von Bilderbüchern hat schon jetzt das Publikum vom Lesen entwöhnt. Man blättert ein Werk durch, man betrachtet interessiert dis meist vortrefflich gelungenen Bild beigaben, und man spart sich die Lektüre auf, bis zu einer gelegeneren Zeit, d. h. einer Zeit, die niemals kommen wird. Dieser Verzicht des Publikums auf die den Bildern bei gedruckten Ausführungen sind natürlich nicht ohne Rück wirkung auf die Herstellung der Texte geblieben. Das Publikum, bestochen durch die schönen Bilder, der Ver- leger, ebenfalls durch diese Bilder bestochen, prüfen einen Autor viel weniger als vordem nach dem stofflichen, geistigen und formalen Gehalt, den er zu bieten vermag. Um der Bilder willen nehmen sie mit einer kleingeistigen und saloppen Schreibweise vorlieb. Wollte man einmal alle die Werke, die so großspurig in den Regalen stehen, auf ihren literarischen Wert hin prüfen, es gäbe ein Massenschlachten. Dieses nied rigere Niveau, das unsereLiteratur durch illustrierte Bücher und illustrierte Zeitschristenaussätze allmählich angenommen hat, greift sogar merklich hinüber nach den Bänden, die ohne Bild beilagen erscheinen. Auch bei ihnen macht sich's manch einer bequemer, als es ein paar Jahrzehnte srüher die Regel ge wesen. Wirklich bedeutende Werke sind ja immer in der Minderzahl gewesen, aber eine solche Unsumme von be klemmenden Erscheinungen macht für die Zukunft bedenklich. Sollen die meisten neuen Bücher nur von den Rezensenten gelesen werden, die über sie in den Zeitungen berichten? Und was für Leser bleiben überhaupt noch, wenn das Mertenssche oder andere Bilddruckoerfahren erst so weit sind, daß die Zeitungsredakteure statt dieser Rezensionen ihre Feuilletons mit AbbildungSproben füllen können? Aus dem nordischen Buchhandel. m. Zu den bereits vorhandene» deutschen Verlegern nordischer Literatur in deutschen Übersetzungen hat sich eine neue Firma gesellt. Herr Karl Otto Bonnier, Chef des Verlagshauses Albert Bonnier in Stockholm, der am 22. September sein 2 5 jähriges Berufsjubiläum feierte, hat wie im Börsenblatt und durch Rund schreiben angezeigt wurde, in Leipzig eine Filiale eröffnet. Die Hauptaufgabe dieser Zweigniederlassung soll darin bestehen, die hervorragendsten und geeignetsten Werke nordischer Schriftsteller (aus dem Bonnier'schen Verlage) dem deutschen Publikum in guten Übersetzungen und entsprechender Ausstattung zugänglich zu machen. Die Firma Albert Bonnier ist der Verleger aller hervorragenden und nach Ruf strebenden Verfasser, namentlich Schwedens, und sein Verlagsverzeichnis kann als Spiegel der Entwicklung der Literatur in Schweden gelten, da es kaum einen literarischen Namen von Klang gibt, der nicht mit dem Hause Bonnier verknüpft wäre. Aus obigem geht hervor, daß der Verlag über ein stattliches Material verfügt, aus dem so manches geeignet ist, auch dem Leutschlesenden Publikum vorgelegt zu werden. Die Werke der weltbekannten Autoren Strindberg, Lagerlös, Heidenstam, Ellen Key und Geijerstam — um nur diese zu nennen — wurden aller dings schon durch andere Verleger in Deutschland herausgegeben, aber von der jüngeren und jüngsten Generation fehlen noch ver schiedene, die es verdienen, auch außerhalb ihres engeren Vater landes bekannt zu werden. Die kürzlich im Börsenblatt gemeldete Vereinigung aller Werke von August Strindberg in einer Hand steht ebenfalls mit Albert Bonnier in Verbindung, da es diese Firma ist, mit der der Dichter ein solches Abkommen traf. Es entspricht gewisser maßen einem Bedürfnis insofern, als die kaum übersehbare Pro duktion Strindbergs nach allen Seiten zerstreut und in zahlreichen Ausgaben vorliegt. Auch wäre zu wünschen, wenn eine einheit liche Gesamtausgabe der Werke Strindbergs veranstaltet würde, da eine solche meines Wissens, mit Ausnahme einer sogenannten Gesamtausgabe, in der nur die dramatischen Werke und die Ro mane ausgenommen sind, nicht existiert. Durch das hier in Rede stehende Abkommen erhält der Dichter nun auch die sehr erwünschte Sicherstellung seiner Zukunft, die von seinen Verehrern in Form einer Strindbergsammlnng ausgebracht werden sollte, aber wahr scheinlich nicht den erwünschten Erfolg zeitigen wird. Für den Buchhandel dürste auch die bevorstehende Eröffnung eines »Instituts für klassisch-philologische Forschung« in Stockholm von Interesse sein. Dieses durch private Aufwendungen zustande gebrachte Unternehmen, dessen Fortbestehen durch eine jährliche Rente gewährleistet ist, wird den Seminaren an den Universitäten gleichen und den wissenschaftlich Arbeitenden durch eine ausgewählte Handbibliothek, Schriftproben und anderes die Arbeit erleichtern. Auch eine Anzahl photographisch wiedergegebener Texte ist dem Institute zur Verfügung gestellt worden, und wenn auch die Tätig keit desselben kaum deni wohlklingenden Namen entspreche» dürste, so ist es doch mit Genugtuung zu begrüßen, daß es dazu bestimmt ist, die hier immer mehr und mehr in den Hintergrund gedrängten klassischen Studien zu fördern und neu zu beleben. Dem finnischen Buchhandel ist kürzlich eine Überraschung durch den Konkurs der angesehenen Firma Edlundska Bokhandeln in Helsingsors widerfahren. Die Firma hat den Konkurs selbst angemeldet; als Hauptgläubiger kommen in erster Linie Verlags firmen in Helsingsors und Schweden in Betracht, inwiefern der deutsche Buchhandel von der Sache betroffen wird, bleibt abzu warten. Auch die Aktiengesellschaft »Minerva« ebenfalls ein größeres Geschäft, hat eine Aufsichtsrats-Sitzung einbcrufen, in der darüber beschlossen werden soll, ob die Firma den Konkurs anmclden soll, oder ob Möglichkeiten zur Weiterführung derselben vorhanden sind. 1939 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder