IS944 esv-»bl-ll s. d. D»ch-. «Iichhand-I. Fertige Bücher. 2SS, II. November I9II i as Buch will eine gewaltige Persönlichkeit und ein unglaublich inter essantes Leben den heutigen Deutschen vergegenwärtigen, die, was sie als Volk sind und haben, nicht zuletzt diesem Preußenkönige verdanken. 1 — Es ist „der" König schlechthin, der in Friedrich dem Großen in die Erscheinung getreten ist. Weder vor, noch neben, noch nach ihm hat ein so könig licher Mensch gelebt, der zugleich ein so menschlicher König gewesen ist. Wie die Wege eines altmodischen Gartens alle zu einem Mittelpunkte führen oder von ihm ausgehen, so stand dieser König im Mittelpunkt seines Staates, allen sichtbar, jedem erreichbar, alles übersehend, überall persönlich eingreifend. — Wie oft zwischen 1765 und 1785 irgendwo auf Erden in irgendeiner Sprache „der König" gesagt sein mag — meist ist der Philosoph von Sanssouci gemeint gewesen. ach seiner eigenen Auffassung nicht von Gottes Gnaden, sondern durch den Zufall der Geburt König, fühlte und betätigte er sich nicht als den Lerrn, sondern als den Diener des Staates, dem sein Geist und Wille, zielsicher und opferbereit, Größe und Ruhm, Dauer und Wohlstand erkämpfte und erarbeitete. — Mit unheimlicher Deutlichkeit kommt uns in diesem Buche das rastlos und restlos sich verbrauchende königliche Leben nahe, dessen Wesen sich stets gleich bleibt. Wir sehen, wie derselbe unscheinbare und allem Gepränge und Gerede so gründlich abgeneigte Mann, dessen Politik und Kriegskunst in den europäischen Laupistädten Volk und Regierung immer von neuem in Atem hält, gleich einem welt fremden Gelehrten in den Schriften des klassischen Altertums zu Lause ist. l ir sehen, wie derselbe Virtuose, der mit künstlerischer Lingabe die j Flöte spielt, zugleich auf mehreren Kriegsschauplätzen mik kleinen j Leeren glänzende Siege über gewaltige Armeen erficht; wie dieselbe z Feder, die soeben in eingehenden Abhandlungen philosophische, geschichtliche, politische Fragen mit durchdringender Schärfe behandelt hat, ange setzt wird, um einen Landrat anzuweisen, welche Mittel zum Reinhalten von Molkerei-Gefäßen er seinen Bauern empfehlen soll. — Nach unsagbar harter Kindheit und Jugend ohne Liebe verheiratet, hat der König fast ein halbes Jahrhundert regiert, seine Welt nach seinem Bilde formend. — Vor innerer Vereinsamung schützte ihn die ernsthafte Beschäftigung mit Kunst und Wissen schaft, die er in den glücklichen Rheinsberger Jahren lieb gewonnen hatte, und Erholung gewährte ihm außer der Flöte die nicht minder geliebte Feder. r hat wohl mehr geschrieben als irgendein anderer seines schreib lustigen Zeitalters. Zweiunddreißig stattliche Bände füllt seine politische Korrespondenz, nicht minder umfangreich ist sein Brief- Wechsel mit den wenigen, die ihm menschlich nahe standen und mit französischen Gelehrten und Dichtern. Dazu kommen seine (wie die Briese meist französisch geschriebenen) Werke im engeren Sinne: die „Geschichte des Laufes Brandenburg", die „Geschichte meiner Zeit", die „Geschichte des sieben jährigen Krieges", Abhandlungen, Flugschriften und eine Fülle von Ge dichten. Aus alledem wird hier eine knappe Auswahl (ausschließlich in deutscher Sprache) geboten, ergänzt durch zeitgenössische Berichte über den König, außerordentlich drastische Randverfügungen und charakteristische Anekdoten.