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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1911
- Strukturtyp
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- 1911-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1911
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- Deutsch
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^ 263, 11. November 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 13911 Rückwirkung bleiben. Er wird sich gezwungen sehen, den teureren und verantwortungsvolleren Apparat des wissenschaftlichen Novitätenvertriebs zu verringern und sich mehr auf die bloß vermittelnde Verkaufstätigkeit zu beschränken. Dem Verleger bleibt dann nichts andres übrig, als an seine Interessenten, die meist einer be stimmten Sparte der Wissenschaft angehören, direkt heran zutreten und somit einen Teil der Arbeit selbst zu leisten, die früher in den Händen des Sortiments wohl versorgt war. Und die natürliche Folge? Je mehr Lasten der Ver leger aus seine Schultern übernimmt, in demselben Maße muß für ihn das Sortiment entbehrlicher werden. Anders liegen die Verhältnisse sür den belletristischen Verlag. Sein Publikum ist so unbestimmt, so allgemein und auf direktem Wege so wenig erreichbar, daß für ihn ein weitverzweigtes Netz von Dctailhandlungen unumgänglich notwendig ist. Freilich auch hier sehr mit Unter schied. Die Werke eines Gerhart Hauotmann z. B. möchte man nur in einer ausgesprochenen Buchhandlung kaufen, während wir keinen Anstoß daran nehmen, die bekannten billigen Romankollektionen im Schaufenster eines kleinstädti schen Papierwarenhändlers zu finden. Jede Gattung von Büchern hat eben ihr Publikum, das seinen Bedarf nicht nur im regulären Buchladen, sondern je nachdem auch bei Buchbindern, Papierwarenhändlern, im Warenhaus oder aus den Bahnhöfen decken will. Der belletristische Verleger kann außerdem einen durchschnittlich höheren Rabatt gewähren, weil die Herstellungskosten einen wesemlich geringeren Teil des Gesamlpreises ausmachen. Fassen wir kurz noch einmal die Gesichtspunkte zu sammen. Das Sortiment kann so schlecht weiter bestehen und wird in seiner Leistungsfähigkeit immer mehr herab gedrückt infolge der übergroßen Konkurrenz. Dem wissen schaftlichen Verlag ist an der Erhaltung eines Sortiments ge legen, das leistungsfähig ist und nicht zu teuer arbeitet. Auchbuchhändler sind für ihn wertlos. Der belletristische Verlag dagegen legt in seiner Mehrheit Wert auf eine große Zahl von Wiederoerkäufern. Ansprüche an gediegene Sorti mentskenntnisse und Verständnis für die literarische Pro duktion werden wohl nur von einer Minderheit gestellt werden, deren Interessen sich dann mehr denen des wissen schaftlichen Verlags nähern. Eine durchgreifende Reform, die erstens dem Sortiment aus seiner Misere aushelsen würde und andererseits im Interesse des wissenschaftlichen und auch eines Teils des belletristischen Verlags gelegen wäre, kann somit nur in einer energischen Eindämmung der Konkurrenz gesehen werden. Aber diese ist nicht zu erreichen durch allgemeine Erhöhung des Verlegerrabalts, durch Reinigung des Adreß buchs, durch Änderung von Vereinsstatuten und andere theoretische Maßnahmen. Nein, das wirtschaftliche Leben wickelt sich nach bestimmten Gesetzen ab, und wenn de, Buchhandel mit seiner Organisation eine abweichende künstliche Eniwicklung geschaffen hat, so gilt es jetzt, die verschütteten Pfade eines rein kaufmännischen Handelsverkehrs wieder auf zusuchen und auf solcher Grundlage die Gesundung des Buch handels herbeizusühren. Die einzige Gruppe, von der die entscheidenden Schritte unternommen werden können, das find die großen wissenschaftlichen Verleger. Man schüttle nicht den Kopf über diese Zumutung. Sie sind eben doch diejenigen, die den nötigen Rückhalt zur Durchführung von Reformen besitzen und deren Interessen identisch sind mit denjenigen des Sortiments im besten Sinne des Worts. Das Prinzip, das zur Erreichung des Zieles aufgestellt werden müßte, wäre folgendes. Die Verleger liefern an den einzelnen Ort nur einer beschränkten Anzahl von Firmen, mit denen sie größere Umsätze erzielen können, zum vollen Rabatt. Allen andern Handlungen, einerlei ob es Sortimentshandlungen oder Auchbuchhändler sind, ge währen sie nur einen verkürzten Rabatt. Entscheidend dürfen dabei nicht theoretische Erwägungen sein, wie buch händlerische Vorbildung, Haupt- oder Nebenbetrieb u. a. Einzig und allein soll den Ausschlag geben die geschäftliche Tüchtigkeit, wie im übrigen kaufmännischen Leben. Was wird der Erfolg sein? Die wenigen ausgesiebten Sortimentshandlungen werden bedeutend größere Umsätze erzielen. Auf dem wissenschaftlichen Büchermarkt werden sie eine größere Spezialisierung anstreben müssen und damit ihre Leistungsfähigkeit in den bevorzugten Sparten wesentlich er höhen. Die parasitische Konkurrenz der Nebenbetriebe, die bei ungenügendem Rabatt ihre buchhändleriscbe Tätigkeit bald einschränken werden, wird sich ihnen kaum mehr fühlbar machen. Sie werden in die Lage gesetzt sein, ihren Betrieb rationeller auszugestalten und bei verminderten Spesen vor teilhafter zu arbeiten. Ob auch dann 25"/^ Rabatt nicht mehr genügen würden, das müßte von gewissenhaften und tüchtigen Sortimentern erst ausprobiert werden. Die weitere Entwick lung würde so von selbst wieder ein leistungsfähiges Sorti ment herausbilden. Es bleibt nun die Frage offen, kann sich der belletristische Verlag mit einer solchen Differenzierung des Sortiments einverstanden erklären? Hätte er nur Nachteile davon zu be fürchten oder würden auch sür ihn Vorteile herausspringen? Der Verleger schöner Literatur, dessen Publikationen sich an ein verwöhnteres Publikum wenden, wird die Sanierung des tüchtigen Sortiments zweifellos begrüßen. Denn dieses leistete wohl auch bisher die eigentliche Pionierarbeit; der Auchbuckihändler verkaufte nur. Das soll er auch in Zukunft tun. Überhaupt keine theoretischen Schranken ausrichten. Wenn eine kleine Handlung sich für einen Schriftsteller be sonders ins Zeug legt, warum soll sie nicht einen er höhten Rabatt dafür genießen? Dementsprechend hätten auch dis übrigen belletristischen Verleger zu verfahren. Sie werden gewiß nicht schlecht dabei abschneiden. Die Ver leger billiger Romanserien oder freier Konkurrenzartikel find ohnehin gezwungen, ihre Verkaussbedingungen mehr nach allgemein kaufmännischen Grundsätzen aufzustellen. Durch eine einseitige Bevorzugung des Adreßbuchsortiments würden sie sich einen erheblichen Teil ihres Marktes verschließen. Analog liegt der Fall sür den Schulbuchhandel. Wenn an einem Platz, wo sich kein regulärer Buchhändler oder nur eine saumselige Handlung befindet, ein verwandter Betrieb sich mächtig ins Zeug legt, so muß der kaufmännisch denkende Verleger diesen auch für seine Tätigkeit entlohnen. Ähnlich liegt der Fall bei allen Publikationen, die gemäß ihrer Eigen art aus besonderem Wege ihren Absatz suchen müssen, so z. B. gewisse Adreßbücher durch Hotels, Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten durch Kastellane usw. Eine gewisse Schwierigkeit für die Rcformbestrebungcn bietet immer die Stellung des Zwischenhandels. Er ist nun groß geworden, oder besser gesagt, wir haben ihn groß werden lassen. Aber es können gewiß Formen gefunden werden, unrer denen er uns dank seiner trefflichen Organisation wert voll bleiben kann. « Über die Art und Weise der Durchführung einer solchen Reform zu reden, gehört nicht in den Rahmen dieses Artikels. Er hat seine Schuldigkeit getan, wenn er diesen oder jenen zum Nachdenken anregt und tritt gern zurück gegenüber jedem Vorschlag, der besser zu einer Gesundung der Verhältnisse führt. Nur noch ein paar allgemeine Worte. Hüten wir uns, irgend welche theoretischen Maßregeln gewaltsam durchzuführen. 1802»
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