G 262, 10. November 1911. Künftig erscheinende Bücher. «Srlenbl-M j. d. Dllchn. Buchra,»er. 1386b üirvKi' ir«»vmii/i > I I.III'XI^ Soeben wurde fertig gestellt: Franz Servaes Im Knospendrang Geheftet M. 4.- Zweite Auflage Gebunden M. 5.-. Schon drei Wochen nach Ausgabe kann ich die zweite Allflage erscheinen lassen. Der Roman fand bereits in dieser kurzen Zeit die glänzendsten Besprechungen: Die Vossische Zeitung schreibt: Die Geschichte einer Berlinerin. Wie Maja Stern, vormals Stjerne, eines anderen Hjalmar Ekdal Tochter und eines Berliner Handwerkers Enkelin, sich in Leben und Liebe zurecht und zurück findet, bis daß endlich die Schleier der großen, ewig unver gänglichen Maja um sie und vor ihr fallen, das ist in dem kleinen und feinen Büchlein klug er sonnen und ausgesponnen. Die Berliner Umgebung, in der diese junge, absonderlich zarte Mäd chenblume aufwächst, ist gut gesehen und mit scharfem Blick für das Lokalkolorit gezeichnet. Das patriarchale Alt-Berlin mit seiner rauhen Nüchternheit und das unkulturelle Neu-Berlin der Gründerjahre, Fundament des heutigen Berlin sind scharf und unbarmherzig charakterisiert. Franz Servaes hat es verstanden, die in ihrer Handlung fesselnde Erzählung mit lyrischen Reizen zu durchflechten, die dem ganzen Buch poetischen Duft geben. Gabriele Reuter im „Tag": So gibt Servaes uns recht eigentlich den deutschen bürgerlichen Roman wieder, der lange in Mißkredit gekommen war. Gibt ihn gefüllt mit neuem Blut und kräftigerem Gegenwartsleben. Seine Maja, die uns Servaes in ihrer Jugend Knospendrang so recht nahe ans Herz führt, ist von Kopf bis zu Füßen ein Typ von heute. Diesmal ist's ein Berliner Mädel, aus bravem, tüchtigem Handwerkerstande hervorgegangen, mit einem Einschlag fremden Blutes aus dem skandinavischen Norden. — Dieser alte Eberhard Lutz ist in dem Buche eine prächtige Kerngestalt, und sein Verhältnis zu der Enkelin, dem verlassenen Kinde seines lieder lichen Schwiegersohnes, ist von bezwingender einfacher Schönheit. Gleich wohlgelungen ist die Darstellung des Entwicklungsganges der blonden Maja, die sich ohne Prüderie in die mannig fachsten, schwierigsten Verhältnisse zu finden weiß, praktischen Verstand und ein nach Liebe sehn süchtiges Gemüt aufs glücklichste vereint und sich durch keine Verlockungen zu bequemem Leben und gesellschaftlicher Stellung in ihren gesunden Instinkten irremachen läßt. Es strahlt von dieser Ge stalt eine Frische, eine selbstverständliche Lebenskraft aus, wie nicht leicht von einer Phantasieperson von Schriftstellers Gnaden.