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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1925
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- 1925-02-03
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- 03.02.1925
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sönlichkeiten z>u finden waren, welche, sofern es sich nicht nur um Ausbessern von Rissen ober dergleichen Schäden handelte, das Maß von Kenntnissen besaßen, um den mannigfachen sonstigen Schäden in sachgemäßer Weise zu begegnen. Bevor ich auf solche des näheven eingehe, mochte ich ein« allgemein gültig« Betrachtung, zu welcher ich im Laufe meines eingehenden Studiums dieser Materie gelangt bin, vovausschicken. Die mehr oder weniger hygroskopische Beschaffenheit der in voranliegenden Jahrhunderten für den Druck verwendeten Pa piere, als besonders auch Art und Menge der zur Faserbindung benutzten Leimstoffe bedingen unter geeigneten, später näher zu beleuchtenden Umständen eine große Gefahr für die tadellose Erhaltung der auf diesem Material hergestellten Drucke. Nach meinen Erfahrungen tragen alte vor etwa 1800 ent standenen Drucke die Anlage zur Erkrankung in sich, sodaß es nur des Eintretens der Gelegenheitsursache bedarf, um dte Krankheit zum Ausbruch kommen zu lassen. In hervorragender Weise ist eine solche durch intensive Berührung derartiger Drucke mit feuchter Lusi gegeben. Die ganze Skala der Fleckenschäden vom Auftreten der an sich harmlosen Wasserflecken, welche lediglich das ästhetische Emp finden berühren, bis zu Len schweren Erscheinungen in Gestalt von Rost-, Stock- und Moderflecken, welche infolge von Zer störung des Papiergefüges bis zum Durchbruch der Blätter führen können, wird durch ungehinderten Feuchtigkeitszutritt vor bereitet und bedarf unter Umständen nur kurzer Zell, um Er scheinungen oben gedachter Art hervorzurusen. Zu dieser Krankheitsanlage der Bücher in sich selbst droht gebundenen Drucken auch noch von außen eine nicht zu unter schätzende Gefahr, welche durch di« häufig über Gebühr vor genommene Rückenleimung der Druckbogen bedingt wird. Der artige Leimschichlen bilden einen guten Boden für die Ansied lung von Mikroorganismen, deren unbehindertes Wachstum sich bis in das Buch hinein verbreitet und dessen Zerstörung bewirkt. Es ergibt sich aus dem Gesagten, daß wir unter den etwa eingetrelenen Schäden zu unterscheiden, haben, zwischen solchen, welche man, wie beispielsweise Wasserflecken, nur als Schön heilsfehler anzusprechen hat, und solchen, wie den Rost-, Stock-, Moderflecken, denen eine verderbliche Wirkung auf die Papier faser zuzusprechen ist. Ein mit letztgenannten Schäden behaf tetes Blatt muß als krank bezeichnet werden. In Ausführung des oben angedeuteten weise ich zunächst aus das nicht seltene Auftreten von Rostflecken hin, wie solche durch Eingebettetfein kleiner «ms der Papieisabrikation in die Masse gelangten Eisenteilchen, welche sich nril Rost infolge Ein wirkung feuchter Luft überzogen haben, entstehen. Solche üben häufig ein« über das ursprüngliche Blatt hinausgehende zer störende Wirkung aus. Ungleich mehr Beachtung, da sie weit häufiger in die Er scheinung treten, muß der Bekämpfung von Stockflecken, den Ansi-edlungen von Schimmelpilzen und dergleichen") geschenkt werden, da hier nicht selten durch ein zeitweise austretendes Entfallen der für das unbehinderte Wachstum von Mikroorga nismen geeigneten Bedingungen ein Stillstand der verheeren den Wirkung auf das Papiergesüge eintrelen kann, ohne daß aber deren Virulenz abgeschwächt wird, sodaß beim Wieder eintritt geeigneter Vegetationsbedingungen ihr Aerstörungswerk von neuem einsetzt und, wie ich bereits oben andeutete, bis zum gänzlichen Zerfall des Papiergefüges führen kann. Für die Häufigkeit des Vorkommens von Stockflecken mag die Feststellung sprechen, daß fast jedes Exenrplar der Kleino dien unserer klassischen Literatur: Goethe, Die Leiden des jungen Werthers, Leipzig 1774, sowie der überaus wertvollen ersten rechtmäßigen Ausgabe von Goethes Werken: Goethes Schriften, 8 Bände, Leipzig, Göschen 1787—1790, mit diesen Flecken be haftet ist. Den hervorgehobenen Gefahren kann und darf ein ernst hafter Liebhaber seiner Schätze nicht achtlos gegenüberstehen, und er darf es um so weniger, wenn es möglich ist, diesen Schü ft Vgl. vr. H. Hof: Über charakteristische Neckenschäden in alten Drucken. Zeitschr. für Bücherfreunde, Januarheft 1Ü25. den ohne Gefahr für seine Werte zu begegnen. Damil komme ich zu der Frage, ob dies nach dem heutigen Stande der auf wissenschaftlicher Grundlage ausgebauten Bemühungen über haupt möglich ist. Als Erfordernis hierfür möchte ich voranstellen, daß, ab gesehen von einer selbstverständlich großen manuellen Übung und peinlichster Sorgfalt, nur ein mit chemischen und papier- technischen Kenntnissen ausgerüsteter Fachmann an ein der artiges Unternehmen herantreten kann. Denn es kommt unbe- dingl daraus an, daß für di« Abstellung der fraglichen Schäden «ine sichere Diagnose über deren Entstehen und Art voran- zugehen hat. Erst wenn über den Charakter der Schäden völlig Klarheit herrscht, ist es möglich, die Wahl des geeigneten Mittels zu treffen, ein« Überlegung, welche noch von mancherlei Um ständen, insbesondere von der Struktur des in Frage stehenden Papiers abhängig gemacht werden muß, deren unbedingte Er haltung für den Restaurator als vornehmster Grundsatz zu gelten hat. Weiter ist in hohem Maße die Beschaffenheit der für den vorliegenden Druck verwendeten Farbmaffe zu beachten. Die Erfahrung lehrt, daß die Adhäsion der Druckfarben von 'sehr verschiedener Intensität ist. So verlangen eine ganz be sondere Vorsicht die unter Verwendung rotsarbiger Druckmasse ersolglen Titeldrucke. Es liegt somit aus der Hand, daß für die Bekämpfung von Fleckenschäden keinesfalls allgemein gültige Vorschriften, wie solche sich mitunter angegeben finden, ich weis« z. B. aus eine Zusammenstellung solcher in der Zeitschrift für Bücherfreunde 1921, Heft I, Beiblatt S. 33, hin, gültig sein können, und dies um so weniger, als sich unter diesen Mittel befinden — z. B. Chlorwasser, Chlorkalk und andere Hypochlorite —, welche in Laimhänden gefährlich« Waffen bedeuten. Auch in dieser Beziehung habe ich oft Gelegenheit gehabt, mich davon überzeugen zu können, wie unendlich mit derartigen Agenzien gesündigt werden kann. Auf dem Titelblatt des in der Preußischen Staatsbiblio thek in Berlin aufbewahrten aus der Maltzahnschen Bibliothek stammenden Exemplars der Umarbeitung in Reimen, welche das Volksbuch von Johann Faust bereits im Jahre seines Erschei nens 1587 gesunden hat — es existiert von diesem kostbaren Druck nur noch ein weiteres Exemplar in der Königl. Bibliothek in Kopenhagen —, sind nicht weniger als auf neun Zeiten, nämlich den Zeilen 4, 5, 6, 7, 8, 11, 15, 21, 22, Buchstaben infolge fehler hafter Benutzung von Agenzien seitens eines Laien verloren gegangen, und es Hot außerdem diese Behandlung eine Bleich stelle hinterlassen, vgl. das Faksimile dieses Titelblattes in dem Katalog der Faust-Ausstellung im Goethehaus zu Frankfurt a. Main 1893. Für den Gebrauch derartiger Mittel gilt nicht weniger als für die Anwendung eines Giftes in der Medizin, daß nur ans der Hand eines Fachmannes ein Segen von einem etwa gelegent lichen Gebrauch erwartet werden kann. In bezug >auf alle Manipulationen bleibt es das Resultat großer Erfahrung, wie weit der Restaurator gehen darf, um sein Ziel in möglichst weitgehender Weise zu erreichen, ohne einer seits die Struktur des Papiers, oder andererseits den Grad einer Graphik zu gefährden. In gleicher Weise vexdienen schärfste Verurteilung schon aus dem Grund, weil sie einen Eingriff in die Papiersubstanz bedeuten, mechanische Eingriffe. Aus ihnen spricht nur Ohn macht und Mangel jedes Verständnisses, welches hier zu wal ten hat. Als Beleg dafür, daß selbst erlesenste Bücher in Biblio theken ersten Ranges solche Eingriffe haben erdulden müssen, verweise ich aus die Radierbetätigung auf der rechten oberen Ecke des unter Nr. 2450 des oben erwähnten Auktionskatalogs der Bibliothek Huth verzeichneten von Quaritch mit 700 Pfund Sterling ersteigerten Druckes: L 8VML8I8 LIW DKVL VIS- cOVKSL o? 8IR k'liLklOLS VLLKLL VLSI MVILdl VOVLW. London 1589.
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