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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1911
- Strukturtyp
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- 1911-11-06
- Erscheinungsdatum
- 06.11.1911
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- Deutsch
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L8S00 SürlkiMMd. Dtsch». vuchd-ndcl. Nichtamtlicher TeU. 2L8, S. November 1911. mahl statt, das durch die Anwesenheit zahlreicher Damen ver schönt wurde. Mannigfache herzliche Trinksprüche würzten das Mahl und schufen eine friedlichere Stimmung als während der Versammlung. Nach ausgehobener Tafel wurden unter Führung der Straßburger Kollegen die schöne alte Stadt be sichtigt und dann bei Bier und Wein noch angenehme Stunden verbracht. Die Straßburger Tagung ist ein Markstein in der Ent wicklung beider Vereine. Ein starkes Gesühl der Zusammen gehörigkeit hat sich bemerkbar gemacht, man wußte und sühlte, daß man Schulter an Schulter kämpfen wird für unseren Stand und dessen Gedeihen, daß man einig ist in der Bekämpfung der Auswüchse, aber auch einig ist in der Abwehr unberechtigter Angriffe und Eingrisse. Joh. Heinr. Eckardt. I>Ieue Kvncie von liliencron. V03 krisks an'seinen ersten Verleger, iieruusASKeben von tielnrick 8p1erv. Im Xenisnverlax 211 I^eipriA 1911. 80. 188 8. 1*1-618 ^ekeltet ^ 3.—, in leinen 4.—, in ker^ament xebunäsn ^ 5.— orä. Unter dem Titel »Neue Kunde von Liliencron« veröffentlicht der Hamburger Schriftsteller Heinrich Spiero, der dem Dichter persönlich nahegestanden hat, mit Genehmigung von Frau Anna von Liliencron, der Witwe des Dichters, Liliencrons Briefe an feinen ersten Verleger, den Leipziger Buchhändler Wilhelm Friedrich. Die Briefe gehören zu der Sammlung des König lich Sächsischen Instituts für Kultur- und Universalgeschichte an der Universität Leipzig; sie waren von Anfang an zur Ver öffentlichung bestimmt, noch ehe die umfangreiche Friedrichsche Briefsammlung, die gegen 30 000 Briefe und Karten deutscher Dichter und Schriftsteller an ihren Leipziger Verleger zählt, durch Schenkung an dieses Institut kam, und werden für längere Zeit wohl die einzige Veröffentlichung aus diesem reichen Schatze bleiben, wie ausdrücklich bemerkt fein mag: hat doch die über geordnete Behörde, das Königliche Ministerium in Dresden, weitere Publikationen für absehbare Zeit untersagt. So kann auch über die Stellung, die Friedrich, der am gestrigen Tage feinen 60. Geburtstag feiern konnte, als Verlags buchhändlerin der jüngsten deutschen Literaturbewegung einnimmt, darüber, wie weit er sie direkt und bewußt gefördert hat, ein abschließendes Urteil jetzt noch nicht abgegeben werden; es muß einer späteren Zeit Vorbehalten bleiben. So viel ist sicher, im vorletzten Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts war er und sein Verlag der Mittelpunkt des Sturms und Drangs, des Ansturms der leidenschaftlich empfindenden Jugend gegen die Schranken, die gleicherweise die ästhetische Theorie und die gesellschaftliche Konvention dem unmittelbaren Ausdruck der Gefühle im Leben und in der Dichtung in den Weg stellten. Friedrich hatte das altbekannte »Magazin für die Literatur des In- und Auslandes« übernommen; dieses und noch mehr »Die Gesellschaft«, die von Michael Georg Conrad begründete Monatsschrift für Literatur und Kunst, die er 1887 in Verlag nahm, wurden der Tummelplatz der jungen Streiter; die eigentliche Programmfchrift, Carl Bleibtreus »Revolution der Literatur«, übernahm er aus dem Verlage Max Altmanns. In der Wahl feiner Autoren war er meist von sicherem Instinkt geleitet, und so vereinte fein Verlag in den achtziger Jahren so ziemlich alles Neue und Umkämpfte. Sein erster Fehl griff war, daß er sich Gerhart Hauptmann entgehen ließ, der 1890 als Autor des jungen S. Fifcherschen Verlags auftritt; Fehden mit den Berliner Literaten, die zum Teil in der Gesell schaft ausgefochten wurden, entfremden ihm dann die nord deutschen Schriftsteller mehr und mehr. Genug! Durch Hermann Heiberg, dessen Romane bei Friedrich erschienen, kam Liliencron zu dem Leipziger Verleger. Seine »Adjutantenritte und andere Gedichte« kamen als erstes Werk 1883 heraus. Von den 1000 Exemplaren der Auflage waren 1892 noch 266 Bände unverkauft! 1892 hatte Friedrich im ganzen 13 Werke des Dichters, drei Bände Gedichte, fünf Dramen, zwei Romane, und drei Novellenbände im Verlag. Der gesamte Ab satz dieses Jahres betrug ganze 284 Bände. So wenig verstand und las das deutsche Lesepublikum damals einen der besten seiner Dichter, in einer Zeit, wo die 216. Auflage des Trompeters von Säkkingen, die Auflagen von Zehntausenden der »Sänge« von Julius Wolfs erschienen. Daß diese buchhändlerischen Mißerfolge Dichter und Verleger gelegentlich verstimmten, ist begreiflich, und diese Verstimmung findet in den Briefen hier und da Ausdruck. Doch tritt sie in der geschickten und taktvollen Auswahl der Briefe — es galt unter mehr als tausend Karten und Briefen aus- zuwählen — zurück; im Vordergrund steht, was an Positivem zur Kenntnis des Menschen und Dichters, zur Erkenntnis seines Ute- rarischen Aufstiegs dient. Liliencron war ein Briefschreiber, wie wir kaum einen zweiten in unserm Zeitungszeitalter haben. Wie umfängliche Geständnisse schon der Leutnant seinen Briefen anvertraute, lehren die ersten Stücke der von Richard Dehmel herausgegebenen »Ausgewählten Briefe«. Die Einsamkeit, in der er als Kirchspielvogt in Kelling- Husen lebte, drängte den Poeten natürlich zu noch ausführlicherer brieflicher Mitteilung. Dieser Zeit entstammen die meisten der hier mitgeteilten Briefe, die die Jahre 1882 bis 1894 umfassen. 1895 gingen alle Bestände Liliencronscher Schriften und alle Rechte an die neugegründete Berliner Berlagshandlung Schuster L Löffler durch Kaufvertrag über. Wir wissen, wie sorgfältig der Dichter seine Verse gefeilt hat, da er die höchsten Forderungen an sich selbst stellte; um so ur sprünglicher wirken diese Briefe, die wohl nie ein Konzept ge sehen haben, mit ihrem frischen Deutsch, ihren kühnen Wort bildungen, mit der Offenheit, oft erfreulichen Grobheit, mit der er über alles urteilt und sich ausspricht, mit den unzähligen Aus rufezeichen, Fragezeichen und dick unterstrichenen Stellen. Wir erfahren aus den Briefen manche- Neue über Liliencron, den Dichter; er spricht von den dichterischen Inspirationen: »Nur ein Strohhalm (wie unser Köstliches Diner neulich und der wütende Blick und die drohende Faust des Unglücklichen) und ich mache einen großen Baum daraus. Aber der Strohhalm muß da sein.« (S. 62). Er war eben, wie Goethe, ein Gelegenheits dichter im besten Sinne des Wortes. In seinen ewigen Geldsorgen schreibt er: »Ich habe geradezu grauenvolle Tage und Wochen verlebt. Aber gerade das Gegenteil fand bei mir statt: nie habe ich so enorm viel geschrieben.« (S. 62). »Lyrik, d. h. Gedichte: wenn ich Lust dazu habe. Zurzeit habe ich keine. In Lyrik Hab' ich Zeiten. Oft gar keine, monatelang; oft stromweise in einigen Wochen! Nie zwing' ich mich.« (S. 132.) Cr sagte selbst, daß er in seinen Gedichten »einenneuenTon« habe. (S. 36.) Er, den wir besonders als unmittelbaren Lyriker schätzen, glaubte, seine Hauptstärke liege im Dramatischen: »Mit meinen Dramen Hab' ich keine Bange. Sicher bin ich eines Tages damit durch.« (S. 49.) Ans Herz gewachsen waren ihm namentlich seine, leider jetzt so selten aufgeführten »Merowinger«: »In ,Die Merowinger' sitzt, lebt, webt mein Leben und mein Blut.« (S. 68.) Trotz der ewigen Geldklemme kann er sich nicht entschließen, auf Bestellung eine »hübsche« packende Ballade für eine Redaktion zu dichten: »Nein! Nie!! Nur bei wirklicher Anregung!« Was ihn in der Zeit, wo er um Anerkennung kämpfte, auf recht erhielt, war das Lob, das ihm die Besten zollten, Storm, Conrad Ferdinand Meyer, Theodor Fontane (S. 97); sie hatten den großen Dichter sofort erkannt. Der ergreifende und doch launige, dabei dichterisch geschaute Bericht über seine Operation machte jüngst die Runde durch die Zeitungen; wie wirken solch kurze Aufschreie von seinem Schmerzenslager: »Hier ziehen heute zu Schießübungen den ganzen Tag singende Soldaten an meinem Fenster vorbei. Dann vergrabe ich jedesmal meinen Kopf ins Kissen; ich kann's immer noch nicht hören: Ich war zu gerne Soldat!« (S. 76.) Ewig kehrt die Klage wieder, daß es dem Dichter an Geld mangle, ja daß er direkt Not leide. Er war bekanntlich alles andre als ein Finanzgenie; hatte er Geld, so gab er es, oft sinn los, mit vollen Händen aus; hatte er keins, so war er im Borgen wenig wählerisch und sehr sorglos. Was von »Dichterelend«, »daß das deutsche Volk ihn habe verhungern lassen«, jüngst von mancher Seite geschrieben wurde, ist natürlich übertrieben, hatte er doch als Kirchspielvogt in dieser Zeit ein wenn nicht großes, so doch I regelmäßiges Einkommen; vom Ertrag lyrischer Gedichte hat noch ' kein Dichter leben können, wenigstens nicht in der Zeit, wo er sich
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