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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-11-02
- Erscheinungsdatum
- 02.11.1911
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- Deutsch
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! 8254 «»r>,nbl°u ,. d. Dttchn, «uch?-nd-l. Mchtamtlicher Teil. 255. 2 November IS11. in Zeiten, in denen alle Berufe unter diesen Übelständen leiden. Sie treten aber besonders hervor in den Berufen, deren Gegen stände in leichter Weise zu verhältnismäßig günstigen Bedingungen dem Handel zugängig zu machen sind. Ein jeder will leben, und bei uns muß noch fast jeder arbeiten, um das zu können; so entbrennt naturgemäß der Kampf ums tägliche Brot immer schärfer, und die Konkurrenz nimmt Formen an, gegen welche die Neuzeit besondere Gesetze schon zu machen genötigt worden ist. I» gewisser Hinsicht findet also bereits Ein schränkung der Gewerbefreiheit wieder statt. Aber nicht allein der Kleinhandel, auch der Großhandel hat unter dieser Konkurrenz zu leiden, und schon heute ist sie bei ihm wohl ebenso groß. Nur ist der Großhandel insofern günstiger gestellt, als er in der Regel über größere Mittel verfügt und in der Lage ist, durch Errichtung von eigenen Detailgeschästen und Verkaussstellen immerhin einen Ausgleich zu finden. Trotzdem wird aber auch der Kleinhandel als solcher für lange Zeit noch Aussichten auf Erfolg bieten, wenn er (ich zitiere hier Naumanns Wirtschaftspolitik) eben von wirk lichen Personen betrieben wird und nicht von Statisten, die zwar aus dem Handelstheater ausmarschieren und sich ins Handels register eintragcn lasten, aber weder Warenkunde noch Geschäfts kunde mitbringen, weil sie einfach den Handel für eine ungelernte Arbeit ansehen, zu der jeder ausreicht, der einen Lagerbestand auf Vorschuß nehmen und ein Ladensenster mieten kann. Der Handel als Ganzes ist produktiv, aber seine Füllung mit ungelernten Elementen ist unproduktiv. Das ist es) was jeder wirkliche ge lernte Kleinkausmann bestätigen kann. Er fühlt die Konkurrenz der Konsumvereine und Warenhäuser, fühlt aber noch viel mehr die Konkurrenz der Ungelernten, die beständig kommen und ver gehen und den Handel verderben, indem sie ihre eigenen kleinen Vermögen dabei zusetzen. Wie läßt es sich aber erklären, daß gerade in letzter Zeit der Zudrang solcher Elemente, die nach Vorbildung und Kennt nissen gar nicht geeignet sind, immer mehr zuzunehmen scheint? Blicken wir tiefer, so sehen wir, daß die Zentralisation in Leipzig, die unserem Berufe in bisheriger Zeit im Verhältnis zu andern Ländern zu hoher Blüte verholfen hat, auch den Keim seines Niederganges enthält. Durch diese Zentralisation hat sich bei uns die Eigenart der buchhändlerischen Kommissionäre, denen sich in neuerer Zeit noch Barsortiment und Grossohandlung an gliederten, ausgebildet. War elfterer früher aber geradezu unent behrlich für jeden Buchhändler — infolge mangelhafter Postverbin dung, ungenauer Kataloge usw. — so wird er heute bei Speziali sierung des eigentlichen Sortiments und bei zunehmender Bedeutung des Barsortiments für die Bücherverkäufer mehr und mehr ent behrlich; auch der direkte Bezug nimmt niehr und mehr zu. Dazu kommt, daß manche veraltete Einrichtung (z. B. 1"/» ^ Inkasso, gleichviel ob l oder 10V im Kommissionsgeschäft meines Er achtens selbst zur Förderung des direkten Verkehrs beiträgt. Wird auf solche Weise ein immer größer werdender Anteil des früheren Ver kehrs Leipzig entzogen, so muß naturgemäß der Kommissionär sehen, diesen Ausfall zu decken, und dies geschieht nun dadurch, daß er möglichst viel neue, kleinere Kommittenten gewinnt. Das ist nur naturgemäß, ja sogar Recht und Pflicht des Kommissionärs, seinen Kundenkreis nach Möglichkeit auszudehnen. Meine Herren! Welches sind nun aber diese neuen für den Kommissionär gewonnenen Buchhändler? Bereits bestehende, nur in neuen Besitz übergegangene Firmen scheiden hier aus, es kommen also nur Neugründungen in Frage oder solche Geschäfte, die den Buchhandel als Nebenerwerb betreiben. Erfolgt nun eine neue derartige Gründung auf naturgemäßem Wege, d. h. glaubt jemand, der den Buchhandel gründlich erlernt, dabei auch Kapital besitzt, sich durch eine Selbständigmachung verbessern zu können, so werden Sie alle gewiß der Meinung sein, daß einem solchen Beginnen kein Hindernis zu bereiten ist, vorausgesetzt, daß der Betreffende den Buchhandel ordnungsgemäß nach unseren Gesetzen betreiben will. Denn jede ehrliche Konkurrenz kann nur befruchtend für die Allgemeinheit und hebend für den Berus wirken, wenn sie in den von dem Berufe selbst gezogenen Grenzen bleibt. Etwas unnatürlicher aber ist es, wenn eine derartige Neu gründung nicht durch den Bedarf oder überschüssige Kraft, sondern durch eine zweite Hand, den Kommissionär, selbst hervorgerufen wird. Handelt es sich nur UNI Schaffung von Bücherverkäufern im einseitigen Interesse der Kommissionsfirma, dann ist die be rufene Vertretung unseres Standes, der Börsenverein, verpflichtet, einzugreifen und diesem Tun ein energisches Halt entgegenzurusen. Es sei ausdrücklich festgestellt, daß es sich also nicht darum han delt, jede neue Konkurrenz etwa zu unterdrücken, sondern einzig und allein darum, Elemente unserem Stande fern zu halten, die ihrer Vorbildung und äußeren Umständen nach einfach dasnr nicht geeignet sind. Vor 25 Jahren hat man sich über die Kühnheit gewundert, einen festen Ladenpreis nicht nur einführen, sondern auch in ganz Deutschland schützen zu wollen; auch damals hat man sich über die damit notwendigerweise verbundene Reglementierung und Bevor mundung des einzelnen lange ereifert; und heute — kennen wir beides gar nicht anders. Und so bin ich denn auch heute der Meinung, daß unsere Organisation in den veränderten Zeit verhältnissen nicht nur eines engeren Zusammenschlusses, sondern besonders schärferer, den Beruf als solchen besser umgrenzenden Vorschriften bedarf. Allerdings dürfen wir solche Vorschriften nicht nach der Richtung der Gewerbeordnung — also zu einer Einschränkung des Gewerbebetriebes — hin suchen, sondern wir müssen sic — wie andere Berufe und Stände — nach der Rich tung des Musterschutzes hinsühren, also zu einem besseren Schutz des Namens -Buchhändler». Es wird Ihnen vielleicht im ersten Augenblick als eine »Utopie» erscheinen, wenn ich dem Vorstand des Börsenvereins empfehle, den Begriff im Laufe der Zeit staat lich festlegen zu lassen. Durch Presse und Parlament ließe sich in dieser Hinsicht wohl etwas erreichen, und ähnliche dahin füh rende Bestrebungen sehen wir in vielen anderen Berufsorganisa tionen, wie Kausleute, Architekten und Ingenieure. Ich halte auch heute noch die Idee einer Stammrolle, die vor einigen Jahren von meinem Kollegen Lang wieder aufgefrischt worden ist, für eine recht gute, mag sie auch als »zünftig» verschrien werden. Ein »gereinigtes« Adreßbuch ist auch nichts weiter als eine Stammrolle! In einer Reihe von Berufen ist diese Rolle sogar schon vorhanden und bietet in freien Berufen die Möglich keit für Verhandlungen zwischen Erzeuger und Vermittler von Waren. Und was ist denn der in letzter Zeit so viel besprochene »Xrunorus clausus« der Rechtsanwälte anderes als eine Stamm rolle. mit der man (nach Kußler, dem Berichterstatter des einen Gutachtens) das wichtigste Problem der Gegenwart für die An waltschaft, das Problem der Überfüllung in diesem gebundenen Berufe zu bekämpfen versucht. Also alle Berufe leiden augenblicklich unter diesem Übel der Übersüllung, und es erfordert heute die größte Energie aller inter essierten Träger eines Standes, wenn die wirtschaftliche Not ihn nicht ganz herunterbringen soll. Und wie weit cS damit bei uns schon ist, das kennzeichnet wohl treffend ein gestriger Antrag, bctr. die Enquete über unfern Nachwuchs. Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen einen ganz kurzen Über blick über die Entwicklung der vorliegenden Frage gebe: Der Kamps des eigentlichen Buchhandels mit den Händlern, welche ihn als Nebengcwerbe betreiben, ist säst so alt wie der Be rns selbst. Schon in den ersten Zeiten sehen wir neben den eigentlichen Buchhandlungen besonders in kleineren Städten den Verkauf von Büchern in den Händen von Buchbindern. Und wenn dieser Handel sich auch nur in engen Grenzen hielt, wenn er auch zumeist nur Schulbücher, Kalender und Meßbücher umfaßte, so waren diese Zweige damals schon die Gegenstände des Buchhandels, welche leicht nebenhcrzusühren waren und keine Vorkenntnisse verlangten. Das Zeitalter der Privilegien brachte uns dann im gewissen Sinne eine Einschränkung: Die Konzession wurde von gewissen Be-
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