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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1923
- Sprache
- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 91, 19. April 1923. diel höherem Matze «inzukalkulieren als der Europäer, und er ist bereit, Summen für Reklame auszuwerfen, die dem europäischen Kaufmann unsatzbar erscheinen. Übereinstimmend versicherten mir führende Reklamefachmänner und Fabrikanten, datz eine regulär« -Laioxaizo«, wie man sie zur »Lanzierung« einer neuen Ware im ganzen Lande brauche, nicht unter 290 900 Dollar zu machen sei. Derartige Verhältnisse sind natürlich nur möglich in einem Lande mit einem so großen inneren, von Zollgrenzen nicht zerrissenen Markt von 195 Millionen Konsumenten, den eben der mit Zoll schwierigkeiten, Währungsverschiedenheiten und Einfuhrverboten immerdar gequälte europäische Kaufmann nicht zur Verfügung hatte und hat. Es gibt natürlich auch nicht wenige verschiedene Wege der Reklame. An der Spitze aller Möglichkeiten steht immer das Zei- t un g s inser a t. Die großen Tageszeitungen zunächst haben, soweit sie sich einer »big circulallon«, einer großen Auflagenhöhe erfreuen, ganz gewaltige Inseratenteile, in die einfach riesenhaft« Geldauswendungen hineingesteckt werden. Ebenso aber wird Ins«, ratenpropaganda in den Zeitschriften, den »veebllss« und »womu. Uss«, getrieben. Da die Auflagen der bedeutenderen unter ihnen für europäisch« Begriffe ganz erstaunliche Höhen erklimmen, so nehmen diese Aristokraten der Zeitschristenpresse auch horrende Preise für Inserate und haben trotzdem so viel davon, daß ihre Ausgaben den Umfang von Kursbüchern annehmen. Der Ansturm der Inserenten auf die ganz großen Blätter ist so groß, daß mir beispielsweise von einem dieser Wochenblätter, das zum Sonn abend abend in einer Auslage von gegenwärtig 1^ Millionen Exemplaren erscheint, bekannt ist, datz es einer Anmeldung von vielen Monaten vorher bedarf, um eine freie Jnseratenseite zu erhalten, und daß man außerdem der Geschäftsleitung der Zeit schrift Bankrefercnzen und andere Empfehlungen als Beweis für die Güte der inserierenden Firma und des anzuzeigenden Fabri kates beibringen muß. Zu alledem beträgt dann der Preis für di« Jnseratenseite 7090 Dollar, wozu noch die Kosten für die sehr oft künstlerisch wertvoll« Zeichnung des Jnseratendildes kommen. Der starke Andrang zu derartigen Blättern ist begreiflich, weil sie und mit ihnen die Inserate in die Hände eines sehr großen Teiles der amerikanischen Familien auch draußen in den kleinen Städten, Farmen und Siedlungen des Riesenlandes gelangen, die sonst für Reklamezwecke schwer zu erfassen sind. Denn nicht viele Ge schäftsleute besitzen die Organisation und das Adressenmaterial der Gebrüder Rosenwald, die für Ihr Haus, das größte Versand- Warenhaus der Staaten und wohl der Welt, jährlich 1 bis 2 Mil lionen Kataloge in das Land hinausschicken und dann mit der Post auf Bestellung entsprechend der Katalognummer alles, was nur fabriziert wird, von der fertigen Wohnungseinrichtung und dem Automobil bis zum kleinsten Gebrauchsgegenstand des Far mers in Wild-West prompt liefern. Aber die Reklame weitz nicht nur in den Zeitungen und Zeit schriften das Publikum zu packen. Kommt der Fremde in New Uork an und geht in ein großes Hotel, so bekommt er tagelang mit jeder Post Briese von Firmen, die ihn zur Besichtigung ihrer Lokalitäten und ständigen Ausstellungen emladen, die ihre Ver mittlungen für Finanzaktionen, Transporte, Versicherungen usw. anbieten, und bei mir erschien sogar ein Mann im Austrage eines kleinen Bankgeschäftes, der den Ehrgeiz hatte, mir deutsche Stadt anleihen zu verkaufen! Wacht man des Morgens aus, so liegt bereits, durch die Tür geschoben, eins der allergrößten New Doc ker Morgenblätter im Zimmer, versehen mit einem kleinen Klebe zettel, auf dem uns gleich die Wort« entgegenleuchten: »Guten Morgen! Das ist Ihre Zeitung, mit den besten Grützen vom L-Hotel!« Das ist also die erste Reklame, und zwar für die Zei tung, die man behaglich im Bett liest und an die sich der Fremde während seines New Dorler Aufenthalts aus diese Weise gewöhnt. Insbesondere fühlt sich natürlich ein kleiner Farmer oder Ge schäftsreisender aus weltentleg-enen Orten angenehm umsorgt und auch ein wenig geschmeichelt, daß man gleich morgens nach dein ersten Gähnen bei ihm das Bedürfnis für geistige Nahrung und noch dazu nach einem der ersten politischen Blätter als selbstver ständlich voraussetzt. Die zweite Reklame ist für das Hotel. Ein mal verpflichtet es sich, wie 'gesagt, indirekt den Gast, und sodann bringt regelmäßig derselbe kleine Zettel, der einem so fröhlich S22 »Guten Morgen« wünscht, eine sehr eindringliche Mahnung an den Hotelgast, seine verschiedenen Mahlzeiten nur im Hotel selbst «inzunehmen, wo er um diese und jene Stunde in diesen und jenen Sälen und Grillrooms alles haben könne, was sein Herz begehrt. Kommt man vom Hotel auf die Strotze, so sieht man aber erst richtig, was Reklame in Amerika bedeutet. An fast allen Häusern leuchten uns in gut abgcstimmten Farben gewaltige Pla kate entgegen. Die meisten Dächer der mittelgroßen und kleineren Häuser tragen diese Plakatschilder, die des Abends durch eine Reihe kleiner elektrischer Scheinwerfer, di« an eisernen Stangen vor den Plakaten balancieren, strahlend hell erleuchtet werden und so Tag und Nacht ununterbrochen in Wirksamkeit sind. Vielfach erreichen diese Plakatschilder «ine solche Höhe, daß kleinere Häu ser gleichsam aufgestockt erscheinen und um das Doppelte, ja manchmal um noch mehr ihrer natürlichen Ausmaße erhöht sind. Des Abends beginnt in den großen Städten eine phantastisch bunte Lichtreklame. In den großen New Uorker Straßen ist in einem Umkreis« von vielen Quadratkilometern ein Leuchten, Flim- mern, Glitzern und Strahlen von hypnotisierender und hinreißen der Wucht und Großartigkeit. In einer Straße hat es den An schein, als ob ein riesenhaftes, frei in der Lust schwebendes, aus Glühbirnen gebildetes Automobil mit großer Geschwindigkeit direkt auf uns zueilte; so täuschend vermögen die wie rasend sich drehenden Räder die Jllrrsion der tatsächlichen Bewegung vorzu spiegeln. An einer anderen Stelle steht «in Tiger von der Höhe und Länge allein eines mittleren Hauses, und dieses glühende Tier bewegt mit seiner ruhelos aus- und niederschwingenden Tatze ein kolossales Glühbirnenrad, in dem sich der Name einer be kannten Zigarettenfabrik dreht. Haushohe Gläser mit schäumen dem Wein, strampelnde Hampelmänner, die zuckenden Licht- ankündigungen der Hunderte von Kinematographentheatern, Restaurants, Hotels und Warenhäuser, alles dazu ständig in rotie render und wirbelnder Bewegung, tauchen in allen denkbaren Farben auf. Eine ganz neue Art der Straßen-Lichtreklame — schnell fortlaufende Reilameanzeigen eines großen Warenhauses, die von der gegenüberliegenden Straßenseite nach Lichtbildart aus die Reklameflächen projiziert werden — vermehrt noch die Viel gestaltigkeit in diesem Chaos/ Ob diese ungeheuren Ausgaben sich finanziell lohnen — diese Frage vermag ich nicht ohne wei teres zu beantworten, aber ich glaube fast, datz die Lichtreklame in den großen Städten heute schon eine so gewaltige Ausdehnung angenommen hat, datz sie sich gegenseitig durch ihre Massenhaf- tigkeit beinahe aufhebt. Nur in den doch verhältnismäßig selte nen Fällen von außerordentlicher Schönheit und Neuheit der Er findung kommt es zu wirklich bleibenden Eindrücken, also zu dem eigentlichen Zweck der Reklame, bei dem lichtflutgeblende ten Bescharier. Das hindert aber nicht, datz dieses lichtzuckende nächtliche Stratzenbild, dies« Orgie von kunstvoll gebändigten, springenden, hüpfenden, sich drehenden Feuerschlangen und Kra tern, etwa vom 20. Stockwerk oder vom Dachgarten eines großen Hauses betrachtet, ein unvergeßlicher Genuß ist. Alle Verkehrsmittel selbstverständlich sind von oben bis unten mit Reklameanzeigen vollgestopft. Der Ton der Anzeigen ist oft recht naiv, eben auf allerweiteste Kreise in seiner Wirkung berech net. So fängt eine Dattelimportfirma, die ihre Packungen unter der Dromedarmarke verkauft und nun eine kleinere neue Packung durch Reklame 'bekanntmachen will, diese Anzeige mit den Worten an: »vromsckaix uov bas L littls brotbsr« («Das Dromedar hat nun ein kleines Brüderchen bekommen«). Sehr beliebt und reklame- technisch zweifellos geschickt ist die regelmäßige Durchführung eines bestimmten Reklamesatzes, sozusagen eines Kennwortes, durch alle verschiedenen, meist doch jahrelang gehenden Reklamen einer Firma für ihr« Fabrikate. Die obengenannte Dattelfirma z. B. wird alle ihre Plakate verschiedenster Art zuoberst immer mit dem Satz versehen: »I-st's Kava a ckatsl« (»Wir wollen eine Dattel haben!«). Ein Satz, den der richtige Amerikaner dazu nicht ohne ein verständnisinniges Grinsen lesen kann. Denn »Oats« bedeutet auch im »Stanz« «ine Verabredung, ein kleines galantes Ren dezvous, ruft also geschickt vergnüglich« Erinnerungen wach. Eine Kasfeefirma schreibt stetst »It's tks best I svsi tastsck!« (»Es ist der beste, den ich jemals gekostet habe!«). An diese Kennworte gewöhnt sich das Publikum, das in den Bahnen Zeit genug zum
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